3670/J-BR/2019

Eingelangt am 11.07.2019
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Bundesrätlnnen Günther Novak,

Genossinnen und Genossen

an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Forschung

betreffend Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik

In der Kleinen Zeitung wurde am 11.7.2019 online folgende Studie veröffentlicht: „Klimawandel - London wird so heiß wie Madrid

Den Metropolen der Welt steht eine drastische Erhitzung bevor: Forscher rechnen mit Temperaturanstieg von bis zu 4,7 Grad in Europas Städten.

Die Metropolen der Welt müssen sich einer Studie zufolge auf eine drastische Erwärmung des Stadtklimas einstellen. 77 Prozent der 520 größten Städte würden bis zum Jahr 2050 einen deutlichen Wandel der klimatischen Bedingungen erleben, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie von Wissenschaftlern der ETH Zürich.

22 Prozent der Städte müssen sich demnach sogar auf völlig neue Klimaverhältnisse einstellen. Auf der Nordhalbkugel würden in Großstädten künftig Klimabedingungen herrschen, wie sie heute mehr als tausend Kilometer weiter südlich vorherrschen, heißt es in der im US-Wissenschaftsmagazin "Plos One" abgedruckten Studie.

In europäischen Metropolen werden die Sommer um 3,5 Grad wärmer, die Temperaturen im Winter steigen um 4,7 Grad. London wird demnach Verhältnisse bekommen wie heute Madrid, das Klima in Paris wird den heute im australischen Canberra herrschenden Bedingungen entsprechen.

Für die Studie hatten die Forscher eine vergleichsweise optimistische Schätzung des globalen Temperaturanstiegs im Zuge des Klimawandels zugrunde gelegt. Für ihre Modellrechnungen nahmen sie an, dass die Durchschnittstemperaturen um 1,4 Grad ansteigen.

Das Pariser Klimaabkommen von 2015 schreibt eine Begrenzung des Temperaturanstiegs unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter vor. Vor diesem Hintergrund riefen die Forscher zu weiteren Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel auf.“

Apropos: Für Wien werden klimatische Bedingungen wie derzeit in Skopje (Nordmazedonien, 18 Kilometer südlich der Grenze vom Kosovo) vorhergesagt.

Die ZAMG stellt auf ihrer Homepage interessante Daten betreffend die Klimaforschung dar und bezeichnet diese auch als einen ihrer Forschungsschwerpunkte. Es ist daher von Interesse, welche Schlüsse angesichts der genannten Studie das zuständige Ressort aus diesen Daten gezogen hat.

Die unterzeichneten Bundesrätlnnen stellen daher folgende

Anfrage:

1.      Welche Entwicklungen hinsichtlich der Klimadaten über das Staatsgebiet Österreichs haben sich in den letzten 50 Jahren ergeben und welche Schlüsse hat das Ressort daraus gezogen?

2.       Wie hat sich auf österreichischem Staatsgebiet in den letzten 50 Jahren die Lufttemperatur, der Niederschlag und die Sonnenscheindauer entwickelt?

3.       Sind diese Daten in die Regierungspolitik dieser Gesetzgebungsperiode eingeflossen, wenn ja, bei welchem Beschluss des Ministerrates konkret und konnte die Entwicklung hin zu einer Klimakatastrophe abgewendet werden? Wenn nein, warum nicht?

4.       Welche Strategien zieht das Ressort aus dem Klimawandel, der auch auf der Homepage der ZAMG ausdrücklich angesprochen wird?

5.       Mit welchen Ressorts wurde in Folge des Klimawandels konkret zu welchem Projekt Kontakt aufgenommen?

6.       Wie hat Ihr Ressort das Vorhaben, auf gewissen Strecken der österreichischen Autobahnen die Höchstgeschwindigkeit auf 140 km/h zu erhöhen, konkret bewertet?

7.       Haben Sie auch mit dem Verkehrsministerium in dieser Gesetzgebungsperiode Kontakt gehabt, um auf die Dringlichkeit des Umstiegs auf öffentliche Verkehrsmittel hinzuweisen? Wenn ja, welche Ergebnisse brachte dieser Kontakt? Wenn nein, warum nicht?

8.       Welche Auswirkungen hätte nach den bisherigen Forschungsergebnissen der ZAMG die Einführung einer Schuldenbremse für Bund, Länder und Gemeinden auf die für die Überwindung der Klimakrise notwendigen Investitionen?

9.       Wie beurteilen Sie als Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Forschung die Ansiedelung der ZAMG in Ihrem Ressort angesichts des Klimawandels oder wäre der Klimawandel besser in einem anderen Ressort, beispielsweise bei der Bundeskanzlerin direkt, oder in jenem Ressort, welches auch die Umweltagenden zu betreuen hat, zu bekämpfen? Wenn ja, in welchem?

10.  Werden Sie sich in der Bundesregierung dafür einsetzen, dass bei jedem legistischen Vorhaben in Zukunft die Auswirkungen desselben auf das Klima detailliert darzustellen sind?

11.  Weisen die vorliegenden Klimadaten in der ZAMG auch auf solche Entwicklungen hin (bis 2050 in den europäischen Metropolen 4,7 Grad wärmer im Winter, 3,5 Grad wärmer im Sommer), wie das die Studie der ETH Zürich vorsieht?

12.   Welche Auswirkungen hätte eine solche Temperaturerhöhung konkret auf die Metropole Wien?