3788/J-BR/2020

Eingelangt am 15.07.2020
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der BundesrätInnen Daniela Gruber-Pruner, Doris Hahn,

Genossinnen und Genossen,

an die Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend,
betreffend
Wo sind all die Kinder, Herr Minister?

Laut Medienberichten[1] waren seit Mitte März mehr als 10.000 Kinder nicht in den österreichischen Bildungseinrichtungen.

Das ist besorgniserregend, denn die Abwesenheit dieser Kinder und Jugendlichen kann mehrere Begleiterscheinungen haben. Einerseits kann das bedeuten, dass 10.000 Kinder österreichweit keine andere Bezugsperson hatten, als die eigenen Eltern. Ebenso kann das bedeuten, dass 10.000 Kinder österreichweit abseits der Eltern keine anderen Sozialkontakte mit Gleichaltrigen hatten. Und im schlimmsten Fall kann das bedeuten, dass niemand wahrnehmen konnte, wie es diesen Kindern geht, wie sie behandelt wurden, womit sie sich beschäftig haben, wie ihre physische, psychische, soziale und emotionale Verfasstheit ist. Und das möglicherweise über fünfeinhalb Monate hinweg!

Jedes einzelne dieser Kinder gibt Grund zur Sorge. Wenn die gestiegene Nachfrage an Beratung und Hilferufen beispielsweise bei der kostenkosen Telefonberatungshotline Rat auf Draht betrachtet werden, ist anzunehmen, dass in dieser Ausnahmesituation Kinder und Jugendliche auf eine besondere Art und Weise betroffen sind.

Von der zuständigen Ministerin, werden treffsichere Konzepte zur Bekämpfung von Negativeffekten der COVID-19 Krise auf die Kinder und Jugendlichen erwartet.

Aus diesem Grund stellen die unterfertigten BundesrätInnen folgende

Anfrage

1)    Wie viele Kinder und Jugendliche waren nach der Wiederaufnahme des Unterrichtsbetriebs an den Schulen und dem Regelbetrieb in Kindergärten (von Mai bis Schulschluss) nicht in den Bildungseinrichtungen? Listen Sie diese bitte nach Jahrgang, nach Geschlecht, nach Bundesland und nach Schultyp auf.

2)    Welche Maßnahmen wurden ergriffen, um den Kontakt zu diesen Kindern aufzubauen?

3)    Wurden auch außerhalb der Bildungseinrichtungen über Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, etc. Maßnahmen ergriffen, um Kontakt mit diesen Kindern aufzubauen?

a.    Wenn ja: Über welche Einrichtungen?

b.   Wenn ja: Auf welchem Wege wurde die Kontaktaufnahme versucht?

c.    Wenn ja: Wie viele dieser Kinder konnten letztlich erreicht werden?

d.   Wenn nein: Wieso nicht?

4)    Können Sie sicherstellen, dass kein Kind, das von Kindergarten oder Schule entschuldigt ferngeblieben ist, Gewalt oder Vernachlässigung ausgesetzt war bzw. ist?

5)    Wurden Ressourcen im Bereich des Kinderschutzes aufgestockt, um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden?

a.    Wenn ja: Welche Ressourcen wurden aufgestockt?

b.   Wenn ja: Wo wurden diese Ressourcen konkret eingesetzt?

c.    Wenn ja: Wie hoch war der Wert der Ressourcen, die eingesetzt wurden?

d.   Wenn nein: Wieso nicht?

6)    Welche Maßnahmen werden hinsichtlich einer möglichen zweiten Welle im Herbst/Winter ergriffen, um besonders vulnerablen Gruppen unter Kindern und Jugendlichen Schutz und Förderungen und Teilhabe zu gewähren (wie es die Kinderrechtskonvention vorsieht)?

7)    Wie werden Eltern unterstützt, diese besonders herausfordernden Zeiten hinsichtlich der Betreuung und Erziehung ihrer Kinder zu meistern?

8)    Welche zusätzlichen Ressourcen werden dafür eingesetzt und wie sieht das Begleitangebot konkret aus?

9)    Inwieweit werden Beratungsangebote, Helplines und andere Hilfen den Kinderschutz betreffend ausgebaut, abgesichert und auf eine mögliche zweite Corona-Welle im Herbst/Winter vorbereitet?

10) Wie   wird sichergestellt, dass alle Kinder und Jugendlichen in Österreich diese herausfordernde Zeit weitgehend unbeschadet überstehen?



[1] https://wien.orf.at/stories/3051490/