3231/J-BR/2017

Eingelangt am 06.04.2017
Dieser Text wurde elektronisch übermittelt. Abweichungen vom Original sind möglich.

ANFRAGE

 

des Bundesrates Peter Samt

und weiterer Bundesräte

an die Bundesministerin für Bildung

betreffend Schulbuch „Lesen mit Sinn" über Mehmet und die Moschee

 

Wie die „Kronen Zeitung“ am 31. März 2017 berichtete, sorgt derzeit das Schulbuch „Lesen mit Sinn“ für Volksschüler für heftige Diskussionen. Eine Frage in dem Buch lautet beispielsweise „Wie kommt Mehmet in die Schule?“. Die Kinder können auf dem abgedruckten Bild den Schulweg des kleinen Mehmet nachzeichnen. Neben einem Bahnhof, einem Krankenhaus und einem Kino ist dort auch eine Moschee eingezeichnet. Eine Kirche ist hingegen nicht abgebildet.

 

Zahlreiche Eltern zeigen sich empört über das Unterrichtswerk, das an Schulen zur Anwendung kommt und üben heftige Kritik. Dieses Schulbuch werten viele als Beispiel wenig gelungener Integration. Auf Nachfrage der „Kronen Zeitung“ beim Wiener Schulrat, ob nicht auch eine Kirche in „Mehmets Welt“ Platz gehabt hätte, wurde die Antwort erteilt, dass das Bildungsministerium für Bücher und Lehrmaterialien verantwortlich sei. Beim zuständigen Ministerium wurde dazu allerdings keine Auskunft gegeben. (Quelle: http://www.krone.at/oesterreich/mehmet-und-die-moschee-schulbuch-veraergert-eltern-kirche-fehlt-story-562381)

 

Integration kann nur funktionieren, wenn den Kindern ein objektives Bild ihres unmittelbaren Umfeldes vermittelt wird. Dass der Schulweg des offenbar muslimischen Kindes zwar eine Moschee, nicht aber eine Kirche zeigt, stellt ein verzerrtes Stadtbild dar. Mit diesen Zeichnungen wird Kindern eindeutig suggeriert, dass Moscheen das österreichische Stadtbild prägen, nicht Kirchen. Die Vermittlung von islamischen Werten im Schulunterricht, ohne dabei auch auf österreichische einzugehen bzw. diese in den Vordergrund zu stellen, birgt die Gefahr, dass heimische Kinder nie ein Bewusstsein für ihre eigene Kultur entwickeln und junge Muslime gar nicht oder nur sehr eingeschränkt mit westlichen Werten in Berührung kommen und diese in weiterer Folge ablehnen.

 

Nähere Informationen über das Schulbuch „Lesen mit Sinn“ und darüber in welchen steirischen Schulen dieses im Unterricht zur Anwendung kommt, liegen nicht vor. Die unterfertigten Bundesräte stellen daher an die Bundesministerin für Bildung folgende

 

 

ANFRAGE:

 

1.    Wird das Buch „Lesen mit Sinn“ auch im Unterricht an steirischen Schulen verwendet?

2.    Wenn ja, an welchen?

3.    Ist Ihnen der Inhalt des Buches bzw. das konkrete in der Begründung genannte Beispiel bekannt?

4.    Wenn ja, ist das Buch aus fachlicher Sicht geeignet, den Kindern Lesen beizubringen?

5.    Wenn ja, ist das Buch aus fachlicher Sicht geeignet, den Kindern ein objektives Bild ihres unmittelbaren Umfeldes zu vermitteln?

6.    Nach welchen Kriterien, vor allem im Hinblick auf Wertevermittlung, werden Schulbücher vom Bildungsministerium bewertet?

7.    Gab es bereits Kritik von Eltern wegen des Buches?

8.    Wenn ja, wann und in welcher Form?