2923/JPR-BR/2012
Eingelangt am 05.10.2012
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind
möglich.
Anfrage
der Abgeordneten Mühlwerth
und weiterer Abgeordneter
an den Präsidenten des Bundesrates
betreffend Ihre Aussagen anlässlich Ihres Besuches in Südtirol
Eine Delegation, bestehend aus Ihnen und anderen Mitgliedern des Österreichischen Bundesrates, war zu Besuch in Südtirol, um sich über die politische Lage des Landes zu informieren. Im Mittelpunkt stand das angespannte Verhältnis zwischen Bozen und Rom aufgrund der Missachtung der Südtiroler Autonomie und die Beschneidung der Südtiroler Kompetenzen.
Während des Aufenthalts in Bozen haben Sie der Tageszeitung „Dolomiten“ ein Interview gegeben, im Rahmen dessen Sie unter anderem folgende Aussagen tätigten:
„Gerade das Modell der Südtirol Autonomie wird in Debatten im Bundes- und Nationalrat immer wieder lobend erwähnt. “
Sie erwähnen aber auch Probleme, die es rund um die Autonomie in letzter Zeit gegeben hat.
„Die Südtiroler Autonomie hat Vorbildcharakter für die nachhaltige Lösung von Minderheitenkonflikten auf der ganzen Welt."
„Ein großes Thema war vor allem die Krise in der Beziehung zwischen Bozen und Rom. Hier hat es eine deutliche Verschlechterung gegeben, die nicht im Sinne beider Seiten sein kann. “
„Bei der Verteidigung der Autonomie sollten die Südtiroler alle Karten ausspielen."
„Ein Freistaat oder eine Rückkehr zu Österreich sind aber schlicht nicht erreichbar. Der einzige sinnvolle und realistische Weg Südtirols ist die Autonomie. “
In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten an den Präsidenten des Bundesrates folgende
Anfrage
1. Wann fand im Laufe der aktuellen Gesetzgebungsperiode des Nationalrates im Bundes- oder im Nationalrat das Thema Südtirol Erwähnung und von wem?
a) Wann wurde in diesem Zeitrahmen insbesondere zum Thema Südtirol- Autonomie kritisch Stellung genommen und von wem?
2. Sind die Stellungnahmen, die Sie im Rahmen dieses Interviews abgegeben haben, mit dem Außenministerium akkordiert?
3. Einerseits erwähnen Sie „Probleme, die es rund um die Autonomie gegeben hat“, andererseits sagen Sie, dass die Autonomie in Südtirol Vorbild für die ganze Welt sei. Wie kann die Autonomie in Südtirol, die von der Regierung in Rom ständig in Frage gestellt wird und immer wieder dem Versuch der Aushöhlung unterworfen wird, als „Vorbild“ dienen?
4. Sind Sie der Auffassung, dass eine Autonomie, die von der Zentralregierung willkürlich eingeschränkt und ausgehöhlt werden kann, von einem maßgebenden offiziellen Repräsentanten der Republik Österreich, der nicht als Privatmann, sondern als Vertreter der Republik in Südtirol weilte, bei dieser Gelegenheit öffentlich als vorbildlich für die ganze Welt bezeichnet werden darf?
a) Sind Sie der Auffassung, dass es Ihnen als maßgebendem offiziellen Repräsentanten der Republik Österreich aus Anlass eines offiziellen politischen Besuches zusteht, widersprechend der Position der Republik Österreich in Bezug auf die Selbstbestimmung Südtirols(weil beruhend auf gültigen Beschlüssen des Nationalrates), diese öffentlich abzulehnen?
• Wenn ja, wie haben Sie diese Vorgangsweise mit dem Außenministerium akkordiert?
• Begründen Sie diese Vorgangsweise?
5. Sehen Sie Ihre Aussagen im betreffenden Interview nicht im krassen Widerspruch zur Schutzmachtfunktion Österreichs und unserer Pflicht, unsere Landsleute außerhalb der Staatsgrenzen mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu schützen und unterstützen?
• Wenn nein, warum nicht?
6. Worin sehen Sie die Ursache der Krise in der Beziehung zwischen Bozen und
Rom?
• Könnte diese Krise darin begründet sein, dass Rom ständig die Autonomie Bozens auszuhöhlen versucht?
7. Wie ist Ihre Aussage, dass die Südtiroler bei der Verteidigung der Autonomie alle Karten ausspielen sollen, genau zu verstehen?