2827/J-BR/2011
Eingelangt am
27.04.2011
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Bundesrätin
Elisabeth Greiderer
Kolleginnen
und Kollegen
an den Bundesminister für Gesundheit
betreffend Brustkrebs-Screening - Pläne des Gesundheitsministers
Im
Dezember 2010 wurden Pläne des Bundesministers für Gesundheit und des
Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger bekannt, wonach so rasch wie
möglich ein
österreichweites
Brustkrebs-Screening für die Risikogruppe der 50- bis 69-jährigen
Frauen
eingeführt werden soll. Dieser nach einem EU-Modell erstellte
Früherkennungs-Plan sieht
vor, dass jede Frau zwischen 50 und 69
Jahren alle zwei Jahre zur Mammographie gehen soll.
An alle Kandidatinnen - insgesamt gehören mehr als eine Million Frauen in
Österreich dieser
Risikogruppe an - soll eine Einladung zu dieser weiterhin freiwilligen
Untersuchung
verschickt werden, die anhand des
Melderegisters erstellt wird und als ärztliche Überweisung
gilt. Eine Teilnahmerate von 70 Prozent wird angestrebt.
Das
Budget in Höhe von 45 Mio € und der Plan stehen angeblich bereits, noch
offen soll die
Zertifizierung geeigneter Radiologen für Brustkrebszentren sein, von denen
es pro Bundes-
land mindestens eines, in größeren Bundesländern mehrere geben
soll.
Dies sind
kurz zusammengefasst die bekanntgewordenen Pläne des
Gesundheitsministers im
Zusammenhang mit dem Brustkrebs-Screening. Demgegenüber stehen derzeit
österreichweit
ca. 180 spezialisierte
Ärzte für die Brustkrebsvorsorge zur Verfügung. Im Durchschnitt
werden damit bereits rund 50 % der in Betracht kommenden Frauen erfasst.
Seitens der
Radiologen wurde zusätzlich ein
umfassendes Qualitätssicherungskonzept ausgearbeitet. All
das bleibt - den Medienberichten
zufolge - bei den Plänen des Gesundheitsministers
unberücksichtigt, die daher aus mehreren Gründen sehr kritisch
zu hinterfragen sind.
Nicht nur aus Tiroler Sicht
bedeuten diese Pläne
eine wesentliche Verschlechterung für die
Brustkrebsvorsorge der Frauen, die nicht hingenommen werden kann. Denn das
bestehende
Projekt „Mammographie-Screening
Tirol" ist erfolgreich und bietet den Tiroler Frauen - auch
allen zwischen 40 und 49 Jahren - einen leichten und vor allem
wohnortnahen Zugang zu
dieser wichtigen Untersuchung an, die auch
eine Ultraschall-Untersuchung beinhaltet. Frauen
können zu ihrem Vertrauensarzt in der Region gehen, das Gespräch mit
dem Arzt findet sofort
statt und auch die Befundung erfolgt innerhalb weniger Tage. Laut
inoffiziellen
Informationen wären für Tirol nur mehr ein bis zwei Zentren für
die Untersuchung geplant,
was befürchten lässt, dass auf
Grund langer Anfahrtswege von vielen die Vorsorge nicht mehr
in Anspruch genommen wird bzw. werden kann. Dies würde einen
Rückschlag im Kampf
gegen Brustkrebs darstellen. Aber auch die
österreichische Ärztekammer hat große Bedenken
im Hinblick auf das geplante Screening-Programm, das zu einer
Verunsicherung unter den
Frauen geführt hat, und drängt auf
Verbesserungen.
Die unterfertigten
Bundesrätinnen und Bundesräte stellen daher an den Bundesminister
für
Gesundheit folgende
Anfrage
1)
Wie weit ist Ihr Plan bzw. dessen Umsetzung zur Einführung
eines in Zentren organisierten
österreichweiten
Brustkrebs-Screenings bereits gediehen?
2) Ist Ihnen
bekannt, dass das EU-Modell in erster Linie für Länder
ausgearbeitet wurde, die
im
Vergleich mit Österreich (noch) mehr Nachholbedarf bei der
Brustkrebsvorsorge haben?
3) Können
Sie ausschließen, dass es nach Ihren Plänen zu Verschlechterungen in
der
Brustkrebsvorsorge für Frauen kommt?
4) Wann und in
welcher Weise werden Sie den Bundesrat und den Nationalrat über
Ihre Pläne
informieren? Wie lauten diese Pläne konkret?
5) Welche Kosten sind damit im Einzelnen verbunden?
6) Wer trägt diese Kosten?
7) Wieviele Personen sollen damit zusätzlich in die Brustkrebsvorsorge einbezogen werden?
8)
Warum bauen Ihre Pläne nicht auf bewährten Modellen
wie beispielsweise dem Tiroler
Modell
auf?
9) Warum werden nicht in erster Linie die niedergelassenen Ärzte einbezogen?
10)
Ist Ihnen das Qualitätssicherungskonzept der Radiologen
bekannt und wenn ja, warum
wird es nicht in Ihre
Pläne zur Brustkrebsvorsorge einbezogen?
11)
Wäre es nicht sinnvoller und kostengünstiger, die Personen,
die das derzeit bestehende
Angebot noch nicht annehmen, gezielt einzuladen anstatt eine Parallelstruktur
aufzubauen?
12)
Werden Sie als Gesundheitsminister sicherstellen, dass auch weiterhin
alle Frauen ab 40
Jahren die Möglichkeit zur wohnortnahen, freiwilligen
Mammographie-Untersuchung samt
routinemäßigem
Ultraschall haben werden?
13)
Was werden Sie tun, damit die derzeit in Österreich
bestehende Brustkrebsvorsorge auch
weiterhin in vollem
Umfang garantiert bzw. noch weiter ausgebaut wird?