2777/J-BR/2010
Eingelangt am 25.11.2010
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möglich.
Anfrage
der Bundesräte Walter Temmel
Kolleginnen und Kollegen
an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie
betreffend Pinkatal-Bus
Seit
dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist der Bezirk Güssing der
einzige Bezirk
Österreichs ohne
Eisenbahnanschluss. Er verfügt
zudem über keinen Kilometer
Autobahn oder Schnellstraße, es gibt
nicht einmal einen Zubringer zu Autobahn oder
Schnellstraße. In keinem Bezirk Österreichs sind daher öffentliche Autobuslinien so
wichtig für den
Personenverkehr wie für den Bezirk Güssing.
Um
den östlichen Teil des Bezirks verkehrsmäßig an die Städte Güssing und
Oberwart
anzubinden, haben sich die Gemeinden des unteren Pinka- und Stremtals
im Jahr 2002 zum
Gemeindeverband "Personennahverkehr Pinka- und Stremtal"
zusammengeschlossen. Dieser betreibt eine Buslinie ("Roter Bus")
zwischen
Güssing und
Oberwart mit mittlerweile 11 täglichen Buspaaren, ein Anrufsammeltaxi
und
einen Fest-Bus zum Besuch öffentlicher Veranstaltungen.
Für das untere
Pinka- und Stremtal, die wirtschaftlich schwächste und am
meisten
von Abwanderung betroffene Region des Burgenlandes, hat sich dieser Busverkehr
zu einem entscheidenden Faktor der Nahversorgung entwickelt. Im Jahr 2010 wurde
die Buslinie von
durchschnittlich 17 Passagieren pro Fahrt genutzt, über 500
Dauerkarten wurden ausgegeben.
Der
Pinkatal-Stremtal-Bus ist ein Modellbeispiel für die
Verkehrserschließung
peripherer und strukturschwacher Regionen. Ohne finanzielle Unterstützung wäre
das Projekt für die Trägergemeinden,
die allesamt von anhaltender Abwanderung
betroffen sind, aber nicht leistbar. Das Land Burgenland und der Bund fördern das
Projekt daher aus
Mitteln für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).
Im Juni 2010 hat das
Verkehrsministerium dem Gemeindeverband mitgeteilt, dass
die ÖPNVRG-Förderung, die
im Jahr 2010 eine Summe von 100.000 Euro beträgt,
für 2011
ersatzlos gestrichen wird. Durch diese Kürzung wird der
Busverkehr in der
bisherigen Form nicht aufrecht zu erhalten sein.
Die
unterzeichnenden Bundesräte richten daher an die
Bundesministerin für Verkehr,
Innovation
und Technologie folgende
Anfrage:
1.
Warum haben sie die ÖPNVRG-Förderung für den
Pinkatal-Stremtal-Bus für das
Jahr 2011 ersatzlos
gestrichen?
2.
Warum haben Sie die Richtlinie für die
Inanspruchnahme der ÖPNV-Förderung
so geändert, dass sie de facto - wenn überhaupt - nur noch von
Verkehrsanbietern in dicht besiedelten Regionen erfüllt werden kann?
3.
Ist es
verkehrspolitisch sinnvoll, dass für
dicht besiedelte Ballungsräume
als
Förderkriterium
dieselben Passagierzahlen herangezogen werden wie für weniger
dicht besiedelte
Regionen?
4.
Ist Ihnen
bewusst, dass der Gemeindeverband "Personennahverkehr Unteres
Pinka- und Stremtal" seine
Verkehrsangebote durch die Förderabsage nicht mehr
in der bisherigen
Form anbieten kann?
5.
Ist Ihnen bewusst, dass Sie damit die infrastrukturelle Schwächung einer
ohnehin
strukturschwachen
Region in Kauf nehmen?
6.
Welche
ersatzweisen Möglichkeiten zur Aufrechterhaltung
und Stärkung des
öffentlichen
Nahverkehrs im unteren Pinka- und Stremtal können Sie
anbieten?
7.
Haben Sie außer den gekürzten ÖPNVRG-Förderungen
andere Strategien, um
den öffentlichen Nahverkehr in peripheren
Regionen Österreichs zu erhalten?
8. Wenn ja, welche sind das?
9.
Haben Sie weitere ÖPNV-Förderungen für das
Burgenland für 2011 gekürzt oder
gestrichen?
10. Wenn ja: In
welchem finanziellen Umfang sind welche Verkehrsträger davon
betroffen?
11. Welche ÖPNV-Förderungen für das
Burgenland bleiben für 2011 in welchem
Umfang
aufrecht?
12. Haben Sie
die Absicht, Förderungen für den
Personennahverkehr in Zukunft nur
noch auf strukturstärkere und bevölkerungsreichere Ballungsräume zu
konzentrieren?
13. Wie hoch waren pro Jahr die Summen,
die das Verkehrsministerium in den
letzten zehn Jahren für die ÖPNV-Förderung in Österreich
zur Verfügung gestellt
hat?
14. Wie hoch waren pro Jahr die
Summen, die das Verkehrsministerium in den
letzten zehn Jahren für die Förderung von ÖPNV-Projekten
im Burgenland zur
Verfügung gestellt hat?
15. Der Bezirk Güssing ist der einzige Bezirk Österreichs ohne Anschluss an
Eisenbahn, Autobahn oder Schnellstraße. Welche
Vorhaben planen Sie, um der
Region aus dieser
verkehrspolitischen Randlage herauszuhelfen?