2832/J-BR/2011
Eingelangt am 30.06.2011
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Bundesräte Ferdinand
Tiefnig, Georg Keuschnigg, Edgar Mayer
Kolleginnen und
Kollegen
an den Bundesminister für Gesundheit
betreffend Allgemeinmediziner/innen:
notwendige Verbesserungen für Haus-
und Landärzte
Die rund
4.300 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte für
Allgemeinmedizin mit
Kassenvertrag bilden als Haus- und Landärzte das Rückgrat der
medizinischen
Versorgung in Österreich. Sie sind erste Anlaufstelle für Patient/innen, sie machen
Hausbesuche und insbesondere im ländlichen Raum
auch
Wochenendbereitschaftsdienste, sie
kennen das soziale Umfeld und die Lebenswelt
ihrer Patient/innen, sie tragen große
Verantwortung für ihre Patient/innen und für
einen effektiven und effizienten Zugang zur weiteren medizinischen Behandlung,
Diagnostik und Therapie. Gerade in Zeiten der zunehmenden medizinischen
Spezialisierung ist
der Blick für den ganzen Menschen von
zunehmender Bedeutung.
Die Begleitung und Beratung gerade auch bei
langwierigen schweren Erkrankungen,
bei chronischen Krankheiten und bei
Mehrfach-Diagnosen werden immer wichtiger.
Gleichzeitig liegt das
Durchschnittsalter der Ärztinnen und Ärzte für Allgemeinmedizin
mit Kassenvertrag derzeit bei rund 54
Jahren, in einzelnen politischen Bezirken
insbesondere im ländlichen Raum noch höher. Rund ein
Fünftel der
niedergelassenen Hausärztinnen und Hausärzte ist
bereits 65 Jahre alt.
Für die
Erlangung des „ius practicandi“ ist zwar die
Absolvierung des Turnus
vorgeschrieben, innerhalb des Turnus ist aber erstaunlicherweise keine
verpflichtende Zeit
vorgesehen, die in der Lehrpraxis eines Allgemeinmediziners
verbracht wird.
Seit einiger
Zeit macht die AMSA auf diese Problematik aufmerksam (vgl.
www.amsa.at/allgemeinmedizin) und hat dazu
eine Petition formuliert. Darin werden
die Ausbildung in einer Lehrpraxis unter fairen finanziellen Bedingungen, die
Schaffung eines
Facharztes für Allgemeinmedizin sowie eine
Forschungsinitiative auf
dem Gebiet der Allgemeinmedizin gefordert.
Die österreichische
Ärztekammer
hat ein „Hausarztmodell“ ausgearbeitet und
öffentlich vorgestellt. Dieses
Modell geht auf viele Aspekte ein und zielt darauf ab, die
Funktion des Hausarztes und besonders des
Landarztes auch angesichts der
bevorstehenden Pensionierungswelle zu erhalten und für junge
Mediziner attraktiver
zu gestalten. Demnach können durch die konsequente Umsetzung des
Hausarztmodells
auch Spitals- und Folgekosten eingespart werden. Das
Hausarztmodell
der Ärztekammer enthält u.a. weitreichende
Vorschläge für die
bessere Vernetzung mit anderen Versorgungsstufen, für Aus- und
Weiterbildung
sowie für (finanzielle) Anreize für Ärzte/innen
und Patienten.
Auch das Regierungsprogramm für die XXIV. GP
enthält ein klares Bekenntnis zum
Hausarzt.
Die unterzeichneten Bundesrätinnen und Bundesräte stellen daher folgende
Anfrage:
1.
Was haben Sie
bisher zur Umsetzung des Regierungsprogramms in diesem
Zusammenhang unternommen?
2.
In welcher Weise berücksichtigt das Honorierungssystem der
Krankenkassen
die besondere Funktion der Hausärzte und die Situation der Landärzte, wenn
sie sich im ländlichen Raum niederlassen?
3. Welche finanziellen und rechtlichen Anreize sind hier vorgesehen?
4.
Sind diese Anreize ausreichend, um angesichts der bevorstehenden
Pensionierungswelle
die Nachfolge sicherzustellen?
5. Wenn nein, was werden Sie konkret unternehmen?
6.
Kennen Sie die
Vorschläge der AMSA, wenn ja, wie bewerten
Sie die
Vorschläge?
7.
Welche dieser Vorschläge werden Sie aufgreifen und umsetzen
und bis
wann?
8.
Kennen Sie das Hausarztmodell der Österreichischen
Ärztekammer,
wenn ja,
wie
bewerten Sie das Modell?
9.
Welche Teile
dieses Modells werden Sie aufgreifen und umsetzen und bis
wann?
10.
Was werden Sie sonst noch unternehmen, um die Funktion als Haus- oder
Landarzt attraktiv zu
gestalten, die Nachfolge von freiwerdenden Stellen
sicherzustellen, die Aus- und Weiterbildung den Anforderungen entsprechend
zu gestalten und um die Möglichkeiten
der Allgemeinmedizin in ihrer wichtigen
Rolle im Gesundheitssystem im ländlichen
Raum zur Entfaltung zu bringen?