3133/J-BR/2016

Eingelangt am 10.03.2016
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ANFRAGE

 

 

der BundesrätInnen Ewa Dziedzic, Freundinnen und Freunde

 

an Bundesministerin für Bildung und Frauen

 

betreffend Lebenssituation von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans* und inter* (LSBTI) Jugendlichen und jungen Erwachsenen

 

BEGRÜNDUNG

 

 

Die Lebensphase Jugend ist in erster Linie durch eine Vielfalt an Zugehörigkeiten, Identitäten und Orientierungen gekennzeichnet. In diesem Zeitraum durchlaufen Jugendliche verschiedene Entwicklungsstufen des Erwachsenwerdens. LSBTI Jugendliche stehen vor den gleichen Aufgaben wie alle Jugendlichen. Als spezielle Herausforderung kommt allerdings noch der Coming-out Prozess als Lesbe, Schwuler, Trans* oder die Entdeckung der eigenen Inter*geschlechtlichkeit[1] hinzu. Junge LSBTI Personen werden häufig(er) Opfer verbaler und körperlicher Aggression in der Schule und nur wenige können sich auf die Unterstützung ihrer Familie und Freund_innen verlassen. Viele Expert_innen, die mit jungen Menschen arbeiten, haben nur geringe,  bis gar keine,  Kenntnisse über die Situation junger LSBTI Personen und die Risikofaktoren, denen sie ausgesetzt sind, wenn sie sich „outen“. Besonders im ländlichen Raum scheint die Situation für LSBTI Jugendliche und junge Erwachsene aussichtslos, und es besteht ein vielfach erhöhtes Suizidrisiko im Vergleich zu heterosexuellen Jugendlichen.


Die Bundesministerin Karmasin schreibt auf ihrer Homepage, das BM arbeite an einem Better-Life-Index für Jugendliche, der die Lebenswelten von Jugendlichen erläutere und sie wolle „mehr Aufmerksamkeit auf die Interessen von jungen Menschen in allen Politikfeldern legen. Denn es geht um umfassende Sensibilisierung für die Anliegen unserer Jugend“.

 

Es ist der Bildungsauftrag des Staates, angemessene Informationen über Lebensentwürfe außerhalb heteronormativer Vorstellungen zur Verfügung zu stellen und mit Aufklärung zu sexueller Vielfalt und Geschlechtsidentität zur Sichtbarkeit von alternativen Lebensformen beizutragen. In Österreich gibt es keine belastbaren Daten und Fakten zur Lebenssituation und Diskriminierungserfahrungen von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans* und inter* (LSBTI) Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

 

 

 

Die unterfertigenden BundesrätInnen stellen daher folgende

 

ANFRAGE

 

1.    Aus welchen Quellen bzw. Studien gewinnt die Bundesministerin ihre Informationen zur Lebenssituation von LSBTI Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Österreich, und wie beurteilt die Bundesministerin die Informationslage?

 

2.    Ist der Bundesministerin die vom deutschen Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderte Studie „Coming-out – und dann..?! Ein DJI-Forschungsprojekt zur Lebenssituation von lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans* Jugendlichen und jungen Erwachsenen“ bekannt?

 

3.    Plant die Bundesministerin eine Studie zur Lebenssituation von LSBTI Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Österreich in Auftrag zu geben?

 

a)    Wenn ja, wann und mit welchem Schwerpunkt?

 

4.    Im Sommer 2016 erscheint der nächste Jugendbericht. Werden LSBTI Jugendliche darin als eigene Gruppe mit speziellen Bedürfnissen vorkommen?

 

a)  Wenn ja, in welcher Form?

b)  Wenn nein, warum nicht?


5.    Werden LSBTI Jugendliche als eigene Gruppe mit speziellen Bedürfnissen im  Better-Life-Index vorkommen ?

 

a)  Wenn ja, in welcher Form?

b)  Wenn nein, warum nicht?

 

6.    Welche Unterstützungsangebote, die gezielt für LSBTI Jugendliche und junge Erwachsenen konzipiert wurden, gibt es nach Kenntnis der Bundesministerin bundesweit?

 

a)    Welche werden aus Bundesmitteln (mit-)finanziert?

 

7.    Plant die Bundesministerin, diese Unterstützung auszuweiten?

 

a)  Wenn ja, wann und in welcher Form?

b)  Wenn nein, warum nicht?

 

 

 

 

 



[1] Inter*geschlechtlichkeit: Ein Themenbereich zu dem wir kaum - bis keine- Daten und Fakten in Österreich haben. Aktuell gibt es eine Datenerhebung der Europäischen Grundrechteagentur, die zu einem ähnlichen Befund in Europa kommt: „The fundamental rights situation of intersex people“ http://fra.europa.eu/sites/default/files/fra-2015-focus-04-intersex.pdf