2424/J-BR/2006

Eingelangt am 25.07.2006
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ANFRAGE

 

 

der Bundesräte Gabriele Mörk

und GenossInnen

an den Bundeskanzler

betreffend mangelnde Information der KonsumentInnen über die digitale Umstellung des ORF

 

Am 20. und 21.7.2006 erschienen folgende Artikel zu diesem Thema in der Tageszeitung „Kurier“:

 

 

Millionen Österreicher müssen TV-Gerät aufrüsten

 

ORF kommt ab Herbst digital / Der Empfang ist künftig nur noch mit 100 Euro teurem Zusatzgerät möglich

 

   Für mehr als drei Millionen Österreicher könnte ab Frühjahr 2007 der Bildschirm schwarz bleiben. Dann beginnt der ORF damit, sukzessive das analoge Sendesignal abzuschalten. Das bedeutet: Zuseher, die die Programme des Österreichischen Rundfunks über Hausantenne empfangen, müssen bis dahin auf die neue, digitale Technik umgestiegen sein. Denn für das digitale Signal, genannt DVB-T (Digital Video Broadcasting - Terrestrial), benötigt man entweder ein Zusatzgerät, die so genannte Set-Top-Box, oder einen neuen Fernseher, bei dem das DVB-T-Modul bereits integriert ist. Die meisten Zuschauer werden aus Kostengründen wohl ihr Fernsehgerät mit einer Set-Top-Box ausstatten. Doch sind diese Geräte nicht unbedingt billig - und vor allem das ältere und technisch wenig versierte Fernsehpublikum wird mit der Umstellung seine Probleme haben.

 

   AB OKTOBER

 

   Etwa 11 Prozent der Bevölkerung empfängt ORF und ATV über die Hausantenne, also "terrestrisch". Hinzu kommen laut Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) noch 29 Prozent der österreichischen Haushalte, die über eine analoge Satelliten-Anlage verfügen. Diese müssen ebenso das ORF-Signal über Antenne ins Wohnzimmer holen. Der Rest der Zuseher verfügt entweder über einen Kabel-TV-Anschluss oder eine digitale Sat-Anlage und ist daher nicht auf DVB-T angewiesen.

 

   Am 26. Oktober startet nun der ORF offiziell mit DVB-T in allen Landeshauptstädten und Ballungsräumen. Die Zuseher werden ab dann in den Komfort des digitalen Fernsehens kommen und ein klares Bild ohne "Rauschen", "Schnee" oder "Geisterbilder" sowie eine Reihe von multimedialen Zusatzservices empfangen können.

 

   Der Nachteil: So einfach wie bisher wird man in Zukunft nicht mehr fernsehen können. Zwar wird das Signal auch bei DVB-T über die Hausantenne eingespeist, in manchen Fällen wird man diese aber neu justieren müssen. Mit einer "Zimmerantenne" hat man schlechte Chancen DVB-T störungsfrei zu empfangen. Und ohne Set-Top-Box läuft gar nichts.

 

   ZUSATZGERÄT

 

   Ab September wird es in den österreichischen Elektrofachmärkten Set-Top-Boxen für DVB-T zu kaufen geben. Die ersten 100.000 Käufer eines solchen Digital-Receivers (sowie alle Gebühren-befreiten Haushalte) erhalten 40 Euro von der RTR zurück. Voraussetzung: Man muss seinen Fernseher angemeldet haben und außerdem eine Set-Top-Box erwerben, die vom TÜV Austria zertifiziert und mit einem entsprechenden Pickerl gekennzeichnet ist. Zwischen 100 und 150 Euro sollen diese Geräte kosten.

 

   Kritik an der DVB-T-Umstellung kommt von der Arbeiterkammer. Ihrer Meinung nach sollten alle Empfangs-Boxen gefördert werden, nicht nur jene mit Zertifikat. Zudem verlangt die AK eine kostenlose Hotline. Für die derzeitige Info-Nummer für die Einführung von Digital-TV (Tel.: 0820 420 420) bezahlt man 12 Cent pro Minute.

 

   Die gute Nachricht: Laufende Kosten fallen für DVB-T nicht an. Laut Sebastian Loudon, assistierender Geschäftsführer der RTR, wird die Abstrahlung der Programme über das digitale terrestrische Netz "frei und unverschlüsselt" sein.

 

 

So steigt man auf das digitale Fernsehen um

 

DVB-T: Was man benötigt, und welche Lösungen bereits erhältlich sind

 

   Wie in der gestrigen Ausgabe des KURIER berichtet, wird der ORF ab Oktober sein terrestrisches Programm schrittweise auf Digital-TV umstellen. All jene Österreicher, die Fernsehen bisher über die Hausantenne empfangen haben, müssen ihr Wohnzimmer "digital nachrüsten". Der KURIER erklärt die verschiedenen Methoden, wie man das ORF-Programm über den neuen Sendemodus DVB-T empfangen kann.

 

   SET-TOP-BOX

 

   Die meisten Zuseher werden wohl den einfachen Weg wählen und sich eine Set-Top-Box anschaffen. Dieses Zusatzgerät in der Größe eines Videorekorders wird mit der Antenne verbunden, bereitet das digitale Signal auf und schickt es weiter an den Fernseher. Vorteil dieser Methode: Man muss keinen neuen Fernsehapparat kaufen, die Kosten einer Set-Top-Box liegen zwischen 100 und 150 Euro.

 

   Die ersten 100.000 Käufer einer derartigen Box erhalten von der Rundfunk und Telekom Regulierungs GmbH (RTR) einen Gutschein über 40 Euro. Allerdings werden nur jene Geräte gefördert, die den so genannten Multimedia Home Plattform-Standard (MHP) erfüllen. Dieser ist eine Art "erweiterter Teletext", der zusätzlich zum Fernsehsignal multimediale Dienste verarbeitet. Nachteil der Set-Top-Box: Man benötigt, ähnlich wie beim Satelliten-Fernsehen, immer zwei Fernbedienungen.

 

 

 

   INTEGRIERT

 

   Es gibt bereits auch Fernseher, die ein integriertes DVB-T-Modul besitzen. Jedoch sind erst wenige derartige Modelle, wie etwa Sonys LCD-Reihe (ab 1000Euro) oder der Plasma-Apparat 42PF9631D von Philips (ca. 2000 Euro), am Markt. Mit der Einführung von DVB-T in Österreich wird es in Zukunft sicher eine weitaus größere Auswahl geben, daher sollte man mit dem Kauf noch warten. Eine andere Möglichkeit besteht darin, sich einen DVD- bzw. Festplatten-Recorder anzuschaffen, der DVB-T empfangen und gleichzeitig auch aufnehmen kann - wie etwa der Panasonic DMR-EX75EG-S (ca. 580 Euro) oder Musteks DVD-R100LD (ca. 240 Euro).

 

   TV-STICK

 

   Interessanterweise sind vor allem die Hersteller von Computerperipherie früh auf den digitalen TV-Zug aufgesprungen. Die Palette an internen und externen Lösungen für PCs und Notebooks ist entsprechend groß. Einerseits kann man TV-Karten in den Rechner einbauen. Bequemer ist allerdings eine USB-Lösung. Hier steckt man einfach einen Stick in den USB-Port, verbindet ihn mit der mitgelieferten Zimmerantenne und installiert die beigepackte Software. Nach einigen Schwierigkeiten (siehe Kasten) ist das neue Digital-TV passabel zu empfangen.

 

   ANTENNE

 

   Damit die DVB-T tauglichen Geräte überhaupt ein DVB-T Signal empfangen können, ist eine Hausdachantenne Pflicht. Experten raten daher, diese zwecks Qualitätssteigerung von einem Fachmann neu justieren zu lassen. Hat man hingegen

keinen Zugriff auf solch eine Großantenne, bleibt als Alternative nur eine DVB-T taugliche Zimmerantenne. Wegen der geringen Empfangsleistung ist allerdings mit Bildstörungen zu rechnen.

 

 

Gebührenfrei: Bei Digital-Verzicht

 

   Ersparnis Allein der Besitz eines TV-Geräts verpflichtete bisher zur Zahlung der ORF-Rundfunkgebühr. Mit der Abschaltung des analogen Signals kann man dem entgehen. Wer kein DVB-T taugliches Empfangsgerät besitzt, ist laut Herbert Denk vom GIS gebührenbefreit. Wer auf den digitalen ORF verzichtet, kann jährlich bis zu 262 Euro einsparen.

 

 

Seit diesem Zeitpunkt wurden die anfragestellende Bundesrätin und eine Reihe von KollegInnen im Nationalrat und Bundesrat von BürgerInnen kontaktiert, die sich äußerst enttäuscht und unzufrieden mit der Informationspolitik der Österreichischen Bundesregierung und des ORF zu diesem Thema zeigten. Ein Blick durch die Artikel bestätigt dieses Gefühl. Einige Schlagworte:

 

Millionen Österreicher müssen TV-Gerät aufrüsten.

 

Empfang ist künftig nur mehr mit 100 Euro teurem Zusatzgerät möglich.

 

Für mehr als 3 Mio. Österreicher könnte ab Frühjahr 2007 der Bildschirm schwarz bleiben.

 

Doch sind diese Geräte nicht unbedingt billig – und vor allem das ältere und technisch wenig versierte TV-Publikum wird mit der Umstellung seine Probleme haben.

 

So einfach wie bisher wird man in Zukunft nicht mehr fernsehen können.

 

Die ersten hunderttausend Käufer eines Digital Receivers erhalten 40,- Euro von der RTR (Rundfunk und Telekom Regulierungs GmbH) zurück.

 

Man soll momentan keine Fernseher kaufen.

 

Hat man keinen Zugang auf eine Großantenne, bleibt als Alternative nur eine DVB-T-taugliche Zimmerantenne. Wegen der geringen Empfangsleistung ist allerdings mit Bildstörungen zu rechnen.

 

Wer auf den digitalen ORF verzichtet, kann jährlich 262,- Euro einsparen.

 

Nach den Bestimmungen des Bundesministeriengesetzes ist der Bundeskanzler für Angelegenheiten des Hörfunks und des Fernsehens zuständig, soweit sie nicht in die Zuständigkeit des BMVIT fallen.

 

Die unterzeichneten Bundesräte richten daher an den Bundeskanzler nachstehende

 

 

Anfrage:

 

1.             Warum haben Sie keine ausreichenden Anstrengungen unternommen, um als zuständiges Regierungsmitglied die ÖsterreicherInnen über diese Umstellung zu informieren?

2.             Warum haben Sie keine Gespräche mit dem ORF geführt, damit dieser seiner Informationspflicht gegenüber seinen KundInnen nachkommt?

3.             Nach welcher Zeitplanung wird die Umstellung in Österreich mit welchen Etappen erfolgen, wann wird sie abgeschlossen sein?

4.             Wie viele ÖsterreicherInnen sind gegenwärtig davon betroffen (Zitate: Millionen Österreicher müssen TV-Gerät aufrüsten. Für mehr als 3 Mio. Österreicher könnte ab Frühjahr 2007 der Bildschirm schwarz bleiben.)?

5.             Welche Zusatzgeräte eignen sich für eine Umrüstung?

6.             Warum müssen die Zusatzgeräte von TÜV Austria zertifiziert sein, um eine Rückzahlung von 40,- Euro zu erhalten?

7.             Warum erhalten nur hunderttausend Käufer eine Rückzahlung von 40,- Euro?

8.             Was werden Sie unternehmen, damit gerade ältere und technisch weniger versierte ZuseherInnen keine Umstellungsprobleme haben?

9.             Wie beurteilen Sie die Empfehlung, gegenwärtig keine Fernsehgeräte zu kaufen?

10.         Fällt bei Verzicht auf digitalem ORF-Empfang keine ORF-Gebühr mehr an?
Wenn ja, ab wann?

11.         Welche darüber hinaus gehenden Informationen können Sie den ORF-KonsumentInnen betreffend die Umstellung auf digitalen ORF erteilen?