3781/J-BR/2020

Eingelangt am 24.06.2020
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Anfrage

 

der BundesrätInnen Doris Hahn,

Genossinnen und Genossen,

an den Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung,

betreffend Gender-Gap in der Forschung

Seit Jahren ist bekannt, dass es in verschiedenen Studienrichtungen verschieden hohe Geschlechterquoten gibt – unvergessen bleiben Bemühungen, die sogenannten MINT-Fächer für Frauen* zu attraktivieren. Hintergrund war, neben einer diverseren Struktur bei den Studierenden selbst auch die Überlegung, die Lohnschere zwischen Frauen* und Männern* zu schließen, nachdem gerade mit diesen Fächern oft weit höhere Einkommen zu erwarten sind, als mit Studien, die traditionell von Frauen* öfters gewählt werden. Eine deutliche Verbesserung konnte bislang nicht verzeichnet werden, was auch an der Beendigung wichtiger sozialdemokratischer Initiativen in diesem Bereich geschuldet ist.

Wie der ORF online berichtet, schlägt sich das aber auch negativ auf die Forschung durch, wobei hier sogar von einer Vergrößerung des Gender Gaps die Rede ist. Während insbesondere im Bereich COVID, aber auch im Fachbereich der Physik in der Krisenzeit mehr auf sogenannten Preprintservern veröffentlicht wurde, konnte auch festgestellt werden, dass Frauen* in diesem Zusammenhang weniger stark von dem Zuwachs an Publikationen profitieren konnten, als Männer*:

[1]

Der Artikel kommt zu dem – wenig überraschenden – Schluss, dass es erneut die Mehrfachbelastungen aus Familie und Haushalt waren, die auch mit Blick auf die Forschungskarrieren von Frauen* negative Effekte zeitigen.

Zu einem ähnlichen Schluss kommt auch der Bericht zur wissenschaftlichen und technologischen Leistungsfähigkeit Österreichs 2020[2], der vom Rat für Forschung und Technologieentwicklung seit 2010 jährlich herausgegeben wird.

Dieser zeigt Schwächen in Hinblick auf Gendergerechtigkeit schon früher im Bildungssystem auf, beispielsweise in der HTL, also einem vorwiegend technischen Bereich, oder eben wieder in den MINT-Fächern. So ist auf den Seiten 22 und 23 des Berichts von einer „überdurchschnittlich hohen Bildungsvererbung bzw. sozialen Selektion sowie [zu] einer geschlechterbezogenen Segregation in den Schulformen“ die Rede, die „seit Langem bekannt und durch die frühe Selektion in unterschiedliche Bildungswege noch zusätzlich verschärft“ würden.

Zu einem ähnlichen Schluss kommt der Rat auf den Seiten 53 und 54 hinsichtlich negativer Effekte auf die Forschung. Von einem „Innovationshemmnis“ und negativen Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort ist da ebenso die Rede, wie von einer nur durchschnittlichen Performance Österreichs. Verbesserungen im Bereich der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, wie neue Arbeitszeitmodelle seien ebenso dringend notwendig, wie „gezielte Investitionen in qualitätsvolle Kinderbetreuung“.

Und auch wenn sich grundsätzlich ein sehr langsamer positiver Trend bezüglich Frauen in der Forschung feststellen lässt, so ist doch nicht nachvollziehbar, weshalb das zuständige Ministerium aktuell und schon seit rund zweieinhalb Jahren keinen Fokus mehr auf die Thematik legt.

Daher stellen die unterfertigten BundesrätInnen folgende

 

Anfrage

 

1)      Sind Maßnahmen zur Förderung von Frauen* in der Forschung sind seitens des Wissenschaftsministeriums angedacht?

a.       Wenn ja: Welche?

b.      Wenn ja: Ab wann sollen diese wirken?

c.       Wenn ja: Wie viele Frauen* sollen konkret von den Maßnahmen profitieren?

d.      Wenn nein: Warum nicht?

 

2)      Sind Forschungsprogramme speziell für Frauen* seitens des Wissenschaftsministeriums angedacht?

a.       Wenn ja: Welche?

b.      Wenn ja: Ab wann sollen diese wirken?

c.       Wenn ja: Wie viele Frauen sollen konkret von den Maßnahmen profitieren?

d.      Wenn nein: Warum nicht?

 

3)      Was wird seitens des Ministeriums unternommen, um dem Gender Gap besonders in der klinischen Forschung, in den Life Sciences, entgegenzuwirken?

 

4)      Wie hoch sind die budgetären Mittel für die unterschiedlichen Maßnahmen zur Förderung von Frauen* in der Forschung?

 

5)      Ist mit Blick auf die COVID-19-Pandemie und der damit verbundenen dringenden Notwendigkeit im Hinblick auf die Erforschung und Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen eine Aufstockung des Forschungsbudgets angedacht?

 

6)      Welche Maßnahmen plant das Ministerium hinsichtlich der Förderung von Familie und Beruf?

 

7)      Ist mit Blick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geplant, einen Ausbau der Kinderbildungseinrichtungen, wie Kindergärten, zu forcieren?

a.       Wenn ja: Ab wann soll dieser passieren?

b.      Wenn ja: In welchem Ausmaß?

c.       Wenn ja: Wie viele Plätze sollen bis zum Ende der Legislaturperiode in Kinderbildungseinrichtungen geschaffen werden?

d.      Wenn ja: Wie hoch sind die budgetären Mittel für den Ausbau, die im Zuge des Finanzausgleichs an die Bundesländer ausgeschüttet werden sollen? Bitte listen Sie diese nach Bundesländern.

e.       Wenn nein: Wieso nicht?

 

8)      Welche Unterstützungen sind von Seiten des Ministeriums für Forschungseinrichtungen vorgesehen, die besonders auf die Förderung von Frauen* abzielen?

 

9)      Welche Unterstützungen sind von Seiten des Ministeriums für Forschungseinrichtungen vorgesehen, die besonders auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf abzielen?



[1] https://science.orf.at/stories/3200830/

[2] https://www.rat-fte.at/files/rat-fte-pdf/leistungsberichte/Leistungsbericht%202020.pdf