2684/J-BR/2009
Eingelangt am 28.05.2009
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Bundesrätin
Kerschbaum, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister
für Gesundheit
betreffend Qualitätssicherung des (nieder)österreichischen Trinkwassers
Der Mensch
besteht zu 63 % aus Wasser. Das wichtigste Grund-Lebensmittel ist
daher das
Trinkwasser, weshalb die Versorgung mit sauberem Trinkwasser ein
zentrales Thema für die Politik darstellen muss.
Doch immer wieder kommt es zu Problemen mit der Trinkwasserqualität:
Zuletzt machten erhöhte Uran-Werte im Retzer Trinkwasser die
Schlagzeilen. Aber
auch erhöhte Belastungen des Wassers durch
Dünge- und Spritzmittel aus der
Landwirtschaft sind gerade im Marchfeld immer wieder Thema. In Deutsch Wagram
gab es zuletzt heftige Diskussionen wegen
massiv überhöhter Werte von
Desphenyl-
Chloridazon.
Beim Auftreten von erhöhten Schadstoffbelastungen im Trinkwasser
wird meist die
Schadstoffbelastung durch Beimischung von
unbelastetem Wasser kompensiert statt
ihre Ursache zu bekämpfen.
Auch die
regelmäßige Information der VerbraucherInnen über die
Trinkwasserqualität beschränkt sich im Großen und Ganzen auf
Grenzwertüberschreitungen - darunter
liegende Messwerte werden zwar gemessen
aber nicht veröffentlicht. Dies führt einerseits zu Verunsicherung bei
VerbraucherInnen (die dann oft „sicherheitshalber"
zum Mineralwasser greifen) und
verhindert
andererseits oft, dass schon frühzeitig
Schutzmaßnahmen getroffen
werden. Qualitätssicherung des Trinkwassers würde voraussetzen, dass auch
Mengen unter dem Grenzwert und Entwicklungstendenzen beobachtet werden.
Um die
Qualität des österreichischen
Trinkwassers nachhaltig zu sichern, wäre
es daher nötig:
•
die
Informationen über die Trinkwasserqualität in den Gemeinden
(Messungen) zusammenzufassen und klar und übersichtlich
darzustellen (z.B.
adäquat zum Gewässerbericht
des Umweltministeriums) - um daraus
rechtzeitig Schlüsse für notwendige Schutzmaßnahmen zu ziehen. (Uns ist
derzeit keine bezirksweise, länder-
bzw. bundesweite Übersicht über die in
Verkehr gebrachten Trinkwässer
bekannt.)
•
die Trinkwasserverordnung und Mineralwasserverordnung sind aktuell an
die
neuen
wissenschaftlichen Erkenntnisse anzupassen. (So gibt es
beispielsweise bislang keinen Grenzwert für Uran.)
•
bei auftretenden Schadstoff-Belastungsproblemen sind strikte Maßnahmen zu
verordnen. Dies gilt
auch und besonders für die die Landwirtschaft, da das
Pestizid- und Nitratproblem nahezu ausschließlich durch die Landwirtschaft
bewirkt
werden. „Zurechtzumischen" darf nur eine enge und zeitlich
befristete
Lösung
darstellen.
Für Grund-,
Fließgewässer und Seen gibt es alle 3 Jahre
(zuletzt 2006) einen
umfassenden Bericht
des Umweltbundesamtes
(http://www.umweltbundesamt.at/umweltschutz/wasser/wgev/jb2006/). Aus diesem
Bericht
können
Entwicklungen abgelesen werden um rechtzeitig Maßnahmen
setzen
zu können. Jedoch sind diese Gewässer nicht mit jenen ident, die für die
menschliche Nutzung, speziell für
die Trinkwassernutzung, von Bedeutung sind.
Trinkwasserquellen sind daher im Gewässerschutzbericht
aber nicht mit untersucht.
Für die bundesweite Erhebung und öffentliche Berichtslegung von
Trinkwasserqualität gibt es keine mit dem Gewässerschutzbericht vergleichbare
umfassende Betrachtung. Dementsprechend werden Probleme zu spät erkannt und
ungenügende Maßnahmen
getroffen.
Die unterfertigten BundesrätInnen stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. Liegt Ihnen ein
umfassender Überblick über die
Qualität der
Trinkwasserquellen in
Österreich vor?
1. Wenn ja: Wie
hat sich die Qualität des Trinkwassers in Österreich,
insbesondere in den einzelnen Bezirken bzw., so vorliegend, nach
Trinkwasserversorgern unterschieden, speziell seit dem Jahr 2000
entwickelt?
2.
Wenn ja: Welche Parameter haben sich positiv bzw. negativ entwickelt
-
gereiht nach Trinkwasserversorgungsgebieten bzw. in welcher
Aggregierung auch
vorliegend?
3.
Wenn nein: aufgrund welcher Informationen können Sie die
Qualität
des Österreichischen Trinkwassers (die ja in
Ihren
Zuständigkeitsbereich fällt) überprüfen und gewährleisten?
2.
Würde ein flächendeckender Bericht über die
Entwicklung der Qualität der
österreichischen Trinkwasserquellen
Entscheidungen und
Maßnahmensetzung zum Schutz des
Trinkwassers erleichtern?
3.
Können Sie sich vorstellen, einen derartigen
Bericht erstellen und
veröffentlichen
zu lassen- und wie hoch würden Sie den dafür nötigen
Aufwand
(Zusammenfassung der vorhandenen Messdaten) einschätzen?
4.
In welcher Form wird überprüft, ob
Trinkwasserversorger ihrer
Informationspflicht
It. Trinkwasserverordnung nachkommen?
1. Ist Ihnen
bekannt, in wie vielen Gemeinden Österreichs Informationen
über die Trinkwasserqualität nicht im Internet abrufbar sind?
2.
Würde eine verpflichtende Veröffentlichung
der Messergebnisse im
Internet die
Konsumentensicherheit bei Trinkwasser erhöhen?
5.
Welche Möglichkeiten hat das BMG, beim Auftreten
von
Grenzwertüberschreitungen von Schadstoffen
im Trinkwasser Maßnahmen
zum Schutz des Wassers zu verordnen und wie
kann die Wirksamkeit solcher
Maßnahmen überprüft werden?
6.
Werden neu zugelassene Pflanzenschutz- und Düngemittel in
die Liste der zu
untersuchenden Parameter It. Trinkwasserverordnung berücksichtigt?
In
welcher Form und wie
läuft diese Berücksichtigung ab?
1. Die Trinkwasserverordnung stammt aus dem Jahr
2001 und wurde
2006
und 2007 geringfügig angepasst. Die Anzahl der in Österreich
zugelassenen
Pflanzenschutzmittel hat sich in dieser Zeit etwa
verdoppelt. Welche Stoffe wurden seit 2001
neu in die Liste der zu
untersuchenden Stoffe aufgenommen?
7. Wie stellen Sie
sicher, dass neue wissenschaftliche Erkenntnisse,
beispielsweise die Gesundheitsgefährdung von Uran im Trinkwasser in die
Liste der zu überprüfenden
Parameter der Trinkwasserverordnung
aufgenommen wird? Wenn ja - in welcher Form läuft diese
Berücksichtigung
ab?
1. Ab wann
werden österreichische Trinkwasserquellen auch auf ihren
Urananteil
untersucht?
2.
Wann werden Sie einen Grenzwert für das Schwermetall
Uran im
Trinkwasser per
Verordnung festlegen?
3.
Wann werden alle (größeren) österreichischen
Trinkwasserquellen
zumindest 1 x auf
Ihren Urananteil untersucht sein?
8. In einer Studie der Universität Frankfurt
(http://www.umweltjournal.de/fp/archiv/AfA
gesundheit/15400.php) wurde in
einem Großteil der
untersuchten Wässer hormonelle Belastungen festgestellt,
die vermutlich aus
der Verpackung (Kunststoffflaschen) stammen. Ist Ihnen
diese Studie bekannt und gibt es
vergleichbare Untersuchungen
österreichischer Mineralwässer und deren Verpackungsgebinde? Welche
Maßnahmen ergeben sich aus diesen
Untersuchungen?