3752/J-BR/2020

Eingelangt am 12.03.2020
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Anfrage

 

 

der BundesrätInnen Daniela Gruber-Pruner, Korinna Schumann,

Genossinnen und Genossen

an den Bundesminister für Inneres

 

betreffend Concluding Observations of the Committee on the Rights of the Children on the combined fifth and sixth periodic reports of Austria (Abschließende Bemerkungen des Komitees für Kinderrechte der Vereinten Nationen zum fünften und sechsten Staatenbericht Österreichs)

 

Am 9. August 2019, also in der Amtszeit der von ExpertInnen geführten Bundesregierung und im Rahmen des Jubiläums der UN-Kinderrechtskonvention richteten Bundesrätinnen der SPÖ und der Grünen eine Anfrage an alle Ministerien, bei der erfragt werden sollte, inwieweit die Kinderrechte im Fokus der jeweiligen Ministerien stehen. Damals hieß es in der Begründung:

 

Vor nunmehr fast 30 Jahren, am 20. November 1989, beschloss nach jahrelangen Vorverhandlungen die Generalversammlung der Vereinten Nationen die UN-Kinderrechtskonvention. Damit verpflichteten sich die Unterzeichnerstaaten, aktiv für das Wohl des Kindes einzutreten. In Österreich trat die Konvention am 5. September 1992 in Kraft. 2011 kam es schließlich zum Beschluss des Bundesverfassungsgesetzes über die Rechte von Kindern im Österreichischen Parlament. Damit wurde der umfassende Stellenwert der Kinderrechte nochmals unterstrichen. Trotzdem gibt es auch bei uns Defizite, wenn es um die Berücksichtigung von Kinderrechten im staatlichen System, in Legislative, Exekutive und Judikative geht. Die jeweilige Bundesregierung trägt hier eine besondere Verantwortung, einerseits durch die Vorbereitung und Vorlage von Gesetzesvorschlägen, andererseits durch die Ausgestaltung der Vollziehung.“

 

Seither wurde eine neue Bundesregierung angelobt und vonseiten des Komitees für Kinderrechte wurde eine Beantwortung zum fünften und sechsten Staatenbericht Österreichs an die Vereinten Nationen erstellt. Dieser fiel in vielerlei Hinsicht nicht besonders positiv aus, erkannten die Vereinten Nationen doch eine mangelhafte Umsetzung der Kinderrechte in Österreich.

 

Das Netzwerk Kinderrechte, das auch mit der Erstellung des sogenannten Schattenberichts betraut ist, der die Expertise von NGOs und verschiedener StakeholderInnen dem Staatenbericht gegenüberstellt, nahm diese Kritik auf und lud zu einer Zeugnisverteilung. In der Aussendung dazu hieß es: „[…]13 Seiten lang und derzeit nur auf Englisch verfügbar kritisiert es [Anm.: die Concluding Observations] unter anderem die noch immer vorhandene Gewalt an Kindern in Familie, Kirche und Sport, die fehlende Gleichbehandlung von Kindern mit Behinderung oder von Kinderflüchtlingen[…]“

 

Wir sehen es als unsere Pflicht, darauf zu achten, dass alle Kinderrechte für alle Kinder eingehalten und umgesetzt werden.

 

 

Daher stellen die unterfertigten BundesrätInnen folgende

 

Anfrage:

 

 

1.      Wie bewerten Sie bzw. Ihr Kabinett die Umsetzung der Kinderrechte im Rahmen Ihres Ministeriums allgemein?

 

2.      Welche Anstrengungen haben Sie unternommen, damit die Kinderrechte im Rahmen Ihres Ministeriums umgesetzt werden?

 

3.      Wird in Ihrem Ministerium sichergestellt, dass die Kinderrechte umfassend durch die Arbeit der MitarbeiterInnen des Ressorts und des Kabinetts berücksichtigt werden?

a.      Wenn ja: Durch welche Maßnahmen wird das erreicht?

b.      Wenn ja: Wer ist konkret mit der Durchführung bzw. Umsetzung beauftragt?

c.       Wenn ja: Wird die Durchführung bzw. Umsetzung evaluiert?

d.      Wenn nein: Warum nicht?

 

4.      Ist Ihnen das oben genannte Dokument, also die Concludiung Observations, des UN-Kinderrechtekomitees  bekannt?

a.      Wenn ja: Was sind die Ableitung Ihres Ministeriums bzw. Kabinetts daraus?

b.      Wenn ja: Werden Sie Maßnahmen setzen, um auf die angesprochenen Mängel einzugehen?

                                                                i.      Wenn ja: welche?

                                                              ii.      Wenn nein: warum nicht?

c.       Wenn ja: Wie erklären Sie sich die Mängel die die Vereinten Nationen aufzeigen und wie sind diese mit dem Bundesverfassungsgesetz Kinderrechte in Einklang zu bringen?

d.      Wenn nein: Warum nicht?

 

5.      Zur Legistik ihres Ministeriums:

a.      Listen Sie jene Gesetze auf, die einem Screening hinsichtlich der Umsetzung des BVG Kinderrechte unterzogen wurden.

b.      Listen Sie jene Gesetze auf, die nach einem Screening hinsichtlich der Umsetzung des BVG Kinderrechte als fehlerhaft erkannt wurden.

c.       Listen Sie jene Gesetze auf, die nach der Erkenntnis, dass sie dem BVG Kinderrechte nicht genügen, bereits geändert wurden.

d.      Listen Sie jene Gesetze auf, die nicht einem Screening hinsichtlich Umsetzung des BVG Kinderrechte unterzogen wurden.

                                                                i.      Begründen Sie, wieso diese nicht begutachtet wurden.

e.      Listen Sie jene Gesetze auf, die geändert werden müssen, damit Sie dem BVG Kinderrechte entsprechen und führen Sie die notwendigen Änderungen sortiert nach Gesetzestext im Detail an.

 

6.      Welche Aufgaben sind von den Ländern bzw. Gemeinden zu leisten, um die Umsetzung der Kinderrechte zu erreichen? Listen Sie diese nach Ländern sortiert auf.

 

7.      Welche Maßnahmen haben Sie im Rahmen Ihrer Verantwortung  getroffen, um die Umsetzung der Kinderrechte voran zu treiben?

 

8.      Welche Maßnahmen gedenken Sie im Rahmen Ihrer Verantwortung zu treffen, um die Umsetzung der Kinderrechte voran zu treiben?

 

9.      Wie gedenken Sie folgende Teile der Concluding Observations umzusetzen, die in besonderem Maße Ihre Agenden betreffen?

a.      Abschnitt III.C. (General principles)?

b.      Abschnitt III.D. (Civil rights and freedoms)? Im Speziellen die Nummer:

                                                                 i.      21. (The Committee recommends that the State party:

(a) Expand the scope of the Nationality Act in order to automatically grant nationality at birth to children born on Austrian territory who would otherwise be stateless or, as a minimum, bring article 14 paragraph 1(5) of the Nationality Act in line with the 1961 Convention on the Reduction of Statelessness to extend the period of opportunity for stateless persons to apply for nationality from two to three years; (b) With due regard to the information provided by the delegation regarding a simplified procedure for acquisition of Austrian nationality by children born out of wedlock to Austrian fathers, amend article 7 of the Nationality Act to ensure that such children acquire Austrian nationality upon establishment of fatherhood retroactively.)?

c.       Abschnitt III.E. (Violence against children)?

d.      Abschnitt III.F. (Family environment and alternative care)? Im Speziellen die Nummer:

                                                                i.      28. (28. While the Committee welcomes improvements in data collection on children in alternative care as well as steps taken to increase harmonization in child welfare standards between different Länder, it remains seriously concerned that:

(a) The number of children living in institutions has significantly increased and that there is still a high number of children under three years of age and children with disabilities living in institutions;

(b) Data is still lacking in important areas related to alternative care, in particular for children with disabilities;

(c) The State party has not established any national quality standards regarding children in alternative care and the shift in competence from the federal to the state level may jeopardize the harmonization of standards that has been achieved;

(d) Prevention is not sufficiently prioritized and counselling centres, school social work or early intervention are not available in all Länder; (e) Unaccompanied child refugees over 14 years old are not offered the same support as Austrian children and the daily fee for care is lower than for Austrian children, leading to larger groups and lower quality of care in such institutions which also lack monitoring by child and youth welfare services.)?

e.      Abschnitt III. J. (Special protection measures)? Im Speziellen die Nummern:

                                                                i.      39. (While the Committee welcomes measures taken to provide accommodation for asylum-seeking and unaccompanied children through the establishment of specialized reception facilities as well as the efforts of some Länder to implement child protection safeguards in all reception facilities under their jurisdiction, the Committee remains seriously concerned that:

(a) Child welfare and protection authorities are not immediately involved when an unaccompanied or separated child above the age of 14 is identified at the border or elsewhere in the State party;

(b) Legal guardians are only appointed after an unaccompanied or separated child is assigned to a provincial reception facility and the transfer may take time due to age assessment processes;

(c) The age assessment procedure does not always respect the dignity and the best interests of the child and despite possible inaccuracy it is not possible to appeal the outcome of the procedure separately.)?

                                                              ii.      40. (With reference to the General Comment No. 6 (2005) on the treatment of unaccompanied and separated children outside their country of origin, the Committee urges the State party to immediately: (a) Ensure that child welfare and protection authorities become actively involved in all cases concerning unaccompanied children as soon as possible, through inter alia legislative amendments;

(b) Ensure that a guardian is appointed to all unaccompanied or separated children without delay upon their arrival in the State party; (c) Conduct age assessment procedures in the least invasive way possible, respecting the legal principle of benefit of the doubt and undertake a comprehensive assessment of the physical and psychological development of the child and ensure that the outcome of such assessments can be challenged separately by the affected party.)?

                                                            iii.      41. (The Committee recommends that the State party:

(a) Take further measures to harmonize protection standards for victims of child trafficking throughout its territory;

(b) Refine its data collection to cover all forms of trafficking and sexual exploitation of children;

(c) Increase identification of child victims of sexual exploitation and trafficking, in particular children in vulnerable situations such as unaccompanied asylum-seeking, refugee or migrant children.)?

f.        Abschnitt III.K. (Ratification of the Optional Protocol on a communications procedure)?

g.      Abschnitt III.L. (Ratification of international human rights instruments)?

h.      Abschnitt III.M. (Cooperation with regional bodies)?

i.        Abschnitt V. (Implementation and reporting)?