2645/J-BR/2008

Eingelangt am 08.10.2008
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Anfrage

der BR Bettina Rausch, Martina Diesner-Wais, Martin Preineder, Walter Mayr,
Kolleginnen und Kollegen

an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie

betreffend Kosten der Zugfahrten für Schüler der bikulturellen Handelsakademie Retz

Bereits seit dem Jahr 1991 besteht in Retz (NÖ) die „Bikulturelle Handelsakademie“. In Hinblick auf ein bikulturelles Lernen werden gemischte Klassen (ca. 13 österreichische und ca. 13 tschechische Schülerinnen und Schüler) gebildet. Da die Unterrichtssprache Deutsch ist, müssen die tschechischen Schülerinnen und Schüler gute Kenntnisse in dieser Sprache aufweisen. Für die tschechischen Schülerinnen und Schüler tritt an Stelle des Pflichtgegenstandes Deutsch Tschechisch (Muttersprache).

Mit diesem Bildungsprojekt werden die Möglichkeiten und Chancen, die ein grenznaher Schulstandort bietet, optimal genutzt, etwa durch intensives Lernen der Sprache des Nachbarlandes in einem bikulturellen Umfeld, das Kennenlernen der Denk- und Lebensweise der Schülerinnen und Schüler aus dem jeweiligen Nachbarland, Förderung von freundschaftlichen Beziehungen über die Grenze hinweg und besondere Befähigung zur Zusammenarbeit mit dem Nachbarland auf kulturellem und wirtschaftlichem Gebiet nach der Reife- und Diplomprüfung.

Derzeit besuchen etwa 40-50 tschechische Schülerinnen und Schüler die bikulturelle Handelsakademie Retz, aber auch die HLT Retz hat tschechische Schülerinnen und Schüler. Diese pendeln täglich auf der Strecke Znojmo - Retz - Znojmo (einfache Strecke 13 km). Mittlerweile nutzen bereits etwa zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler täglich das Auto (vorwiegend in Fahrgemeinschaften), da sie sich nach eigenen Angaben die Benützung der Bahn nicht leisten können oder wollen.

Die Kosten für die Bahnfahrt belaufen sich dafür auf € 30,00 für eine Monatskarte (diese kann nur in Österreich gekauft werden) bzw. CKR 308,00 - umgerechnet ca. 12,6 EUR - für eine Wochenkarte (letztere kann nur in der Tschechischen Republik gekauft werden).

Versuche der Schule, insbesondere des Schulleiters, in der Vergangenheit einen günstigeren Tarif zu erreichen, scheiterten an der geringen Konsensbereitschaft der österreichischen und tschechischen Bahn.

Im Sinne einer guten Fortführung der schulischen und allgemein nachbarschaftlichen Beziehungen im Grenzraum Österreich - Tschechische Republik und eines weiteren Erfolges der bikulturellen Handelsakademie als grenzüberschreitende Bildungsdrehscheibe, sind leistbare öffentliche Verkehrsverbindungen, gerade für die betroffenen jungen Menschen, von großer Bedeutung. Letztlich geht dabei auch darum, den öffentlichen Verkehr als echte Mobilitätsalternative für junge Menschen - egal, ob diese bereits eine Lenkerberechtigung haben oder nicht - zu positionieren.

 

 

Die unterzeichneten Bundesrätinnen und Bundesräte stellen daher an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie folgende

Anfrage

1)       Sind Ihrem Ressort entsprechende Bemühungen der HAK Retz bekannt? Wenn ja, seit wann?

2)   Was hat Ihr Ressort zur Unterstützung dieses Anliegens bereits unternommen?

3)   Was werden Sie unternehmen, um eine Kostenreduktion für die Schülerinnen und Schüler zu erreichen?

4)   Worin liegt die ablehnende Haltung der ÖBB zu einer Unterstützung der bikulturellen Handelsakademie begründet?

5)   Gibt es - in anderen Grenzregionen Österreichs - bereits entsprechende (Ausnahme-) Regelungen, insbesondere für Schülerinnen und Schüler? Wenn ja, welche?

6)   Wie beurteilen Sie die Chance mit den tschechischen Staatsbahnen einen entsprechende Einigung zu erzielen?