2427/J-BR/2006
Eingelangt am 25.07.2006
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Bundesräte Wiesenegg
und GenossInnen
an den Bundesminister für Finanzen
betreffend Konzeptentwurf des Bundesministeriums für Finanzen zur Erhöhung der Abgaben
für Wasserkraftwerke
In den heutigen Zeitungen waren folgende Berichte zu diesem Thema zu lesen:
"Der Standard" vom 25.07.2006 Seite: 17
Ressort: Wirtschaft
Bundesländer, Abend, NÖ, Bundesländer, Morgen
Streit um Steuer auf Wasserkraft Landeshauptleute kontern Grasser
Wien - Nach Angaben der
Landeshauptleute Oberösterreichs und Vorarlbergs, Josef
Pühringer und Herbert Sausgruber (beide VP), gibt es im Finanzministerium
Pläne, die
Wasserkraft höher zu besteuern. Beide lehnen dieses Vorhaben vehement ab.
Pühringer
sprach
am Montag in einer gemeinsamen Aussendung der zwei Landeshauptleute von einer
"absolut inakzeptablen
Geldbeschaffungsaktion des Ministeriums auf Kosten der Länder".
Laut Pühringer und Sausgruber
beabsichtigt das Finanzministerium die Nutzung von
Flächen
des öffentlichen Wassergutes zusätzlich zu belasten. Bisher wird eine
Jahrespacht
eingehoben, deren Höhe sich nach der in
Anspruch genommenen Bodenfläche eines
Kraftwerks richtet. Das neue Modell soll sich nun aber nicht mehr an der
Bodenfläche,
sondern am Erlös der Anlagen orientieren.
Laut Sausgruber wären die Mehrkosten beträchtlich und
würden allein für die Illwerke
Montafon und die Vorarlberger Kraftwerke (ohne die Region Walgau) eine Million
Euro
ausmachen.
"Unsere Wasserkraft befindet sich
im Wettbewerb mit der Atomkraft und fossilen
Energieträgern
und durch die EU-Wasserrahmenrichtlinie unter zusätzlichem Kostendruck.
Weitere einseitige Belastungen der
Wasserkraft werden daher strikt abgelehnt." (APA)
"Tiroler
Tageszeitung" Nr. 170- TU vom
25.07.2006 Seite: 10
Ressort: Wirtschaft
Grasser will Länder bei Wasserkraft anzapfen
Das Finanzministerium plant neue Belastungen für die
Wasserkraft. "Spürbar teurer" würde
das den Strom in Tirol machen, sagt
Tiwag-Chef Wallnöfer.
INNSBRUCK/WIEN (wer). Eine Million Euro
pro Wasserkraftwerk und Jahr sollen schon
bald
in den Topf von Karl-Heinz Grasser fließen, schlugen gestern die
Landeshauptleute von
Oberösterreich und Vorarlberg, Josef
Pühringer und Herbert Sausgruber, Alarm. Der
Finanzminister plant neue Abgaben für die Nutzung von
öffentlichen Wasserflächen. Künftig
sollen statt einer bisher
vernachlässigbaren Jahrespacht dann Gelder abhängig vom Erlös
der einzelnen Anlagen abfließen.
"Der Bund will sich hier als Mitunternehmer einschleichen",
sagt Tiwag-Vorstand Bruno
Wallnöfer. Derartige Abflüsse
stünden nur dem zu, der auch investiere.
"Ein Kuckucksei"
"Das ist die Chuzpe an der Sache.
Der Bund als Verpächter schlüpft in die Rolle des
Beteiligten
- wie ein Kuckucksei", ärgert sich Wallnöfer. Er erklärt,
die Tiwag würde das neue
Modell mehrere Millionen Euro kosten,
"die man direkt auf den Strompreis abwälzen
müsste". Den Standort- und Wasserkraftvorteil Tirols
würde der Vorschlag zunichte machen,
der Strompreisvorteil ginge verloren. Für die Konsumenten käme es im
Fall einer Einführung
zu einer "spürbaren"
Verteuerung.
Gemeinsam mit Herwig van Staa will
Wallnöfer vehement gegen die Grasserschen
Wasserkraftpläne
vorgehen. "Der Landeshauptmann ist wie ich ein Hardliner. Über eine
Nachziehung der bestehenden Pacht
können wir reden, über diesen brutalen
Methodenwechsel nicht."
Schluss mit schenken
Eine "Angleichung an
marktwirtschaftliche Verhältnisse, die schon lange hintansteht",
nennt den Plan des Finanzministers dessen Sprecher, Manfred Lepuschitz. Es
ginge nicht
darum, eine neue Steuer einzuführen, sondern den bisher
vernachlässigbar geringen
Pachtzins auf ein angemessenes Niveau zu bringen. "Denn dass der Bund sein
Eigentum
nicht
herschenken darf, schreibt schon das Haushaltsrecht vor", erläutert
Lepuschitz. Bislang
existiere ein nur Konzeptentwurf, ein Datum
für das Inkrafttreten stehe noch nicht fest.
Bodner: "Frechheit"
Hannes Bodner entsetzt dieses Wiener Ansinnen. "Es ist
vollkommen wurscht, wie das
genannt wird, ob Steuer oder
Pachtzinsanhebung," ärgert sich der Tiroler
Wirtschaftslandesrat. Eine inakzeptable Geldbeschaffungsaktion sei es allemal.
"Das ist
einfach eine Frechheit. Wir sind damit nicht einverstanden", betont
Bodner. Mit dem Land
Tirol seien die Pläne Grassers in
keiner Weise akkordiert, hält er fest.
1 Mio. Euro pro Kraftwerk soll künftig in Grassers Topf
fließen. Wallnöfer: "Den
Wasserpreisvorteil vernichten."Foto:
APA/Fischer
Da es sich bei diesem
Thema, wie die Reaktionen der Landeshauptleute zeigen, um eine
äußerst sensible Angelegenheit für die Bundesländer
handelt, richten die unterzeichneten
Bundesräte an den Bundesminister für
Finanzen nachstehende
Anfrage:
1.
Wie lautet der
von Ihrem Pressesprecher Manfred Lepuschitz in der Öffentlichkeit
bestätigte Konzeptentwurf zur
Änderung der Bemessung der Abgaben bzw. der
Pachtzinse für Wasserkraftwerke?
2. Wie stehen Sie als Finanzminister zu diesem Konzeptentwurf?
3.
Welche
Gespräche wurden mit den Vertretern der Bundesländer dazu
geführt und was
war das Ergebnis dieser Gespräche?
4.
Auf welcher Rechtsgrundlage ist das Finanzministerium für die
Verhandlung von
Pachtverträgen über die Nutzung des öffentlichen Wasserguts
zuständig?
5.
Welche
Zuständigkeit kommt dabei dem Bundesministerium für Land- und
Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
zu?
6.
Welche Kosten
würden für die einzelnen Betreiber von Wasserkraftwerken nach diesem
Konzeptentwurf entstehen (bitte
aufgeschlüsselt nach Wasserkraftwerken)?
7. Wann soll dieser Konzeptentwurf realisiert werden?
8.
Welche
Auswirkungen würden sich daraus für die Strom-KonsumentInnen und
für die
Wirtschaft (insbes. KMU) ergeben)?