„Die Überwindung der ,Digital Divide‘ als regionale Herausforderung“

 

 

Parlamentarische Enquete des Bundesrates

Donnerstag, 24. Juni 2004

 

(Stenographisches Protokoll)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 


Parlamentarische Enquete des Bundesrates

Donnerstag, 24. Juni 2004

(XXII. Gesetzgebungsperiode des Nationalrates)

Thema

„Die Überwindung der ,Digital Divide‘ als regionale Herausforderung“

Dauer der Enquete

Donnerstag, 24. Juni 2004: 9.05 – 13.23 Uhr

*****

Tagesordnung

I. Eröffnung

Präsident des Bundesrates Jürgen Weiss

II. Referate

a) Ing. Mag. Alfred Ruzicka, Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Techno­logie

b) Dr. Georg Serentschy, Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH

c) Dr. Georg Aichholzer, Österreichische Akademie der Wissenschaften

d) Dr. Hannes Leo, Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo)

e) Ing. Mag. Rudolf Fischer, Telekom Austria AG

f) Ing. Hans Kühberger, Infotech EDV-Systeme GmbH

g) Generalsekretär Dr. Kurt Einzinger, ISPA – Internet Service Providers Austria

III. Diskussion

*****

Inhalt

I. Eröffnung

Vorsitzender Präsident des Bundesrates Jürgen Weiss ........................................... 3

II. Referate

Referent Ing. Mag. Alfred Ruzicka ................................................................................ 4

Referent Dr. Georg Serentschy .................................................................................... 9

Referent Dr. Georg Aichholzer ................................................................................... 13

Referent Dr. Hannes Leo ............................................................................................. 18

Referent Ing. Mag. Rudolf Fischer ............................................................................. 21

Referent Ing. Hans Kühberger .................................................................................... 26

Referent Generalsekretär Dr. Kurt Einzinger ........................................................... 31

III. Diskussion

Bundesrat Karl Boden ................................................................................................. 37

Bundesrat Engelbert Weilharter ................................................................................. 39

Bundesrätin Michaela Gansterer ............................................................................... 40

Bundesrätin Dr. Ruperta Lichtenecker ...................................................................... 41

Gerhard Weis ................................................................................................................ 43

Dr. Achim Kaspar ......................................................................................................... 45

Mag. Christian Cap ...................................................................................................... 46

Mag. Thomas Barmüller .............................................................................................. 48

Referent Dr. Georg Serentschy ...........................................................................  50, 64

Abg. Rudolf Parnigoni ................................................................................................. 51

Bundesrat Ing. Siegfried Kampl ................................................................................. 53

Abg. Dr. Gabriela Moser .............................................................................................. 54

Prof. Dipl.-Ing. Thomas Hintze .................................................................................... 55

Dipl.-Ing. Franz Grandits ............................................................................................. 56

Dr. Wilfried Connert ..................................................................................................... 57

Mag. Mathias Grandosek ............................................................................................ 58

Michael Gredenberg .................................................................................................... 60

Referent Ing. Hans Kühberger .................................................................................... 61

Referent Dr. Hannes Leo ............................................................................................. 62

Referent Ing. Mag. Rudolf Fischer ............................................................................. 63

Referent Generalsekretär Dr. Kurt Einzinger ........................................................... 63

Referent Ing. Mag. Alfred Ruzicka .............................................................................. 65

Schlusswort

Vorsitzender Vizepräsident des Bundesrates Mag. Harald Himmer ..................... 66


Beginn der Enquete: 9.05 Uhr

Vorsitzende: Präsident des Bundesrates Jürgen Weiss, Vizepräsident des Bundesra­tes Mag. Harald Himmer.

*****

I. Eröffnung

 


Vorsitzender Präsident Jürgen Weiss|: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich eröffne die parlamentarische Enquete des Bundesrates zum Thema „Die Überwin­dung der ‚Digital Divide‘ als regionale Herausforderung“.

Ich danke Ihnen, dass Sie der Einladung so zahlreich gefolgt sind und begrüße Sie alle recht herzlich, in besonderer Weise die Referenten, die auf der Regierungsbank Platz genommen haben.

Ich begrüße auch die Vertreter der Medien; das ist themenimmanent. Die unterschied­liche Zugänglichkeit zum Internet und besonders zur Breitbandkommunikation ist ein schichtenspezifisches Problem, aber auch ein Problem regionaler Differenzierung, weil da die Voraussetzungen in Österreich – wie in anderen Staaten auch – natürlich unter­schiedlich sind. Es gibt diesbezüglich entsprechende Bemühungen der Europäischen Union und auch der österreichischen Bundesregierung. Es ist aber eine nahe liegende Überlegung, diese regionalen Disparitäten auch im Bundesrat zu thematisieren. Ich danke dem diesbezüglich beruflich einschlägig vorbelasteten Vizepräsidenten Mag. Harry Himmer, dass er mit großer Hartnäckigkeit dieses Thema aufgegriffen und auch dessen Durchsetzung verfolgt hat.

Bevor wir in die Beratungen eingehen, möchte ich kurz einige, den Ablauf betreffende Mitteilungen machen: Am Ende der Enquete sind wir zu einem kleinen Buffet von der Telekom Austria eingeladen, und zwar über Vermittlung von Vizepräsident Mag. Him­mer. Nur damit Sie das wissen: Wir machen keine Mittagspause, sondern können das nachher genießen.

Zunächst werden die geladenen Referenten ein Einleitungsstatement mit je ungefähr 15 Minuten Länge abgeben. Wenn das rote Licht zu blinken beginnt, ist das eine Einla­dung, zur Landung anzusetzen – noch nicht das abrupte Ende; wir wollen das nicht sklavisch zum Selbstzweck erheben.

Im Anschluss daran werden wir in die Diskussion eintreten. Ich bitte Sie, sich mit den vorbereiteten Kärtchen schriftlich anzumelden und diese an die an meiner Seite sitzen­den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu übergeben, damit wir die Diskussionsteilneh­mer in der richtigen Reihenfolge aufrufen können. Die Wortmeldungen werden in eine Rednerliste aufgenommen, deren Stand zwischendurch bekannt gegeben wird.

Für die Diskussion ist vereinbart, dass die einzelnen Wortmeldungen die Dauer von 5 Minuten nicht überschreiten sollen, wobei je einem Mitglied des Bundesrates pro Fraktion eine Redezeit von 10 Minuten zur Verfügung stehen soll. Ich bitte Sie, im In­teresse einer interessanten und lebhaften Diskussion diese notwendigen Begrenzun­gen im Auge zu behalten.

Entsprechend der Geschäftsordnung des Bundesrates wird über die heutige Enquete ein Stenographisches Protokoll verfasst, das nach der Fertigstellung auch über das Internet abrufbar sein wird. Ich ersuche daher die Referenten sowie alle, die sich an der Diskussion beteiligen wollen, ihre Ausführungen über das Mikrophon am Redner­pult zu machen, damit das auch entsprechend festgehalten werden kann.

(Rechts und links vom Präsidium sind zwei große Flachbildschirme zur Präsentation von Graphiken aufgestellt.)

II. Referate

 


Vorsitzender Präsident Jürgen Weiss|: Ich erteile nun als erstem Referenten Herrn Mag. Ruzicka das Wort. – Bitte.

 


9.08

Referent Ing. Mag. Alfred Ruzicka| (Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie): Schönen guten Morgen, meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Präsident! Ich bin ein bisschen verwirrt ob dieses schönen Gerätes. (Auf dem Redner­pult steht ein Laptop, der der digitalen Projektion von Schaubildern dient.) Wir haben zwar nur einen sehr kleinen Bildschirm hier für diese große Menge, aber ich darf trotz­dem sagen: Wir werden es schaffen.

Das Thema heute lautet: „Die Überwindung der ‚Digital Divide‘ als regionale Heraus­forderung“. Ich freue mich ganz besonders, in diesem Kreis darüber etwas mehr sagen zu können. „Digital Divide“ – dazu werden wir später von Dr. Aichholzer noch viel mehr hören – beschreibt die Situation zwischen Menschen, die diese modernen Informati­ons- und Kommunikationstechnologien nützen, und Menschen, die davon ausge­schlossen sind.

Ich möchte eingangs gar nicht näher auf die Ursachen dieser Digital Divide eingehen. Diese können sein: Bildung, Einkommen, persönliche Einstellungen, Alter, aber natür­lich auch – und das ist das Hauptthema heute – die Verfügbarkeit. (Begleitend zu die­sem Referat werden auf den zwei rechts und links vom Präsidium aufgestellten Flach­bildschirmen Graphiken präsentiert und erläutert.)

Beginnen möchte ich meinen Vortrag mit einem Zitat von Robert Kahn, der ein Inter­net-Pionier war. Ich zitiere:

„Das Internet hat die Kommunikationswelt revolutioniert wie nichts zuvor. Es ist ein Mechanismus zur Streuung von Information und ein Medium zur Kooperation und In­teraktion von Menschen ungeachtet des geographischen Ortes.“

Wenn wir heute, einige Jahre danach, auf diesen Spruch blicken, werden wir feststel­len, dass sich inzwischen viel verändert hat. Von dem ursprünglichen zivilen Ansatz des Free Flow of Information haben wir heute neue Formen, neue Anwendungen, E-Business-Anwendungen, E-Government-Anwendungen, neue Lager, Vertriebslogisti­ken, eigentlich Auswirkungen, die in den Produktionsprozess zurückgreifen, die eigent­lich die Wirtschaften verändert haben.

Von dem ersten Ansatz, dass es rein ein Kommunikationsmedium ist, hat sich inzwi­schen sehr viel weiterentwickelt. Bezüglich der wirtschaftlichen Auswirkungen möchte ich auf einen Vergleich der Europäischen Kommission zwischen den amerikanischen und den europäischen Wirtschaften hinweisen.

Die Kommission hat festgestellt, dass die vermehrte Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien eine höhere Produktivität ganzer Branchen bewirkt hat. Das ist derzeit mit ein Grund dafür, warum Amerika in diesem Wirtschaftsumfeld vor ganz Europa liegt.

Bezüglich Österreich möchte ich hier nur einen ganz kurzen Schluss darlegen: Wir haben in Österreich 67 Prozent exportorientierte kleine und mittlere Unternehmen. Ge­rade für diese Unternehmen ist ein leistbarer Breitbandanschluss eine Voraussetzung, um überhaupt auf dem Weltmarkt reüssieren zu können. Niedrige Kommunikationskos­ten bringen einen Eintritt in geographisch entlegene Märkte oder ermöglichen dies überhaupt erst.

Nun möchte ich ein ganz kleines Beispiel dafür bringen, warum Breitband im wirt­schaftlichen und auch im privaten Bereich so wichtig ist.

Meine Damen und Herren, Sie sehen hier (der Redner zeigt ein Schaubild) die Übertra­gung von 24 digitalen Fotos mittels verschiedener Medien. Sie können hier sehen: Mit Glasfaser, 10 Mbit, sind wir gerade fertig geworden, währenddessen es beim Dial-Up, also beim normalen Modem-Anschluss, zwölf Sekunden dauert; man sieht das erste Stricherl. – Ich möchte das jetzt nicht 40 Minuten lang vorführen, und Sie schauen jetzt 40 Minuten zu, wie lange das dauern wird, ich kann aber vorwegnehmen, dass die Übertragung für den Privatbereich 40 Minuten dauern wird.

Ich glaube, ich brauche zu diesem Bild an und für sich nichts Näheres zu erklären. Sie können hier sehen, wie lange eine Übertragung dauert. Für einen Geschäftsbereich ist Zeit ein Thema. Das heißt, wenn man zu lange auf etwas wartet, wird man einfach im Wettbewerb hinterherhinken. Auch privat ist es tatsächlich so, dass die Menschen heute nicht mehr geneigt sind, zu lange auf etwas zu warten. Das heißt, Breitband ist auch im privaten Bereich ein Thema.

Welchen Lösungsansatz hat die österreichische Bundesregierung hiefür gefunden? – Breitband ist, wie Sie wissen, im Wettbewerbsmarkt, es wird nicht verordnet, es wird nicht vom Staat zur Verfügung gestellt. Das heißt, man hat ein Maßnahmenbündel vor­gesehen.

Die Breitbandstrategie der österreichischen Bundesregierung ruht auf drei Pfeilern: Wir haben angebotsstimulierende Maßnahmen, nachfragestimulierende Maßnahmen und natürlich einen Teil, der die Infrastruktur betrifft. Ich muss ehrlich sagen: Es wird uns nichts helfen, wenn wir die besten Angebote haben, denn solange die Infrastruktur zur Nutzung nicht da ist, werden wir diese Angebote einfach nicht im Volk verteilen und auch nicht selbst nutzen können.

Ich möchte ganz kurz auf das Angebot eingehen. Ich glaube, Sie alle kennen die E-Government-Lösungen und Sie alle kennen FINANZOnline. Da wird tatsächlich sehr viel gemacht, es wird sehr viel Geld investiert. Wir konnten bereits große Erfolge feiern: Wir sind im E-Government-Bereich auf Platz 4 in der Europäischen Union, und das ist wirklich ein sehr, sehr großer Erfolg!

Bezüglich der Nachfragestimulierung brauche ich nur auf die Einkommensteuerreform hinzuweisen. Man muss davon ausgehen, dass durch die großen Projekte des Bundes, diese Back Office-Projekte, insbesondere ELAK-Einführung, auch eine Nachfrage auf dem Markt erzeugt wird.

Drittens: Infrastruktur. Das ist heute einer der wesentlichsten Punkte. Das ist auch der Teil, bei dem wir vom BMVIT uns als zuständig sehen. – Dazu werde ich noch ein paar Dinge erklären.

Da all diese Maßnahmen sehr allgemein gehalten sind und in 15 Minuten nicht darge­stellt werden können, möchte ich auf die Voraussetzungen eingehen.

Diese Breitbandinitiative wurde im Jahr 2003 gegründet, und zwar zusammen mit der RTR; dazu wird Dr. Serentschy sicher noch mehr sagen können. Es war im Vorfeld aber notwendig, zu erheben, wo Österreich steht. Man springt nicht in einen Teich, wenn man nicht weiß, wie tief er ist.

Ich darf auf diese Charts verweisen (der Redner präsentiert eine Graphik): Wir haben in Österreich bei der PC-Nutzung und bei der Internet-Nutzung im Unternehmensbe­reich eigentlich eine Sättigung erreicht. Wir sind bei 98 oder 99 Prozent angelangt; dazu brauche ich nichts mehr zu sagen.

Es gibt in Österreich im privaten Bereich auch eine sehr, sehr gute Erfolgsaussicht. Die Zahlen, die Sie hier betreffend den privaten Bereich sehen, sind vom Austrian Inter­net Monitor aus dem ersten Quartal 2004. Es nutzen derzeit etwa 70 Prozent aller Österreicher einen PC, und 62 Prozent aller Österreicher nutzen das Internet oder haben zumindest einen Zugang zum Internet.

Wenn Sie aber das dritte Chart ansehen, dann werden Sie erkennen können, dass im Breitbandfeld im Unternehmensbereich und auch im Privatbereich die Nutzung sehr stark abnimmt. Ich würde sagen: Da ist natürlich die Verfügbarkeit mit ein Grund. Ich sehe keinen Grund dafür, warum ein Unternehmen heutzutage nicht einen Breitband­anschluss haben sollte oder auch nicht benötigen würde.

Das zweite Problem ist die Versorgung. Da hat die RTR eine wirklich anstrengende und umfangreiche Erhebung aller „weißen Flecke“ – wir nennen die nicht versorgten Gebiete „weiße Flecke“ – durchgeführt. Ich möchte da dem nächsten Redner nicht vor­greifen, sondern nur Folgendes erwähnen: Es sind in Österreich von den 17 245 Ort­schaften derzeit rund ein Drittel – und das betrifft doch eine Million Menschen – nicht mit Breitbandinfrastruktur versorgt.

Wir sehen Breitband als Schlüsselfaktor für Österreich an. Für die österreichische Wirtschaft mit hauptsächlich kleineren und mittleren Unternehmen ist ein Breitbandan­schluss wirklich wichtig. Es gibt derzeit etwa 600 000 Breitbandanschlüsse in Öster­reich, wir liegen damit im internationalen Vergleich im Mittelfeld. Es ist deshalb das Ziel Österreichs, mit der Breitbandinitiative, die wir gemeinsam mit der RTR gestartet haben, weltweit an die Spitze der Informationsgesellschaften zu rücken. Die Vorausset­zungen dafür sind sehr gut.

49 Prozent der Haushalte haben einen PC, deren Nutzung beläuft sich auf 70 Pro­zent. – Ich möchte diese Zahlen vergleichen, damit man erkennen kann, was da wirklich läuft. – Bei den Internet-Anschlüssen ist die Zahl sehr interessant: 36,2 Prozent Internet-Anschlüsse zu Hause. Derzeit gibt es bereits 20 Prozent Breitband-Internet­anschlüsse. Das heißt, es haben, sofern die Zahlen stimmen, mehr als die Hälfte aller privaten Haushalte bereits einen Breitbandanschluss.

Es ist auch ganz interessant, dass weltweit 652 Millionen Menschen das Internet nut­zen. Man erkennt also die Möglichkeiten, die in diesem Medium stecken.

Es geht bei dieser Breitbandinitiative darum, die digitale Kluft, die sich quer durch Ös­terreich zieht, zu verkleinern und Chancengleichheiten zu generieren. In den ländlichen Regionen Österreichs sollen dieselben Chancen vorherrschen wie in den Ballungszent­ren. Egal, wie viele Menschenleben wirklich betroffen sind: Breitband muss auf lange Sicht für jedermann verfügbar sein – egal, ob in Graz oder in Stinatz.

Es gibt auch ein klares politisches Bekenntnis zum Breitbandausbau. Ich darf kurz ver­weisen auf den E-Government-Vortrag – das war ein Ministerratsvortrag vom 13. Mai 2003 –, der sehr auf E-Government-Lösungen fokussiert war, der aber in einem Absatz ganz klar auch von der Infrastruktur, vor allem jener in den Gemeinden des ländlichen Raumes, die eben verbesserungswürdig ist, gehandelt hat.

Ein weiteres Ziel ist es – und das ist im Ministerrat vom 14. April 2004 festgestellt wor­den –, Österreich mit der Breitbandinitiative im Breitbandbereich unter die Besten Euro­pas zu bringen. Wir wollen die Breitbandverfügbarkeit von derzeit zirka 80 Prozent bis 2007 auf annähernd Vollversorgung bringen. Wie Sie wissen, stehen uns derzeit etwa 10 Millionen € Fördermittel zur Verfügung. Um bundesweit eine einheitliche Vergabe der Förderungen sicherzustellen, wurde ein durch Bund, Länder und EU getragenes Förderprogramm konzipiert, welches Investitionen zum Ausbau der Breitbandinfra­struktur durch private Anbieter im Ausmaß von 100 Millionen € stimulieren soll.

Diese österreichische Fördermodell – wir nennen es Sonderrichtlinie Breitbandinitia­tive – wird gerade mit den Bundesländern, dem Finanzministerium und dem Wirt­schaftsministerium koordiniert, und wir erhoffen uns, dass wir noch im Sommer einen Abschluss der diesbezüglichen Gespräche und damit auch eine fertige Richtlinie und eine Ausgabe in der „Wiener Zeitung“, was für uns wesentlich ist, schaffen.

Ich möchte nun auf ein paar Eckpunkte dieser Förderrichtlinie eingehen. Die Initiative hat, ganz allgemein gesprochen, den Fokus, nicht Firmen, sondern benachteiligte Ge­biete zu unterstützen. Wir wollen den Datenausbau der Infrastruktur fördern, und es war natürlich die Vorfrage der förderungswürdigen Gebiete zu klären.

Eine Frage betrifft außerdem die förderungswürdigen Gebiete. Wie ich vorhin erwähnt habe, gibt es eine Liste der „weißen Flecken“, das heißt, aller Gebiete, die derzeit nicht versorgt sind. Diese Gebiete sind sehr zahlreich. Mit dem Förderrahmen, den wir der­zeit zur Verfügung haben, können wir diese nicht auf einen Sitz bedienen, daher muss­ten bei diesen Gebieten nach objektiven Kriterien Einschränkungen vorgenommen werden.

Konkret – ich möchte das jetzt sehr vereinfacht darstellen –: Es gab eine Reihung der unversorgten Gebiete. Berücksichtigt wurde ihr Bedarf auf Grund des Vorhandenseins von öffentlichen Einrichtungen, Unternehmen und auch unter Beachtung des Nachfra­gepotentials der Bevölkerung.

Diese Reihung hat sich über ganz Österreich erstreckt und war nicht auf ein Bundes­land bezogen. Viel mehr kann ich derzeit dazu nicht sagen, denn wir verhandeln noch mit den Bundesländern. Es sind eventuelle Fehler noch zu bereinigen. Diese Liste wird meiner Meinung nach Anfang Juli tatsächlich fertig sein.

Wesentlich ist auch die Abwicklung des ganzen Programms. Die Ausschreibung, die konkrete Abwicklung wird den Ländern obliegen. In richtlinienkonformen Ausschrei­bungen werden Projekte und Förderwerber ermittelt werden, die dann natürlich beim BMVIT ein Förderansuchen einbringen können.

Bezüglich der Projektdauer ist zu sagen: Wir haben eine Projektdauer von 2004 bis 2005, also eigentlich ein sehr kurzes Programm. Der Sinn ist auch ganz kurz und schnell erklärt: Wir wollen sofort Auswirkungen auf dem Markt sehen. Wenn das Pro­gramm zu lange dauern würde, wäre zu erwarten, dass die Auswirkungen vielleicht erst in einigen Jahren erkennbar sind. Wir gehen vom folgenden Gesichtspunkt aus: Breitband soll so schnell wie möglich kommen. Es gibt die ersten Anwendungen, es gibt Nachfrage, daher natürlich ein sehr kurzes Programm mit einem sehr starken Fokus auf einen schnellen Ausbau.

„Breitband“ wird üblicherweise von jedem eigendefiniert. Es gibt keine wirkliche Defini­tion für Breitband. In der Regel bezeichnet der Begriff eigentlich nur permanente Inter­net-Anschlüsse mit einer wesentlich höheren Geschwindigkeit als Einwahlverbindun­gen.

Ich muss sagen: Wir mussten natürlich deshalb die Bandbreite definieren, das hat län­gerer Diskussionen bedurft. Derzeit ist die Vorgabe folgende: physikalische Download­bandbreite 384 Kbit/s, ständiger Internetzugang mit zeitunabhängigem, laufendem Grundentgelt. – Die Formulierung kennen Sie alle aus dem Einkommensteuergesetz. Das Einzige, das sich ein bisschen verändert hat, ist die Downloadbandbreite; diese ist bei uns ein bisschen höher.

Nun zu Art und Höhe der Förderung: Die Förderung des Bundes erfolgt in Form von nicht rückzahlbaren Zuschüssen. Förderbar sind projektbezogene Kosten für Infra­strukturinvestitionen. Vielleicht auch recht interessant sind die Anteile, damit man das Gesamtfördervolumen ein bisschen abschätzen kann: 10 Prozent der Förderung wird durch den Bund erfolgen. Wir erwarten einen mindestens gleich hohen Landesanteil und natürlich EU-Strukturfondsmittel, falls möglich. Man muss auch sagen: Die Struk­turfondsmittel stehen uns sicher noch bis Ende 2006 zu. Auch das ist mit ein Grund dafür, warum das Programm jetzt initiiert und warum für dessen Umsetzung ein so kurzer Zeitraum festgesetzt wurde.

Nun einige Ausschreibungskriterien. Ich möchte Sie nicht mit allen Kriterien langwei­len, aber es gibt einige wesentliche Kriterien, die erfüllt sein müssen. Das ist eine Vor­gabe, die nicht allein von uns kommt, sondern die auch von der EU mit determiniert ist. Wenn wir Strukturfondsmittel in Anspruch nehmen, wenn wir Förderprogramme machen, dann haben wir Vorgaben, die wir einhalten müssen. Unter anderem möchte ich gleich mit der „technologischen Neutralität“ beginnen.

Eines ist ganz klar: Wir können uns nicht aussuchen, mit welcher Technologie eine Ausschreibung oder überhaupt ein Anbieter arbeiten wird. Es muss neutral sein, es muss jedem die Möglichkeit geboten werden, mit seiner Technologie das umzusetzen.

Ein meiner Ansicht nach auch sehr wesentliches Merkmal ist die Nichtdiskriminie­rung von Anbietern unterschiedlicher Unternehmensgrößen. Damit ist gemeint, dass die Ausschreibungslose so gestaltet sein müssen, dass auch regionale oder lokale Anbieter eine Chance haben.

Ein praktisches Beispiel dafür: Wenn ich ein ganzes Bundesland oder vielleicht zwei, drei Bundesländer ausschreiben würde, dann hätten natürlich lokale Anbieter keine Chance haben, hier mitzubieten. Daher ist diese Form der Nichtdiskriminierung bei uns in den Richtlinien sehr stark verankert.

Nächster Begriff: „offener Zugang“. Das ist ein Fachbegriff aus dem Telekommunika­tionsrecht; diesen möchte ich hier nicht näher erklären. Er dient der Interoperabilität. Es kann nicht sein, dass mit Fördermitteln geschlossene Netze errichtet werden, die dann nicht für alle zugänglich sind.

Ein weiterer Punkt ist die Coverage-Verpflichtung. Das heißt: Wir gehen davon aus, dass derjenige, der mit Fördermitteln ein Netz errichtet, auch die Verpflichtung hat, dieses Netz zu betreiben, und zwar zu bestimmten Bedingungen, nämlich, dass er die im ausgeschriebenen Gebiet lebenden Personen dann auch tatsächlich innerhalb einer bestimmten Frist versorgt.

Es gibt, so glaube ich, zwölf Kriterien oder sogar noch mehr. Es gibt objektive Kriterien auch noch; ich möchte da nicht weitergehen. Es sind auch Wholesale-Verpflichtun­gen dabei. Wir wollen auch einen Business-Plan sehen. Das Ganze soll so sein, dass auch gewährleistet ist, dass dieser Betrieb in fünf Jahren – das ist wahrscheinlich, aber sicher ist es nie – noch besteht, dass er auch das, was er verspricht, nämlich eine Penetration, auch tatsächlich einhalten kann. Ob dies realistisch ist, will ich jetzt nicht untersuchen. Das sind Kriterien, die noch weiter gehen; ich möchte jetzt nicht näher darauf eingehen.

Wir setzen natürlich noch weitere Aktivitäten, Randaktivitäten. Das betrifft bewusst­seinsbildende Maßnahmen. Wir werden auf unserer Homepage weitere Maßnahmen setzen. Es müssen auch Aktivitäten, was die Sicherheit betrifft, was Informationen be­trifft, gesetzt werden. Wir wollen – ich darf das jetzt vorweg sagen, es ist noch nicht fixiert – im Herbst beginnen, konkret Hilfestellung zu leisten, konkret auch in Details einzusteigen, wenn die ersten Ausschreibungen, wie ich hoffe, auch tatsächlich erfol­gen.

Ich glaube, ich habe in sehr kurzer Zeit einen Überblick über die Aktivitäten des BMVIT geboten – und danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall.)

9.27

 


Vorsitzender Präsident Jürgen Weiss|: Danke, Herr Mag. Ruzicka.

Nächster Referent ist Herr Geschäftsführer Dr. Serentschy. – Bitte.

 


9.27

Referent Dr. Georg Serentschy| (Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH): Herr Präsident! Meine Damen und Herren Abgeordneten! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte mich vorerst sehr herzlich für die Möglichkeit bedanken, hier sprechen zu dürfen, und möchte vor allem Herrn Vizepräsidenten Himmer zu dieser Initiative, die­ses Thema hier vorzustellen, gratulieren. Ich glaube, dass es eine sehr wichtige Initia­tive ist, die Damen und Herren des Hohes Hauses mit diesem wichtigen Infrastruktur­thema, mit diesem Thema vertraut zu machen, das, wie nicht nur ich, sondern auch viele andere meinen, für die Zukunft unseres Landes von großer Bedeutung sein wird.

Lassen Sie mich zuerst kurz auf die Rolle, die die RTR in dem ganzen Konzert der österreichischen Breitbandinitiative spielt, eingehen, damit Sie die vielleicht etwas ungewöhnlich Ausgangslage verstehen, warum sich eine Regulierungseinrichtung, bei der man normalerweise erwartet, dass sie sich ausschließlich mit der Frage der Markt­kontrolle und der Wettbewerbskontrolle in einem bestimmten Sektor beschäftigt, in diesem Bereich engagiert hat.

Meine Damen und Herren! Das hängt damit zusammen, dass die RTR als ausgeglie­derte Einrichtung des Bundes agiert und hier im Konzert gemeinsam mit dem BMVIT, so wie Mag. Ruzicka das schon erklärt hat, im letzten Jahr diese Breitbandinitiative ins Leben gerufen hat.

Warum ist diese Breitbandinitiative notwendig geworden? – Sie sehen hier (der Re­ferent zeigt eine Graphik) in der ersten Zeile das Programm eEurope, dargelegt in eEurope 2002, wo es vor allem um die Fragen der Infrastruktur geht, und eEurope 2005, die Frage der Dienste. Es wurden die Mitgliedsländer der Europäischen Kommission verpflichtet, nationale Strategien zu entwickeln, nationale Antworten auf die Frage zu geben, wie Europa zur leistungsfähigsten Region, zur wettbewerbsfähigs­ten Region der Welt werden kann. Ich erwähne in diesem Zusammenhang das be­kannte Lissabon-Ziel. Es wäre auch sehr wichtig, dass sich die Politik nicht von diesem Ziel verabschiedet.

Die Antwort darauf ist die österreichische Breitbandinitiative. Es geht dabei um die nachhaltige Sicherung eines Spitzenplatzes für Österreich unter den Informationsge­sellschaften, und der Ansatz ist – wie schon teilweise erwähnt wurde – technologie­neutral; das heißt, es geht nicht darum, eine bestimmte Technologie oder ein bestimm­tes Unternehmen zu fördern, sondern es geht darum, das Thema Breitband in den Köpfen der Politik, in den Köpfen der Menschen zu verankern und die Unternehmen zu motivieren, auf diesem Gebiet zu investieren.

Die Berücksichtigung von Angebot und Nachfrage gehört da ganz genauso dazu, und wir haben in diesem Zusammenhang den Begriff „Breitbandspirale“ gewählt. Sie sehen hier (der Referent zeigt eine weitere Graphik) diese Breitbandspirale, also die Wechselwirkung zwischen dem „Technologie-Push“ – also der ubiquitären Verfügbar­keit von Infrastruktur – auf der einen Seite und dem „Demand-Pull“ – also der Nachfra­geförderung, der Nachfragesteigerung – auf der anderen Seite, die es gilt, ins Laufen zu bringen. Diese Breitbandspirale beginnt sich nur dann zu drehen, wenn beides vor­handen ist: einerseits ausreichende Angebote an Infrastruktur, andererseits aber auch nachfragestimulierende und interessante Dienste – Dienste, die nützlich sind, die den Menschen das Leben einfacher machen und auch Spaß machen. Wenn beides vor­handen ist, dann beginnt sich diese Breitbandspirale im Sinne einer selbstverstärken­den Entwicklung zu bewegen.

Worum geht es im Detail? – Strategien zu entwickeln, politische Entscheidungen zu treffen, ist Sache der Bundesregierung, in diesem Fall Sache des BMVIT. Die Rolle der RTR ist dabei die des unabhängigen Kompetenzzentrums, der Beratung für die Regie­rung und für das Parlament, wenn es darum geht, in diesem Bereich tätig zu werden.

Das heißt, wenn es darum geht, zu den Fragen: Wo wollen wir hin?, und: Wie wollen wir das erreichen?, Entscheidungen zu treffen, dann können wir als RTR GmbH dazu die operativen Beiträge liefern im Sinne des Aufzeigens der Möglichkeiten, wohin man gehen kann, der Entwicklung von Szenarien und vor allem auch einmal der Beantwor­tung der Frage: Wo stehen wir heute – beziehungsweise wo stand Österreich, um es ganz genau zu sagen, im Jahr 2003 – im Bereich der Breitbandentwicklung?

Die ubiquitäre Breitbandversorgung, also die Versorgung überall für jedermann zu jeder Zeit – das soll dieses schöne Wort sagen –, bringt vielfachen Nutzen für den Ein­zelnen und für die Volkswirtschaft. Das Ganze wird immer gerne in diesem „e-World-Dreieck“ abgebildet, nämlich das Zusammenwirken zwischen den übergeordneten Zielen von e-World, der Medienindustrie und den Telekomindustrien. Das heißt, es geht um Dienste, es geht um Infrastruktur und es geht um das Zusammenfügen des Ganzen zu einem nützlichen Höheren für die Gesellschaft.

Das ist ein wichtiger Faktor, und ich meine sogar sagen zu können, ein zentraler Faktor für den Wirtschaftsstandort, meine Damen und Herren. Das, was für die Betriebe vor 50 Jahren der Eisenbahnanschluss und vor 30 Jahren der Autobahnanschluss war, ist heute der Breitbandanschluss; das darf man nicht vergessen. Und auch andere Infra­strukturen, wie Eisenbahn oder Autobahnen, sind nicht von heute auf morgen und nicht allein privatwirtschaftlich entstanden. Es hat dabei immer auch des Impulsgebers der öffentlichen Hand bedurft, um solche Modelle überhaupt einmal ins Laufen zu bringen.

In Zukunft werden wesentliche Teile des Bruttoinlandsproduktes direkt oder indirekt vom Breitband abhängen, auch die ganze Frage der Regionalentwicklung der Volks­wirtschaft, der Möglichkeit für Unternehmen, auch in etwas entlegenen Gebieten, die strukturschwach sind, ein Unternehmen zu gründen, Software zu entwickeln oder in der Kreativindustrie tätig zu sein – was auch immer. Unternehmerisch tätig zu sein, zu lernen, Wissenschaft zu betreiben – das alles hängt vom Breitband ab. Das heißt also: schnellerer Zugang zu Informationen, verringerte Wartezeiten, aber auch Effekte wie Verringerung des Verkehrsaufkommens, damit Entlastung der Umwelt, neue Dienste, neue Kommunikationsmöglichkeiten.

Die Gefahren, meine Damen und Herren, wenn es zur Digital Divide kommt – wenn es schlagend wird, dass in unserer Gesellschaft eine Online- und eine Offline-Gesell­schaft oder eine Breitband- und eine Schmalband-Gesellschaft entsteht –, sind viel­fältig, und diese gilt es zu vermeiden. Deshalb ist es auch so begrüßenswert, dass sich das Hohe Haus mit dieser Veranstaltung diesem Thema ganz spezifisch annähert. Informationsgefälle, Standortnachteile – gerade vor dem Hintergrund der EU-Erweite­rung, glaube ich, ein ganz wichtiges Thema –, die Benachteiligung von ganzen Regio­nen, Landflucht et cetera, das alles wären die negativen Folgen, wenn es zu dieser Digital Divide kommt, die ja partiell heute existiert – ich werde Ihnen das anhand der Karten zeigen –, und diese gilt es abzubauen.

Die Breitbandspirale ist ja eigentlich ein klassisches Beispiel einer Henne-Ei-Problema­tik, die es zu überwinden gilt. Man muss einmal beginnen, einerseits die Nachfrage zu fördern und andererseits das Angebot zu pushen. Und wenn das dazu führt, dass ver­stärkte Nachfrage Kapazitätsengpässe erzeugt, dann sind diese Kapazitätsengpässe Anreize für Infrastrukturinvestitionen. Diese führen wiederum zu Preissenkungen, zu erhöhter Nachfrage et cetera – man sieht also sehr schön, wie sich diese Spirale in der Folge dreht.

Der Lösungsansatz, den wir in unserer Rolle als Berater des BMVIT hier wählen, ist eine Gesamtbetrachtung: Die Entwicklung umfassender Strategien, Bewusstseinsbil­dung – Vertrauensbildung, meine Damen und Herren, gehört da auch dazu; ich denke dabei etwa an die elektronische Signatur, die dazu dient, dass sich auch der Nutzer im Internet nachweislich als derjenige ausweist, der er zu sein vorgibt –, Wissensbildung, all das gehört dazu.

Wie ist die strategische Position Österreichs in dieser Sache? – Sie sehen hier in der Mitte (der Referent zeigt eine weitere Graphik), etwas fett gedruckt, Österreich abge­bildet. Österreich hat einmal zu den Pionieren auf dem Breitbandsektor gehört – Breit­bandtechnologien sind dank der Unternehmensentscheidungen, die auf diesen Gebie­ten gefallen sind, früh in den Markt eingetreten –, ist dann aber international zurückge­fallen. Und das, meine Damen und Herren, ist nicht deswegen passiert, weil in Öster­reich Infrastruktur abgebaut worden wäre; nein, es ist deswegen passiert, weil in ande­ren Ländern erkannt worden ist, dass es enorm wichtig ist, in diesem Bereich nationale Anstrengungen zu unternehmen, dass dies einer der Schlüsselfaktoren für Beschäfti­gung, Prosperität und soziale Absicherung ist, und daher dort massiv investiert wurde.

Ich kann Ihnen sagen, dass man sich in der Region Prag und Umgebung entschieden hat, 1 Milliarde € in den Breitbandausbau – nur für Prag und Umgebung! – zu investie­ren, weil dort die Stadtregierung erkannt hat, dass das für sie ein zentraler Standortfak­tor geworden ist. Sie sehen also, mit welchen Summen wir uns hier beschäftigen müs­sen. Österreich liegt an einer Position, die ganz einfach auch nicht der Rolle des Lan­des im internationalen Konzert entspricht. Dieser Bereich ist jedoch, meine ich, so wichtig, dass man hier verstärkte Anstrengungen unternehmen sollte. (Vizepräsident Mag. Himmer übernimmt den Vorsitz.)

Wo stehen wir in der Breitbandversorgung heute – oder, um ganz genau zu sein, wo standen wir im August 2003, dem Zeitpunkt, auf den sich die Datenlage bezieht –? Diese Datenlage war sehr schwierig zu erheben, und Herr Mag. Ruzicka hat es schon erwähnt: Wir hatten Hunderte Unternehmen zu befragen, und das Ergebnis dieser Be­fragung sehen Sie hier. (Der Referent zeigt eine Graphik.)

Die rot markierten Gebiete sind jene, wo Doppelversorgung mit DSL einerseits und Kabelnetzen andererseits gegeben ist. Die in Gelb gehaltenen Gebiete verfügen nur über Kabel, und die grün eingezeichneten Gebiete verfügen nur über DSL. – Es wird vielleicht hier nicht ganz so gut sichtbar sein, aber diese Karten sind auch im Internet auf unserer Homepage abrufbar.

Und auf der anderen Seite sehen Sie das jeweilige Bevölkerungspotential. Herr Mag. Ruzicka hat auch gesagt, dass wir in der Frage der Nachfragemodellierung ja auch das Bevölkerungspotential als einen Parameter herangezogen haben. Sie sehen, dass es durchaus Regionen gibt – im Nordwesten, im Norden, im Osten und im Sü­den –, die man als strukturschwach auf dieser Infrastrukturseite bezeichnen kann, weil Nachfragepotential da ist, aber nicht ausreichende Versorgung. Die Ballungsgebiete sind allerdings, wie Sie sehen können, sehr gut versorgt.

Wenn Sie das Ganze noch nach Technologien „aufdröseln“, dann sehen Sie hier: Diese grünen Punkte stellen die ADSL-versorgten Gebiete dar – das sind diese kleinen Flecken, dort, wo sozusagen die Leitungen vorhanden und die Leitungslängen nicht so groß sind, sodass man ADSL im Prinzip anbieten kann –, die gelben beziehen sich auf die Kabelnetz-Infrastruktur – Sie sehen hier, dass es da vor allem in Salzburg relativ viel gibt –, die blauen sind WLAN-Hotspots – das sehen Sie natürlich hier in Wien; das sind jene Dinge, die es in den Kaffeehäusern, in den Hotels et cetera, auf öffent­lichen Plätzen gibt –, und die roten kennzeichnen WLAN-Infrastruktur, wo auch sehr viel gemacht worden ist.

Versorgte versus nicht versorgte Ortschaften – da gehe ich sozusagen einen Schritt tiefer als das, was Herr Mag. Ruzicka vorher schon gezeigt hat –: Sie sehen hier einer­seits die roten Punkte – das sind die unversorgte Ortschaften –, andererseits die grü­nen, die die versorgten Ortschaften darstellen. Summa summarum: Von 17 245 Ort­schaften, die es in Österreich gibt, sind 7 000 nicht mit Breitbandinfrastruktur versorgt oder projektiert; und die unversorgten Ortschaften haben alle weniger als 843 Haus­halte, es handelt sich also durchwegs um kleinere Ortschaften.

Auch hier sehen Sie rein qualitativ wieder das Bild im Norden, im Osten und im Süden; das hat natürlich unter anderem auch damit zu tun, dass das jeweils Gebiete in der Nähe der Grenzen zum ehemaligen Eisernen Vorhang sind, also dort, wo struktur­schwache Gebiete entstanden sind.

Wir unterstützen als Regulierungsbehörde die österreichische Breitbandinitiative durch ganz konkrete, fassbare Beiträge. Wir haben den Status des Breitbandausbaus erho­ben und das Indikatorenmodell – das die Basis für die Priorisierung, die im BMVIT vorgenommen worden ist, darstellt – erstellt. Diese Tätigkeit ist abgeschlossen, und es gibt heute diese Priorisierung von Gebieten als Basis für die Ausschreibungen des Bundes und der Länder.

Es gibt aber auch eine ganze Reihe von weiteren Tätigkeiten, die wir durchführen, um die Breitbandentwicklung im Land zu unterstützen, und dazu gehören auch unsere Tätigkeiten im Bereich der Regulierung im engeren Sinn. Es geht um die Frage der operativen Umsetzung des neuen europäischen Rechtsrahmens für die Telekommuni­kation. Wir führen in diesem Zusammenhang Marktanalysen durch, schauen, wo aus­reichender Wettbewerb vorhanden ist, und unterstützen dort, wo ausreichender Wett­bewerb nicht vorhanden ist, diesen durch entsprechende Maßnahmen.

Wir werden aber auch im Herbst dieses Jahres zusätzliche Frequenzen im Bereich Wireless Local Loop vergeben, also Frequenzen, die es ermöglichen, Funkanbindun­gen in Bereichen, wo heute nicht ausreichend Breitbandversorgung gegeben ist, her­zustellen. Es handelt sich dabei um sehr effiziente Möglichkeiten der Anbindung von bisher noch nicht angebundenen Standorten. Das ist einerseits eine Frage der verbes­serten Infrastrukturversorgung, aber auch eine Frage der Förderung des Wettbewerbs, dass man bessere Möglichkeiten hat, Wettbewerb in die Zugangstechnologien zu brin­gen.

Wir werden, was uns ganz besonders wichtig ist, auf das Thema der Entbündelung – der Miete der Kupferanschlussleitung durch alternative Netzbetreiber – einen ganz besonderen Fokus legen und werden im Herbst dieses Jahres einen Statusbericht zur Entbündelung veröffentlichen, um damit auch auf diesem für uns sehr wichtigen Sektor stärkere Bewusstseinsbildung zu erreichen und bessere Rahmenbedingungen zu schaffen.

Es ist immer wieder moniert worden – und ich meine, mit Recht moniert worden –, dass das Thema der Breitbandversorgung sehr viele koordinierte Einzelmaßnahmen erfordert, das heißt, dass man nicht mit einem Fingerschnippen die Probleme, die wir hier infrastrukturell und in der Versorgung sehen, beseitigen kann. Daher möchte ich Ihnen kurz darstellen, dass es eine ganze Reihe von koordinierten Einzelmaßnahmen gibt, die noch vor uns liegen und die es auch erfordern, dass man ihnen entsprechende Beachtung schenkt und dass diese Maßnahmen in dieser Folge auch gesetzt werden.

Ich nannte schon das Thema bessere Bedingungen für die Entbündelung. Das heißt, diejenigen, die die Kupferleitungen mieten und darauf ihre eigenen Produkte fahren, sollen gute Bedingungen vorfinden.

Die Vergabe der Wireless Local Loop-Frequenzen – von mir schon genannt – ist ein weiterer Puzzlestein in diesem Mosaik, ebenso die Durchführung von Marktanalysen und die Feststellung, ob wir und an welchen Stellen wir Wettbewerbsprobleme haben, die Frage der Sicherheit im Bereich des elektronischen Datenverkehrs – ich denke dabei an das Thema E-Government und an das Thema der elektronischen Signaturen, wo wir ja auch als Aufsichtsstelle tätig sind und das einen besonderen Schwerpunkt unserer Tätigkeit darstellt.

Weitere Frequenzvergaben: Es werden im Herbst nicht nur Wireless Local Loop-Frequenzen vergeben, sondern auch Frequenzen, die früher einmal im so genannten C-Netz genutzt worden sind und jetzt brachliegen. Diese Frequenzen haben auch das Potential in sich, mit Hilfe von ganz modernen Technologien wieder belebt zu werden und zusätzliche Breitbandanbindungsmöglichkeiten für entlegene Gebiete sicherzustel­len.

Das Thema Frequenzhandel ist auch ganz wichtig. Das österreichische Telekomge­setz, das Sie, meine Damen und Herren, im vorigen Jahr beschlossen haben, bietet in Österreich als einem der wenigen Länder in Europa die Möglichkeit, Frequenzen auch als handelbares Gut zwischen den Betreibern zu behandeln. Das ist sehr wichtig, damit wird der Frequenzmarkt belebt, und wir haben auch erste Schritte auf diesem Sektor gemacht. Das Thema soll ja sein: Frequenzen sollen nicht gehortet werden und irgend­wo als nutzloses Gut liegen, das dann sozusagen ein Stranded Investment ist, sondern sollen dadurch, dass sie unter bestimmten wettbewerblichen Rahmenbedingungen auch zwischen den Betreibern handelbar sind, zu einer Belebung des Marktes führen.

Auch Bewusstseinsbildung ist ein ganz wesentliches Thema; deswegen machen Sie heute hier diese Veranstaltung. – Monitoring: Wir beobachten den Markt und schauen, ob die Dinge richtig laufen. – Und letztlich ist auch eine Reihe von Konsumenten­schutzaspekten sehr wichtig.

Meine Damen und Herren! Das war mein Streifzug durch das Thema „Beiträge der Rundfunk & Telekom Regulierungs-GmbH“. Ich stehe für Diskussionen gerne zur Ver­fügung. – Danke. (Beifall.)

9.43

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Ich danke Herrn Dr. Serentschy und erteile als nächstem Referenten Herrn Dr. Aichholzer das Wort. – Bitte.

 


9.44

Referent Dr. Georg Aichholzer| (Österreichische Akademie der Wissenschaften): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Bundes­räte! Ich danke zunächst für die Einladung, hier zu Ihnen über das Thema „Digital Divide“ sprechen zu dürfen. Dieses Thema betrifft eine jener Fragen, mit denen wir uns am Institut für Technikfolgen-Abschätzung an der Akademie der Wissenschaften auch bereits seit längerer Zeit auseinander setzen. Ich möchte Ihnen heute hauptsächlich einige empirische Grundlagen zum jetzigen Stand und zur Entwicklung dieses Themas beziehungsweise des Problems in Österreich vermitteln.

In den USA – das möchte ich noch vorausschicken –, dem Land, aus dem dieser Be­griff eigentlich kommt und wo er in der Clinton/Gore-Ära mit dem Aufbau des Informa­tion Superhighway als Bezeichnung für einen der damit verbundenen Problempunkte entstanden ist, ist diese Divide in einer Hinsicht mittlerweile sozusagen entspannt, nämlich insofern, als die Frauen dort in der Internetnutzung bereits mit den Männern gleichgezogen haben. Alle anderen Aspekte – und Sie werden sehen, es gibt eine Viel­zahl davon – sozialer Ungleichheiten oder Unterschiede in den Möglichkeiten, mit den neuen Medien umzugehen, sind auch dort natürlich noch nach wie vor ein Problem.

Ich möchte Ihnen die einfache Struktur dessen, was ich Ihnen sagen möchte, im Fol­genden kurz vermitteln: Zunächst möchte ich noch etwas mehr über das Konzept aus­führen, bevor ich die empirische Entwicklung in Österreich zur Mediennutzung etwas streifen werde, und dann werde ich auf die Struktur dieser Digital Divide, dieser digita­len Kluft, um die Veränderungstendenzen eingehen und darauf aufbauend ein kleines Resümee mit ein paar Hinweisen für den Handlungsbedarf anschließen.

Ist „Digital Divide“ mehr als ein Schlagwort? – Das fragt man sich natürlich heute ange­sichts des Hype oder der übermäßigen Nutzung – eine Frage, die man sich bei den vielen Konferenzen, Veranstaltungen und so weiter, in den vielen Institutionen, die sich damit beschäftigen, auch stellt. Dieser Begriff ist zunächst, so denke ich, ernst zu nehmen als ein Synonym für eine mögliche gesellschaftliche Spaltung, für eine gesell­schaftliche Polarisierung – der deutsche Begriff dafür wird nicht unbedingt einheitlich verwendet: „digitale Kluft“, „digitale Spaltung“, auch „Polarisierung“ habe ich bereits erwähnt –, für eine Entwicklung, die drohen kann, wenn nicht versucht wird, in die Ent­wicklung der neuen Medien auch noch außerhalb der Marktkräfte in irgendeiner Weise steuernd oder koordinierend einzugreifen.

Die Chancenungleichheit in Bezug auf die neuen Medien bedeutet zunächst einmal eine Ungleichheit im Zugang, aber auch in der Nutzung. Was die historische Entwick­lung betrifft, so war zu beobachten, dass es zunächst hieß: Haves or Have-Nots, und zwar im Sinn von: Zugang haben oder nicht Zugang haben. Sehr rasch hat sich jedoch herausgestellt, dass in der Nutzung, in den Fähigkeiten, den Möglichkeiten, mit neuen Medien umzugehen, die wahren Probleme liegen und zu möglichen Verschärfungen sozialer Unterschiede führen können.

Warum ist das so wichtig? – Weil die neuen Medien eine Ressource für soziale Ent­wicklung und wirtschaftliche Entwicklung darstellen. Es ist nicht ein Thema, das rein auf Einschluss oder Ausschuss – auf Inklusion oder Exklusion – reduzierbar ist, son­dern in vielen Abstufungen die Fähigkeiten, Nutzen aus der Verwendung neuer Medien zu ziehen, bestimmt.

Eine wesentliche Gefahr wäre eben die Verschärfung bestehender sozialer Unter­schiede, aber auch die Möglichkeit, neue soziale Unterschiede, Ungleichheiten, Polari­sierungen aufkommen zu lassen. Diese Unterschiede sind vielschichtig. Sie werden sowohl im Weltmaßstab behandelt – daher beschäftigen sich Institutionen wie die Welt­bank, die OECD, et cetera damit –, sie sind aber genauso im nationalen Rahmen – und deswegen beschäftigen wir uns hier damit – auf Dimensionen sozialer genauso wie wirtschaftlicher Art und vor allen Dingen natürlich auch in den regionalen Abstufungen vorhanden und werden dort möglicherweise auch noch verschärfend wirksam.

Die Möglichkeiten, diese Vielschichtigkeit zu fassen, werden hier in einer auf vier Hauptdimensionen gebrachten Struktur dargestellt. Eine wesentliche Grundlage ist zunächst die soziokulturelle Voraussetzung. Die Fähigkeiten, überhaupt Verständnis für die Potentiale dieser neuen Technologien zu haben, hängen sehr stark von den soziokulturellen Milieus, den Voraussetzungen im kulturellen Rahmen ab.

Die zweite wichtige Dimension ist die Leistbarkeit, der wirtschaftliche Aspekt, die dritte betrifft die technischen Voraussetzungen, die Verfügbarkeit, die Qualität der Verfüg­barkeit, und letztlich, viertens, geht es auch – was immer mehr auch ein Thema wird – um die politisch-rechtlichen Unterschiede im Zugang und in der Nutzung. Denken Sie nur an Digital Rights Management als ein Thema, das aufkommt!

Was den Zugang betrifft, so ist das Bewusstsein nicht in jedem sozialen Milieu in glei­cher Weise vorhanden; die Motivation, sich mit den Medien auseinander zu setzen, unterscheidet sich nach verschiedenen sozialen Kriterien.

In der Nutzung ist die viel zitierte Medienkompetenz – das, was man mittlerweile auch als vierte Kulturtechnik ansieht – die wesentliche Basis. Es ist aber auch notwendig, die entsprechenden Sprachkenntnisse zu haben, wenn man den Umfang des Angebo­tes im Internet nicht auf die heimatliche Region oder Sprachregion beschränken will. Es sind Unterstützung und Beratung nicht in jedem sozialen Milieu im gleichen Aus­maß vorhanden, und auch die Inhalte selbst entsprechen nicht jeder gesellschaftlichen Gruppe im gleichen Ausmaß.

Die wirtschaftliche Leistbarkeit hängt natürlich im Hinblick auf den Zugang zunächst sehr stark mit den Hard- und Softwarekosten, mit den Basisaufwendungen für die Her­stellung einer Internetverbindung zusammen. Hier ist im Bereich der Nutzung bei den Tarifen und durch Förderungen schon einiges getan worden, aber schließlich gibt es auch Bedarf in Bereichen wie Schulung, Training, Qualifizierung, Weiterbildung, was wiederum sozial unterschiedlich gelagert ist.

Die technische Verfügbarkeit – die jetzt mit der bisherigen Konzentration auf die Breit­bandinitiative natürlich im Vordergrund stand – ist eine wesentliche Basis. Die Nutzung wird in der Qualität von der Bandbreite enorm beeinflusst und unterscheidet sich. Man muss aber auch Aspekten wie dem Gerechtwerden bestimmter Nutzerbedürfnisse, etwa der Gerechtheit gegenüber Behinderungen, Rechnung tragen.

Schließlich möchte ich noch auf die politisch-rechtliche Dimension eingehen. Da gibt es auch Zugangsregulierungen. In den USA beispielsweise wurde festgestellt, dass im E-Government-Bereich eine Tendenz zu zunehmend restringierten beziehungsweise privilegierten Zugängen zu beobachten war, und dies bereits nach Ablauf von nur zwei, drei Jahren. Das Ausmaß der autonomen Verfügung hängt natürlich mit rechtli­chen Dingen, aber auch mit politischen Einschränkungen zusammen; man muss hier gar nicht an die autoritären Regimes denken, wo klarerweise solche Medienbeschrän­kungen vorliegen.

Kurz zwei Informationen zum Stand und zur Entwicklung allgemeiner Mediennutzung: Wir verzeichnen hier – auch das basiert auf dem dankenswerterweise von FESSEL-GfK und INTEGRAL zur Verfügung gestellten Austrian Internet Monitor – eine sehr stark und rasch anwachsende Ausstattung mit Medien. Ich möchte hier nur den PC erwähnen: 70 Prozent der Bevölkerung über 14 Jahren haben einen PC, und der Inter­netzugang ist mittlerweile auch 54 Prozent der Bevölkerung sogar im Heimbereich möglich. Also das starke Anwachsen über acht Jahre hinweg ist mehr oder weniger ungebrochen.

Die Entwicklung der Internetzugänge, nämlich der Orte, wo man das Internet nutzen kann, hat zwar insgesamt mittlerweile fast zwei Dritteln der Bevölkerung diese Mög­lichkeit verschafft, die hauptsächliche Steigerung aber war beim Heimzugang zu ver­zeichnen: Mehr als die Hälfte können von zu Hause aus zugreifen. Im selben Ausmaß ist die Bedeutung anderer Orte, etwa Internet-Cafés oder die Nutzung bei Freunden, zurückgegangen. Aber immerhin brauchen noch 10 Prozent solche dritte Orte, sozusa­gen, außer Arbeitsplatz und Heimzugang.

Ich möchte nun auf einen ersten regionalen Divide-Aspekt eingehen. Wenn man näm­lich die Möglichkeit der Internetnutzung von zu Hause aus nach Bundesländern be­trachtet, dann sind da bereits die ersten Unterschiede festzustellen. Burgenland bildet mit 47 Prozent das Schlusslicht – beziehungsweise die Steiermark zusammen mit dem Burgenland, würde ich sagen, diese beiden Länder bilden dass Schlusslicht. Die Mög­lichkeit, von zu Hause aus in das Internet einzusteigen, ist hingegen in Vorarlberg mit 64 Prozent bereits fast zwei Dritteln der Bevölkerung möglich.

Noch deutlicher ist der Unterschied, wenn man die Qualität des Anschlusses anhand des Kriteriums Breitband unterscheidet. Da bilden die Bundesländer Steiermark, Ober­österreich und Kärnten jene Gruppe, die das Schlusslicht sind, wo nur ein Viertel der Nutzer, die von zu Hause aus einen Internetzugang haben, auch einen Breitbandzu­gang haben, während es in Wien etwa bereits 52 Prozent sind. Also da ist eine deut­liche Bevorzugung der Bevölkerung Wiens sichtbar.

Das Thema Geschlecht habe ich als Beispiel im Zusammenhang mit den USA er­wähnt. In Österreich sieht es auch nach einer deutlichen Angleichung aus: Während vor sieben Jahren noch drei Viertel der Internetnutzer männlich waren, hat sich dieser Anteil heute reduziert, sodass das Verhältnis jetzt 55 Prozent Männer und 45 Prozent Frauen ist. Also hier ist am deutlichsten eine Angleichung festzustellen.

Sieht man sich die finanzielle Seite, die Unterschiede nach Haushaltseinkommen an, so ist ganz deutlich die Benachteiligung der untersten Einkommensgruppe – das sind Haushaltseinkommen bis 1 400 € – feststellbar: Diese stellt bei den Internetnutzern nur 11 Prozent, ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung wäre aber 23 Prozent. Man kann also von einer deutlichen Unterrepräsentation dieser Gruppe sprechen.

Sehen wir uns die Bildungsunterschiede an (der Referent zeigt eine Graphik) – ich ziehe hier nur zwei Jahre zum Vergleich heran, nämlich 1997 und das erste Quar­tal 2004, und bringe auch einen Vergleich der unterschiedlichen Anteile der einzelnen Bildungsgruppen –: Sie sehen, es ist im Bildungsbereich etwas ausgeglichener gewor­den, der starke Überhang der Matura- und Universitätsgebildeten unter den Internet­nutzern hat sich im Anteil etwas reduziert. Aber man muss das Ganze mit dem Bevöl­kerungsanteil vergleichen: In dieser Gegenüberstellung von „Nutzer“ und „Bevölke­rung“ sehen Sie, dass die Maturanten und Universitätsabsolventen nach wie vor mit 33 Prozent – gegenüber ihrem Anteil an der Bevölkerung von nur 23 Prozent – deutlich überrepräsentiert sind und umgekehrt Pflichtschulabgänger ähnlich, wenn auch nicht ganz so stark, unterrepräsentiert sind.

Wie sieht es nach Altersgruppen aus? (Der Referent zeigt eine weitere Graphik.) – Auch da ist natürlich eine digitale Kluft – trotz aller auch hier analog mit dem allgemei­nen Anstieg der Internetnutzung verzeichneten Angleichung – nach wie vor vorhanden. Es ist hier – wiederum im Vergleich „Nutzer“ und „Bevölkerung“ – eine krasse Unterbe­teiligung in der Nutzung neuer Medien, namentlich des Internets, bei der Altersgruppe von 50 Jahren und darüber festzustellen: Sie hat 40 Prozent Anteil an der Bevölkerung, aber nur 18 Prozent an der Internetnutzung. Umgekehrt sind in den anderen Gruppen entsprechende Überhänge zu verzeichnen.

Ich möchte nun noch einen kurzen Blick auf den Unternehmensbereich werfen und die Ausführungen von Herrn Mag. Ruzicka etwas ergänzen: Die Internetnutzung hat tat­sächlich – man sieht das sogar in den letzten beiden Jahren; auf Grund einer E-Commerce-Erhebung der Statistik Austria, die europaweit durchgeführt wurde, kann man das sehr schön nachzeichnen – sehr rasch zugenommen. Österreichweit nutzen mittlerweile im Durchschnitt 89 Prozent der Unternehmen das Internet! Regional gibt es auch da doch einige Unterschiede: Die Schwankungsbreite reicht von 81 Prozent im Burgenland über 88 Prozent in Vorarlberg bis zu Salzburg mit sogar 94 Prozent.

Stärker sind die Unterschiede, wenn man wiederum die Breitbandausstattung an­sieht. Hier ist in diesem Fall besonders das Burgenland das Schlusslicht, wo 31 Pro­zent der Internet nutzenden Unternehmen die Fähigkeit haben, eine volle, qualitativ hochwertige Internetnutzung zu betreiben; dagegen sind Wien oder Vorarlberg mit über 60 Prozent bevorzugt.

Das ist insofern wichtig, als man, wenn man die Größenklassen der Betriebe noch hinzunimmt, nämlich auch die Kumulation von Unterschieden oder von Benachteiligun­gen sieht. Hier sehen Sie eine Darstellung (der Referent zeigt eine weitere Graphik), auf der Unternehmensgrößen in drei Kategorien zusammengefasst sind – die übliche Einteilung in kleine, mittlere und große Unternehmen nach der Anzahl der Beschäftig­ten. Die Kleinstunternehmen sind hier nicht berücksichtigt, also solche mit unter zehn Beschäftigten sind gar nicht dabei; aber jene mit zehn bis 49 Beschäftigten – die Klein­unternehmen –, mit 50 bis 249 – die mittleren – und mit 250 und darüber hinaus – die Großunternehmen – sind hier durch die ersten drei Balken repräsentiert, der vierte Bal­ken ist dann der Durchschnittswert.

Hier sehen Sie (der Referent präsentiert eine Graphik), dass auch Kleinunternehmen zu 87 Prozent Internetnutzung betreiben, während natürlich Großunternehmen bereits die 100-Prozent-Nutzung erreicht haben. Der entscheidende Unterschied aber liegt in der Breitbandnutzung. Bei den Kleinunternehmen haben nur 49 Prozent einen derar­tigen Zugang, und das ist, so meine ich, auch dann durchaus als Benachteiligung an­zusehen, wenn man den hohen Anteil an Exportunternehmen in Österreich im interna­tionalen Vergleich berücksichtigt.

Schlussfolgerungen und Handlungsbedarf:

Was ergibt sich als Fazit daraus? Löst sich die Digital Divide von selbst? Wie man jetzt gesehen hat, gibt es ein deutliches Anwachsen – wenn auch eine kleine Abschwä­chung der Anstiege in der letzten Periode –, einen relativ linearen Zugang, keine wirk­liche Sättigung, und ich würde sagen, das Problem löst sich nicht von selbst. Es ist nicht absehbar, dass sich die Problemgruppen, die Problemzonen, die bereits heute sichtbar sind, im Zeitablauf kurzfristig von selbst erledigen werden.

Es geht nicht darum, es als Ziel anzusehen, von vornherein davon ausgehen zu kön­nen: Jeder und jede muss im gleichen Ausmaß das Internet nutzen beziehungsweise die neuen Medien beherrschen. Es geht aber darum, zu hinterfragen, ob es sich um ein echtes soziales Problem oder um einen übertriebenen Hype, eine übertriebene Aufmerksamkeit für das Thema, womöglich gar um ein bloßes Argument der Markter­schließung handelt. Es geht darum, zu sehen, dass es tatsächlich um Entwicklungs­chancen sozialer und wirtschaftlicher Art und die damit verbundene Verfestigung von sozialen Segmentierungen oder auch einer regelrechten Polarisierung, die sich eben in besonderen Gruppen und Zonen breit machen könnte, geht.

Es geht auch nicht darum, eine „Zwangsbeglückung“ mit dem allumfassenden Ausbau und Angebot zu schaffen, sondern darum, eine Option bereitzustellen, dass alle, und zwar mit gleichen Chancen, die Möglichkeit haben, an den neuen Medien zu partizi­pieren, zumal es sich – wie man, so meine ich, mit Recht sagen kann – nach Lesen, Rechnen und Schreiben sozusagen um eine vierte Kulturtechnik handelt und diese neuen Medien alle Bereiche durchdringen, sowohl im privaten als auch im wirtschaftli­chen Bereich.

Lernen von anderen Ländern könnte man auch. Es gibt wesentlich frühere Ansätze etwa in Holland oder in Schweden, wo man zum Beispiel nicht nur Bewusstseinsbil­dung gefördert hat, sondern auch bestimmten Problemregionen, Problemzonen schon früher mit entsprechenden Maßnahmen begegnet ist.

Schlussendlich möchte ich sagen, man könnte auch für Österreich als vordringliches Handlungsfeld den Breitbandausbau hervorstreichen, und dabei – nachdem man ge­sehen hat, dass sich die Wirkungen hauptsächlich auf vorhandenen sozialen Unter­schieden und Ungleichheiten entfalten – geht es um eine kombinierte Strategie, um eine konzertierte Politik, die sowohl Bildungsmaßnahmen als auch Förderungsmaß­nahmen im Bereich der finanziellen Unterstützung und natürlich in Verbindung mit der technischen Infrastruktur umfasst.

Zu den benachteiligten Zonen und Gruppen, die hier im Bereich von Randgruppen her­ausgestrichen wurden, zählen durchaus Jugendliche mit geringen oder völlig fehlenden Bildungsabschlüssen – abgesehen von der Pflichtschule –, die dem Medium auch auf Grund von finanziellen, familiären Verhältnissen fernstehen, aber ebenso Ältere, etwa Langzeitarbeitslose, und andere Gruppen, die aus den Statistiken deutlich erkennbar sind.

Handlungsbedarf gegeben ist auch im Bereich des öffentlichen Internetzugangs. Beispielsweise gibt es in Einrichtungen wie der neuen Bibliothek hier in Wien, am Gür­tel, eine zu beobachtende Nutzung seitens junger Migranten, Jugendlicher und anderer Gruppen, die offensichtlich keine andere Möglichkeit des Zugangs haben.

Diese kombinierte Strategie, denke ich, wäre notwendig, wenn man diese Breitband­initiative auch in einen konzertierten Ansatz einbetten möchte. (Beifall.)

10.05

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Ich danke Herrn Dr. Aichholzer von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften für seine Ausführungen und bitte als Nächsten Herrn Dr. Leo vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung um sein Referat.

 


10.06

Referent Dr. Hannes Leo| (Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung): Sehr geehrte Damen und Herren! Es freut mich, dass ich hier zu Breitbandförderinstru­mentarien in der EU, in Österreich und in den einzelnen Bundesländern etwas sagen darf. Erfreulich ist auch, dass ein Teil meiner Präsentation schon durch meine Vorred­ner abgedeckt wurde. Ich kann mich daher in vielen Punkten auf die Executive Sum­mary beschränken.

Ich habe fünf Punkte, die ich jetzt ansprechen möchte, und zwar: Warum ist Breitband überhaupt interessant? Welche Maßnahmen und Strategien gibt es, um Breitband zu fördern? Was ist dabei die Rolle der EU? Was tut sich in Österreich? Was machen die österreichischen Bundesländer?

Meine Motivation, warum Breitband so wichtig ist, leitet sich vor allem aus ökonomi­schen Studien ab, was aber nicht heißen soll, dass die Motive, die bisher von meinen Vorrednern vorgebracht wurden, nicht minder wichtig sind.

Wenn man dieses Thema aus rein ökonomischer Sicht betrachtet, so erkennt man, dass Informations- und Kommunikationstechnologien ein wesentlicher Wachstumstrei­ber sind – sowohl für das Wirtschaftswachstum als auch für das Produktivitätswachs­tum.

Ein guter Teil des Wachstumsrückstandes der Europäischen Union gegenüber den USA in den neunziger Jahren lässt sich aus weniger Investitionen in Informations- und Kommunikationstechnologien und somit in Breitband erklären. Insgesamt sind es in etwa 0,3 bis 0,5 Prozentpunkte pro Jahr, die Europa an Wirtschaftswachstum deshalb verloren hat, weil es weniger in diese Technologien investiert hat.

Außerdem – das wurde schon dargestellt – bieten diese neuen Technologien Potential für neue Entwicklungen, Innovationen und Verbesserungen in vielen Bereichen.

Simulationen auf Österreich bezogen, die meine Kollegen am Wifo für die RTR ge­rechnet haben, zeigen auch, dass der Breitbandausbau – ganz gleich, ob man jetzt versucht, strukturschwache Gebiete abzudecken oder die Diffusion, also die Zahl der Anwender zu erhöhen – positive gesamtwirtschaftliche Effekte hat. Und dabei berück­sichtigen diese Studien noch nicht die Nebeneffekte, die es natürlich gibt, weil neue Produkte eingeführt werden, neue Unternehmen und somit Umsätze entstehen, die bei diesen Simulationen noch nicht berücksichtigt wurden.

Bevor ich jetzt auf die einzelnen Fördermaßnahmen eingehe, möchte ich kurz das ganze Instrumentarium, das im Prinzip angewendet wird und zur Verfügung steht, um Breitband zu fördern, streifen – einfach deshalb, um auch sichtbar zu machen, dass die Beseitigung „weißer Flecken“ zwar ein wichtiger Punkt ist, zu einer Breitbandstrategie aber noch sehr viele andere Punkte gehören, die man mitdenken und koordiniert ein­setzen muss, wenn man hier erfolgreich sein will.

Diese Punkte sind: Behebung von Informationsdefiziten bei den Nachfragern und Nut­zern, Förderung von Inhalten und Applikationen, Stimulierung von Innovationsaktivitä­ten, finanzielle Anreize, Initiativen zur verstärkten Nutzung im öffentlichen Bereich, Ini­tiativen zum Anschluss von Verwaltungen und Schulen, Anschluss-Initiativen für KMUs, auch die bessere Abdeckung unterversorgter Gebiete, die Bündelung der öf­fentlichen Nachfrage, Breitbandbroker können helfen oder auch Direktinvestitionen der öffentlichen Hände.

Wir beschäftigen uns – und das muss man hervorheben – hier somit mit einem relativ kleinen Teil einer Breitbandstrategie, obzwar natürlich außer Frage steht, dass die Digi­tal Divide in regionaler Sicht ein wesentlicher Punkt ist.

Als Nächstes möchte ich zu den Strategien der EU kommen. Derzeit aktuell ist der Aktionsplan eEurope 2005, der zum Ziel hat, Dienste, Anwendungen und Inhalte zu fördern und Breitbandinfrastruktur und Sicherheitsfragen anzugehen.

Wie Sie wissen – die Lissabon-Ziele sind klar –, will man in der EU bis zum Jahre 2010 die sehr dynamische Wirtschaftsregion werden. Aufgabe der EU dabei ist es, diesen Prozess zu steuern, in Gang zu halten. Man versucht das durch politische Maßnahmen zur Überprüfung und Angleichung der Rechtsvorschriften, durch den Austausch von Erfahrungen und Best-Practice-Projekten, durch die vergleichende Zielerreichung in den Mitgliedstaaten und durch eine umfassende Koordinierung zwischen den ver­schiedenen Politikbereichen.

Es bleibt jedoch, dass die wichtigsten Akteure bei jeder Breitbandstrategie die Mitglied­staaten sind. Auch aus diesem Grund hat die EU, wie auch schon erwähnt, verlangt, dass jedes Land, jeder Mitgliedstaat bis Ende 2003 eine Breitbandstrategie einreichen muss.

Welche Förderungen gibt es auf EU-Ebene? – Zum einen die Mittel des Strukturfonds und der Europäischen Investitionsbank, aber dazu komme ich später noch. Es gibt Infrastrukturprojekte, Transeuropäische Netze, die auch in diesen Bereich hineinspie­len. Und es gibt Förderungen von Diensten, Anwendungen und Technologieforschung: E-Content, E-Learning, IST, IDA und so weiter. Es gibt eine Reihe von Programmen, die zum guten Teil auf Unternehmen abzielen und dort versuchen, IKT und Breitband­technologien zu fördern.

Die Strukturfonds sind deswegen eine Förderschiene, weil in den Leitlinien Informati­onstechnologie eine Schlüsselpriorität darstellt, die man mit Strukturfondsmittel fördern will. Es sind kofinanzierte Projekte, die vor allem in ländlichen, abgelegenen Gebieten, die geographisch isoliert sind und eine geringe Bevölkerungsdichte aufweisen, einge­setzt werden sollen. Im Wesentlichen sind es Ziel-1- und Ziel-2-Gebiete.

Interessant ist dabei, dass man über diese Strukturfondsmittel nicht nur die Basisinfra­struktur fördern kann, sondern auch eine Reihe von anderen Maßnahmen zur Steige­rung der Nachfrage; so beispielsweise die Bündelung der Nachfrage von Nutzern oder die Stimulierung der Nachfrage bei bestimmten Kategorien oder bei KMUs, die Stimu­lierung der Diensteentwicklung oder auch die Förderung der digitalen Kompetenzen in der Bevölkerung.

Wenn man diese Strukturfondsmittel in Anspruch nehmen will, braucht es als ersten Punkt einen strategischen Ansatz, eine regionale Strategie, die darauf abzielt, in be­stimmten Bereichen Breitbandinfrastrukturen zu errichten. Die Ausschreibungen müs­sen technologisch neutral sein – man kann ausschreiben, dass man Breitbandzugänge wünscht, aber man kann nicht dazusagen, mit welcher Technologie diese realisiert werden müssen –, und sie müssen natürlich im Einklang mit dem Rechtsrahmen erfol­gen.

Die Unterstützung beschränkt sich im Wesentlichen auf die zur Erbringung der Dienst­leistung notwendigen Mittel. Sie können entweder im privaten oder öffentlichen Eigen­tum sein, wichtig ist nur, dass die Infrastruktur zugänglich sein und nicht im Besitz eines Betreibers sein soll. Die Förderobergrenzen sind, glaube ich, auch bekannt: Ziel 1 bis maximal 50 Prozent und Ziel 2 bis maximal 35 Prozent des Projekts.

Die österreichischen Initiativen, die auch schon zu einem guten Teil angesprochen wurden, sind im Wesentlichen: die Breitbandinitiative der RTR und des BMVIT, die schon seit einiger Zeit laufen; neu dazu gekommen – auch schon erwähnt – ist die Breitbandinitiative des Bundes, und als dritten Baustein gibt es noch die steuerliche Förderung.

Die Breitbandinitiative der RTR und des BMVIT brauche ich wohl nicht mehr zu erwäh­nen. Die neue beziehungsweise sich gerade in der Finalisierung befindliche Initiative des Bundes zur Förderung von Breitband zielt im Wesentlichen – soweit die Informatio­nen verfügbar sind – auf den Anschluss oder die Erschließung von 4 000 bis 5 000 Siedlungspunkten; insgesamt 10 Millionen €. Der Mittelbedarf zur Schließung der „weißen Lücke“ – und das ist vielleicht auch interessant – wurde von der RTR auf 50 bis 100 Millionen € geschätzt, die Telekom hat mit eher 500 Millionen € gerechnet. Wichtig ist, dass es sich hier nicht um die notwendigen Fördermittel handelt, sondern um das Investitionsvolumen für diese Projekte.

Die steuerliche Förderung im Wesentlichen: 50 € für die Anschlussgebühr und monatliche Kosten bis 40 € kann man absetzen, und diese Maßnahme ist derzeit bis Ende 2004 befristet.

Zur Bundesländerebene: Es gibt eine relativ weit entwickelte Breitbandinitiative in Nie­derösterreich, die im Wesentlichen anstrebt, Gebiete mit WLAN oder Glasfaserlei­tungen zu erschließen. Es stehen in etwa 14,5 Millionen € zur Verfügung. Der Ausbau erfolgt durch nökom und wavenet. Niederösterreich strebt mit dieser Initiative an, in drei Jahren, also etwa 2007, flächendeckend mit Breitbanddiensten versorgt zu sein.

Es gibt auch eine Ankündigung für eine Kärntner Breitbandinitiative, wo man auf rund 1 Million € aus Bundesmitteln zurückgreifen will – diese muss man verdoppeln –, und zusätzlich will man EU-Mittel lukrieren.

Auch in Oberösterreich gibt es bereits Ansätze für eine Breitbandinitiative. Das Um­setzungskonzept soll bis Ende Juni vorliegen. Man will bis Mitte 2005 die Hälfte der „weißen Flecken“ beseitigen und dabei regionale, nationale und europäische Mittel in Koordination mit den Breitbandinitiativen von RTR und BMVIT einsetzen.

Aus anderen Bundesländern gibt es ebenfalls Ansätze – ich habe bei meiner Recher­che nicht immer konkrete Strategien gefunden. Für Wien gibt es schon seit längerer Zeit Diskussionen über eine Breitbandversorgung. In Tirol, im Burgenland und in der Steiermark gibt es ähnliche Tendenzen, dass man dieses Thema diskutieren und höchstwahrscheinlich dann in Strategien umsetzen will.

Zum Schluss kommend: Was fehlt in Österreich? – Ich meine, wichtig wäre es, die ver­schiedenen Strategien, die es gibt, und vor allem die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern sehr viel stärker zu koordinieren und eine einheitliche Strategie und einen einheitlichen Ausbauplan zu haben. Sicherstellen muss man dabei natürlich, dass Wettbewerb und Technologieneutralität bei den Ausschreibungen gewahrt wer­den.

Zusammenfassend kann man sagen, es ist hoch an der Zeit, dass man dieses Problem in Angriff nimmt. Viele der anderen europäischen Länder waren deutlich schneller als Österreich und haben diese Maßnahmen, die wir hier diskutieren, schon vor einigen Jahren gesetzt. Insofern ist es gut, wenn die Maßnahme, wie angekündigt, sehr kurz­fristig durchgezogen wird, damit die notwendigen Investitionen in Österreich stimuliert werden. (Beifall.)

10.17

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Ich danke Herrn Dr. Leo für seine Ausführungen. Viele der von ihm angesprochenen Akteure sind im Raum anwesend.

Wir haben somit den ersten Block der Referate, der uns von Seiten des Ministeriums, von Seiten der Regulierungsbehörde, aus der Sicht der Wissenschaft und auch aus der Sicht der Wirtschaftsforschung mit Schwerpunkt Wirtschaftsförderung einen Themen­aufriss geboten hat, erledigt. Wir kommen jetzt zu den nächsten drei Referenten aus dem Bereich der Diensteanbieter im Konkreten. Weitere Diensteanbieter sind anwe­send und auch mit Rederecht ausgestattet. Ich sage das nur deshalb dazu, dass man nicht meint, die Referenten würden bevorzugt.

In diesem Sinne erteile ich als nächstem Redner Herrn Mag. Fischer das Wort. – Bitte.

 


10.19

Referent Vorstandsdirektor Ing. Mag. Rudolf Fischer| (Telekom Austria AG): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf Sie recht herzlich begrüßen und diese Ge­legenheit auch dazu nützen, ein bisschen über das Thema IKT im Generellen zu disku­tieren; dazu haben wir ja schon einiges von Vorrednern gehört. Das ist eben der Vor­teil, wenn man später zu Wort kommt: Dann ist schon einiges abgedeckt und man kann sich bei manchen Themen ein bisschen kürzer fassen.

Ich möchte jetzt versuchen, einen Bogen zu spannen zum Thema Breitbandkommu­nikation, einem Thema, das ja in aller Munde ist; täglich können wir darüber lesen. Und die Frage, die sich da meiner Ansicht nach stellt, ist: Ist es wirklich nur das Thema Breitbandkommunikation, des schnellen Internetanschlusses – oder steckt da eigent­lich ein ganz anderes Thema dahinter, das uns zentraler beschäftigen sollte, etwas, das den Weg in eine neue Generation der Kommunikationsform öffnet?

In diesem Zusammenhang möchte ich Peter F. Drucker zitieren, einen großen Öster­reicher, der schon vor einiger Zeit in seinem Buch „Die postkapitalistische Gesellschaft“ über den Wandel von der Industriegesellschaft in die Wissensgesellschaft, also in die Informationsgesellschaft geschrieben hat. Peter Drucker hat festgestellt, dass in Zu­kunft nicht mehr Kapital und Rohstoffe entscheidend sein werden, sondern im End­effekt der Handel mit und der Zugang zu Informationen.

Im Wesentlichen gibt es zwei Technologieströmungen, die diesen Weg beschreiten: Die eine ist die traditionelle Kommunikationstechnologie und die zweite die tradi­tionelle Informationstechnologie. Diese beiden Strömungen gehen jetzt sozusagen ineinander über, und das ist auch der Grund dafür, dass wir künftig immer nur vom Thema IKT sprechen werden: also Informations- und Kommunikationstechnologien, ein wesentlicher Treiber in der Entwicklung, die wir ja schon ausführlich diskutieren.

Es gibt sehr viele Länder, in denen man sich sehr intensiv mit diesem Thema beschäf­tigt: In England beispielsweise gibt es die Broadband Stakeholder Group, die dieses Thema zentral zu diskutieren versucht und das Internet, den Breitband-Internetzugang als „missing link“ bezeichnet, der eben notwendig ist, um im Endeffekt diese technolo­gische Umwälzung, die für uns von großer Bedeutung ist, nützen zu können; etwas, das aber auch die Möglichkeit bietet, dass sich alle Einwohner eines Landes damit beschäftigen können. Und das wird daher ganz zentral in den Mittelpunkt gestellt.

Über gesellschaftspolitische Probleme in diesem Zusammenhang wurde ja bereits ge­sprochen, über die Digital Divide – und daher möchte ich jetzt nicht näher auf dieses Thema eingehen, sondern nur so viel sagen: Da geht es sicherlich um die Themen Bildungsgrenzen, regionale Grenzen, wirtschaftliche Grenzen sowie um die Grenzen zwischen Jung und Alt.

Ich selbst möchte mich jetzt in meinem Referat auf ein paar Themen konzentrieren, erstens einmal vielleicht noch in Anlehnung an das Referat von Herrn Dr. Leo: Was bedeutet die IKT für die Gesellschaft?, möchte das aber auch ganz gerne ein bisschen in einen internationalen Zusammenhang stellen. Weiters: Was bedeutet IKT für die Wirtschaft? Ist Breitband ein Schlüsselfaktor für das Wachstum? Und abschließend: Was kann die Telekom Austria dazu beitragen, die digitale Integration, wie wir sie sehen, voranzutreiben?

Im Jahre 2000, und zwar anlässlich der 55. Generalversammlung der UNO, wurden die Millennium Development Goals definiert, und in diesen MDGs werden die Weltent­wicklungsziele festgehalten. Mit diesen Zielen und Maßnahmen sollten die wichtigsten globalen Probleme der zivilen Gesellschaft gelöst werden. Es ging dabei um die Be­kämpfung der Armut, die Erreichung einer universellen Grundausbildung, die Förde­rung der Geschlechtergleichheit, die Reduktion der Kindersterblichkeit und so weiter.

Drei Jahre später wurde auf dem World Summit on the Information Society, und zwar im Dezember vergangenen Jahres, festgehalten, dass die Informations- und Kommunikationstechnologie einen sehr hohen Beitrag zur Erreichung dieser Millenni­um Development Goals beitragen kann. Die UNO hat auf diesem Gipfel, und zwar in Zusammenarbeit mit der ITU, der International Telecommunication Union, für jedes Ziel eine wichtige Rolle für die IKT definiert.

Die Bedeutung des IKT-Marktes lässt sich, wie ich meine, relativ leicht darstellen, und hier sehen Sie (der Referent präsentiert eine Graphik): Im Jahre 2002 waren es unge­fähr 2 000 Milliarden Dollar, die im Grunde genommen das gesamte Potential der IKT weltweit dargestellt haben; das sind 6,6 Prozent des GDP, wobei ungefähr 40 Prozent auf Telekommunikationsaktivitäten fallen, 30 Prozent auf Hardware, 30 Prozent auf Software und andere technologische Services.

Was wir in den vergangenen Jahren weiters sehen: einen ansteigenden Anteil der Telecom Service Revenues am Anteil des BIP, und zwar mit einem jetzt rund 3-pro­zentigen Anteil.

Erwähnt wurde ja hier bereits der Zusammenhang zwischen dem Wachstum im IKT-Bereich und dem des GDP. Auf diesem Bild (der Referent präsentiert eine weitere Graphik) sehen Sie, dass der ICT-Sektor in der EU in den letzten Jahren wesentlich schneller als das Bruttoinlandsprodukt gewachsen ist. Nur im Jahre 2002, und zwar infolge des Platzens der New-Economy-Blase, ergeben sich natürlich Schwankungen, man kann jedoch deutlich erkennen, wie auch die „normale“ Entwicklung des GDP darunter leidet – und dieser Sektor erst in den vergangenen Jahren wieder gestiegen ist.

In einer erst vor kurzem erschienenen Studie der Economist Intelligence Unit wurde darauf aufmerksam gemacht, dass das bessere Wachstum der US-Wirtschaft gegen­über jener der EU-15 auf einer wesentlich besseren Ausgangsbasis im IKT-Sektor und der Weiterentwicklung des IKT-Sektors basiert.

Im Konkreten wuchs also das Bruttoinlandsprodukt der USA von 1995 bis 2002 pro Jahr um 0,52 Prozent mehr als jenes in der Eurozone der „großen Drei“: Deutschland, Italien und Frankreich, wobei 0,4 Prozentpunkte dieses Wachstums aus dem Bereich IKT kommen. Auch in Japan konnte man nachweisen, dass der größte Treiber des wirtschaftlichen Wachstums im Jahre 2001 aus dem IKT-Bereich kam.

Für die EU-15-Länder ist es besonders interessant zu beobachten, dass das IKT-Wachstum in den neuen Beitrittsländern wesentlich rascher wächst als ursprünglich geplant: Für das Jahr 2004 werden ungefähr 8,2 Prozent prognostiziert; in den EU-15-Ländern sind es nur 3,2 Prozent.

Ein kurzer Blick (der Referent präsentiert eine weitere Graphik) auf dieses Bild: Dabei sehen wir die Pro-Kopf-Ausgaben 2003 für IKT in den verschiedenen Ländern. Die Schweiz steht an oberster Stelle mit einer Pro-Kopf-Ausgabe von rund 2 700 €. Öster­reich liegt im Mittelfeld, über dem Durchschnitt der EU, der mit 1 517 € angesetzt ist. Schlusslicht bei diesen Pro-Kopf-Ausgaben bilden Griechenland und Portugal, die aber jetzt wahrscheinlich andere Sorgen haben: Griechenland mit den Olympischen Spielen und Portugal mit der Fußball-Europameisterschaft. Aber im Grunde genommen sind diese beiden Länder sozusagen schon traditionell Schlusslichter, was die Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologie überhaupt anlangt, aber es gibt da auch zwischen Österreich und der Schweiz sowie den Ländern USA, Dänemark und dem skandinavischen Raum eine relativ große Bandbreite, die zeigt, welche Chancen und Potentiale vor uns liegen.

Die ITU hat erst vor kurzem – das ist vielleicht auch ganz interessant – für jedes Land der Erde den so genannten Digital Access Index definiert. Dieser Index beruht im Wesentlichen auf folgenden Faktoren: Qualität der Breitbandanschlüsse und internatio­nale Internet-Übertragungsrate; Zustand der Infrastruktur und Anzahl der Festnetz- und Mobilkommunikationskunden; Bildung in den Ländern – gemessen am Analphabe­tismus – sowie Verfügbarkeit von Ausbildungsstätten. Weiters fließen in diesen Index auch die Kosten und die Erschwinglichkeit für Internetanschlüsse in den jeweiligen Ländern ein. Österreich liegt diesbezüglich im EU-Ranking an siebenter Stelle; berück­sichtigt man aber alle entwickelten Länder dieser Erde, nimmt Österreich nur Platz 17 ein. – In einer Studie der Economist Intelligence Unit nimmt Österreich auch in Bezug auf die Vorausschau der IKT-Entwicklung, also alles, was da bei uns in nächster Zeit geschehen wird, gleichfalls nur den 17. Platz ein.

Nunmehr ein internationaler Blick (der Referent präsentiert eine weitere Graphik) auf die Breitbandpenetration in den einzelnen Ländern. Wir sehen, dass Österreich auch in dieser Entwicklung nicht unbedingt an vorderster Front liegt, sondern dass die Län­der Asiens vorne liegen, Länder also, die sehr früh begonnen haben, Breitbandkom­munikation und IKT-Technologien zu entwickeln. Weit voran Korea – ich möchte ein bisschen später nochmals auf dieses Thema eingehen –, dann Hongkong und Tai­wan. – Österreich liegt da, mit einem relativ großen Teil, am ansteigenden Pfad dieser Wachstumskurve. Das heißt, dass in Österreich die derzeitige Breitbandpenetration in etwa bei knapp über 20 Prozent liegt. In Korea hingegen gibt es derzeit Penetrationsra­ten in der Größenordnung von 70 Prozent.

Wie ich bereits eingangs erwähnt habe, beinhaltet das Thema Breitbandkommunika­tion nicht nur einen schnellen Internetanschluss, sondern es geht vor allem um die An­gebote, um den Content, der über diese High-Speed-Internet-Anschlüsse tatsächlich möglich wird. Und hinter diesen Angeboten verbergen sich auch neue Geschäftsmo­delle für die unterschiedlichsten Wirtschaftszweige. Österreich steht mit diesen neuen Angeboten, wie es auch die Stakeholder-Gruppe in England verzeichnet, sozusagen erst am Anfang des Anfangs.

Wir sprechen über Kommunikationsdienstleistungen, wir sprechen über den Internet­zugang, wir sprechen über E-Mails, aber wir sprechen für die Zukunft auch über zeit­verschobenes Fernsehen, über Video-on-demand-Services, über die Übertragung des Fernsehsignals, über Spiele, über E-Shopping-Aktivitäten, Videokonferenzen – das wird ein Standardprodukt sein an jedem Arbeitsplatz, aber auch zu Hause –, und wir sprechen natürlich auch über all jene öffentlichen Anwendungen, die aus dem Bereich E-Government, E-Learning, E-Health kommen.

Nun ein Beispiel zum Thema Spiele. Da gibt es eine echte Revolution. Es gibt die so genannten Massive Multiplayer Online Games, das sind Spiele, wo sehr viele Men­schen gleichzeitig miteinander im Internet spielen. Es gibt ein Spiel, bei dem zwei Milli­onen Spieler weltweit registriert sind und gleichzeitig 400 000 Spieler rund um die Uhr aktiv sind, und dieses Spiel macht im Moment 200 Millionen US-Dollar Umsatz pro Jahr. – Das ist nur ein Beispiel dafür, in welche Entwicklung wir eigentlich einsteigen.

Ich möchte nur ganz kurz auf das Thema Südkorea eingehen und darauf, warum Süd­korea eigentlich so weit vorne ist. Was ist in diesen Ländern passiert, dass sie in der Entwicklung, in diesen IKT-Entwicklungsszenarien den Europäern doch einen wesent­lichen Schritt voraus sind?

Korea hatte definiert, eine Penetrationsrate von ungefähr 80 bis 90 Prozent in einem relativ kurzen Zeitraum erreichen zu wollen. Diese Breitbandpenetration setzt sich zu­sammen aus Kabelanschluss-Breitbändern – das ist all das, was aus dem Fernsehbe­reich kommt, etwa Kabel-TV-Technologie – und natürlich ADSL-Technologien. In Korea kommen ungefähr 70 Prozent aus dem Bereich ADSL und 30 Prozent aus dem Bereich der Kabel-TV-Technologien.

Welche Treiber hat es gegeben? Was musste man berücksichtigen, um diese Entwick­lung eventuell doch relativ rasch voranschreiten zu lassen? – Zum einen waren es na­türlich die sehr intensiven Breitbandförderungen, die in Korea durchgeführt wurden. Die Regierung Südkoreas hat relativ frühzeitig erkannt, dass es da eine Wachstumsmög­lichkeit gibt, die durch Breitband abgedeckt werden kann, und hat 1999 begonnen, einen nationalen Masterplan aufzustellen, der im Grunde genommen die einzelnen Meilensteine in der IKT-Entwicklung dieses Landes beschrieben hat. Es wird dort jedes Jahr ein Weißbuch erstellt, das den Fortschritt und die Entwicklung genau definiert und beschreibt, auf welchem Pfad sich das Land befindet, wo es steht und ob die Ziele er­reicht sind. Im Wesentlichen ging es darum, dort ein nationales Programm aufzuset­zen, das die gesamte Entwicklung der IKT über die nächsten Jahre hinweg beschreibt.

Es ist auch eingebettet in nationale Rahmenbedingungen, in Verordnungen, wie zum Beispiel, dass bei Neubauten neben der Wasserversorgung und der Stromversorgung auch schon die Glasfaser mit angebunden wird.

Zweitens – und ich glaube, das ist auch sehr wichtig – gibt es in Korea eine relativ große und rege Content-Industrie. Das sind jene Bereiche, die im Wesentlichen dafür verantwortlich sind, dass das Internet, dass der Breitband-Internetanschluss mit Inhal­ten gefüllt wird. Es gibt eine große Menge an lokalem Content und an Community-Angeboten, die in Korea sehr gerne genützt werden. Dort entstand eine komplett neue Industrie, ein neuer Wachstumsbereich, der sich im Grunde genommen mit dem Thema Content im Breitband-Internetbereich beschäftigt hat.

Man versucht jetzt zum Beispiel auch in England, in diesem Zusammenhang gemein­sam mit der BBC den gesamten Archivbereich der BBC digital zu verarbeiten und der Öffentlichkeit und der Wirtschaft zur Verfügung zu stellen. Das ist das so genannte Creative Archive, wo man versucht, alle Daten, alle jemals übertragenen Sendungen der BBC zu digitalisieren und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.

Der dritte Bereich ist – und da sind wir, wie ich meine, auch in Österreich ganz gut positioniert – der topologische Bereich, die Topographie. Es gibt in Südkorea sieben große Städte, die im Wesentlichen 70 Prozent der Bevölkerung abdecken. Das erleich­tert natürlich den Ausbau der Infrastruktur. Zirka 90 Prozent der Bevölkerung leben in diesem kritischen 4-Kilometer-Bereich einer Vermittlungsstelle, wo Breitband-Internet­anschluss möglich sein soll.

Ein kurzer Blick auf die Themen, die die Telekom Austria in den letzten Jahren be­schäftigt haben und die sie auch in Zukunft vorantreiben wird. Wir haben in den letzten Jahren sehr intensiv an der Infrastruktur in Österreich gearbeitet, und da gibt es zwei wesentliche Themen: Das eine ist der nationale Backbone, also das Rückgrat des Transportnetzes. Da haben wir sehr hohe Investitionen durchgeführt, sind auch grenz­überschreitend vorgegangen und haben versucht, auch Nachbarländer in diese Infra­struktur mit einzubinden. Wir haben auf diesem Backbone eine Kapazität von ungefähr zweimal 320 Gbit, die übertragen werden können. Das ist aber jedenfalls skalierbar, sodass es keine wesentlichen Kapazitätsgrenzen gibt. Das nationale Transportnetz ist sozusagen für große Datenmengen gerüstet.

Der zweite Bereich ist natürlich jener im Zugangsbereich, also beim Kunden, die so genannte ADSL-Technologie. Es wird eine Abdeckung von 80 bis 85 Prozent der Haushalte und Betriebe mit dieser Technologie möglich sein. Wir haben in den letzten Jahren ungefähr 780 Millionen € in diese Infrastruktur investiert und gehen davon aus, dass wir, um einen kompletten Switch in die so genannten Next Generation Networks durchführen zu können – das sind jene Telekommunikationsnetze, die Sprache, Daten und Multimediadienste in sich gemeinsam in einer Netzinfrastruktur verbinden –, wahr­scheinlich noch einmal den gleichen Betrag in die Hand nehmen werden müssen, um ein völlig IT-fähiges Netz aufbauen zu können.

Dieses Bild haben Sie schon gesehen (der Referent verweist auf ein eingeblendetes Bild), das ist nur die Darstellung der ADSL-Technologie in Österreich. Die „weißen Flecken“ finden sich in den ländlichen Gebieten, wo wir im Grunde genommen versu­chen müssen, mit Förderungsprogrammen diesen Bereich abzudecken. Der Rest ist Kabelfernsehen. Auch da gibt es die Möglichkeit, eine entsprechende Versorgung durchzuführen.

Wir haben uns in den letzten Jahren nicht nur auf die Infrastruktur konzentriert, son­dern wir haben natürlich auch versucht, auf der Content-Seite einen Schritt in der Wei­terentwicklung durchzuführen, und haben letztes Jahr den ersten interaktiven Breit­bandinhalt gelauncht, das ist das Aon.tv. Das ist der erste Schritt, der erste Versuch in der Entwicklung dieser Technologie mit Fernsehprogrammen, die von ORF 1, ORF 2, ATV, Puls TV und anderen Sendern übertragen werden. Es gibt aber auch Spielfilme, Musikclips, Videoclips, Spiele und einiges mehr. – Das ist eigentlich das Kernthema der zukünftigen Entwicklung.

Der Beitrag, den wir leisten, ist die moderne Infrastruktur durch die Innovationskraft, die natürlich im Unternehmen Telekom Austria steckt. Wir haben ungefähr 140 Mitarbeiter, die in der Forschung und Entwicklung aktiv sind, und wir haben einen Forschungstopf in der Größenordnung von 30 Millionen €, den wir einsetzen, um derartige Technolo­gien künftig aktiv und innovativ zu gestalten.

Wir haben in die Infrastruktur investiert, wir haben in den Backbone investiert und ver­suchen jetzt auch in Zusammenarbeit mit anderen Firmen und Unternehmen, auf der Content-Seite attraktive Angebote zur Verfügung zu stellen.

In diesem Übergang zur Informationsgesellschaft sehen wir uns als einen digitalen Integrator, der die Weichen in Österreich stellen und den Standort entsprechend absi­chern möchte. Österreich nimmt zwar in der gesamten Thematik noch keinen wirk­lichen Spitzenplatz in der Breitbandkommunikation oder in der IKT-Entwicklung ein, aber ich glaube, bei Konzentration aller Kräfte kann es uns gelingen, doch einen wesentlichen Schritt vorwärts zu tun. Das ist ein nationaler Schulterschluss, den wir durchführen müssen. Deswegen bin ich auch froh darüber, dass dieses Thema heute hier ausführlich diskutiert wird.

Wir brauchen auch in Österreich eine Art Masterplan. Wir müssen davon ausgehen, dass Regulierung, öffentliche Förderungen, Technologieentwicklung, Infrastruktur-Angebot und Vielfalt an Inhalten in einem Plan zusammengelegt werden und die ent­sprechende Entwicklung in Österreich aufgezeichnet wird.

Wir haben deshalb gemeinsam mit Betreibern und der Industrie eine Initiative ergriffen, die ARGE Breitband Austria. In dieser wollen wir versuchen, für die Regierung, für das Parlament Grundlagen und Empfehlungen zu erarbeiten, die die volle Ausschöpfung des Wandels in die Informationsgesellschaft ermöglichen. Das erste Treffen hat also stattgefunden, und ich bin zuversichtlich, dass wir in diesem Bereich doch einiges be­wegen können. – Ich möchte mich recht herzlich für Ihre Aufmerksamkeit bedanken. (Beifall.)

10.39

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Ich bedanke mich sehr herzlich beim Vorstandsdirektor der Telekom Austria Mag. Fischer und darf zum Thema TV und Internet noch bemerken, dass diese Enquete von der Telekom Austria live im Internet übertragen wird.

Ich erteile als nächstem Redner Herrn Ing. Kühberger, Geschäftsführer der Firma Info­tech, das Wort. – Bitte.

 


10.39

Referent Ing. Hans Kühberger| (Infotech EDV-Systeme GmbH): Sehr geehrte Damen und Herren! Grüß Gott! Ich danke für die Einladung des Bundesrates zu diesem Vor­trag mit der Bitte, ein Praxisbeispiel eines alternativen Providers aufzuzeigen. Es geht da um Glasfaser. Wir sind hier in einem lokalen Bereich, wo wir es geschafft haben, Glasfaser zu etablieren, und ich möchte ein bisschen zeigen, wie das begonnen hat und wo wir momentan stehen.

Beginnen möchte ich mit der Vorstellung des Unternehmens: Firma Infotech, das ist ein EDV-Systemhaus. Wir sehen, wie Herr Mag. Fischer schon gesagt hat, Telekom­munikation und Informatik wachsen immer mehr zusammen. Wir kommen eigentlich von der Informatik-Seite, haben begonnen, wie ich schon gesagt habe, als EDV-Systemhaus, Handel, EDV-Dienstleistungen – Zielgruppe: Gewerbe, Industrie.

Wir sind ein relativ kleines Unternehmen mit einem Umsatz von 4,4 Millionen €, also vergleichsweise bescheiden gegenüber der Telekom Austria, und haben 27 Mitarbei­ter, die vorwiegend im Dienstleistungsbereich tätig sind. Das Unternehmen ist in Privat­besitz.

Wir haben auch erkannt, dass das zusammenwächst, und haben 1996 begonnen, als Internet-Service-Provider tätig zu werden – damals mit einer 64 Kilobit-Standleitungs­anbindung, das wäre heute undenkbar. Wir haben sukzessive unter Zuhilfenahme von angemieteten Leitungen Unternehmen in der Umgebung angebunden an das Internet – schwerpunktmäßig Standleitungsanbindungen, also hochwertigere Anbindungen.

Ganz kurz noch zur Stadt Ried – das ist sozusagen der Stammsitz des Unterneh­mens –: Ried im Innkreis hat 12 000 Einwohner, 4 500 Haushalte, wir haben eine sehr starke lokale Wirtschaft mit vielen Headquarters in Ried – das ist sehr wichtig, wie Sie nachher sehen werden. Als Voraussetzung ist für uns auch günstig gewesen: Es gibt kein Koax-Netz – das ist nicht so wahnsinnig häufig in Österreich, vermutlich auf Grund der Nähe zu Deutschland, wo einfach schon terrestrisch mehrere Fernsehprogramme empfangbar waren. Außer der Telekom Austria war bis dato kein anderer Netzbetreiber mit eigener Infrastruktur vorhanden.

Im März 2001 hat dann bei uns im Haus eine Nachdenkphase begonnen: Was tun wir? – Wir hatten 70, 80 Standleitungskunden allein im Stadtbereich von Ried, für jede dieser Standleitungen wurden an die Telekom 100 bis 300 € pro Monat abgeliefert – nur für die Zuleitung!, also nicht für den Dienst –, wir haben gesehen, dass wir immer mehr in Bereiche kommen, wo mehr als 2 Mbit – also mehr als das, was über Kupfer­leitung möglich ist – machbar ist. Die Idee war: Zahlen wir das noch viele Jahre weiter so, oder schaffen wir uns eine eigene Infrastruktur? – Es ist das Projekt „Glasfasernetz Ried“ entstanden, das überraschend schnell hochgebracht werden konnte – auch mit Hilfe von Fördermitteln, letztendlich ist das ein KMU. Ich kann Ihnen bestätigen: Wenn eine gute Idee, wenn ein Business-Plan vorhanden ist, dann kann man in Österreich vieles machen. Es gibt viele Förderstellen wie die FGG, wobei manche Zuschüsse in einem relativ bescheidenen Ausmaß gewähren, wodurch allerdings doch einiges mög­lich geworden ist, zum Beispiel durch Garantien.

Wir haben im August 2001 mit Errichtungsarbeiten begonnen und haben im Okto­ber 2002 18 Kilometer Trasse quer durch die Stadt gegraben. Das war eine recht spannende Zeit. Wir haben es aber geschafft, dass im Oktober alle wichtigen Services, die zu diesem Zeitpunkt sozusagen definiert waren, online waren und die bestehenden Standleitungskunden auf eine eigene Infrastruktur umgestellt worden sind. Die Initial­umsätze wurden laut Business-Plan perfekt eingehalten, ja sogar überschritten. Wir haben das 2003 zum Industriegebiet im Norden erweitert. 2003 erfolgte eine Ergän­zung Glasfasernetz mit Kupfer-Entbündelung. Das Investitionsvolumen – noch einmal die Relation: 4,4 Millionen € Umsatz – beträgt in der Zwischenzeit über 3 Millionen €. Das Unternehmen ist immer noch zu 100 Prozent in Privatbesitz.

Eine Größenordnung, die Sie vielleicht auch wissen sollten: Wenn wir die Stadt Ried – jetzt wirklich alle Haushalte – mit Glasfaser versorgen würden, dann wären mit Sicher­heit noch einmal 2 bis 3 Millionen € erforderlich, und das ist nur eine kleine Bezirks­stadt. Also 5 bis 6 Millionen € für eine kleine Bezirksstadt. – In diesem Zusammenhang sind die 10 Millionen € natürlich ein bisschen anders zu sehen.

Hier sehen Sie, was entstanden ist (der Referent verweist auf ein eingeblendetes Bild): Alles, was hier rot ist, ist Trasse, die wir selbst errichtet haben. Die Vorgangsweise war recht einfach: Man nimmt den Plan, sucht sich die ganzen Kunden, die wir schon ver­sorgt haben, pinnt das auf und zieht ein Netz herum. New Build ist natürlich viel einfa­cher, als wenn man auf bestehenden Infrastrukturen aufsetzen muss.

Sie sehen, das sind Ringstrukturen. Wir sind da auf Anforderungen der Wirtschaft ein­gegangen, diese vollredundant zu versorgen. Und ich kann Ihnen sagen, die Struktur hat die erste Bewährungsprobe beim Hochwasser bestens bestanden. Ried war durch das Hochwasser ja extrem betroffen, sogar unser eigenes Gebäude. Es hat keinen einzigen Ausfall gegeben. Wir haben in Ried immerhin Unternehmen wie Fischer-Ski und Fischer Advanced Composite Components, also Unternehmen, die auf dem Weltmarkt tätig sind, die uns so etwas nicht verzeihen würden.

Die Entbündelung habe ich kurz erwähnt. – Es hat sich letztendlich ergeben, dass wir entlang der Glasfaser-Trasse einige Wählämter hatten. Wir haben Ende 2003 begon­nen, diese Wählämter zu entbündeln. Das, muss ich sagen, war recht problemlos, ich habe keine großen administrativen Hindernisse gesehen. Das eigentliche Ziel war, über Entbündelung auch jene Firmenkunden, die noch nicht mit unserem Glasfaser-Netz erreicht werden konnten, die noch die relativ teuren angemieteten Leitungen nut­zen mussten, zu erreichen. Bevor wir mit diesen Firmen überhaupt begonnen haben, waren schon die ersten 200 Privatkunden am Netz – das entwickelt sich höchst inter­essant.

Im Zuge der Breitbandförderung Oberösterreich haben wir bei uns ein Gebiet defi­niert, das Sie hier sehen, wo teilweise noch mit Glas, teilweise mit Entbündelung ein­fach ein Technologie-Mix geschaffen wird, um Flächendeckung zu erzielen.

Kurze Information auch hier wieder für Sie, wie viel so etwas kostet: Die Kosten für die Entbündelung eines Wählamtes liegen im Mittel bei ungefähr 100 000 € pro Wählamt. Ich glaube, es gibt ungefähr 400 Wählämter in Oberösterreich und ungefähr 2 000 in Österreich.

Wichtig sind auch Interconnections, wir müssen natürlich auch Verbindungen nach außen schaffen. Es hilft nichts, wenn wir nur in der Stadt Superverbindungen haben und dann nicht hinauskommen. Wir haben natürlich schon längere Zeit eine Glasfaser-Anbindung zur Telekom – redundant mittlerweile, die waren sehr kooperativ. Es gibt da ein sehr interessantes Geschäftsverhältnis: Obwohl wir Mitbewerber sind, gibt es doch sehr viele Geschäfte, die wir gemeinsam gemacht haben, und ich glaube, die Telekom verdient ja auch sehr gut.

Trotzdem: Zwei, drei weitere Carrier sind notwendig, um auch Redundanzen sicherzu­stellen. Wir haben ja mittlerweile drei – also es gibt die ÖBBTel, die auf unser Betrei­ben Glasfaser bis nach Ried gebracht hat, wo es einen Koppelpunkt gibt, und dasselbe auch mit der EnergieAG, den oberösterreichischen Energieversorgern.

Für uns waren am Anfang nur Firmenkunden das Maß der Dinge. Wir haben den Busi­ness-Plan wirklich auf Firmenkunden ausgelegt und im Prinzip Dienste für sie geleistet, wie am Anfang natürlich Internet, wie Standard-Vernetzungen zwischen zwei Firmen­standorten, die eben dann mehr als 2 Mbit brauchen, die vielleicht 100 oder 1 000 Mbit gebraucht haben. Wir haben auch Standleitungen in Verbindung mit den Carriern zu anderen Destinationen außerhalb Österreichs.

Public Access, das heißt öffentlich zugängliche Internet Ports auf dem Messegelände, im Technologiezentrum, wo man eben Veranstaltungen macht, wo man das Internet schnell braucht, vielleicht auch ein sehr schnelles Internet.

Im Kommen ist das Zusammenwachsen von Informationstechnologie und Kommunika­tion in einem dramatischen Ausmaß. Wir sehen das bei uns in Ried, in dieser kleinen Stadt. Da werden Speicherauslagerungen betrieben, da werden Backup Services be­trieben. Das geht so weit, dass komplette Server und komplette Services zu uns aus­gelagert werden, weil sich die Kunden einfach zusehends auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren wollen und sich mit Dingen wie einem Exchange Server nicht wirklich belasten wollen.

Das Medium Glasfaser ist eminent wichtig, um diese Services überhaupt anbieten zu können. Ich kann keinen Full Service Exchange Server mit wirklich normaler Zugriffs­geschwindigkeit erreichen, wenn ich keine Glasfaser zum Kunden habe. Ich kann kein Storage Service machen, wenn nicht mindestens 100 Mbit zum Kunden sind. Das ist schlicht und einfach nicht möglich.

Im Zuge der Errichtung des Glasfaser-Netzes sind auch über 2 500 Haushalte so weit vorbereitet worden, dass wir sie an das Glasfaser-Netz anschließen können, das heißt, das Rohr liegt im Wohnblock, liegt unmittelbar davor, teilweise schon in der Wohnung – also die Vorbereitungen sind da recht weit gediehen.

Nachdem die Firmenkunden mit den wesentlichen Diensten versorgt worden sind, haben wir uns gefragt: Was können wir für Privatkunden tun? – Und der Ansatz war im­mer: Wir wollen einfach aus wirtschaftlicher Sicht den so genannten Triple Play liefern, um den Erlös pro Haushalt zu maximieren. Das heißt, jemand soll von uns Internet bekommen – das kostet von mir aus 40 € –, Telefonie – 10, 20, 30 € – und auch TV.

Zum Thema Fastcom wäre ein Vortrag geplant gewesen, der aber leider entfällt. Im Mittel werden 66 € pro Haushalt erwirtschaftet, was auch notwendig ist, damit solche Netze wirklich funktionieren.

Wir sind schon ein bisschen in der Branche bekannt dafür, dass wir recht starrköpfig sind und auf bestimmten Meinungen beharren. Eine Meinung war einfach, dass die Zeit reif ist, dass dieser Triple Play ausschließlich auf IP abgewickelt wird – IP ist das Internet Protocol. Das hat nicht unmittelbar mit Internet selbst zu tun, aber es handelt sich um dieselbe Technologie, die im Internet verwendet wird. – Das waren recht nette Herausforderungen.

Internet ist klar, das ist ja IP-Dienst, Telefonie erfordert eine gewisse Umwandlung, erfordert gewisse Agreements im Hintergrund. Bei TV haben wir überhaupt nicht recht gewusst, wohin der Weg führt.

Das Internet möchte ich nur kurz streifen. Always-on ist eine superschnelle Verbin­dung: Wir gehen jetzt momentan bis 2 Mbit, aber das können 10 Mbit sein. Bei 2 Mbit stehen wir in Wahrheit auf der Bremse. Die kleinste Verbindung, die wir zum Haushalt machen, ist in Glasfaser 100 Mbit, das geht nicht geringer. Alles, was darunter ist, ist teurer. Das heißt, sobald jemand Glas im Haus hat, sind 100 Mbit das Kleinste und das Billigste, was man machen kann. Wenn ich dem Kunden nur 2 Mbit Internet gebe, dann ist dieser aus heutiger Sicht zwar glücklich, aber ich als Betreiber stehe auf der Bremse.

IP-TV, also Fernsehen über IP, ist der Ansatz, den wir für diesen Teilbereich gewählt haben. Das nutzt das Internet-Protokoll und natürlich auch den Breitbandzugang. Die­ser Breitbandzugang über Glasfaser, in gewissem Maße auch über Kupfer ist die Vor­aussetzung dafür, dass IP-TV funktioniert. IP-TV ist voll interaktiv. Wir sprechen nicht von Umschalten zwischen den Programmen, sondern von viel mehr. Ich habe eine Demo mit, die ich Ihnen zeigen möchte.

Wir haben nach Lösungen gesucht, wo diese enormen Bandbreiten, die im Glasfaser­netz verfügbar sind, wirklich bestmöglich genutzt werden, sind aber nicht wirklich wei­tergekommen. Wir haben jetzt eigentlich eine Eigenentwicklung ins Laufen gebracht, die einen recht guten Punkt erreicht hat. Ob das das Maß aller Dinge ist, sei einmal dahingestellt, aber ich möchte Ihnen zeigen, was möglich ist, damit Sie ein wenig ein­schätzen können, was auch mit TV machbar ist.

TV-Services benötigen eine digitale Set Top Box. Ich habe eine mitgebracht, um sie herzeigen zu können. (Der Referent zeigt diese.) Sie unterscheidet sich von einem Digital-SAT-Receiver nur unwesentlich, und zwar dadurch, dass hier neben dem Scart-Anschluss zum Fernseher ein Ethernet-Eingang ist. Es gibt keinen Antennen-Eingang. Es ist genauso wie ein Kabel-TV-System. Nur sprechen wir jetzt nicht von einem Koax-Kabel, das zugeführt wird, sondern von einem Ethernet-Eingang. Der Kunde hat eine normale Fernbedienung. Das hat nichts mit einem PC zu tun, sondern Sie können dieses Service ganz normal am Fernseher abrufen.

Beim Funktionsumfang wird es schon interessanter. Natürlich gibt es Free TV. – Tele­text ist nach wie vor sehr wichtig. Der Dienst ist uralt, aber er ist noch populär. Elect­ronic Program Guide, das heißt, dass Sie sehen, was gerade läuft. Da steht zum Bei­spiel „Zeit im Bild“. Video-on-Demand, das heißt, Sie wählen einen Film aus, drücken okay und der Film beginnt. Dieser beginnt nicht in der nächsten halben Stunde, son­dern sofort. Man kann ihn auch stoppen und zurückspulen.

Mosaik-Ansicht heißt, dass Sie mehrere Fernsehprogramme in einem Mosaik darge­stellt bekommen. Dann gibt es Personal Video Recorder Services, das heißt, der Videorecorder steht nicht mehr als physikalisches Gerät im Haushalt, sondern es ist ein Service, den der Netzbetreiber liefert. Ich kann einen Videorecorder über eine nor­male Fernbedienung, einen interaktiven Fernseher oder zum Beispiel auch über Web Interface oder Handy Interface programmieren. Das geht natürlich auch über eine Pay-TV-Integration.

Wir haben noch ein erweitertes Produkt, nämlich TimeShift TV, „zeitverschobenes Fernsehen“, glaube ich, ist es von der Telekom genannt worden. Alle wesentlichen Sender – in unserem Fall sind es zehn Sender – sind 24 Stunden rückwärts komplett frei navigierbar, mit einem rasend schnellen Zugriff. Sie geben die Zeit an und fertig. In Verbindung mit Personal Video Recorder Services können Sie dann Sendungen auf­zeichnen, die am Vortag gelaufen sind. Das heißt, Sie kommen ins Büro und treffen einen Kollegen, der meint: Hast du den Film gesehen? Hast du die Doku gesehen? Das war super, das könnten wir nächste Woche brauchen. – Antwort: Nein, habe ich nicht. Hast du es aufgenommen? – Nein. In diesem Fall starten Sie den Webbrowser, melden sich mit Ihrem Namen an, wählen Personal Video Recorder und wählen aus den letzten 24 Stunden einfach das Programm, das Sie aufzeichnen wollen. Unser System kopiert das vom TimeShift-Speicher in Ihren Personal Video-Speicher, und da bleibt es auch erhalten. Aus dem TimeShift-Speicher verschwindet es nach 24 Stun­den.

Auf die Technik möchte ich jetzt nicht im Detail eingehen. Aber was vielleicht wichtig ist: Mit Ausnahme der Antenne oben ist das alles ausnahmslos Informationstechnolo­gie. Da gibt es keine HF-Verteiler mehr. Das sind Server, das sind Betriebssysteme, das sind Speicher, ausnahmslos Informationstechnologien.

Jetzt versuchen wir einmal eine Demo. Es handelt sich hier um eine Kopie, die vom PC aus einfach mitgeschnitten wurde. (Der Referent beginnt mit der Demonstration.) Ich werde es etwas kommentieren. Live-TV, das heißt, Sie sehen normales Fernsehen in normaler digitaler Qualität mit den EPG-Daten unten dran. Sie können relativ schnell das Programm wechseln. Das ist auch wichtig. Die Qualität ist wirklich identisch mit Digital-SAT. Teletext ist ein Service, das Server-based passiert, also zentral. Sie drü­cken ganz normal den Teletextruf auf der Fernbedienung, wählen den Sender, zum Beispiel 200, Sport, holen zum Beispiel Fußball-EM, also 260, sind da und können auf alle Seiten, ausnahmslos alle Sender, alle Seiten, alle Subseiten sofort zugreifen. Es gibt keinerlei Verzögerung, sogar bei den Subseiten. Wenn Sie jetzt rechts unten schauen, eins von drei, da blättern Sie einfach weiter. Noch einmal: Das Service ist 20 Jahre alt, aber es ist trotzdem noch populär im Fernsehen.

Ein weiterer Punkt ist TimeShift, zeitversetztes Fernsehen. Sehr praktisch: Sie wählen den Sender ganz normal aus, drücken auf einen Knopf, TimeShift, bekommen ein Ein­gabefenster, wo Sie die Zeit eingeben und okay sagen. Mehr müssen Sie nicht tun. Sie müssen kein Gerät vorprogrammieren. Sie können jederzeit, wenn Sie sagen, der Zeit­punkt war falsch, einfach noch einmal auf die TimeShift-Taste drücken und eine neue Zeit eingeben.

Ich habe das erst seit ein paar Monaten zu Hause. Das ist im Pilot in Betrieb. Das ist phantastisch! Ein Thema ist auch, ob Werbung herausgeschnitten wird. Ich habe jetzt ein Beispiel gebracht. Wir sehen, dass Werbung teilweise angesehen wird, manchmal fünf-, ja zehnmal, weil sie einfach lustig war. Die Leute gehen auch zurück und schauen sich das an, überspringen Werbung aber auch dort, wo es politisch wird.

Das ist jetzt etwas erweitert worden mit interaktiver Oberfläche, ist Menü geführt. Sie drücken einfach 2, TimeShift, wählen den Sender interaktiv aus. Sie sehen hier, was momentan läuft, und sehen eine Liste der Sendungen, die in den letzten 24 Stunden gelaufen sind. Man geht nur mit dem Cursor hinauf, und wenn man die Sendung aus­gewählt hat, drückt man auf okay – ohne vorher irgendetwas zu tun. Ich muss das noch einmal betonen: Sie brauchen keinen Videorecorder zu Hause.

Wenn Sie sagen, das war das Falsche, einfach wieder die Menü-Taste drücken: kom­plettes Menü. Dann drücken Sie zum Beispiel nochmals 2, TimeShift, und wählen einen anderen Sender. Wieder okay. Dann gehen Sie mit dem Cursor wieder hinauf bis zur Sendung, die Sie haben wollen, und machen dasselbe Spiel wieder. – Das ist alles Service-based, also zentral beim Service Provider, nicht mehr in der Box. Das ist das Einzige, was der Kunde vor Ort braucht.

Video-on-Demand ist zum Beispiel ein Thema. Lokal-TV in Ried ist kein Sender, der pausenlos sprudelt, sondern den Sie über das Menü einfach mit Taste 9 aufrufen und on demand sofort starten. Das heißt, Lokalfernsehen kann eine komplett andere Di­mension bekommen, denn ich kann auch die historischen Beiträge aufrechterhalten. Diese können drei Monate im Archiv verfügbar und jederzeit abrufbar sein. Lokale In­halte sind ja oft ein Träger von solchen Netzen. – Sie sehen, das war jetzt keine Show, sondern das war einfach mitgeschnitten, weil es aus technischen Gründen hier anders nicht machbar war.

Das ist als Pilotversuch in Ried in Betrieb, die ersten 50 Haushalte testen das. Ich selbst habe es aus Qualitätssicherungsgründen zu Hause. Ich habe zwei Kinder, vier und sieben Jahre alt, die natürlich nicht ins Bett gehen, wenn „Zeit im Bild“ ist. Also gewöhnt man sich sehr schnell an solche Dinge.

Ich hoffe, das hat einen gewissen Einblick gegeben, und würde mich freuen, wenn Fragen an mich herangetragen werden. – Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall.)

11.00

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Ich bedanke mich bei Herrn Ing. Kühberger für die interessanten Ausführungen. Insbesondere die „Zeitrückverset­zung“, wenn Kinder sonst nicht schlafen gehen, ist eine Anregung, muss ich sagen. Wenn man bestimmen kann, wann der Sandmann kommt, hat das sicher einen Vorteil.

Nächster Referent ist Herr Generalsekretär der ISPA Dr. Einzinger. – Bitte.

 


11.01

Referent Generalsekretär Dr. Kurt Einzinger| (ISPA – Internet Service Providers Austria): Meine Damen und Herren! Ich freue mich, dass ich heute hier zu Ihnen spre­chen darf, und bedanke mich beim Bundesrat für diese Initiative. Ich glaube, dass sie sehr notwendig ist. Dass dieses Thema sehr wichtig ist, haben ja meine Vorredner schon mehrmals betont. Mit der Gnade des Spätredners ausgezeichnet, kann ich einerseits einiges meiner Präsentation übergehen – ich hoffe, Sie verzeihen mir – und andererseits auf einige der Themen, die meine Vorredner schon angesprochen haben, eingehen. (Begleitend zu diesem Referat werden auf den rechts und links vom Präsi­dium aufgestellten Flachbildschirmen Graphiken präsentiert.)

Ganz kurz: Ich bin Generalsekretär der ISPA – Internet Service Providers Austria; ein freiwilliger Zusammenschluss aller oder fast aller ISPs in Österreich, der seit 1997 besteht und zurzeit zirka 200 Mitglieder hat. Daran sehen Sie schon, dass unser Spekt­rum sehr breit ist. Wir umfassen sowohl Firmen, die im Internet Access, Content-Bereich, Application-Service-Bereich, WLAN, Hosting und auch sonstigen Bereichen des Internets tätig sind. Das gelingt uns auch deshalb, weil das eigentliche Ziel unse­res Vereins die Förderung des Internets in Österreich ist. Darum unterstützen wir auch solche Bemühungen wie Breitband und sehen es als eines unserer Projekte an, unter anderem wie Sicherheit, Application Service Providing, WLAN, e-payment und so wei­ter.

Sie finden alle weiteren Informationen auf unserer Website www.ispa.at.

Für uns ist der Breitband-Internetzugang der natürliche Internetzugang. Ich brauche jetzt nicht mehr auf die einzelnen Argumente einzugehen, warum das so ist, möchte aber noch dazusagen, dass im Wirtschafts- und Arbeitsbereich – das wurde schon erwähnt – der Breitbandanschluss eigentlich unumgänglich ist. Man kommt ohne ihn nicht mehr aus. Und da sehen wir die große Problematik, die nach wie vor besteht. Es gibt den Breitbandanschluss einfach noch nicht überall.

Zu Beginn waren wir gut – auch darauf wurde schon mehrfach hingewiesen –, einige unserer Mitglieder waren da eigentlich schon sehr früh tätig, unter anderen die Tele­kom Austria mit ADSL, aber auch Kabelbetreiber wie Telekabel UPC, die, international gesehen, auch früh mit der Aufrüstung ihres Netzwerkes begonnen haben und nach einigem Überreden sozusagen einen Wholesale-Vertrag mit den Providern abge­schlossen haben, dass diese auch diese Netze nutzen können, wodurch sie die Mög­lichkeit hatten, Österreich früh mit Breitbandtechnologie auszustatten. Leider sind wir aber in den letzten ein, zwei Jahren im internationalen Vergleich zurückgefallen. Sie sehen an den Zahlen 2002 und 2003 im Vergleich mit verschiedenen anderen Län­dern, dass wir, obwohl wir 2002 noch sehr gut gelegen sind, 2003 schon deutlich zu­rückliegen, was sich aller Voraussicht nach 2004 fortsetzen wird, wenn nicht etwas da­gegen getan wird. Und ich sehe das als Startschuss dafür, dass hier etwas geschieht.

Ich möchte, obwohl das auch schon gesagt wurde, noch ganz kurz darauf hinweisen, dass die Entstehung von Digital Divide nicht nur auf der Verfügbarkeit beruht. Sie be­ruht natürlich auf der Verfügbarkeit – wenn Breitband nicht verfügbar ist, kann man es nicht nutzen –, aber es ist auch eine Tatsache, dass es dort, wo es verfügbar ist, heute nicht von allen genutzt wird. Und auch da ist es wichtig, sozusagen einer Digital Divide entgegenzuwirken.

Digital Divide beruht darauf, dass die Leute die Angebote noch nicht annehmen, seien sie unattraktiv oder es stimmt das Kosten-Nutzen-Verhältnis noch nicht, und auch dar­auf, wie wir meinen, dass es noch zu wenig Wettbewerb, zu wenige Angebote, zu we­nige verschiedene Angebote gibt und zu wenige Angebote, die auf spezielle Kunden­bedürfnisse eingehen. Auch hier ist eine Änderung notwendig.

Auf die gesellschaftlichen Faktoren wurde schon mehrfach hingewiesen.

Es ist ganz interessant, sich die Verteilung anzusehen – Sie haben zwar schon ein paar Karten von der RTR gesehen, aber was an dieser Karte recht deutlich wird: je blauer das Gebiet ist, desto schlechter ist es ausgestattet, je mehr dunkelrot, desto besser. Sie sehen deutlich die Gebiete, die schlecht ausgestattet sind. Es sind primär Peripheriegebiete, das heißt im Norden, Osten, und Süden Österreichs. Wien ist dun­kelrot, ist breitbandmäßig sehr gut ausgestattet – nicht in dem Breitband-Sinn wie Ried mit 50 Testpiloten sozusagen, aber im Großen und Ganzen ist es für jeden möglich, Breitband zu bekommen, während in Teilen Oberösterreichs, Niederösterreichs, des Burgenlandes, Kärntens noch viel getan werden muss, damit überhaupt die einfache Version von Breitband erhältlich ist.

In diesem Sinne sind wir sehr für diese Breitbandinitiative des Bundes, sagen ein klares Ja dazu, wenn gewisse Voraussetzungen eingehalten werden, die im heutigen Vortrag zum Teil eingeflossen sind.

Punkte, die unserer Meinung nach wichtig sind:

Vorgabe eines österreichweiten einheitlichen Verfahrens, sodass es nicht verschie­denste Möglichkeiten gibt, das zu tun;

Gewährleistung eines transparenten Verfahrens – da sehen wir noch gewisse Mängel, denn bis jetzt ist relativ wenig nach außen gedrungen darüber, wie das Verfahren ge­nau ausschauen wird;

Sicherstellung eines fairen Verfahrens für alle Provider;

Technologieneutralität – das ist schon angesprochen worden;

schon durch das Verfahren oder die Bedingungen dazu ist sicherzustellen, dass die geförderten Betreiber auch ein Wholesale-Angebot stellen, das heißt nichts anderes, als dass derjenige, der durch öffentliche Förderungen eine Infrastruktur entwickelt, sie auch anderen Dienstebetreibern zu angemessenen Preisen zur Verfügung stellen muss, dass also eine öffentlich geförderte Infrastruktur, an der ja alle mitzahlen, sozu­sagen auch der Gesamtwirtschaft zugute kommt und nicht nur einem einzelnen Betrei­ber;

wichtig ist auch die Beachtung der Nachhaltigkeit.

Wir haben schon im Frühjahr dieses Jahres den Vorschlag gemacht, dass man, um diese Bedingungen erreichen zu können, eine Art von Koordinierungskonferenz mit allen Beteiligten abhalten soll. In diesem Sinne sehe ich auch die Initiative der Telekom Austria, eine Arbeitsgemeinschaft Breitband einzurichten, wo eben die Betreiber, die Gerätehersteller, die öffentliche Hand, Gemeinden und Länder, die bei diesem Vorha­ben sehr wichtig sind, eingebunden sind und wo man versucht, sozusagen in einer gemeinsamen Arbeit das Problem zu lösen.

Für uns ist es auch sehr wichtig, zu sagen, dass das ein erster Schritt ist, dass das aber das Problem nicht komplett lösen wird. Wichtig werden auch die Rahmenbedin­gungen sein, in denen heute Breitband angeboten wird oder innerhalb derer die Breit­bandwirtschaft, wenn Sie so wollen, sich bewegt und stattfindet. Es ist wesentlich, dass sie angepasst werden und wirtschafts-, entwicklungs- und wachstumsfreundlich wer­den.

Ich möchte auch ganz kurz beschreiben, worum es eigentlich geht, das heißt, von wel­cher Technologie wir überhaupt reden. Das ist einerseits die so genannte Digital Subscriber Line, die auf der ganz normalen Kupferinfrastruktur basiert. Das sind die Drähte, die vom Wählamt der Telekom Austria bis in den Haushalt des einzelnen Teil­nehmers gehen. Das ist eine so genannte Doppelkupferader, die meistens verdreht ist, verschiedene Qualitäten hat, die man durch eine technische Aufrüstung sowohl im Wählamt als auch zu Hause bei den Kunden, in ihren Wohnungen, dazu befähigt, dass auf der einen Seite auf niedrigen Frequenzen die Telefonie stattfindet und auf der an­deren Seite auf höheren Frequenzen das Internet, also die Datenübertragung. Das heißt, es ist in Wirklichkeit eine Art von Aufrüstung der bestehenden Telefoninfrastruk­tur, wenn man das kurz so sagen kann. Und das wird jetzt von der Telekom Austria, weil sie ja auf Grund der historischen Bedingungen die Einzige ist, die diese Kupfer­adern bis zum Haushalt hat, sowohl im Retail – das heißt, sie verkauft es dem Kunden direkt – als auch im Wholesale – das heißt, sie verkauft es anderen Providern, die dann dem Kunden ihre Leistungen darüber anbieten können – angeboten.

Die zweite Möglichkeit, diese Kupferader zu nutzen, ist die so genannte Entbünde­lung – das ist ein regulierter Bereich, das heißt, der Regulator legt fest, wie viel Geld die Telekom Austria für eine solche Leitung von einem Betreiber verlangen darf, und der kann dann damit mehr oder minder machen, was er will. Er muss nur dafür sorgen, dass er die Zuleitung zum Wählamt hat, in dem Wählamt seine Einrichtungen, die so genannte Kollokation, das heißt das, wo er dann seine technischen Sachen hinstellt. Im Normalfall lässt die Telekom Austria das nicht im Wählamt zu, sondern sie müssen das außen hinbauen oder in einem Keller nebenan oder sonst irgendwo bauliche Auf­wendungen machen. Und dann kann er diese entbündelte Kupferleitung zum Kunden, eben für Telefonie und für Daten, wobei es heute üblich ist, dass es mindestens für beide verwendet wird, verwenden und seine Einrichtungen dazu. Das gibt ihm die Mög­lichkeit, dass hier Wettbewerb entsteht, denn hier kann er Leistungen anbieten, die unabhängig von der Grundleistung der Telekom Austria sind. Er kann andere Band­breiten, andere Mengen und so weiter anbieten, oder er kann es zum Beispiel, wie das die Infotech in Ried macht, mit seinem Netz verbinden und dann eigene Dienste anbieten.

Was noch zu sagen ist: DSL, Digital Subscriber Line, ist ein Bündel von Technologien; es ist nicht nur eine fixe Bandbreite oder ADSL, wie es am häufigsten üblich ist. ADSL ist nichts anderes, als dass die Bandbreite zum Herunterladen und zum Hinaufladen unterschiedlich ist, asynchron, das ist das „A“. Wobei das Herunterladen eben mit höherer Bandbreite geht, weil das im Normalfall der Art und Weise der Internetverwen­dung entspricht. Ich schicke immer weniger hinauf, als ich herunter bekomme. Herun­ter kommen dann die Bilder, die ganzen Informationen.

Die zweite Technologie, von der wir hier reden, ist die Kabeltechnologie, also das, was die Kabelfernsehbetreiber machen, UPC Telekabel, der Größte in dieser Runde. Dabei wird sozusagen das vorher schon vorhandene koaxiale Kabelnetz dazu verwen­det, Internet darüber zu verbreiten – hat sozusagen andere technologische Einschrän­kungen. Während zum Beispiel ADSL die Einschränkung hat, dass nur eine gewisse Distanz vom Wählamt möglich ist – eben die vier Kilometer, das wurde ja schon ange­sprochen –, hat man beim Koaxialnetz die Problematik, dass mehrere Kunden in einem Ring hängen und sich zum Teil gegenseitig behindern können, was Bandbreite und Kapazitäten betrifft, und man musste das vorhandene Kabelnetz umrüsten, damit man das machen konnte. Also auch damit waren Aufwendungen verbunden.

Die dritte Technologie, die wir sehen und die auch immer wieder angesprochen wird, ist die so genannte Wireless-Local-Area-Network-Technologie, WLAN-Technologie, die den großen Vorteil hat, in einer lizenzfreien Frequenz zu arbeiten. Das heißt, ich brauche keine Zulassung dafür, sie ist allgemein verfügbar, und sie hat sich internatio­nal sehr stark durchgesetzt. Es gibt billige, günstige, vielfältige Geräte, und es entwi­ckelt sich auch sehr schnell. Das ist auch der Grund dafür, dass es jetzt schon etliche Firmen gibt, die begonnen haben, mit dieser Technologie zu arbeiten, und die oft auch in lokalen Gebieten durchaus erfolgreich sind und über diese WLAN-Technologie ein­zelne Kunden oder Firmen an das Internet anschließen. Ich komme darauf noch zu sprechen.

Die derzeitige Marktverteilung des Massenmarktes im Breitbandbereich schaut folgen­dermaßen aus: Es gibt etwa eine Halb-Halb-Stellung zwischen DSL-Technologie, das ist die kupfergestützte Technologie, und Kabelfernsehtechnologie.

Der giftgrüne Teil ist die Telekom Austria, der blaue Teil ist der Wholesale-Bereich von Telekom Austria, und der rote Teil sind die entbündelten Leitungen – das ist die Hälfte der Kupfertechnologie. Auf der linken Seite finden Sie den orangefarbenen Teil, das ist UPC Telekabel, und der etwas hellere gelbe Teil sind die vielen Kabelprovider, die es sonst noch in Österreich gibt, die also Internet machen.

Ganz kurz noch zur ADSL-Wholesale-Entwicklung in Österreich. Die grüne Linie zeigt die Zahl der Anschlüsse der Telekom-Austria-Retail-Kunden und die dunkelblaue Linie jene der Wholesale-Kunden. Was man hier deutlich sieht, ist, dass es die Whole­sale-Kunden erst später gegeben hat, dass die erst wesentlich später zum Zug ge­kommen sind. Was man aus unserer Sicht leider auch sieht, ist, dass es im Wholesale-Bereich anscheinend doch klare strukturelle Probleme gibt, da die Retail-Kurve der Telekom Austria um einiges steiler ansteigt als die Wholesale-Kurve der Provider.

Wobei man sagen muss, es sind insgesamt 20, 22 Wholesale-Provider. Es gibt da ein sehr starkes Ungleichgewicht und unserer Meinung nach zu wenig Wettbewerb.

Bei der WLAN-Entwicklung ist das Problem, das wir schon seit einem Jahr haben, dass die Frequenzmöglichkeiten in Österreich auch im Vergleich zu anderen Ländern noch immer relativ eingeschränkt sind. Man darf nur das 2,4-Gigahertz-Band verwenden und hat nur 100 Milliwatt maximale Strahlungsleistung an der Antenne.

Zum Vergleich: Dieses Handy hier (der Referent zeigt ein Handy) sendet – wie jedes Ihrer Handys – mit 1 Watt, also zehn Mal so viel. Das heißt, es ist nur ein Zehntel, und trotzdem wird hier keine Möglichkeit gesehen, die Leistung zu erhöhen, obwohl man gerade durch intelligente Maßnahmen, wie zum Beispiel Antennen, den Richtwinkel, wie ich die Antenne ausrichte, und Ähnliches, sehr gut einschränken kann, sodass es sehr wenig Streuwirkung gibt.

Der Internet-Service-Provider hat eigentlich nur Interesse, mit seiner Antenne seinen Kunden zu erreichen und möchte die maximale Leistung daraus ausnützen. Dadurch, dass das derzeit nicht gestattet wird, hat er ein deutliches Problem.

Das zweite Problem, das er hat, ist, dass die 5-Gigahertz-Frequenz, die in vielen ande­ren europäischen Ländern inzwischen schon erlaubt ist, in Österreich noch immer nicht erlaubt ist. Sie hat den Vorteil, dass sie einerseits höhere Übertragungsraten zulässt und dass das andererseits auch in anderen Ländern mit höherer Leistung möglich ist, die gerade für die Internetanbindung sehr wichtig wäre.

Der eigentliche große Vorteil, den WLAN-Provider hätten, würde das auch in Öster­reich zugelassen, wäre, dass man in diesem Frequenzbereich wesentlich weniger Stö­rungen hat, weil ihn noch niemand verwendet. Das würde dann faktisch nur für die Internet-Service-Provider verwendet werden, weil diese als Erste anfangen, während es zum Beispiel im 2,4-Gigahertz-Bereich alle möglichen Anwendungen gibt, weil das eben auch eine freie Frequenz ist.

Der zweite Vorteil dieses Frequenzbereiches ist, dass es die Geräte gibt, weil es in den USA und in sämtlichen anderen europäischen Ländern erlaubt ist und auch eine sehr schnelle Entwicklung stattfindet.

Die Frequenzen, die von der RTR angesprochen wurden, das Wireless Local Loop, liegen in anderen Frequenzbereichen und haben unserer Meinung nach, aber auch nach Meinung der Provider, mit denen wir gesprochen haben, den Nachteil, dass hier einerseits die Gerätschaften wesentlich teurer sind, also ein Nachteil gegenüber WLAN, und dass man zweitens extra Lizenzen dafür braucht und noch nicht klar ist, wann man diese bekommt und wie das ganze funktioniert.

Das heißt, derzeit wäre es notwendig – wir fordern das auch schon seit einem Jahr –, die 5-Gigahertz-Frequenz freizugeben. Das wäre eine Maßnahme, die, wenn Sie so wollen, nichts kostet – das ist nur eine Verordnung des Fernmeldebüros –, die es aber lokalen Betreibern sofort ermöglichen würde, diese Frequenzen für Internetanschlüsse zu nutzen.

Wir denken, die beste Förderung des Staates besteht in der Schaffung und Erhaltung von fördernden Rahmenbedingungen. Bei der DSL-Technologie im Wholesale-Bereich geht es darum, dass es keine weitere Verzögerung – und derzeit gibt es eine Verzöge­rung – bei der Umsetzung der Rahmenrichtlinien und eine effektive Regulierung dieses Marktes gibt; das ist von der EU in der Marktverordnung vorgesehen. Das wird in Ös­terreich seit einem Jahr nicht gemacht, es sollte allerdings möglichst schnell gemacht werden, um in diesem Bereich Wettbewerb zu schaffen und die Entwicklung zu be­schleunigen.

Zur Entbündelung: Ich habe sehr wohl gehört, dass Herr Dr. Serentschy angekündigt hat, man werde sich das in Zukunft besser anschauen und die Entbündelung voran­treiben. – Das würde uns sehr freuen. Die Entbündelung hat sich sehr langsam entwi­ckelt, schreitet jetzt aber anscheinend ein bisschen schneller voran. Aber auch hier sind Vereinfachungen und Beschleunigungen notwendig.

Sowohl bei der Entbündelung als auch bei WLAN wäre es, um in die entlegenen, in die unterversorgten Gebiete zu kommen, notwendig, die Zubringungsleitungen zu stärken. Man muss sich das anschauen, es geht oft nicht nur um ein Local Loop, also um die Leitung, die direkt zum Kunden geht. Wir haben zum Beispiel das Problem – so viel ich weiß, stellt das auch ein Problem der Telekom Austria dar –, dass man das Wählamt ruhig mit DSL ausrüsten könnte, dass aber die Zuleitung nicht vorhanden ist. Das heißt, ich brauche Glasfaser oder eine entsprechend starke Leitung, um dann von dem Wählamt überhaupt wegzukommen. Und das verursacht oft die Kosten, die durch die paar Kunden, die daran hängen, nicht gedeckt werden.

Es wäre also unserer Meinung nach wichtig, sich diese Situation wirklich genau anzu­schauen und die Förderung und die Maßnahmen dort anzusetzen, wo sie am wirk­samsten sind und nicht nur Anschlüsse zu fordern.

WLAN: Die Zulassung von 5-Gigahertz-Band habe ich schon erwähnt, das möchte ich noch einmal betonen.

Weiters hören wir immer wieder, dass es Probleme zwischen WLAN-Betreibern und den Behörden gibt. Es wäre eine konstruktive Zugangsweise der Behörden gegenüber diesen Providern wünschenswert.

Die Nachfragestimulierung sehen wir auch im Paket als etwas wichtiges, nur leider durch die derzeitigen Maßnahmen der Einkommensteuer nicht wirklich effektiv. Nach dem Einkommensteuergesetz können Sie derzeit Breitbandneuanschlüsse von der Steuerleistung absetzen. Wir wissen aber aus allen Rückmeldungen von Internet-Service-Providern, dass das nicht wirklich nachfragewirksam wurde. Das heißt, die Leute haben deswegen nicht mehr Breitbandanschlüsse bestellt.

Ganz ehrlich: Ich glaube nicht, dass jemand wirklich so überlegt. Erstens gibt es viele Leute, die gar keine Einkommensteuererklärung, keinen Jahresausgleich machen, und zweitens ist es auch für jene, die es machen, kein Beweggrund, jetzt Breitband zu nehmen, damit man vielleicht am Ende des Jahres oder später ein bisschen Geld zurückbekommt. – Ich glaube auch, dass das psychologisch nicht wirklich greifbar ist.

Wir fordern ja schon seit längerem – und das wäre auch die einfachste Möglichkeit –: 10-prozentige Reduktion der Umsatzsteuer auf Breitbandanschlüsse, und zwar so­wohl was Herstellung als auch was Betrieb betrifft. Das wäre für alle sofort und spürbar wirksam, wobei man sagen muss, dass es dazu ja ein gutes analoges Beispiel gibt: Kabelfernsehbetreiber und Rundfunkunternehmen haben ja dieses Privileg – und dort hat das ja durchaus denselben Hintergrund. – Interessante Frage wäre dann übrigens, wie Sie (in Richtung des Referenten Ing. Kühberger) das machen, wenn Sie Fernsehen über Internet verbreiten, ob Sie da auch 10 Prozent verrechnen können.

Letzter und im Grunde genommen wichtigster Punkt: Im Zuge einer solchen Initiative wäre es auch notwendig, Internet und Breitband den gebührenden Stellenwert in Politik und Gesellschaft einzuräumen, natürlich auch im hiefür zuständigen Ministe­rium. Jetzt spreche ich den hier anwesenden Vertreter des Verkehrsministeriums an, von dem ich ja weiß, dass er sich mit sehr viel Überzeugung dieses Themas ange­nommen hat, aber: Im Grunde genommen haben wir bei uns in Österreich noch immer die Situation, dass es im hiefür zuständigen Bundesministerium nicht einmal eine Abteilung, einen Referenten oder sonst irgendetwas gibt, die für dieses Thema zuständig wären! Und in Wirklichkeit hat sich der Herr Bundesminister während seiner bisherigen Amtszeit in Bezug auf Internet nur zu dieser Breitbandförderung geäußert!

Ich habe mir die Mühe gemacht, diesbezügliche APA-Meldungen durchzuschauen: Es gab nur APA-Meldungen über die Breitbandförderung, vier oder fünf Meldungen – und das war’s auch schon! Dieses Thema wird, wie gesagt, im Ministerium viel zu wenig beachtet. – Dazu möchte ich schon sagen: Bewusstseinsoffensive, schön und gut, nur, wenn das in Wirklichkeit nicht einmal von der Politik her geschieht, dann muss man schon die Frage stellen: Wie soll das dann die Bevölkerung machen?! Und die wird das auch nicht tun!

Daher: Eine Gesamtsicht in Bezug auf diese Breitbandinitiative ist notwendig, denn es geht darum, nicht nur Förderungen zu geben – die an sich durchaus begrüßenswert sind! –, sondern man muss dieses Thema doch aus einer Gesamtsicht heraus betrei­ben. Wir fordern daher, dass das endlich angegangen wird, denn: Das Bewusstsein dazu ist ohnehin da! (Zwischenruf.) – Ich nehme gerne entgegen, dass das ein vorran­giges Ziel der österreichischen Politik ist, sage aber dazu: Dann tun Sie bitte auch etwas zur Zielerreichung!

Damit möchte ich schließen, mich bedanken – und mit einer Abwandlung des chinesi­schen Philosophen Laotse sagen:

„Jede lange Reise beginnt mit dem ersten Schritt“, aber: Dem müssen auch weitere folgen! – Danke. (Beifall.)

11.22

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Ich danke allen Referenten für ihre Stellungnahmen und möchte darauf hinweisen, dass für jene, die Interesse ha­ben – und das könnten doch einige sein –, die Möglichkeit besteht, die Präsentationen, die hier vorgeführt wurden, via E-Mail über den Bundesratsdienst zugeschickt zu be­kommen. Wenn Sie uns Ihre E-Mailadresse zukommen lassen, wird sich der Bundes­ratsdienst gerne darum kümmern, dass Sie diese Präsentationen gemailt bekommen.

III. Diskussion

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Wir gehen nunmehr in die Diskus­sion ein.

Ich weise darauf hin, dass jene Bundesräte, die für ihre Fraktion sprechen, eine Rede­zeitbeschränkung von 10 Minuten haben, und für alle anderen Wortmeldungen eine Rededauer von nicht länger als 5 Minuten erbeten ist.

Als erstem Diskussionsredner erteile ich Herrn Bundesrat Boden das Wort. – Bitte.

 


11.24

Bundesrat Karl Boden| (SPÖ, Niederösterreich): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Auch von meiner Seite ein herzliches Dankeschön für diese Initia­tive zur Behandlung dieses wirklich sehr wichtigen Themas. Für mich als Nichtexperten hat das gezeigt, dass wir leider viel zu wenig über dieses ganze Themengebiet wissen. Die genannten Zahlen haben auch gezeigt: Die Werbung für dieses Angebot steckt noch in den Kinderschuhen und ist viel zu gering.

Herr Dr. Einzinger, ein herzliches Dankeschön dafür, dass Sie uns diese Österreich-Karte gezeigt haben: die dünn besiedelten Gebiete und den entsprechenden Zugang zum Breitbandinternet, den Sie in blauer Farbe dargestellt haben – im Gegensatz zu Herrn Dr. Serentschy, der unsere Region hingegen weiß dargestellt hat.

Meine Ausführungen gehen genau in diese Richtung, und ich möchte auf den ländli­chen Raum, auf dünn besiedelte Gebiete zu sprechen kommen. Ich glaube – und da bin ich ja auch einer der Betroffenen –, dass die Möglichkeiten, schnell zu einem Breit­band-Internetanschluss zu kommen, sehr gering sind. Ich versuche das schon seit einiger Zeit, werde aber seitens der Anbieter immer wieder vertröstet.

Auch die Kostenfrage ist in diesem Zusammenhang anzusprechen, denn da stellt sich schon die Frage: Sind die Kosten für jeden Interessierten in Österreich, zu einem Breit­band-Internetanschluss zu kommen, gleich? Wie hoch sind die Kosten für Menschen, die in dünn besiedeltem Raum leben, dort, wo es nicht möglich ist, mit Kabel zu arbei­ten, sondern wo auf Funk zurückgegriffen werden muss? Auch in Bezug auf Funk gibt es ein Problem, bedarf es dazu doch unbedingt eines Sichtkontaktes von der Basis­station zum Anbieter – und auch diese Möglichkeit ist nicht immer gegeben.

Was die Breitbandinitiative des Bundes anlangt: Betreiber, die Infrastruktur errichten, werden gefördert, und diese Betreiber bieten auch gleichzeitig einen Internetdienst an. Das kann schon sehr leicht zu Marktverzerrungen führen, und daher möchte ich jetzt dazu folgende Fragen stellen:

Wie wird sichergestellt, dass es zu keinen Marktverzerrungen kommt, zu Marktverzer­rungen, die oft höhere Preise, schlechteres Service, keine Wahlfreiheit des Kunden und weniger Angebote zur Folge haben?

Warum wird nicht Backbone-Infrastruktur gefördert, also Zubringung von Internet zu einer zentralen Stelle in einem Gebiet, von der aus jeder Internetbetreiber mit seiner Technologie seinen Kunden gleiche Bedingungen anbieten kann?! – Dadurch könnten sowohl ein Wettbewerb der Local-Loop-Technologie als auch ein Wettbewerb der An­gebote entstehen.

Weitere Frage: Wie wird sichergestellt, dass Bundes- und Landes- sowie eventuell auch EU-Gelder zur Förderung des Breitband-Internetausbaus in den schwachen Ge­bieten in fairer, transparenter und marktfördernder Weise verwendet werden?

Weitere Frage: Was macht die Regierung beziehungsweise das Verkehrsministerium, um den Eintritt Österreichs in die Wissensgesellschaft ohne Diskriminierung ländli­cher Regionen zu beschleunigen?

In diesem Zusammenhang erinnere ich daran: Der Landeshauptmann von Niederöster­reich hat noch vor einigen Monaten betont, auch in entlegenen Gebieten Niederöster­reichs müsse der Zugang zu Breitband-Internet jedem Mitbürger/jeder Mitbürgerin möglich sein.

Vielleicht können mir die Referenten die noch offenen Fragen beantworten; ein Groß­teil meiner Fragen wurde ja bereits mit den Referaten beantwortet.

Jedenfalls meine ich, dass wir diese Initiative fortsetzen sollten, damit eben auch Men­schen, die keine Fachkräfte auf diesem Gebiete sind, mit Breitband-Internet arbeiten können. Insbesondere die ältere Generation tut sich ja schwer mit den neuen Medien, und auch jene, die keine „Insider“ sind, sage ich einmal, tun sich schwer mit diesen Technologien. Heute haben wir ja gehört, was alles möglich ist mit diesen Technolo­gien, jedoch: Um diese entsprechend nutzen zu können, fehlt es, wie ich meine, an wesentlich mehr Informationen. – Danke. (Beifall.)

11.29

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Zu Ihrer Information, meine Damen und Herren: Herr Kollege Boden hat für die sozialdemokratische Fraktion ge­sprochen.

Für die freiheitliche Fraktion hat sich Herr Bundesrat Weilharter zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Bundesrat.

 


11.30

Bundesrat Engelbert Weilharter| (Freiheitliche, Steiermark): Herr Vorsitzender! Werte Damen und Herren! Der Globus wird nicht kleiner, aber ich glaube, die Verbindungen auf diesem Globus werden immer rascher, immer effizienter. Mit diesem einfachen Satz könnte man die Entwicklungen in vielen Bereichen beschreiben. Gerade zu die­sem heutigen Thema lauten die Fakten, dass bereits 36 Prozent der österreichischen Haushalte und 90 Prozent der österreichischen Unternehmungen über einen Internet­zugang verfügen; damit könnte man diesen globalen Satz belegen.

Neben den steigenden Anschlusszahlen sind natürlich auch die Qualität und die Band­breite ein sich permanent weiterentwickelnder Prozess, vor allem liegt in der Akzeptanz dieser modernen Telekommunikationsmöglichkeiten ein entscheidendes Kriterium. Da gibt es laufend Weiterentwicklungen, Nachjustierungen, sodass diese Geschwindigkeit eben unterschiedliche Benutzergruppen schafft – einmal jene, die der Entwicklung standhalten kann, und eine zweite Gruppe, der diese Entwicklung, dieses Tempo zu rasch ist, weil ihr der gleiche Zugang zu diesen Technologien fehlt.

Beide Gruppen – das muss man auch festhalten – sind keine Technologieverweigerer, sondern haben meist unterschiedliche Zugangsmöglichkeiten, sodass sich auf Grund dieser verschiedenen Voraussetzungen eine Zweiklassengesellschaft in diesem Be­reich ergibt. Gerade gegen dieses Auseinanderdriften in eine Zweiklassengesellschaft wurden ja vom Minister für Verkehr, Innovation und Technologie, Gorbach, im Minister­ratsvortrag vom April dieses Jahres Initiativen gesetzt.

Es wurde auch heute schon in einem Statement gesagt, dass das Technologieministe­rium gemeinsam mit den Ländern und den Betreibern anstrebt, bis zum Jahr 2007 ös­terreichweit flächendeckend das Breitband zur Verfügung zu stellen, damit das Realität wird.

Meine Damen und Herren! Mit dieser Zielerreichung eines flächendeckenden Breit­bandzugangs wird der Bildung einer Zweiklassengesellschaft entgegengewirkt. Es wird dadurch auch Chancengleichheit für jene Gruppe geben, die ich eingangs erwähnt habe, der das Tempo zu schnell ist. Es wird nämlich den gleichen Zugang und diesel­ben Voraussetzungen geben. Zurzeit ist eben der ländliche Raum meist unterver­sorgt. Dieser ländliche Raum würde dann, was die Qualität betrifft, anderen Räumen, städtischen Räumen gleichgestellt werden. Damit öffnen sich neue Möglichkeiten – das muss man auch erkennen – wie zum Beispiel Heimarbeitsplätze. Es wird damit, was wir hoffen, auch der Absiedelung aus dem ländlichen Raum entgegengewirkt. Führen wir uns doch die Zahlen der letzten Volkszählung vor Augen! Gerade in den ländlichen Räumen, in den ländlichen Bezirken und Gemeinden gab es die höchsten Abwande­rungszahlen.

Mit einer flächendeckend gleichwertigen Versorgung wird aber auch – und das muss uns bei dieser Diskussion auch bewusst sein – ein so genannter sozialer Ausgleich geschaffen. Heimarbeitsplätze können im städtischen wie im ländlichen Bereich glei­che Leistungen bringen. Schaffen wir also für diese Heimarbeitsplätze die gleiche Qua­lität mit demselben Zugang, dann wird es auch für gleiche Leistung den gleichen Lohn geben.

Meine Damen und Herren! Gleicher Lohn für gleiche Leistung impliziert natürlich auch, dass es nicht zu Diskriminierungen in diesem Bereich kommt. Die Pendlerquoten wür­den sich auf Grund dieses gleichen Zugangs reduzieren, nicht zuletzt würde sich für den ländlichen Raum auch die Einkommenssituation verbessern. Heimarbeitsplätze würden automatisch geschaffen, Heimarbeitsplätze sind von den Arbeitszeiten her fle­xibel und Heimarbeitsplätze bedingen auch familiär und sozial verbessernde Situatio­nen. – All das, meine Damen und Herren, sind in der Gesamtbetrachtung volkswirt­schaftliche Vorteile.

Aber es gibt auch einen zweiten Effekt, wenn dieses Ziel bis 2007 erreicht wird. Da denke ich im Besonderen an Betriebsansiedelungen im ländlichen Raum. Der Zugang zur elektronischen Kommunikation ist heute ein wesentliches Kriterium bei der Stand­ortwahl für Betriebsansiedelungen und Betriebsgründungen.

Dienstleistungen, die sich in erster Linie mit Datentransfer beschäftigen, könnten dann auch im ländlichen Raum positioniert werden. Dies brächte wiederum Arbeitsplätze und damit verbunden Lebensqualität und Vorteile für die Volkswirtschaft.

Es gibt einige Beispiele, bei denen ich mir sofort vorstellen könnte, dass sie umgesetzt werden: Lohnbuchhaltungen müssten nicht in Zentralbuchhaltungen, also in Firmen positioniert werden und könnten so quasi nach Hause verlagert werden. Es gäbe eine Menge Beispiele, von der Banken- über die Versicherungswirtschaft bis hin – das muss man auch sagen – zur öffentlichen Verwaltung.

Die Voraussetzung dafür, eine derartige gleichwertige Dienstleistung zu ermöglichen, ist natürlich Chancengleichheit, dass also der gleiche flächendeckende Zugang ge­währleistet ist.

Meine Damen und Herren! Wenn überall der gleiche Zugang bestünde, gäbe es vom Burgenland bis nach Vorarlberg keine Unterschiede. Es gäbe nicht nur die gleichen Möglichkeiten und Chancen für den städtischen und ländlichen Raum, wesentlich ist meiner Meinung auch, dass eben die dünner besiedelten Gebiete den so genannten Ballungsräumen gleichgestellt werden.

Ich begrüße daher die Initiative des Bundesministeriums in dieser Causa, ich begrüße auch die heutige Enquete und hoffe, dass wir in Summe in dieser Frage des flächen­deckenden Breitbandes für Österreich weiterkommen. (Beifall.)

11.37

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Gansterer für die Fraktion der Volkspartei. – Bitte.

 


11.37

Bundesrätin Michaela Gansterer| (ÖVP, Niederösterreich): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben heute schon mehrmals gehört, dass sich Österreich zu Beginn der Breitbandinfrastrukturentwicklung im europäischen Spitzen­feld bewegt hat, was speziell die Breitbandpenetration anlangt.

Wir haben aber in den letzten zwei bis drei Jahren auch beobachtet, dass hier vielleicht ein wenig ein Stillstand und damit ein Rückschritt passiert ist, sodass in Österreich heute etwa verglichen mit Belgien und der Schweiz nur 20 Prozent der Haushalte über einen Anschluss verfügen, in den beiden anderen genannten Ländern aber 30 Prozent der Haushalte. Auch was die Flächendeckung anbelangt, liegt Österreich im Moment bei zirka 80 Prozent, Belgien und die Schweiz haben de facto schon 100 Prozent er­reicht. Das heißt, wir müssen hier tatsächlich sehr rasch handeln.

Ich selbst komme aus dem ländlichen Raum, ich komme aus Niederösterreich, aus dem Bezirk Bruck an der Leitha, an der Grenze – man denke an die EU-Erweiterung! Wir haben es in unserem Bezirk auf eine flächendeckend Verbreitung, auf 100 Prozent geschafft. Darauf bin ich auch sehr stolz. Ich selbst arbeite in meinem Gastronomiebe­trieb, der lediglich 25 Betten hat, seit einigen Jahren mit ADSL. Wir haben aber im Be­zirk ergänzend auch Funk-LAN, um diese 100-prozentige Abdeckung zu erlangen. Ich könnte mir nicht mehr vorstellen, ohne diese Infrastruktur wirklich konkurrenzfähig arbeiten zu können.

Daher ist es natürlich für mich auch ganz besonders wichtig, dass im ländlichen Be­reich überall die gleichen Voraussetzungen geschaffen werden. Wir wissen alle, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass der Faktor Zeit eigentlich der Faktor schlecht­hin ist. Wenn der Gast, der Klient, der Kunde, wie immer Sie ihn nennen wollen, in der Branche nicht sofort auf Knopfdruck heute seine Information bekommt, dann ist er ver­loren, dann ist der Auftrag nicht mehr da.

Aus diesem Grund muss diese Infrastruktur für jeden gleich geschaffen werden – eine Infrastruktur, wie wir sie auch bei der Schiene, bei der Elektrizität und bei der Straße kennen. Ich glaube, dass auch die Politik großes Interesse daran hat, das zeigt sie auch. Es muss dort gefördert werden, wo die Investition rein wirtschaftlich nicht mög­lich ist. Ich glaube auch, dass diese Fördermodelle der PPP – Private Public Partner­ship – in diesem Bereich sehr sinnvoll sind.

Ich denke, dass die Bundesregierung hier bereits sehr gute Schritte eingeleitet hat, wir haben das heute auch mehrfach gehört. Niederösterreich – das möchte ich nochmals speziell erwähnen – wurde von Herrn Dr. Leo auch sehr gut dargestellt und ist da wirk­lich vorbildhaft.

Wenn wir wettbewerbsfähig für das 21. Jahrhundert sein wollen, meine sehr geehrten Damen und Herren, dann brauchen wir eben Breitbandautobahnen und sicher keine Forststraßen. – Danke vielmals. (Beifall.)

11.40

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Für die grüne Fraktion erteile ich Frau Bundesrätin Dr. Lichtenecker das Wort. – Bitte.

 


11.40

Bundesrätin Dr. Ruperta Lichtenecker| (Grüne, Oberösterreich): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich hoffe ja, dass es in der realen Wirtschaft nicht so zu­geht wie bei der Präsentation von Herrn Dr. Einzinger, bei der zum Schluss die Haie im Kreis geschwommen sind, sich sozusagen beinahe sich selbst auffressend. Generell denke ich, ist es ganz wichtig, heute einen Input zu setzen und diese Veranstaltung zum Thema Breitband positiv zu nutzen.

Die Breitbandinfrastruktur beziehungsweise den Zugang zu ihr halten meine Fraktion und ich für einen wirklich wichtigen Punkt in dieser Gesellschaft, da Wissensbasiertheit für die Gesellschaft im Allgemeinen, aber auch natürlich für die Wirtschaft im Zentrum steht. Es ist schon von mehreren Personen, insbesondere vom Experten des Wifo die zentrale Rolle der Informationstechnologie in Bezug auf das Wirtschaftswachstum, in Bezug auf den Anteil der Informations- und Kommunikationstechnologie am BIP ange­führt worden. Dem sollten auch wir von der Politik die entsprechende Bedeutung zu­messen.

Ich habe jetzt die Bereiche Gesellschaft und Wirtschaft angesprochen, aber ich glaube weiters, dass der Ausbau der Breitbandtechnologie auch eine Frage der Demokratie­politik ist. Es war heute die Rede von eingeschlossenen und ausgeschlossenen Bevöl­kerungsgruppen. Es geht um Reich und Arm, Jung und Alt als zentrale Thematik, aber genauso auch mit Breitband ausgestattete und vernachlässigte Regionen. Dabei haben wir gesehen, dass angrenzende Nord-Ost-Süd-Bereiche stark davon betroffen sind, dass sie nicht angeschlossen sind beziehungsweise nicht mit Breitbandinfrastruk­tur versorgt sind. Das gilt natürlich auch für städtische und ländliche Regionen als Gegensatz in Bezug auf die Zugangsmöglichkeiten.

Ich komme aus Oberösterreich. Wir haben mit Februar begonnen, Initiativen zu setzen. Bei uns ist ein Modell erarbeitet worden, mit dem wir in Kooperation – Europäische Union, Bund und Land Oberösterreich – eine Ausbauoffensive starten. Es ist inzwi­schen auch ein Breitbandbeauftragter berufen worden, der die effiziente Abwicklung voranzutreiben beziehungsweise den Fortschritt diesbezüglich im Auge zu behalten hat.

Da Sie bei den heute präsentierten Karten auch gesehen haben, dass Oberösterreich ganz besonders in den ländlichen Regionen stark betroffen ist, möchte ich jetzt zwei Beispiele von Unternehmen anführen, wobei ich mir denke, dass es auch gut ist, das den anwesenden Experten und Expertinnen und natürlich auch der Politik zu Gemüte zu führen. Das eine Unternehmen liegt ungefähr 50 Kilometer nördlich von Linz im Mühlviertel. Es ist eine Druckerei, die seit 20 Jahren besteht, die drei Standorte im Mühlviertel hat, die damit zu kämpfen haben – an dem einen Standort sind fünf Mitar­beiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt –, dass sie keine Breitbandtechnologie zur Ver­fügung haben und damit sozusagen in Permanenz mit dem Verlust von Aufträgen kon­frontiert sind. Heutzutage wird natürlich die Bilddatei über Internet zugeschickt; ge­wünscht wird, dass in drei Tagen der Druck des Plakates erfolgen und dieses geliefert werden soll. Aber das geht natürlich nicht. Alle Bemühungen sind bislang gescheitert.

Ein anderer Ort ist ungefähr 60 Kilometer weg, der kleine Ort nennt sich Unterweißen­bach im Mühlviertel. Dort gibt es einen sehr engagierten Fotografen, der ebenfalls ein sehr gutes Geschäft betreibt, der bemüht war und mit anderen Wirtschaftstreibenden Aktionen gesetzt hat, die entsprechende Breitbandinfrastruktur zu bekommen.

Herr Vorstandsdirektor Fischer, da Sie heute für die Telekom anwesend sind, spreche ich Sie an. Es kam zum Angebot, dass 120 Meldungen vorliegen müssten, dann könne das Breitband zur Verfügung gestellt werden. Mit den zusätzlichen öffentlichen Stellen wäre diese Zahl der erforderlichen Meldungen erreicht gewesen. Dann ist die Initiative des Landes Oberösterreich gekommen, dass Förderungen in Aussicht gestellt werden, und auf einmal hat die Telekom Austria zu vertrösten begonnen.

Es wäre zum Beispiel wirklich wünschenswert, Herr Vorstandsdirektor, wenn wir heute als ganz konkretes Ergebnis dieser Enquete sagen könnten, in drei Wochen wird man sich doch glatt mit Unterweißenbach im Mühlviertel in Verbindung gesetzt und noch einmal geschaut haben, ob man das nicht sofort machen kann. Es ist dort eine Menge von Betrieben betroffen, es ist eine kleine Gemeinde, aber sie hat sehr tolle und enga­gierte Unternehmungen, die tatsächlich sehr zu leiden haben. Das wäre wirklich eine wünschenswerte Sache. Ich denke, das wäre ein interessantes Ergebnis, auf das wir blicken könnten.

Betreffend Klein- und Mittelunternehmen war heute eine Grafik zu sehen, dass es ab zehn Unternehmungen einen Anschlussgrad von 48 Prozent gibt. Der Prozentsatz un­ter zehn wurde gar nicht mehr genannt. Die KMUs sind einfach das Rückgrat der Wirt­schaft in Österreich. Deshalb gilt es, hier sehr engagiert und aktiv Initiativen zu setzen. Die Frage ist, ob diese Initiativen, die momentan gesetzt werden, tatsächlich ausrei­chend sind, denn diese Chancen in Bezug auf die Entwicklung sind nicht nur ökono­misch notwendig, sondern auch sozial und kulturell.

Ich komme aus einer Stadt, deren Markenzeichen auch das Ars Electronica Center, das Museum der Zukunft ist. Aber auch die Ars Electronica an sich ist erwähnenswert, wo genau diese modernen Technologien eine zentrale Rolle spielen.

Die Politik hat in diesem Kontext die Aufgabe, auch die Rahmenbedingungen für eine funktionierende Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, das heißt, die entsprechenden Anreize zu setzen – entweder Investitionsanreize oder gesetzliche Rahmenbedingun­gen. Einige Dinge sind heute schon angesprochen worden.

Ich denke, es ist die Aufgabe der Politik, für einen funktionierenden Wettbewerb zu sorgen, weil die Breitbandtechnologie eine sehr vielfältige ist – so wie es heute von den Experten bereits vorgestellt wurde –, um tatsächlich einen idealen Mix zu erreichen, um auch flächendeckend agieren zu können. Es ist klar, dass es in einem kleinen Ort in der ländlichen Region auch andere Technologien gibt. Frau Kollegin Gansterer hat schon erwähnt, sie hat bei ihr im Unternehmen Wireless-LAN, wo vielleicht ADSL, Kabel-TV oder sonstige Glasfasernetze nicht möglich waren.

Man muss auch darauf schauen, dass es Chancen für die kleinen Anbieter gibt, die zahlreich in den ländlichen Regionen vertreten sind. In diesem Kontext zwei Stichwor­te: Entbündelung und Technologieneutralität.

Aber ein Wunsch sei auch an die hier anwesenden Anbieter gerichtet. Es ist immer spannend, innovative und gute Produkte zu haben. Wir haben heute beim Vertreter von Infotech aus Ried gesehen, dass sie einen spannenden ersten Schritt im Innviertel gemacht haben. Da geht es auch darum, von der angebotsinduzierten Nachfrage zu reden. Was heißt das? – Da sind Sie als Anbieter gefragt, entsprechende Angebote zu starten.

Auch in Bezug auf Information ist die Frage, was denn möglich ist. Vor kurzer Zeit fand in Oberösterreich die Preisverleihung im Jungunternehmerbereich statt. Da war eine sehr spannende Firma mit dem Thema Informationstechnologie dabei, die Firma „Ple­jaden Communications“. Sie stellt Software und Hardware für Anwendungen im Seniorinnen- und Seniorenbereich her, zum Beispiel Touch-Screens, sodass ältere Menschen mit ihren Enkeln kommunizieren können. Das klingt möglicherweise etwas abgehoben, ich finde aber, es ist zukunftsorientiert, dass Großeltern tatsächlich mit ihren Enkeln via E-Mail verkehren können und dafür große Bildflächen haben und alles sehr einfach anzuwenden ist.

Nehmen Sie solche Firmen und zeigen Sie Anwendungen, die jeden Einzelnen und jede Einzelne betreffen! Stellen Sie solche Dinge auch in die Auslage! Ich denke, das kann auch das Verständnis und die Akzeptanz in der Bevölkerung vorantreiben.

Zusammenfassend halte ich es für sehr wichtig, dieses Thema weiter zu fokussieren und voranzutreiben. In Kombination mit den Medien, der Politik und natürlich den An­bietern wird es uns, so denke ich, gelingen, auch in Österreich den Anschluss zur in­ternationalen Leadership im Bereich der Breitbandkommunikation wiederherzustel­len. – Danke. (Beifall.)

11.50

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Als Nächstem erteile ich Herrn Weis das Wort. – Bitte.

 


11.51

Gerhard Weis| (Wien): Meine Damen und Herren! Ich bin im Auftrag der Stadt Wien – es wurde heute schon erwähnt – seit einigen Monaten mit einer Gruppe von Experten mit einer Studie zur künftigen Breitbandversorgung der Bundeshauptstadt befasst.

Dabei steht – das ist das Hauptmotiv – die Sicherung des Wirtschafts- und Regional­standortes im Vordergrund, der über moderne IT-Infrastrukturen verfügen muss. Dabei geht es – das ist ja schon mehrfach gesagt worden, aber ich möchte es unterstrei­chen – um Arbeitsplätze, um Produktivität, um Konkurrenzfähigkeit, natürlich aber auch um moderne und zunehmend nachgefragte Bürgerdienste. Im Fall der Stadt Wien sind besonders interessant: E-Health, E-Care, E-Learning, E-Government und Telearbeit. Es geht aber nicht zuletzt auch um die ständig wachsenden Kommunikationsbedürf­nisse von immer mehr BürgerInnen.

Wir haben festgestellt, dass viele – und das mag vielleicht ein bisschen eine andere Note in diese Diskussion bringen –, die heute einen Breitbandzugang haben, mit den möglichen Kapazitäten schon jetzt nicht mehr zufrieden sind. In drei bis fünf Jahren werden aber die Anforderungen noch sehr viel höher sein. Künftige Generationen wer­den dann erst recht neue und noch höhere Anforderungen stellen. Es geht um diese Zukunft, daher ist der qualitative Aspekt einer künftigen Breitbandversorgung schon ein Thema.

Mag. Ruzicka hat in seinem Vortrag 384 Kbit/s erwähnt. Dort fängt offenkundig nach der herrschenden Lehre Breitband an. 384 Kbit, das ist sehr wenig. Von dort geht es dann weiter über 2 Kbit, 8 Kbit, 8 Mbit bis 100 Mbit oder 1 Gbit, was in einem Glasfa­sernetz ja möglich ist.

Ich denke, die Frage: Wie lange kann man mit 384 Kbit/s das ganze Ding noch Breit­band nennen?, ist eine Frage, die sich in der Zukunft bald stellen wird.

Es geht ja nicht nur darum, dass zunehmend höhere Download-Kapazitäten nachge­fragt werden, sondern immer mehr Menschen wollen auch höhere Upload-Kapazi­täten – nicht nur Unternehmungen, sondern auch Private. Letztlich mündet das dann aber in die Frage, ob man dafür nicht doch ein symmetrisches Netz, also Glasfaser, braucht.

Unsere Arbeitsgruppe ist sich darin einig, dass der wachsende Bedarf an Bandbreite längerfristig – ich betone: längerfristig! – wohl nur mit der Fiber Technology zu befriedi­gen sein wird. Zu diesem Schluss kam ja auch ein erst in diesem Monat in Brüssel vom European FTTH-Council veranstalteter Kongress mit dem sehr programmatischen Titel „Why fiber? Why now?“. Mittelfristig könnten aber natürlich die bestehenden Kupferkabelnetze noch für einige Zeit dann gute Dienste zur Bedarfsdeckung leisten, wenn sie entsprechend auf- und umgerüstet werden. So kann ja, wie Sie wissen, mit der xDSL-Technologie, wie zum Beispiel ADSL 2, ADSL Plus oder VDSL, bis zu 24 Mbit Datenkapazität erzielt werden. Damit wäre dann wohl auf einige Zeit das Aus­langen im Download zu finden, nicht im Upload.

Derartige Auf- und Umrüstungen setzen aber freilich voraus, dass die Wegstrecken zwischen Nutzer, dem Anschluss und den Anschlusspunkten möglichst kurz gehalten werden. Um das zu erreichen, wäre die Errichtung eines Glasfaserbasisnetzes vorteil­haft, das die Anschlusspunkte nahe an die Wohnstätten und Firmensitze bringt. Die so genannte Last Mile – also das Fiber-to-the-Home – könnte auf diese Weise kosten­günstig substituiert werden. Bei Hausrenovierungen, bei Neubauten könnte unabhän­gig davon unschwer direkt FTTH errichtet werden. Auch der spezielle Bedarf von Fir­men und Early Adopters ließe sich relativ leicht und problemlos bedienen. Die beträcht­lichen Kosten für die Last Mile könnten auf diese Weise zunächst vermieden werden, das Endziel einer kompletten FTTH-Ausstattung wird in Etappen und – das sei auch betont – bedarfsgerecht erreicht.

Allerdings wären auch im Falle einer solchen – ich nenne sie – Hybrid-Lösung sub­stanzielle Investitionen zur Auf- und Umrüstung der Kupferkabel, die dann ja wesent­lich die Funktion der Last Mile zu übernehmen hätten, erforderlich. Eine genaue Durch­rechnung der jeweiligen Investitionserfordernisse müsste nach volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten erfolgen, eine solche Durchrechnung steht freilich noch aus.

Dringend geboten erscheinen jedenfalls Initiativen zur Errichtung beziehungsweise Komplettierung eines Glasfaserbasisnetzes – ich rede jetzt speziell von Wien –, und das unter Einbeziehung aller, die bereits Glasfaser verlegt haben und eigene, meist untereinander nicht verbundene, oft auch nur rudimentäre Netze betreiben; dies auch, um eine drohende Zweiklasseninformationsgesellschaft – eben die Digital Divide – zu vermeiden.

In diesem Zusammenhang werden sich freilich auch Gebietskörperschaften und Kom­munen zu engagieren haben, denn moderne IT-Infrastrukturen werden in der oft zitier­ten Daseinsvorsorge einen ebenso wichtigen Platz einnehmen wie die so selbstver­ständlich gewordene Versorgung mit Wasser, Energie und Verkehrsinfrastrukturen und anderes mehr. – Ich danke Ihnen. (Beifall.)

11.57

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Dr. Kaspar, Vizepräsident des Verbandes alternativer Telekom-Netzbetreiber.

 


11.57

Vizepräsident Dr. Achim Kaspar| (VAT – Verband alternativer Telekom-Netzbetrei­ber): Hoher Bundesrat! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich hoffe, dass mir die Weg­zeit zum Rednerpult nicht von den 5 Minuten Redezeit abgezogen wird.

Nichtsdestotrotz möchte ich mich als Vertreter des VAT – VAT ist neben der ISPA der Vertreter der alternativen Betreiber in Österreich – zu Wort melden. Wir vertreten zwölf Mitglieder, haben 1,7 Milliarden € Jahresumsatz, 6 000 Mitarbeiter und tätigten 3,5 Mil­liarden € an Investitionen in die Infrastruktur in Österreich in den letzten Jahren – kein unbedeutender Beitrag für den Wettbewerb und auch für die Überwindung dieser Digital Divide in Österreich.

Wir sind die Haie im Karpfenteich, oder besser gesagt: die Hechte, um hier mit den Mitteln des Wettbewerbes genau das zu erreichen, über das wir hier alle nachdenken. Dr. Einzinger hat es schon gefordert, ich kann mich ihm nur vollinhaltlich anschließen. Die beste Förderung, die Sie in diesem Hause beschließen können, ist die Bereitstel­lung von fairen Rahmenbedingungen in Österreich.

Ich möchte ganz kurz zurückblicken – ich hoffe, die Redezeit gestattet mir das –: Wir würden heute hier nicht zusammensitzen, wenn nicht im Jahre 1997 der Wettbewerb in der EU und in Österreich eingeführt worden wäre. Sie hätten wahrscheinlich in einem Infrastrukturauftrag an die Telekom Austria gesagt: Bitte schön, machen Sie das, egal wie viel es kostet! – Die Monopolrente hätte es sicher getragen.

Vielleicht zur Erinnerung: Ein einminütiges Telefonat von Wien nach Vorarlberg hat vor einigen Jahren 51 Cent gekostet, heute bekommen Sie die gleiche Leistung zur glei­chen Qualität um 1 Cent. Wer ist schuld? Förderungen? – Ich glaube nicht. Es ist der Wettbewerb.

Dieses Mehr an Anbietern in Österreich hat zu Folgendem geführt: Auf einer Seite hat sich die Telekom Austria zu einem profunden Gegner entwickelt – und ich weiß, wovon ich spreche –, der jetzt wirklich kundeninnovativ, kundenorientiert agiert. Aber, wie ge­sagt, das ist nicht von alleine passiert. Mehr Anbieter, eklatante Preisreduktionen, bes­serer Service – genau das, meine Herrschaften, ist der Schlüssel für eine steigende Penetration und zu einer – wie soll ich sagen? – Überwindung dieser digitalen Kluft, die wir in Österreich vorfinden.

Neben den Konsumenten im Privatkundenbereich haben natürlich auch die Geschäfts­kunden und somit auch unsere Wirtschaft eklatant von den Servicesteigerungen profi­tiert. Der VAT fordert daher: Die Förderungen, über die hier diskutiert wird, dürfen eines nicht: den Wettbewerb verzerren! Daher: Transparenz im Vergabeverfahren und Öffnung der Infrastruktur der geförderten Netze – das wünsche ich mir. Und wir haben ja unseren Dr. Serentschy, unseren Regulator, den obersten Hüter des Wettbewerbes, hier sitzen, der natürlich aufgefordert ist, nicht nur die Öffnung zu betreiben – man kann sagen, das Netz ist geöffnet –, sondern letztendlich geht es auch um die Rah­menbedingungen und die Tarife, die dafür zu zahlen sind.

Ein Punkt, den ich am Ende meines kurzen Statements besonders herausstreichen möchte, ist die Technologieneutralität. Ich glaube, die Technologieneutralität bezie­hungsweise auf der einen Seite Glasfaser – Kupfer und schlussendlich Wireless, das ist die Lösung, um gerade den ländlichen Bereich einzubeziehen. Wir sind in Öster­reich in einer benachteiligten Region. Wir können nicht, wie in Belgien, eine Glasfaser mit dem Bagger legen. Wir haben alpine Regionen, und hier wird vor allem die Techno­logie der drahtlosen Infrastruktur,  WLAN und WIMAC zum Tragen kommen.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit, und ich hoffe, mit meinem Statement etwas für den Wettbewerb in Österreich getan zu haben. – Danke. (Beifall.)

12.02

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Mag. Cap. – Bitte.

 


12.02

Mag. Christian Cap| (UPC Telekabel GmbH): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Eine kurze Bemerkung zu Herrn Weis in Bezug auf Digital Divide: Wien ist be­reits breitbandig versorgt, und zwar zweifach breitbandig versorgt: durch ihn und durch uns. Man kann es gern noch ein drittes Mal breitbandig versorgen. Das ist ein durch­aus interessantes Projekt. Mir schien es wichtig, das zu erwähnen, weil es ein bisschen in den Hintergrund rücken lässt, dass manche Regionen in Österreich überhaupt nicht versorgt sind.

Dr. Aichholzer und noch stärker Dr. Leo haben in Ihren Vorträgen auf die Bedeutung von Content hingewiesen, und ich möchte daher auf diesen Punkt ein bisschen näher eingehen, auch deshalb, weil wir in der Kabel-TV, meiner Stammgesellschaft, mit Webdiensten sehr vertraut sind und in Wien nach „wien.at“ den zweitgrößten Wien-fokussierten Dienst haben.

Breitbandausbau ist, Knochen und Muskeln zu entwickeln. Jawohl, ein Bein in Öster­reich ist muskelschwach. Wahrscheinlich ziehen wir ein Bein, weil es muskelschwach ist, hinten nach. Wunderbar – danke für diese Enquete, denn sie ist hoffentlich der Ein­stieg in ein umfassendes Trainingsprogramm. Ab in die Trainingsmaschine: Muskel­aufbau! Aber vergessen Sie bitte nicht: Der Kopf dirigiert den Körper! Und ein noch so starker Körper, der kopflos ist, ist „unguided“. Und der Kopf ist das, was ich heute ein bisschen beleuchten möchte.

Wir leben in einer Zeit der Konfrontation der Kulturen. Die Europäische Union hat das begriffen. Hinter dem Förderprogramm für Content steht diese Überlegung im Vor­dergrund. Jawohl, in der Filmindustrie und den nachgelagerten Verwertungsketten hat Europa verloren! Und wenn ich von „Konfrontation der Kulturen“ rede, dann meine ich jetzt nicht andere Konfrontationen, die in anderen Bereichen der Welt ablaufen, ich meine hier vor allem die Konfrontation der Kulturen zwischen Amerika und Europa.

In diesem Zusammenhang ist nach der großen englischsprachigen Klammer in den Inhalten im Internet heute festzustellen, dass die nächste Phase längst begonnen hat, nämlich die Regionalisierung des Web. Hier meine ich nicht die lokale Regionalisie­rung, sondern die sprachliche Regionalisierung. Und der deutschsprachige Medien­markt ist weltweit der zweitbedeutendste, der zweitgrößte, der wirtschaftlich zweitwich­tigste Markt auf der Welt.

Und dieser Markt, dieser Content-Markt, wird jetzt aufgeteilt; er ist bereits im Begriff, aufgeteilt zu werden. In Österreich erleben wir zur selben Zeit ein ungeheures Sterben von Content-Produktionsfirmen oder kleinen „Buden“, wie man bei uns auch sagt, weil sie in Österreich keinen regionalen Markt vorfinden, der ihre Dienste ausreichend in Anspruch nimmt.

Wie ist – ganz kurz beleuchtet – die Situation? – Klassischer Content ist und bleibt teilweise nicht refinanzierbar. Das ist so. Der Werbemarkt im Web ist erst sehr einge­schränkt aufgebaut. Es wird in Zukunft, weil Web ein sehr punktgenaues Werbemedi­um sein kann, viele, viele neue Möglichkeiten geben. Content-Dienste mit Subscriber-Notwendigkeit sind thematisch oft sehr eng, aber wirtschaftlich erfolgreich. Stichwort: Sex sells. – Übrigens mitunter auch das Grundbuch, aber die Motivation ist eine andere. (Heiterkeit.)

Das heißt, die Bedingungen sind ökonomisch sehr schwierig. In Österreich machen wir es unseren Content-Produzenten aber noch ein bisschen schwerer. Bitte, überlegen Sie: Web ist auch ein Medium, das Nutzungsrechte benötigt. Wir haben in Österreich, anders als in Deutschland, an die 15 verschiedene Urheberrechtsnutzungsgesellschaf­ten – Verwertungsgesellschaften, entschuldigen Sie; das ist der richtige Begriff! –, und das ist prohibitiv! Wer eine Webseite aufbauen will und dafür fremde Nutzungsrechte benötigt, muss in Österreich einen Spießrutenlauf absolvieren. Was heißt Spießruten­lauf? Ein Spießrutenlauf ist dagegen ein Sommerspaziergang! Es ist manchmal schlicht und einfach nicht lösbar. Daher gibt es in Österreich bestimmte Content-Produktionen gar nicht, weil sich niemand findet, diese Situation abzuklären.

Deutschland zum Beispiel hat eine einzige Anlaufstelle, wo diese ganzen Rechte intern abgeklärt werden müssen. Bei uns muss ein Web-Produzent oder ein Content-Produ­zent das von sich aus selbst tun.

Aber selbst dort, wo Bund und Land Inhalte besitzen, sind keine einheitlichen Anknüp­fungspunkte da. Wir leisten uns den Luxus, Bilderrechte in die Teilrechtsfähigkeit der Museen zu verlagern. Das bedeutet, anders als in Frankreich zum Beispiel: Wenn bei uns jemand auf öffentliche Contents aufbauen will, auch durchaus im Sinne einer Prä­senz Österreichs und seiner vielfältigen kulturellen und inhaltlichen Möglichkeiten im Web gedacht, muss er das alles abklappern. Ein mühsamer Weg, ebenfalls oft prohibi­tiv.

Und schließlich gibt es auch rechtsleere Räume, die ein Problem sind. Zu Ihrer Präsen­tation von Infotech: Die meisten Rundfunkanstalten besitzen heute keine Webrechte. Das ist auch der Grund dafür, warum das Angebot des ORF sehr eingeschränkt ist: weil nur für bestimmte Produktionen die Webrechte geklärt sind. Timeshifting-Dienste, wie Sie sie präsentiert haben, sind in Programmverbreitungsverträgen – eine Materie, mit der ich notgedrungen sehr vertraut bin – nicht einmal im Ansatz geregelt, obwohl das Dienste sind, die der Konsument sehr begrüßen würde.

Warum sind sie nicht geregelt? – Na klar: Fernsehanstalten refinanzieren sich durch die in ihren Programmen eingebettete Werbung. Bei Timeshifting-Diensten überspringe ich die Werbung. Aus! Die Refinanzierungsbasis bricht damit teilweise zusammen. Ihr bestes Gut, die Reichweite, egal ob die Reichweite jemanden erreicht oder nicht, oder ob das die berühmte „Pinkel-Pause“ ist, das ist Ihr Verkaufsargument. Bei Timeshif­ting-Diensten ist sie zur Gänze ausblendbar. Das heißt, auch hier müssen die Rund­funkanstalten umdenken.

Zum Schluss kommend: Herzlichen Dank für diese Enquete – und eine kleine Anre­gung: Vielleicht könnte man die zweite Seite des Digital Divide aufgreifen und eine Enquete initiieren, die sich nennen könnte: „Digital Divide in Content-Produktion und Webpräsenz“.

Dazu zwei Themen-Anregungen: Schauen wir uns doch bitte einmal die Struktur der Domains im Web an! Wir werden sehen, dass es eine ungeheure amerikanische Dominanz gibt, wenn auch eine begründete. Aber vielleicht ist das ein Ansatz, uns zu fragen: Was können wir tun, um präsenter zu sein?

Schauen wir uns an, welche Inhalte das Web dominieren! Schauen wir uns an, wer die Produzenten sind! Schauen wir uns doch an, was unser Anteil ist! Schauen wir uns an, wohin der Weg führen könnte, um uns in dieser abgebildeten Wirklichkeit Web als Europäer besser zu verankern!

Zweiter Punkt, um das bewusst ein bisschen auf eine andere Ebene zu heben: Ein großer Markt, der jetzt im Entstehen ist, sind Service-Dienste, sind Programme, die im Web abrufbar sind, die man nicht mehr kaufen muss, die man durch Breitbandanbin­dung nutzt. Das sind Programmdienstleister, die oft sehr, sehr große Probleme haben. Wir könnten hier klassische Wirtschaftsförderung betreiben!

Schauen wir uns doch einmal an, was es in Österreich an Ansätzen gibt, was interna­tional gemacht wird!

Ich habe nur einmal ein bisschen damit zu tun gehabt, und zwar bei einem sehr intelli­genten Produkt. Dieses Produkt wird nicht mehr verkauft und dem Konsumenten über­geben, sondern dieses Produkt wird installiert – es geht um einen banalen Drucker, aber um einen ein bisschen besseren Drucker –, und dann ist automatisch eine Web-Anbindung vorgesehen. Über den PC werden etwaige Störungen sofort an eine Ser­vicestelle im Web weitergeleitet. Nicht umsonst hat Irland zum Beispiel in Europa die Nase vorne, was solche Servicedienste betrifft.

Viele, viele andere Möglichkeiten gäbe es als Anknüpfungspunkte, wenn Sie die Ge­duld und die Muße hätten, sich in einem zweiten Teil dieser Enquete mit diesem Thema auseinander zu setzen. Ich glaube, man würde manches an Chancen auch für die österreichische Industrie erkennen, Chancen, die enorm sind, enorm in einem deutschsprachigen Medienmarkt, der aber auch ein deutschsprachiger Service­markt sein kann, ein deutschsprachiger Programmmarkt sein kann. Und diese Chance, die entgeht uns jetzt, wenn wir nicht in den nächsten Jahren unseren Focus verstärkt darauf richten. – Danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall.)

12.12

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Mag. Barmüller. – Bitte.

 


12.12

Mag. Thomas Barmüller| (Forum Mobilkommunikation): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Auch ich möchte die Gelegenheit nutzen und festhalten. Es ist eine wirk­lich gute Gelegenheit, über Breitband- und insbesondere Informationstechnologie in Österreich zu reden. Ich bin sehr froh, dass das im Rahmen einer Enquete des Bundesrates gemacht wird, weil man nicht übersehen darf, wie wichtig und zentral die Rolle der Länder und Gemeinden beim Aufbau der Infrastruktur in diesem Bereich ist.

Ich möchte das deshalb hervorheben, weil – und das ist bereits gesagt worden; auch in Ihrem Referat, Herr Dr. Einzinger, ist es bereits angeklungen – Breitband nicht nur Ka­bel ist. Es sind auch Funkanwendungen, es geht um WLAN, es geht auch um UMTS, wenn wir von flächendeckenden Netzen reden und den kommenden Mobilfunkgenera­tionen, die es da noch geben wird. Und wenn auch diese Enquete von dem Gedanken getragen ist, dass man sagt, man möchte das in Österreich zur Verfügung stellen, diese Informationsmöglichkeiten sollen flächendeckend genutzt werden können, dann darf nicht übersehen werden, dass es, so positiv dieser Ansatz ist, in hohem Maße auch Menschen gibt, die diesen Technologien mit Distanz gegenüberstehen.

Ich sage das deshalb, weil diese Distanz gegenüber der Technologie und den oftmals behaupteten, realistischerweise nicht wahrscheinlichen, aber doch behaupteten Aus­wirkungen auf Gesundheit oder andere Bereiche auch durchaus Aspekte des normalen sozialen Lebens sind. Der zentrale Punkt sind befürchtete gesundheitliche Aspekte, und diese Aspekte sind im Ausbau flächendeckender Netze mittlerweile zu einem massiven Problem geworden.

Deshalb möchte ich an dieser Stelle insbesondere die Vertreterinnen und Vertreter der Bundesländer – einmahnen ist ein hartes Wort, aber ich möchte sie darauf aufmerk­sam machen, dass, wenn die Diskussion so weitergeht, wie sie jetzt geführt wird, auf Bundesebene zwar eine positive Politik gemacht wird, Förderungen ausgeschüttet werden, in Enqueten überlegt wird, wie man das vor Ort auch dann wirklich anwenden kann, wir aber durch Änderungen der Gesetze auf Landesebene – ich rede hier vom Baurecht, vom Ortsbildschutzgesetz, Landschaftsschutz, Naturschutz oder einfach nur der normalen Diskussion, wie sie läuft, und dem Druck, der dann vor Ort besteht und zur Behinderung der Infrastruktur führt – diese Diskussion nicht in den Griff bekommen. Und wenn wir sie nicht in den Griff bekommen, werden wir auch die Politik des Bundes nicht wirklich auf die Straße bringen können.

Es wird das, was von der Bundesebene geplant wird, oftmals auf der Landesebene torpediert und insbesondere in der Umsetzung auf Gemeindeebene aus durchaus vor­handenem politischem Druck heraus nicht lebbar gemacht. Das ist ein sehr zentraler Punkt, auf den ich Sie in diesem Zusammenhang aufmerksam machen möchte. Wir vom Forum Mobilkommunikation sehen die Diskussion so – aber vorher muss ich Ihnen sagen, was wir machen: wir sind eine Brancheninitiative der Mobilfunkbetreiber, der Mobilfunkindustrie und des Fachverbandes für Elektro- und Elektronikindustrie, der sich ausschließlich mit Fragen der elektromagnetischen Verträglichkeit und Gesundheit und Umwelt beschäftigt, und wir informieren gesetzgebende Körperschaften, aber auch die Öffentlichkeit über dieses Thema und begleiten den Ausbau in diesen Fragen –: Wir sehen, dass diese Diskussionen vor Ort für die Mobilfunkbetreiber, aber auch für andere Anbieter – ich nenne hier nur Internet über die oder aus der Steckdose – ein zentrales Problem sind.

Ich wäre froh, wenn es gelingen könnte, hier die Information vor die unmittelbar politi­sche Agitation auf Landes- oder auf Gemeindeebene zu stellen. Dazu braucht es ins­besondere auch von der Bundesebene und von den Abgeordneten zum Bundesrat eine Unterstützung, und diese Unterstützung möchte ich bei dieser Gelegenheit noch einmal von Ihnen erbitten. Wenn Sie dazu Informationen brauchen, stehen wir gerne zur Verfügung.

Ansonsten, meine Damen und Herren, werden wir das Problem haben, dass sich in zunehmendem Maße ein Gefühl breit macht, dass diese theoretischen Technologien und all diese Dinge ganz toll sind, wir aber in Wahrheit nicht wissen, wie das alles auf die Menschen wirkt, und dass dann die Nutzung dieser Möglichkeiten nicht stattfinden wird. – Dem vorzubeugen, glaube ich, dazu sollte auch diese Enquete dienen. – Danke schön. (Beifall.)

12.16

 


Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Zu einer kurzen Replik hat sich Herr Dr. Serent­schy zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


12.16

Referent Dr. Georg Serentschy| (Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte diese Gelegenheit ergreifen, um aus der Sicht der Regulierungsbehörde kurz zu drei wesentlichen Punkten Stellung zu neh­men, die dankenswerterweise von meinen Vorrednern hier aufgegriffen worden sind.

Der eine Punkt ist mit Recht genannt worden: Wettbewerb zur Sicherung der Vielfalt des Angebots und günstigen Preisen.

Der zweite Punkt, der genannt worden ist, war: Verhinderung von Marktverzerrun­gen durch regulatorische Maßnahmen, wie zum Beispiel, Technologieneutralität si­cherzustellen oder kleinräumige Ausschreibungen, wie Mag. Ruzicka vorhin schon er­wähnt hat.

Meine Damen und Herren! Das sind Ziele, die explizit im Telekomgesetz 2003 stehen, die Sie als Mitglieder des Hohen Hauses letztes Jahr beschlossen haben. Ich darf auch in Erinnerung rufen, dass das Telekomgesetz 2003 in Österreich sehr früh beschlossen worden ist. Wenn man das im europäischen Konzert vergleicht: Österreich war das fünfte Land, das die EU-Rahmenrichtlinie in nationales Recht übergeführt und damit den Boden geschaffen hat, das wirtschaftspolitische Rahmenwerk definiert hat, nach dem wir als Regulierungsbehörde vollziehen.

Ich bin auch sehr froh darüber, dass wir als vollziehendes Organ des Telekomgesetzes jetzt auch, wie es im Gesetz steht, eine neu normierte Berichtspflicht an das Parlament haben. Das heißt, wir berichten ab nun einmal im Jahr – haben das auch jetzt im Juni erstmals schon getan –, also nicht nur an den Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie, sondern auch an die Mitglieder des Hohen Hauses, womit wir ihnen über unsere Erfahrungen aus der Praxis des Vollzugs berichten dürfen und auch Verbesserungsvorschläge, was die Gestaltung oder allfällige Novellierung des TKG betrifft, bringen können.

Der Vollzug des Gesetzes durch die Regulierungsbehörde ist, glaube ich, genau die­ses Wechselspiel zwischen der Definition der Rahmenbedingungen einerseits und dem, dass wir darauf schauen, dass genau die Ziele, die da genannt werden, mit Leben erfüllt werden. Das ist das Spannungsverhältnis, in dem wir hier stehen, und die spannende Aufgabe, die wir da für uns sehen.

Ein dritter Punkt, den ich noch kurz ansprechen wollte, waren die mit Recht genannten Funktechnologien, die so wichtig sind. Ich möchte noch einmal darauf hinweisen – nicht Werbung dafür machen, das steht uns nicht zu; aber darauf hinweisen –, dass wir im Herbst Frequenzversteigerungen durchführen werden, Frequenzversteigerungen, die auch zu einer Wiederbelebung von alten, momentan ad acta gelegten Frequenzen aus dem so genannten früheren C-Netz führen werden. Da – ich betone das ganz aus­drücklich – gibt es neue Technologien, mit denen man diese Frequenzen nützen kann, die es auch erlauben, auf Basis von Funktechnologien breitbandige Anschlüsse von großen Flächen in ruralen Gebieten zu machen, und zwar mit einer sehr großen Kos­teneffizienz.

Da gibt es Beispiele – das ist jetzt nicht irgendetwas Neues, vom Himmel Geholtes, sondern da gibt es schon internationale Beispiele dafür –, da gibt es auch Equipment, das schon auf dem Markt ist, und das kann auch dazu führen, dass wir eine zusätz­liche, neue Belebung des Wettbewerbs auf der letzten Meile haben oder Unternehmen, die, wie das heute hier beklagt worden ist, heute keine Anbindungsmöglichkeiten haben, diese auch über Funktechnologien anbieten können.

Ich möchte hier nicht technisch werden, möchte aber nur darauf hinweisen, dass sich im Rahmen dieser Frequenzvergaben im Herbst dieses Jahres ganz neue Möglichkei­ten für die Unternehmen und die Nutzer auftun werden. – Danke.

12.20

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Parnigoni von der sozialdemokratischen Fraktion. – Bitte.

 


12.20

Abgeordneter Rudolf Parnigoni| (SPÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich denke – und ich möchte wieder ein wenig von der sehr technischen Diskussion zu einer eher politischen Bewertung zurückführen –, der Leitgedanke der Politik müsste im Wesentlichen sein, dass es zu einer gerechten Verteilung der Ressourcen für alle Menschen in allen Regionen kommt – das, glaube ich, sollte nicht nur ein Leitgedanke der Sozialdemokraten sein, sondern aller –, und die gerechte Zuteilung von Infrastruk­tur ist natürlich auch ein Teil davon.

Wir haben ein Jahrhundert gebraucht, um den Bürgern dieses Landes auch in den Ge­bieten an der Peripherie den Zugang zu Verkehr, zu Postzuteilung, zu Rundfunk zu ermöglichen, und wir stehen jetzt vor einem weiteren großen Schritt. Wir haben aller­dings das Gefühl, dass zu Beginn dieses Jahrtausends – das fällt zufälligerweise zu­sammen mit einer neuen Regierungskonstellation – ein gewisser Paradigmenwechsel für periphere Regionen zu erkennen ist, der diesen nicht sehr nützlich ist. Ich denke da etwa an die Schließung von Nebenbahnen, an den mangelnden Ausbau von Straßen. All das führt natürlich dazu, dass periphere Regionen nicht die gleiche Entwicklung bei der Versorgung mit Hochtechnologie hätten, ist also ein weiterer Rückschlag.

Meine Damen und Herren! Ich bedanke mich beim Bundesrat und im Besonderen bei Herrn Vizepräsidenten Himmer dafür, dass diese Enquete zu Stande gekommen ist, weil ich sie für einen wichtigen Schritt gerade in der jetzigen Zeit halte und auch davon ausgehe, dass sie durchaus Impulse bringen kann. Ein paar kritische Bemerkungen sind, glaube ich, trotzdem notwendig.

Aus den Referaten oder beim Durchsehen der einen oder anderen Studie erkennt man auf Grund eines Vergleichs mit anderen Ländern, etwa mit Belgien, Niederlande, Dänemark, die durchaus vergleichbar mit Österreich sind, dass dort der Breitbandan­schluss bei fast 30 Prozent liegt, während wir, je nach Interpretation, deutlich zurück­liegen, ohne das jetzt näher auszuführen.

Bis Ende 2004 rechnet man, dass in Europa 20 Prozent der Haushalte damit versorgt sein werden. Man geht davon aus, dass bis zum Jahr 2008 über 40 Prozent der euro­päischen Haushalte versorgt sein werden. In Schweden, in der Schweiz und in Belgien sollten zu diesem Zeitpunkt 60 Prozent der Haushalte mit Breitband versorgt sein.

Wenn ich mir jetzt anschaue, dass man hier seitens des Bundesministeriums 10 Millio­nen € als einen Impuls vorsieht, um diesen großen Schritt zu erreichen, nämlich von einem in das Mittelfeld abgerutschten Platz wiederum an die Spitze zu kommen, dann halte ich das, gelinde gesagt – und wie es auch in den Zeitungen gestanden ist – für einen Tropfen auf den heißen Stein.

Wenn im Gegensatz dazu beispielsweise das Bundesland Niederösterreich bereit wäre, mit 14,5 Millionen € in diesem Bereich Initiativen zu setzen, und wenn anderer­seits das Bundesministerium davon ausgeht, dass der gleiche Anteil von den Ländern gefordert wird, dann sollte man eigentlich umgekehrt auch vom Bundesministerium ver­langen, dass es, wenn die Länder bereit sind, größere Impulse zu setzen, hier zumin­dest gleichzieht und in einer Wechselbeziehung diese Bemühungen auch massiv unterstützt. Mit den vorgesehenen 10 Millionen € wird sich allerdings nicht sehr viel abspielen.

Schauen wir uns andere Stellungnahmen dazu an, meine Damen und Herren! Die Wirtschaftskammer Niederösterreich formuliert das etwa so: 10 Millionen € – das ist ungefähr so, als würde man einem Beinamputierten ein Aspro geben. Und man ver­weist völlig zu Recht auch von Seiten der Wirtschaftskammer darauf – was die TA im Übrigen auch sagt –, dass der Ausbau des Netzes im Breitbandbereich 500 Millio­nen € kosten würde.

Jetzt kann man darüber streiten, ob die eine Version stimmt oder die andere: 100 Mil­lionen € oder 500 Millionen €. Wenn wir uns in der Mitte treffen, ist es auch okay, aber dann sind es immerhin noch 250 Millionen €. – Also, mit 10 Millionen als Impuls wird sich nicht viel tun!

Daher möchte ich schon sehr kritisch anmerken: Da hat der Bund, auch wenn hier so manche Lobeshymnen gesungen worden sind, nur einen sehr, sehr kleinen Schritt getan, und ich hoffe, diese Enquete trägt dazu bei, dass es sich die Bundesregierung noch einmal überlegt: 18 Eurofighter sind geplant – einer davon würde unser Problem mit einem Schlag lösen.

Ein Zweites darf ich noch aufgreifen: die Frage der Versorgung der Regionen. Ich komme aus dem Waldviertel. Wir haben in einem Projekt gemeinsam mit der TA und der Donauuniversität vor Jahren schon in einigen wenigen Orten punktuell ADSL ein­geführt. Daher gibt es einige solcher Punkte in dieser Region – Gmünd, Schrems, Waidhofen, Zwettl –, wo es im Rahmen eines Pilotprojektes ADSL seit langem gibt, aber in der weiteren Umgebung dieser zentralen Orte fehlt es natürlich noch gewaltig.

Es ist eigentlich die letzte Chance, die wir jetzt zu nutzen haben, denn Österreich holt ja nicht alle Fördermittel bei der EU ab. Das wäre jetzt die Chance, jene Gelder, die dort liegen bleiben, über diese Maßnahme abzuholen. Da gibt es jetzt aber das Pro­blem der Kofinanzierung. Das heißt, die EU würde uns wahrscheinlich deutlich mehr Geld zur Verfügung stellen. Wenn allerdings die österreichische Seite nicht die not­wendigen Kofinanzierungsgelder aufbringt, werden die Gelder in Brüssel liegen blei­ben, und wir werden das hoch gesteckte Ziel der Totalversorgung in einem sehr kurzen Zeitraum nicht erreichen können. Daher, meine ich, wäre ein Umdenken bei der Regie­rung notwendig.

Ich mache auch darauf aufmerksam, dass wir ab der nächsten Förderungskulisse, ab 2007, an den Grenzregionen in Tschechien und in der Slowakei Ziel-1-Gebiete haben werden, die tief in den Fördertopf hineingreifen können, und für uns wird es bei derlei Dingen relativ wenig Möglichkeiten geben.

Also: Die Chance, die wir jetzt haben, sollten wir unbedingt nutzen!

Eine letzte Bemerkung: Die Frage der Unterschiedlichkeit misst sich auch an einem Punkt, der mir wichtig ist, nämlich: dass der Zugang für alle Bevölkerungsgruppen sichergestellt sein soll. Wir haben ja gesehen, dass das sehr, sehr unterschiedlich ist. Wenn etwa in den letzten zehn Jahren – ich kann es nur ungefähr sagen – der Anteil der Telekom-Kosten am Haushaltsbudget der Familien von 1,5 auf 2,5 Prozent gestie­gen ist, im gleichen Zeitraum aber für die Unternehmen diese Kosten massiv zurückge­gangen sind, dann, glaube ich, ist auch hier ein wichtiger Ausgleichsansatz zu sehen, und auf diesen möchte ich hinweisen.

Ich hoffe, dass diese Enquete dazu beiträgt, dass man auch diesen Punkt sowie die Berücksichtigung der regionalen Unterschiede erkennt und das notwendige Geld für die letzte Chance, die wir hier haben, aufbringt. – Danke. (Beifall.)

 


12.28

Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Als Nächster ist Herr Bundesrat Ing. Kampl von der freiheitlichen Fraktion zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


12.28

Bundesrat Ing. Siegfried Kampl| (Freiheitliche, Kärnten): Sehr geehrter Herr Präsi­dent! Sehr geehrte Damen und Herren des Bundesrates! Sehr geehrte Herren Vertre­ter des Landes und des Bundes sowie der Ministerien! Sehr geehrte Herren der Firmen beziehungsweise der Anbieter! Es ist heute sehr viel von Technologie gesprochen worden. Die Zeit beziehungsweise die Entwicklung ist nun einmal so. Aber als Bürger­meister haben wir auch andere Überlegungen, für Menschen, die doch im Mittelpunkt steht, und davon haben wir eigentlich heute wenig gehört.

Es gibt in Österreich drei Gruppen von Menschen, und das sage ich auch den Anbie­tern: Eine Gruppe, die die hohe Technik nicht mehr will: das ist die Kriegsgeneration. Die zweite Gruppe ist die, die schon in den Kindergärten Handys erhalten, die das wunderbar verstehen, die uns aufklären und uns täglich das Neueste von ihren Appa­raten mitteilen. Und die dritte Gruppe ist die derjenigen, wo noch ein „weißer Fleck“ in Österreich ist.

Ich bin ein Bürgermeister und habe das Pech – oder das Glück; ich weiß nicht, wie ich es nennen soll –, dass in meiner Gemeinde vor zwei Jahren ein Sendemast gebaut wurde, in einem Ortsteil, der eingemeindet wurde. Aber ein Drittel der Bürger der Ge­meinde ist trotzdem noch nicht versorgt.

Das Land Kärnten hat in den letzten Jahren sehr viel aufgeholt; mit Unterstützung der Firmen und des Bundes war das möglich. Aber, meine sehr geehrten Damen und Her­ren, wenn wir wollen, dass wir in Europa konkurrenzfähig sind, wenn wir wollen, dass wir auch im internationalen Bereich konkurrenzfähig sind, dann, sehr geehrte Herren Ingenieure, baut es weiter aus! Österreich hat einmal den Weltruhm der Ingenieure gehabt – ich hoffe, dass das bald wieder der Fall sein wird. Wir sollten nicht zurück­bleiben, sondern wir sollten die Generation sein, die hier vorangeht.

Ich habe heute sehr viel von Ihnen gehört, meine sehr geehrten Damen und Herren von den Firmen, und muss sagen, Sie haben ein großes Wissen, Sie haben unheimlich viel an Technologiekenntnissen. Aber das ist ja kein Wunder, wir fliegen ja auch auf den Mond. Wir sind oben schon bald mehr daheim als herunten, nur: Herunten leben die Menschen, und herunten wollen die Menschen auch in Zukunft bleiben. Und dar­um, meine sehr geehrten Damen und Herren, möchte ich Sie bitten: Berücksichtigen Sie das immer in der großen Technologie!

Wir in Europa werden sicherlich alles tun müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben und diese technologische Herausforderung auch weiter anzunehmen. Ich danke all jenen, die es zuwege gebracht haben, dass heute diese Enquete stattfindet – sie muss weiter geführt werden, sie muss weiter gebaut werden. Ich danke auch dieser Bundesregie­rung, dass sie 100 Millionen zur Verfügung gestellt hat, dass Österreich bis zum Jah­re 2007 höchstwahrscheinlich so weit ist, dass alle Menschen in Österreich technolo­gisch mit der Breitbandtechnologie ausgestattet sind. Und wenn wir das nicht zuwege bringen, wird die Schuld an uns liegen.

Folgendes kann ich sagen: Die betroffene Bevölkerung, die bis heute an die große Technologie noch nicht angebunden wurde, hat auch andere Nachteile: Sie muss pen­deln, sie muss Schulinternate besuchen, sie muss zum Greißler stundenlang fahren und hat noch andere Probleme wie Arztbesuche und so weiter zu bewältigen. Wenn wir wollen, dass diese Regionen in Zukunft mit Leben erfüllt werden beziehungsweise am Leben erhalten bleiben, dann werden wir alle gemeinsam an diesem Strang ziehen müssen, und ich lade Sie herzlich dazu ein. – Danke. (Beifall.)

 


12.33

Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Als Nächste ist Frau Abgeordnete Dr. Moser von den Grünen zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


12.33

Abgeordnete Dr. Gabriela Moser| (Grüne): Meine Damen und Herren! Herr Präsident! Es ist schon ein Signal für sich, dass auf dem Rednerpult ein Laptop steht. Aber Sie gestatten, dass ich jetzt noch ohne Technik zu einem sehr wesentlichen technischen, sozialen und pädagogischen Problem spreche.

Einleitend erwähne ich nur den ehemaligen Minister Dr. Sixtus Lanner, der jetzt wieder in Tirol zu Hause ist und mir persönlich unlängst, im Dezember, bei einer parlamentari­schen Veranstaltung im Vorfeld der großen UNO-Tagung „Weltinformationsgesell­schaft“ in Genf im Parlament gesagt hat: Ich tue alles, damit ich endlich einen ordentli­chen Internetanschluss bekomme! Eine Koalition über alle Parteien hinweg wäre mir am allerliebsten, nur, bitte, machen Sie etwas! – Und heute wird etwas getan, es wird etwas gemacht, gibt es dankenswerterweise diese Veranstaltung hier im Bundesrats­saal. Sie ist vor allem deshalb wichtig, weil das, was unser Experte vom Wifo, Herr Dr. Leo, angesprochen hat, nämlich eine übergreifende Strategie, endlich in Angriff genommen werden muss, eine Strategie, die die Initiativen der einzelnen Bundeslän­der gekoppelt mit den Vorstößen des Bundes vorantreiben muss.

Was uns fehlt, ist ein Zusammenführen der Einzelinitiativen und ist eine gesamtnatio­nale Strategie, die unsere Entwicklung innerhalb des europäischen Feldes wieder nach vorne bringt. Ich finde es sehr günstig, dass Sie diese Woche als Zeitpunkt für diese Veranstaltung gewählt haben, denn nächste Woche haben wir im Verkehrsausschuss hoffentlich auch meinen Antrag auf der Tagesordnung, der vom Dezember stammt und der die Überwindung dieses Digital Divide im Bereich der Versorgung mit Infrastruktu­ren und Kommunikationstechnologien zum Ziel hat.

Es gibt Initiativen, nur müssen sie konkret von den politisch Verantwortlichen in den Ausschüssen diskutiert und dann wirklich ernst angegangen werden. Und da hätten wir einen Anknüpfungspunkt, einen Andockpunkt, bei dem wir konkret weiterarbeiten könn­ten und bereits die Diskussionsvorschläge dieses heutigen Kreises einfließen lassen könnten. Es geht zentral um die Frage: Wo will ich hin? Und: Welche Strategie habe ich? Welche Strategien gibt es konkret von Bund und Ländern beziehungsweise auch Gemeinden? Und es geht zweitens – das wissen Sie besser als ich – natürlich darum, dass genügend Geld zur Verfügung steht. Das ist mir heute in der Diskussion noch ein bisschen abgegangen.

Es ist darauf hingewiesen worden, dass 100 Millionen in Österreich notwendig sein werden. Die Telekom spricht von 500 Millionen. In Prag wird eine Milliarde investiert. Nur, wenn ich jetzt konkret die 100 Millionen hinterfrage, dann wird der Aufteilungs­schlüssel folgendermaßen aussehen: 10 Prozent vom Bund – Hakerl –, 10 Prozent von den Ländern – Fragezeichen –, und 80 Prozent, sage ich, soll wahrscheinlich die EU bereitstellen, und da wissen Sie ganz genau, dass das Kofinanzierungsmodelle sind. Das heißt also, bei 40 Prozent gibt es ein Fragezeichen.

Da müsste man genauso wie bei der Strategie ein Finanzierungskonzept auf die Beine stellen, damit man das, was Sixtus Lanner, was Sie alle in Ihren Gemeinden wollen, aus ökonomischen Motiven, aus sozialen Motiven, auch aus gesellschaftspolitischen, demokratiepolitischen Motiven, nicht nur mit politischen Willenserklärungen auf die Reise schickt, sondern wirklich auf die Beine stellt. Ich glaube, das muss der zweite wesentliche Ansatzpunkt sein, den wir aus dieser Enquete des Bundesrates mitneh­men sollten.

Herr Kollege Barmüller, danke für den Hinweis. Es ist natürlich bei neuen Technologien immer auch die Frage nach der sozialpolitischen Verträglichkeit und nach der gesund­heitspolitischen Dimension zu stellen. Und da würde ich als letzte Anregung hier noch verankern – denn aller guten Dinge sollen meines Erachtens mindestens drei sein –, dass man endlich die Frage der gesundheitlichen Belastungen durch die moderne Technologie, die natürlich elektromagnetische Effekte in sich birgt, klärt. Sie wissen als Bürgermeister, dass die Frage dieser Effekte sehr umstritten ist, und das gehört in Form einer epidemiologischen Studie geklärt. Es gibt dazu Vorschläge, es gibt fix und fertige Konzepte in den Schubladen von wissenschaftlichen Institutionen. Wir müssen endlich einmal auch in Österreich hier einen kleinen Forschungsschwerpunkt setzen, damit Sie vor Ort den Rücken frei haben und das geklärt ist.

Es gibt ja nicht nur einen Weg in einer Technologie, es gibt ja nicht nur eine Fre­quenz – Dr. Serentschy hat schon darauf hingewiesen: es werden neue Frequenzen zur Verfügung gestellt, es kommt zur Versteigerung von Frequenzen –, sondern es gibt auch andere Technologien, die das bewirken können, was wir alle wollen: die Über­windung der Kluft in der Informationsgesellschaft, den Zugang zu modernen Datenträ­gern und die Startbahn sowohl für die sozialen als auch für die wirtschaftlichen Chan­cen, die wir alle brauchen.

Zum Schluss darf ich noch einen wichtigen Ansatzpunkt und ein persönliches Anliegen hier deponieren: Es ist nicht so leicht, einfach zu sagen, der Zugang sei technisch vor­handen, die finanziellen Mittel dafür bereitgestellt. Ich unterstreiche jetzt noch einmal die Bemerkungen des Herrn von der Akademie der Wissenschaften: Der Zugang ist auch eine Frage des Milieus und ist auch eine Frage der Bildung, und daher brauchen wir – da unterstreiche ich das, was Kollege Parnigoni gesagt hat – vor allem auch in den bildungspolitischen Bereichen deutliche Ansätze. Wir brauchen sozusagen Tuto­ren in den Bibliotheken, die die Leute lehren, wie man mit dem Internet umgeht. Sogar in der Schule sagen oft die Lehrer: Schaut ins Internet! Aber wie man im Internet sucht und dabei zu einem erfolgreichen Wissenserwerb kommt, das muss auch geübt wer­den.

Das waren jetzt drei Vorschläge – nächste Woche können wir im Verkehrsausschuss weiterdiskutieren. – Danke schön für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall.)

12.39

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Danke, Frau Kollegin. – Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Dipl.-Ing. Hintze von Multimedia Austria.

 


12.39

Präsident Professor Dipl.-Ing. Thomas Hintze| (Multimedia Austria – Interessenge­meinschaft österreichischer Multimedianetzbetreiber): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren aus der Politik und der Wirtschaft! Ich darf in meiner zweiten Funktion, nämlich als Geschäftsführer von UPC Telekabel, noch kurz zwei Anmerkungen machen, die da gut dazupassen, nämlich woher das Geld kommt, und vielleicht auch das eine oder andere aufklären, weil wir hier über Beträge diskutiert haben.

Wir haben 10 Millionen € an Steuergeld, über das wir disponieren können, und ich darf auch die andere Zahl sagen: Wir haben 600 Millionen € in unsere Netze investiert – Geld aus dem internationalen Kapitalmarkt. Das ist wichtig und mein erster Aspekt. Da sind tatsächlich 600 Millionen € über die österreichische Grenze geflossen, um hier die Netze auszubauen. Das ist ein Aspekt, den ich erwähnen möchte, denn da müssen wir uns fragen: Wie geht das? Wie schaffen wir es, dass wir auch diesen Finanzierungs­aspekt in unsere Überlegungen mit aufnehmen?

Und da wollte ich die Damen und Herren der Politik um Unterstützung ersuchen, denn ganz wichtig ist, neben dem Businessplan, der stimmen muss, dass Vertrauen in den Standort – und der hat immer mit Personen zu tun! – vorhanden ist. Man muss sich um die Herrschaften kümmern, das ist ganz wichtig, muss sich fragen: Ist das Geld hier gut angelegt, ist ein Return on Investment – das ist natürlich meine Aufgabe – sicherzustel­len, und wie sicher ist das?

Aus der Praxis weiß ich, dass da die politische Landschaft ganz wichtig ist, und da wollte ich Sie um Unterstützung ersuchen, auch ganz persönlich, dass ich meine Shareholders – oder wer immer internationale Finanzinvestoren sein könnten – anspre­chen kann und dass wir das dann gemeinsam tun. Das ist der erste Aspekt. Ich würde das bei der Finanzierung auf jeden Fall nicht ausschließen, im Gegenteil: anstreben!

Der zweite Aspekt. Wenn es einmal so ist, dass ein internationaler Investor Geld aus dem Kapitalmarkt investiert hat – 600 Millionen, das ist eine anständige Summe –, dann ist es unsere Verantwortung, dass wir uns da nicht vergraben, dass wir nicht die falsche Technologie wählen, dass wir auch die Kunden finden, dass wir die Kunden so betreuen, dass sie dann auch ihre Rechnungen bezahlen. Das ist eine Verantwortung, die eine Chance ist. Und ich gebe dem Herrn Bürgermeister Recht, der gemeint hat, die österreichischen Ingenieure haben international hohes Ansehen, das ist richtig. Sie haben auch große Verantwortung gegenüber dem eingesetzten Kapital.

Know-how-Zentren entstehen ganz von selbst, einfach dadurch, dass man sich um das Geld kümmert, dass man sich darum bemüht, Kunden zu finden, die Technologie ein­zusetzen, und diese Know-how-Zentren müssen dann genutzt werden, um über die Grenzen zu sehen.

Auch ein Beispiel aus dem eigenen Haus: Wir betreuen in Wien nicht nur die schon angesprochenen 250 000 Breitband-Internetkunden in Österreich, sondern in Summe 500 000: Ungarn, Tschechien, Polen, Slowakei und, vielleicht überraschend, Frank­reich. Wir machen das mit dem Know-how, das durch das eigene Tun im Lande ent­standen ist, und exportieren damit das Know-how in die angrenzenden Länder und darüber hinaus. Das ist der zweite Effekt.

Damit bin ich auch schon beim Schluss. Beim Ersten, nämlich internationale Finanzin­vestoren anzusprechen, brauche ich Ihre Hilfe, da lade ich Sie ein, das ist ganz wichtig, um das entsprechende Vertrauen zu schaffen. Bei dem Zweiten geht es darum – das wäre dann die Kernaufgabe unserer Firmen –, dass wir die österreichische Kompetenz auch exportieren können. – Herzlichen Dank. (Beifall.)

12.43

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Als Nächster ist für das Land Steiermark Herr Dipl.-Ing. Grandits zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


12.44

Dipl.-Ing. Franz Grandits| (Land Steiermark): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Vielen Dank für diese Enquete und vielen Dank auch dafür, hier Stellung nehmen zu dürfen. Ich selber komme aus der Technikecke und möchte eigentlich am wenigsten auf technische Aspekte eingehen. Vielleicht nur kurz: Breitband ist unbedingt notwendig, wenn Sie das Internet nützen, nicht nur für die kleinen und mittleren Unternehmungen, sondern auch für den privaten Bereich. Inter­net über Wählleitungen ist einfach nicht sinnvoll und bringt nur Wartezeiten. Die Maß­nahmen, die Sie dafür anpeilen, sind gut und richtig, sie sind aber nicht ausreichend.

Es ist schon vorher angeklungen: 80 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmun­gen Österreichs könnten einen Breitbandanschluss haben, aber sie haben ihn einfach nicht. Und es zeigt sich auch ein anderes Paradoxon: Gerade in den ländlichen Regio­nen, auch dort, wo Breitband zur Verfügung steht, wird es weniger genutzt als in den städtischen Regionen. Die so genannte Internet-Awareness im urbanen Bereich ist einfach besser. Es geht hier, auf Steirisch ausgedrückt, um die einfache Frage: Zu was brauch’ ich des? Und als zweite Frage kommt dann, wenn den Menschen bewusst ist, was das bringt: Wie geht das?

Da gibt es ein „Viereck“ meiner Ansicht nach, das versuchen kann, diesen Rückfall Österreichs in dieser Wissensgesellschaft zu beheben. Dazu gehören erstens die Schulen, und diese haben ihre Hausaufgaben, glaube ich, sehr gut gemacht. Sie wer­den kaum mehr einen Schüler finden, der nicht bestens mit dem Internet umgehen kann. Auch wenn es vielleicht die Lehrer nicht so gut können, aber die Schüler können es.

Dann gibt es einen zweiten Bereich, das sind die Medien, und die Medien haben ein bisschen ein Problem: Wenn Zeitungen das Internet bewerben, dann verlieren sie möglicherweise einen Leser, der dann im Internet nachschaut. Wenn der Rundfunk, das Fernsehen Internet bewirbt, dann gibt es möglicherweise einen Zuschauer weni­ger. Also da gibt es sicher noch Verbesserungsmöglichkeiten.

Es gibt einen weiteren, einen dritten Aspekt, das sind die kleinen und mittleren Unter­nehmungen. Sie haben schon gesehen: Genau jene haben ein Problem, und sie wer­den dann im Wettbewerb später ein Problem haben. Das heißt: Tun Sie etwas bei die­sen kleinen und mittleren Unternehmungen in Richtung Bewusstseinsbildung, damit ihnen bewusst wird, hier müssen sie punkten, sonst werden sie zurückfallen, und hier können sie sogar auch Vorteile erringen!

Das hat einen zweiten Effekt: dass Personen, die in diesen kleinen und mittleren Un­ternehmungen arbeiten, dann auch plötzlich draufkommen werden, dass ihnen das auch etwas im privaten Bereich bringt.

Letzter und vierter Punkt: die Verwaltung. Die großen Verwaltungen sind, glaube ich, für das Internet gerüstet, aber die Gemeinden sind es noch nicht in dem Umfang, in dem sie gerüstet sein müssten. Die Gemeinden können aber ihren Bürgern in diese neue Welt hineinhelfen und ihnen zeigen, welche Vorteile das hat.

Mein Vorschlag: Machen Sie das, was Sie hier tun! Sie alle sitzen an entscheidenden Positionen und können hier weitere Projekte starten. Machen Sie Projekte zur Be­wusstseinsbildung! Zeigen Sie den Menschen in Österreich, was dieses Internet bringt und welche Nachteile es für sie hat, wenn sie nicht dabei sind. Ergreifen Sie Maßnah­men zur Qualifizierung über die Schulen hinaus, also nicht nur für die jungen Leute, sondern gerade für die Leute mittleren und höheren Alters! Und treten Sie ein – und das ist ein Aufruf an alle, die hier jetzt nur Infrastruktur vermarkten – in einen Wettbe­werb der Contents! Stellen Sie Informationen ins Netz! Jede weitere Information ist ein Anreiz, das Internet zu benutzen.

Es ist ganz wichtig, dass diese elektronischen Straßen da sind, aber nur dann, wenn wir diese Straßen nützen, werden wir unsere Position im weltweiten Wettbewerb der Informationsgesellschaft halten können. Da müssen wir uns sehr bemühen, und wir werden uns noch mehr bemühen müssen, um diese Position verbessern zu können. – Danke schön. (Beifall.)

12.48

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Als Nächster hat sich für das Land Tirol Herr Dr. Connert zu Wort gemeldet. Ich bitte ihn um seine Ausführungen.

 


12.48

Dr. Wilfried Connert| (Land Tirol): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich darf an Franz Grandits anknüpfen: Um Digital Divide zu vermeiden, müssen wir bei der Frage der Fähigkeiten ansetzen. Das heißt, es geht darum, wie wir Menschen dazu bringen, mit dem Internet, mit den neuen Technologien umzugehen. Richtig ist, dass die Kids in der Schule vielleicht schon mehr wissen als ihre Lehrer, also müssen wir da ansetzen und die Lehrer fortbilden, damit sie diese Medien, diese Techniken im Unter­richt einsetzen.

Mit diesen Möglichkeiten kommt auf uns alle auch eine Fülle an Information zu, und wir müssen lernen, mit diesen Informationen umzugehen, Informationen zu bewerten und aus diesen auszuwählen. Auch diese Fähigkeiten müssen wir uns aneignen. So, wie wir heute lesen und schreiben können, wie wir unter Umständen aus Zeitungen, aus Nachrichten lernen, Schein und Wirklichkeit zu unterscheiden, so sollten wir uns auch entsprechende Informationen aus diesen Medien holen können.

Neben den Schülern müssen wir natürlich auch auf die Erwachsenen unser Augen­merk legen, und da ist sicherlich auch die Erwachsenenbildung aufgefordert, sich zu überlegen, wie man auch die älteren Bevölkerungsschichten, wenn sie wollen und In­teresse haben – und das ist bis zum Pensionisten durchaus gegeben –, an diese Medien heranführen kann, wie man unter Umständen die Infrastruktur, die jetzt in den Schulen vorhanden sind, am Abend für andere Veranstaltungen nutzen kann.

Die Netzinfrastruktur wurde heute vielfach angesprochen: Da sind wir in Tirol in einer angenehmen Lage, da sind wir nämlich recht schön im „roten Bereich“, aber es gibt auch bei uns „weiße Flecken“. Wir sind gerade dabei, das näher abzugrenzen. Die Gemeinde Sölden ist flächenmäßig die größte Gemeinde Österreichs, aber der Sied­lungsraum ist ein sehr beschränkter, daher: Wohin muss man fokussieren, um eine Ausschreibung für Förderungen zu machen?

Viel ist uns gelungen in Bezug auf Flächendeckung, da wir es in Pilotprojekten mit Telekom-Anbietern geschafft haben, für Schulen und Gemeinden zu gleichen Konditio­nen ein Netz fast tirolweit aufzubauen – und die ADSL-Technologie damit auch ande­ren Unternehmen und Haushalten zur Verfügung steht.

Netzzugang ist das eine, aber speziell da, wo nicht die Kinder im Haushalt unbedingt Internet und weitere Geräte brauchen, ist die Frage zu stellen: Schaffen sich andere andere Geräte an? Ich verfolge mit Interesse die Aussage: Jeder hat einen Fernseh­apparat, und wenn man jetzt noch gewisse Interaktionen mit einfacherer Funktionalität über dieses Gerät abwickeln könnte, ergäben sich weitere Möglichkeiten. Ebenso stellt sich die Frage, wieweit man sonst in öffentlichen Bereichen oder dergleichen Internet­zugänge und eine Möglichkeit zum Einstieg bereitstellen kann.

Letzter Punkt: Inhalte. Auch das wurde schon mehrfach angesprochen. Information kann auf diesem Wege – in anderer, in besserer Form dargebracht – kommuniziert werden, und das ist sicherlich auch ein Wirtschaftsfaktor, wo eben dann wieder besser ausgebildete Staatsbürgerinnen und Staatsbürger tätig, und zwar auch international tätig werden könnten. Neue Wirtschaftszweige können so geschaffen werden – und damit schließt sich der Kreis wieder. – Ich danke. (Beifall.)

12.52

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Als Nächster ist Herr Mag. Gran­dosek von der Arbeiterkammer zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


12.52

Mag. Mathias Grandosek| (Bundeskammer für Arbeiter und Angestellte): Sehr geehr­ter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte erst einmal meine Anerkennung und meinen Dank für die Abhaltung dieser Enquete zum Ausdruck bringen, ist doch dieses Thema ein sehr wichtiges – und eine Veranstaltung wie diese hier fördert einfach das Bewusstsein für die gesamte damit zusammenhängende Pro­blematik. Ich glaube, dass in weiterer Folge natürlich noch viele weitere Schritte not­wendig sind, aber jetzt ist einmal ein Ansatz gefunden, um Bewusstsein für diese The­men zu schaffen.

Wir haben schon gehört, die Förderung von Breitband ist natürlich ein ganz zentraler und wichtiger Aspekt. Der Zugang zu Information, zu Informationstechnologien hat demokratiepolitische, hat gesellschaftspolitische Dimensionen, schafft Arbeitsplätze und fördert damit Wohlstand. Österreich hat in den letzten zwei Jahren ein bisschen diese Führungsposition, die wir da hatten, verloren – und ist sozusagen ins Mittelfeld abgedriftet. Es ist daher notwendig, mehr Anstrengungen zu unternehmen, um da wieder weiter nach vorne zu kommen.

Der Infrastrukturausbau ist zwar wichtig – das haben wir ja bereits gehört –, aber ich meine, das ist nicht der einzige Aspekt, um die Digital Divide sozusagen kleiner werden zu lassen. Es gibt soziale Aspekte – Herr Dr. Aichholzer hat das gut aufgezeigt –, die mindestens genauso wichtig sind, die parallel eben zum Zugang zur Infrastruktur exis­tieren und die eben auch gesellschaftspolitische Gruppen auseinander driften lassen, weil sie, aus den verschiedensten Gründen, weniger Zugang zu Informationstechnolo­gien und eben im Endeffekt auch weniger Zugang zu Informationen haben.

Herr Mag. Ruzicka hat gesagt, Ziel müsste sein: Breitband soll für jedermann verfügbar sein! – Ich möchte dazu noch anmerken: Natürlich sollte es für jedermann verfügbar, aber auch für jedermann leistbar sein!

Ich glaube, dass auch im ländlichen Bereich soziale Aspekte nicht durch den bloßen Ausbau an Infrastruktur gelöst werden können, sondern dass es eben zusätzlicher Anstrengungen bedarf, damit diese Schere zwischen den einzelnen gesellschaftlichen Gruppen nicht noch weiter auseinander geht.

Es ist notwendig, Infrastruktur zu fördern – und die Anstrengungen, die bisher dazu gemacht wurden, gehen in die richtige Richtung. Ich glaube auch, dass es von den Geldmitteln her sicherlich notwendig ist, noch verstärkt dort hineinzuinvestieren; auch von politischer Seite her muss natürlich etwas geschehen: Es muss den politischen Willen geben, Infrastruktur noch stärker zu fördern! – Aber, wie schon gesagt, das ist nicht der einzige Aspekt. Und der alleinige Ausbau von Infrastruktur ist nicht notwendi­gerweise gleichzusetzen mit dem Abbau der Digital Divide!

Um das zu erreichen, bedarf es bildungspolitischer Maßnahmen, aber ich bin der Über­zeugung, dass ein ganz wesentlicher Aspekt dabei auch die Förderung privater Haus­halte ist, um eben die Kosten dieser Technologien auch für private Haushalte erschwinglich zu machen. Die Kosten für Telekommunikation sind für private Haushalte gestiegen – nicht die Einzelpreise, die sind in Summe gesunken, aber der Anteil, der für Telekommunikation in privaten Haushalten ausgegeben wird, ist in den letzten Jah­ren gestiegen.

Die Preise für kleinere Haushalte, für kleinere Einkommen, also für Telekommunikati­ons-Nutzergruppen, die nicht im Hauptfokus der Anbieter stehen, sind weniger gesun­ken als die Preise in jenen Sparten, in denen ein verstärkter Wettbewerb um Business-Kunden herrscht, also um diejenigen, die sozusagen die „große Kohle“ bringen.

Deswegen mein Ansatz und meine Bitte: Es müssen verstärkt Anstrengungen unter­nommen werden, um die Kosten auch für private Haushalte zu senken. Einen Ansatz, den schon Kurt Einzinger erwähnt hat, wäre – und ich halte das ebenfalls für notwen­dig –, Mittel zur Verfügung zu stellen, und zwar im Sinne einer Förderung über die Mehrwertsteuer oder auch über Direktzuschüsse. Jedenfalls meine ich, dass das jet­zige Modell der steuerlichen Förderung nicht wirklich gut geeignet ist – und dadurch eben wiederum nur diejenigen gefördert werden, die ohnehin über ein höheres Ein­kommen verfügen. – Man kann sich natürlich auch überlegen, das sozial zu staffeln.

In diesem Zusammenhang würde ich auch völlig die Forderungen der ISPA unterstüt­zen. Ich glaube, das ist notwendig, um genau diese Nachfrage zu schaffen, wie das auch Herr Dr. Serentschy erwähnt hat, die eben notwendig ist, um den Markt weiterzu­entwickeln, dass also eine Nachfrage auf breiter Basis geschaffen wird – und nicht nur in Segmenten, die ohnehin einen solchen Zugang haben und von sich aus Inter­esse daran haben, diesen zu bekommen.

Kurz ein Punkt noch, den ich auch erwähnen möchte, nämlich konsumentenschutz- und datenschutzrechtliche Aspekte. Da gibt es noch Lücken, die notwendigerweise zu stopfen sind, eben von politischer Seite her, weil das auch ein wesentlicher Hinde­rungsgrund für Konsumentinnen und Konsumenten ist, diese Technologien zu nutzen.

Zum Schluss kommend: Wie gesagt, all diese Aspekte bedürfen großer Anstrengun­gen; es müssen mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden, und zwar sowohl für den Infrastrukturausbau als auch dazu, um, wie gesagt, diese anderen Dimensionen der Digital Divide zurückzuschrauben.

In diesem Sinne hoffe ich, dass mit dieser Enquete Bewusstsein für diese gesamte Problematik geschaffen werden konnte – und dass dieses Thema auch in der Zukunft verstärkt in der politischen Öffentlichkeit behandelt wird. Und weiters hoffe ich, dass notwendige Maßnahmen und Schritte von politischer Seite her gesetzt werden, damit auch kleinere Haushalte – die breite Bevölkerungsschicht – nicht nur Zugang zu dieser Infrastruktur haben, sondern dass auch die damit zusammenhängenden sozialen Dimensionen mit berücksichtigt werden. – Danke. (Beifall.)

12.59

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Als Nächstem erteile ich Herrn Gredenberg von der Firma Inode das Wort. – Bitte.

 


13.00

Michael Gredenberg| (Inode Telekommunikations- und Dienstleistungs GmbH): Guten Tag, meine Damen und Herren! Vielen Dank, dass ich mich hier auch kurz zu Wort melden darf. Es ist das erste Mal, dass ich so etwas mache, und ich werde versuchen, mich kurz zu fassen.

Ich möchte vor allem auf die Frage, wie innovative Produkte die Nachfrage nach Breit­band fördern können, eingehen. Da gibt es, wie mehrere Vorredner bereits erwähnt haben, einige Probleme, die gelöst werden müssen, damit wir in Österreich diese inno­vativen Produkte auf den Markt bringen können.

Ein gutes Beispiel brachte Herr Kühberger von der Firma Infotech, der wirklich etwas Phantastisches entwickelt hat: eine Anwendung, nach der es eine sehr große Nach­frage gäbe, nämlich Breitband-Fernsehen mit Timeshifting und allen von ihm erwähn­ten Features. Nur: Ein großes Problem ist, dass es nach den derzeitigen rechtlichen Rahmenbedingungen in Österreich nicht möglich ist, so etwas anzubieten.

Es gibt da noch weitere Dinge, die unser Unternehmen sehr stark betreffen, da wir sehr auf den Aufbau eigener Infrastruktur und auf Entbündelung setzen. Ich darf unser Unternehmen kurz vorstellen: Unser Unternehmen hat etwa 40 000 Breitband-Kunden, größtenteils entbündelt. Das ist teilweise sogar in Gebieten, wo wir mit der Entbünde­lung das erste Breitband-Internet hingebracht haben, also auch in Gebieten, wo es vorher noch kein Breitband-Internet gab. Das heißt, die Telekom Austria ist nicht der einzige Anbieter, der überall der Erste sein kann mit DSL – auch wir haben das in manche ländliche Gebiete als Erster gebracht.

Es gibt das Problem, dass es auch da schon Technologien gibt, die im Ausland einge­setzt werden, und zwar erfolgreich, wie zum Beispiel, ebenfalls schon erwähnt, ADSL 2 und VDSL. Auch diese Technologien können in Österreich derzeit nicht eingesetzt werden, denn es gibt auch dafür noch keine rechtlichen Bedingungen. – Es wäre also, um die Nachfrage nach Breitband zu erhöhen, sehr wichtig, dass für solch innovative Produkte und Dienste rechtliche Rahmen geschaffen werden.

Ein letztes Beispiel, das ich noch nennen möchte, ist der iTunes Music Store, der in Amerika sehr erfolgreich ist. Wie viele von Ihnen wissen, wird Breitband-Internet vor allem dazu genützt, Musik downzuloaden. In Österreich wird leider Gottes Musik meis­tens illegal downgeloaded, weil es noch keine Möglichkeit gibt, sie lokal downzuloaden. Es gibt keine rechtlichen Rahmenbedingungen, die regeln, wie ein kleiner oder mittle­rer Betreiber so etwas anbieten kann. Es gibt die Verwertungsgesellschaften, es gibt AKM, es gibt einen Dschungel von Urheberrechtsgesetzen, aber es gibt für einen privaten kleinen oder mittleren Anbieter so gut wie keine Möglichkeit, in diesem Bereich selbst tätig zu werden, selbst so etwas wie zum Beispiel den iTunes Music Store hoch­zuziehen. – Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall.)

13.03

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Danke für den Beitrag. – Wir kommen nun zur Schlussrunde.

Es ist, glaube ich, für uns alle interessant, eine kurze Replik auf die einzelnen Diskus­sionsbeiträge von den Referenten zu hören.

Ich erteile Herrn Kühberger das Wort. – Bitte.

 


13.03

Referent Ing. Hans Kühberger| (Infotech EDV-Systeme GmbH): Danke für die Gele­genheit, hier noch einmal das Wort zu ergreifen.

IPTV – wie ist das rechtlich gesehen? Die Frage: Ist das legal oder illegal? ist nicht ge­klärt. Momentan ist es einfach Grauzone, weil der Begriff „IPTV“ in keinem Gesetz oder in keinem Vertrag vorkommt. Diese neue Technologie gibt es seit einem Jahr oder seit zwei Jahren, sie ist de facto komplett neu.

Ich möchte klarstellen: Das ist nicht Internet-TV! Es geht nicht darum, Fernsehinhalte irgendwie frei über das Internet zu übertragen. Wir nutzen nur das Internet Protocol und die IP-Breitbandinfrastruktur, um unter anderem auch Fernsehen über diese Netze zu betreiben.

Ich sehe das auch so, wie einige meiner Vorredner, nämlich, dass die Rechte-Verwal­tung in Österreich recht prohibitiv ist. Es sollten, glaube ich, Maßnahmen gesetzt wer­den, das zu vereinfachen, das einfach klarer zu machen. Es ist für uns recht schwer durchschaubar.

Ich möchte aber auch darlegen, wie Wertschöpfung wo entsteht. Fernsehen ist da ein Punkt, wo man das, glaube ich, sozusagen ganz gut aufhängen kann, und das hat indi­rekt auch mit Breitband sehr viel zu tun.

Da gibt es auf der einen Seite das klassische Satelliten-Fernsehen. Man kauft sich einen Fernseher und einen Sat-Empfänger als Privatkunde, und das war es dann auch schon. Die Rechte-Verwertungsgesellschaften bekommen da sozusagen eine kleine Maschinensteuer: 10, 20, 30 € einmalig; und die Wertschöpfung im Lande ist de facto null. Soweit ich weiß, gibt es in Österreich keinen Hersteller, der Satelliten-Receiver baut.

Wenn so Dinge wie TimeShift gemacht werden, das es schon längst gibt – TimeShift kann man auf einem Digital-Videorecorder schon seit Jahren machen, ja in Wahrheit machen wir es bei einem normalen Videorecorder schon seit Jahrzehnten –, ist es notwendig, das rechtlich klarzustellen. Das wird eine ganz große Herausforderung. Digital-Videorecorder entstehen aber ebenfalls in der Regel nicht in Österreich, die werden irgendwo anders gebaut, und wir importieren sie. – Wie gesagt, der Breitband­effekt von solchem Satelliten-Fernsehen ist gleich null.

Im Gegensatz dazu hat Kabel-TV – ganz egal, ob das auf Koax-, auf Glasfaser- oder auf DSL-Basis in Zukunft sein wird – den Service-Effekt in Österreich. Es braucht un­mittelbar dazu Breitbandnetze. Das Breitband ist quasi ein Nebenprodukt, um das überhaupt möglich zu machen.

Ein Beispiel dazu: In Ried ist der lokale Wertschöpfungseffekt von diesem Netz, also von den 3 Millionen €, die wir ausgegeben haben, zu mehr als 50 Prozent der dortigen lokalen Rieder Wirtschaft zugute gekommen, weil da einfach gebaut worden ist. Da ist etwas passiert. Ich glaube, das sollte man auch nicht ganz vernachlässigen.

Also es liegt da schon auch beim Gesetzgeber eine große Verantwortung, und man sollte diese Grauzonen in einer Art und Weise sozusagen definieren, dass diese neuen Services auch möglich sind.

Noch einmal: Wir nehmen den Leuten nicht Werbung weg! Dass die Leute die Wer­bung überspringen, das geschieht auch schon mit den normalen Geräten. Wenn es diese Geräte können, warum sollen wir als Service-Anbieter es dann nicht können? Das ist auch gar nicht irgendwie bösartig, sondern die Werbung muss man eben die­sen neuen Märkten anpassen, das heißt, sie muss anders passieren. Sie wird diesen Wandel genauso mitgehen müssen. Das sehen wir ja auch schon. – Vielen Dank. (Bei­fall.)

13.07

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Herr Dr. Leo, bitte.

 


13.07

Referent Dr. Hannes Leo| (Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung): Nur ein paar Themen möchte ich kurz anreißen. Das eine wäre: Ich glaube, es wäre wichtig, wenn diese Diskussionen weitergingen und die Strategieentwicklung breiter wäre. Digi­tal Divide, insoweit sie die Abdeckung von nicht versorgten Gebieten betrifft, ist ein wichtiger Ausgangspunkt, aber man muss, wie ich meine, Breitband sehr viel breiter sehen und auch die Strategien entsprechend gestalten.

Der zweite Punkt, auf den ich auch hinweisen wollte – und das ist jetzt schon oft erfolgt; ich hoffe, es trägt dazu bei, dass das ein bisschen mehr in den Mittelpunkt rückt –, ist: Alles, was mit E-Content zu tun hat, mit Verwertungsrechten, Urheberrech­ten, ist nicht nur für die Breitband-Entwicklung wichtig, sondern das betrifft genauso Film, Musik, Graphik, Design, weite Teile des Kulturbereichs, wo diese Problematik genauso brennend vorhanden ist, wo man einfachere Lösungen finden muss, um mit Verwertungsrechten und Urheberrechten umzugehen.

Ein weiterer Aspekt bei diesem Urheberrechts-Thema ist der öffentliche Sektor, die öffentliche Hand, die in sehr vielen Bereichen interessante Inhalte hat und wo es nicht klar ist, wie man zu diesen kommt. Alles, was mit Public Sector Information zu tun hat, wird zwar auf der Ebene der EU diskutiert, aber in Österreich nicht, und ich sehe auch keine Strategien oder Ansätze, dass man das bei uns implementieren will. Das betrifft Bereiche wie den ORF oder die Statistik Austria oder all die Museen. Dort liegt jede Menge Inhalte, die, wenn sie zur Verfügung stehen, sicherlich dazu führen würden, dass neue Unternehmen, neue Produkte, neue Dienste, Wachstum et cetera entste­hen. (Beifall.)

13.08

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Herr Vorstandsdirektor Fischer, bitte.

 


13.08

Referent Vorstandsdirektor Ing. Mag. Rudolf Fischer| (Telekom Austria AG): Danke, dass ich auch noch ein paar Worte zu ein paar Punkten sagen darf.

Ich möchte vorerst einmal Herrn Kollegen Cap danken, denn ich meine, die Anregung, dass wir das Thema über den Inhalt, über den Content – speziell über die weitere Ent­wicklung der Content-Applikationen der webbasierenden Themen – in den Mittelpunkt rücken, ist eine ganz wichtige.

Ich habe vorhin zu erwähnen versucht: Die Infrastruktur ist nur das Fundament. Im Endeffekt kommt es darauf an, was wir über diese Infrastruktur dann tatsächlich an Informationen erhalten, beziehen. Das, was wir von der Infotech gesehen haben, ist, glaube ich, der Schritt in die Richtung, in die es gehen wird.

Es freut mich, dass wir so innovative Unternehmen in Österreich haben, es tut mir allerdings Leid, dass wir nicht so schnell sein können. Wir haben 3 Millionen Haushalte zu bedienen, und die Investitionen sind doch leider Gottes etwas höher, aber wir sind da auf dem besten Weg und versuchen natürlich, in diese Richtung zu gehen.

Ich habe das aus folgendem Grund erwähnt: Ich konnte vor einiger Zeit – das war, glaube ich, vor zwei oder drei Wochen – bei einer einjährigen Geburtstagsfeier eines kleinen österreichischen neuen Privatfernsehens dabei sein, und der Titel dieser Ver­anstaltung lautete: Österreich auf dem Weg in das digitale Zeitalter. – Im Wesentlichen ging es dabei eigentlich um das Thema „Content“. Ich war erstaunt und nachher eigentlich frustriert, muss ich sagen, denn es ging eineinhalb Stunden darum, wie man dem ORF noch zusätzliche Werbeminuten wegnehmen kann. Wenn es darum geht und wenn das die Entwicklung im alternativen Fernsehen ist, aber auch im Content-Bereich, dann ist diese Entwicklung wahrscheinlich nicht nachhaltig genug!

Der letzte Punkt, den ich noch ganz kurz anschneiden möchte, ist ein Thema, das die Regulierungspolitik in Österreich betrifft. Wir haben in den letzten Jahren die Marktlibe­ralisierung sehr, sehr intensiv erfahren, wir haben den Wettbewerb gespürt. Es gibt in Österreich sehr viele etablierte Anbieter auf allen Seiten, ob es alternative Telekom­munikationsanbieter sind, Mobilfunkbetreiber, ISPs, Fernsehbetreiber. Der Wettbewerb hat sich etabliert, die Preise sind in den letzten Jahren rasant gesunken. Im Wesentli­chen stand im Vordergrund dieser Thematik der Preiswettbewerb, und die Konsumen­ten haben es im Endeffekt dann doch gespürt, wenn die Preise drastisch gesunken sind.

Ich glaube, wir müssen jetzt nachdenken, ob sich die Regulierungspolitik wirklich mit dem Thema der Nachhaltigkeit beschäftigt, nämlich der Nachhaltigkeit in der Investiti­onspolitik, in der Infrastruktur. Das ist der wesentliche Punkt, den müssen wir im Fokus behalten, und dann sind, glaube ich, solche Veranstaltungen wie heute, die eigentlich als Basis dazu dienen sollten, wichtig, um diesen Schritt zu gehen.

Jetzt haben wir Wettbewerb gehabt, jetzt haben wir die Preise gesenkt, jetzt sollten wir Nachhaltigkeit und Technologie wiederum in den Vordergrund rücken. Vor allen Dingen ist die Nachhaltigkeit der Infrastruktur in Österreich ein wesentlicher Punkt für den Standort. – Danke. (Beifall.)

13.11

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Herr Dr. Einzinger, bitte.

 


13.11

Referent Generalsekretär Dr. Kurt Einzinger| (ISPA – Internet Service Providers Austria): Es ist jetzt sehr viel über Geld gesprochen worden, darüber, wie viel das Ganze kostet, woher man das Geld bekommt und so weiter. Ich möchte das jetzt nicht weiter ausführen, sondern mich auf das konzentrieren, was man tun kann, ohne Geld in die Hand zu nehmen – und das ist gar nicht so wenig und mindestens genauso wich­tig.

Content ist ein wichtiger Bereich, da muss etwas geschehen. Der Vorschlag, eine En­quete darüber zu veranstalten und dieses Thema in das Bewusstsein zu bringen, finde ich sehr gut, und das befürworte ich auch sehr, nur: Ich möchte schon daran erinnern, dass das nicht nur ein österreichisches Problem ist, sondern durchaus ein europäi­sches. Die Europäische Kommission hat gerade eine Konsultation zum Verwer­tungsgesellschaftenrecht gestartet, und man sollte das vielleicht zum Anlass nehmen, das auch in Österreich zu behandeln und das Ganze auch im europäischen Kontext zu sehen und zu betrachten.

Das Zweite, was man tun könnte, ohne Geld in die Hand zu nehmen, ist die Koordinie­rung und die Verbesserung der Arbeitsgemeinschaft im Bereich Breitband. Diese Aufforderung richtet sich speziell an das Ministerium und an die RTR. Diese Förderung sollte gut koordiniert sein, etwa mittels einer ARGE Breitband.

Vorschlagen möchte ich auch die Einrichtung eines Telekommunikationsbeirates, den es eigentlich schon seit dem Telekommunikationsgesetz 2003 geben sollte, denn dort ist er hineingeschrieben worden. Das wäre auch eine Möglichkeit, da eine Platt­form zu schaffen.

Ein weitere Möglichkeit, etwas ohne Geld zu tun, ist, den Wettbewerb zu fördern. Wir sind da nicht ganz der Meinung von Herrn Vorstandsdirektor Fischer, was sich wahr­scheinlich auch ganz logisch ergibt. Wir glauben, dass gerade im DSL-Bereich und bei der Entbündelung noch einiges getan werden muss. Es wird zwar besser, aber es ist lange nicht so gut, wie es sein sollte. Da gibt es die Möglichkeit, durch Wettbewerbs­entzerrung, zum Beispiel durch die Marktdefinition im DSL-Bereich und die dement­sprechende Regulierung danach, die Grundlagen für ein selbsttragendes und nachhal­tiges Wachstum zu schaffen.

Eine weitere Möglichkeit besteht im Funktechnikbereich, und zwar darin, dass man den WLAN-Frequenzen, so wie in anderen europäischen Ländern auch, den 5-GHz-Bereich gibt. Das kostet gar nichts, das ist sozusagen eine simple Verordnung und hätte einen deutlichen, schnellen Effekt.

Was mir an der ganzen Veranstaltung sehr gut gefallen hat, das war, dass es zu dem eigentlichen Thema nur positive Beiträge gegeben hat. Es hat niemanden gegeben, der dagegen gesprochen hat. Es wurden nur verschiedene Ansätze aufgezeigt, wie man was tun kann. Das halte ich für sehr bemerkenswert, denn hier sind verschiedene Parteien vertreten, hier sitzen Menschen mit verschiedenen Weltanschauungen, hier sitzen verschiedene Unternehmer-, Konsumentenvertreter und so weiter, aber trotz­dem sind alle der Meinung, dass das Breitband notwendig ist, dass es ausgebaut wer­den soll, das es stärker sein sollte.

Nützen wir diese große Übereinstimmung! Das ist doch eine Möglichkeit, wirklich etwas gemeinsam zu machen! In welchem Politikfeld haben wir denn das noch?

In diesem Sinne möchte ich Sie ersuchen, an dieser Sache weiterzuarbeiten und die­sem Thema jenen Stellenwert in der Öffentlichkeit und in der Politik zu geben, den es verdient. – Danke. (Beifall.)

13.15

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Herr Dr. Serentschy, bitte.

 


13.15

Referent Dr. Georg Serentschy| (Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH): Meine Damen und Herren! Die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt. – Als die RTR gemeinsam mit dem BMVIT im letzten Jahr den Startschuss zur österreichischen Breitbandinitiative gegeben hat, haben wir diesen ersten Schritt in unserem Lande ge­setzt. Diese Veranstaltung heute – zu der ich noch einmal gratulieren möchte – ist meiner Meinung nach ein weiterer wichtiger Schritt. In diesem Sinn ist die ganze Dis­kussion um die Frage: Reichen 10 Millionen €, oder wie viel sind es wirklich? als Work in Progress zu verstehen. Das ist noch alles „unterwegs“, und die letzten Worte können und sollen auch noch nicht gesprochen sein.

Ich möchte in meinem Schlusswort auf die Rolle eingehen, die wir dabei spielen können.

Herr Fischer hat mit Recht das Thema „Nachhaltigkeit“ angesprochen. Ich möchte in diesem Zusammenhang noch einmal auf das Telekomgesetz 2003 verweisen, wo im § 1 das Bekenntnis oder die regulatorische Zielvorstellung, die letztlich den wirtschafts­politischen Rahmen in diesem Land für den IKT-Sektor absteckt, steht, nämlich unter anderem die Schaffung und die nachhaltige Absicherung von Wettbewerb, die Begüns­tigung von infrastrukturbasierten, zweckmäßigen Investitionen. Das heißt: Investitio­nen, Innovation und Nachhaltigkeit sollen gefördert werden.

Für uns beim Vollzug des Gesetzes heißt das, ganz praktisch gesprochen: Bereiche wie Entbündelung – ich habe schon darauf verwiesen, dass wir heuer im Herbst einen Entbündelungs-Report vorstellen werden, wo man sehen wird können: Wo stehen wir da zurzeit? –, Frequenzvergaben, damit die Möglichkeit, neue Technologien ins Feld zu bringen, damit die Möglichkeit, neue alternative Zugangswege zu Kunden zu er­schließen, damit die Möglichkeit, für die Betreiber billigere, attraktive Services und eine Vielfalt an Services auf den Markt zu bringen, all das soll sozusagen von der regulato­rischen Seite her geregelt werden. Abgesehen von unserer Funktion als Kompetenz­zentrum für das Hohe Haus, für die interessierte Öffentlichkeit und für die Regierung, ist das die Aufgabe, die wir als Regulierungsbehörde dazu leisten können. – Danke schön. (Beifall.)

13.17

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Herr Mag. Ruzicka, bitte.

 


13.17

Referent Ing. Mag. Alfred Ruzicka| (Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie): Herr Präsident! Meine Herrschaften! Ich bin als Vertreter des BMVIT fast gerührt über die heutige Veranstaltung: Es hat noch nie eine so große Zustimmung zu einem unserer Programm gegeben. Ich muss das hier sagen. Es geht quer durch alle Parteien, quer durch alle Länder. Also ich glaube, mit dieser Breitbandinitiative haben wir eine Initiative gesetzt, die tatsächlich etwas bewirkt hat: Wir ziehen alle an einem Strang!

Die größten Schwierigkeiten sehe ich derzeit noch bei der Festlegung der Mittel. Es wird ja immer wieder angesprochen: 10 Millionen € sind ein Tropfen auf dem heißen Stein. – Sie haben Recht! Es sind 10 Millionen €, wenn der Bund den Ausbau finanzie­ren würde, nur ein Tropfen. Ich habe aber bereits in meinem einleitenden Referat be­merkt, dass wir nicht den Ausbau finanzieren, sondern dass wir die Finanzierung stimulieren.

Es haben hier Firmenvertreter gesagt, dass sie 600 Millionen investiert haben – die Telekom Austria zum Beispiel 750 Millionen –, und dass sie daran denken, noch ein­mal dieselbe Summe zu investieren. Das bedeutet, dass in unserem Land investiert wird. Es werden auch die Länder Investitionen vornehmen, und zwar auch ohne unsere Mittel dazu.

Wir können also mit unseren Mitteln eigentlich nur etwas stimulieren. Angebot, Nach­frage – diese Preisspirale, die Dr. Serentschy so schön gezeigt hat! Es muss ein aus­gewogenes Nachfrage-Angebot-Spiel da sein. Da reichen diese 10 Millionen € viel­leicht – ich betone: vielleicht! – vorerst einmal. Wenn Sie nicht reichen sollten, so hoffe ich doch – vor allem auf Grund der wirklich überwältigenden Zustimmung hier –, dass wir weitere Fördermittel bekommen werden, um wirklich in jeden Winkel Österreichs Breitband zu bringen.

Es ist unser Wunsch an alle Versammelten hier, wirklich ein darstellbares und inner­halb Europas auch schönes Ergebnis zu bringen.

Ich möchte auch ganz kurz auf Folgendes eingehen – das kann man historisch nach­vollziehen –: Im Jahre 1996 hatten 3 Prozent aller Österreicher von zu Hause aus einen Zugang zum Internet. Heute sind es 54 Prozent aller Österreicher. Also in sieben, acht Jahren hat sich dieses Medium so stark durchgesetzt!

Wenn wir das jetzt auf die Zeitachse legen und uns fragen: Was wird in acht Jahren sein?, dann können wir davon ausgehen, dass wir in acht Jahren sicherlich nicht 120 Prozent erreicht haben werden, aber uns zumindest in der Größenordnung zwi­schen 70 und 80 Prozent bewegen werden. Ich glaube, dann stellt sich auf einem Markt, wo dann die Content-Industrie hinzukommt, die derzeit noch immer ein bisschen das Henne-Ei-Prinzip verkörpert – man hätte so guten Content, aber es gibt keine Kunden, oder es gibt zu wenig Kunden –, diese Diskussion nicht mehr. Dann ist Inter­net einfach verfügbar, und es wird auch genutzt werden. Damit gehen wir, glaube ich, in die richtige Richtung in unsere Zukunft für Österreich. – Danke. (Beifall.)

13.20

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Es liegen keine weiteren Wort­meldungen vor. Ich kann daher die Debatte schließen.

Schlusswort

 


Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Ausdrücklich möchte ich meine Freude darüber zum Ausdruck bringen, dass Sie dieses Haus heute von einer sehr sachlichen Seite kennen gelernt haben. Sie haben gesehen, dass wir neben der Tat­sache, dass wir in der Lage sind, politische Auseinandersetzungen zu führen, auch in der Lage sind, gemeinsam ein Themengebiet aufzuarbeiten. Ich möchte in diesem Zu­sammenhang betonen, dass die Grundlage für diese parlamentarische Enquete ein einhelliger Beschluss in der Präsidiale des Bundesrates war, der auch von der Opposi­tion, nämlich den Sozialdemokraten und den Grünen, von Anfang an unterstützt wor­den ist. Intendiert war, dass wir hier erstens den Wissensstand, den wir haben, verall­gemeinern und uns wechselseitig austauschen. Zweitens sollte in der Folge auch die Koordination zu diesem Themenbereich erleichtert werden.

Es ist ja aus den einzelnen Beiträgen auch hervorgegangen: Selbstverständlich ist gerade die Thematik der Digital Divide eine regionale Herausforderung und somit natürlich ein Thema für eine Länderkammer. Gerne werden wir auch die Anregungen aufgreifen, auf diesen Themen sozusagen „draufzubleiben“ und uns das auch sachlich, so wie wir es heute getan haben, aus anderen Beleuchtungswinkeln heraus anzu­schauen. Ich gehe einmal davon aus, dass es diesbezüglich zwischen den Fraktionen Einvernehmen geben wird.

Klar ist aber natürlich, dass Enqueten auch eine Initialzündung dafür sein sollen, dass die Leute einander kennen lernen und sich somit bei der Koordination leichter tun.

Ausdrücklich bedanken möchte ich mich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieses Hauses, die uns das Abhalten dieser Enquete, ja zum Teil auch die aufwendige technische Ausstattung ermöglicht haben. Ganz besonders herzlich bedanken möchte ich mich bei den Referenten, die uns den Sachinhalt für diese Enquete geliefert haben.

Zum Thema Koordination möchte ich darauf hinweisen, dass es jetzt anschließend ein Buffet gibt, bei dem wir uns auch koordinieren können. Ich möchte mich noch einmal bei der Telekom für das Sponsoring dieses Buffets bedanken – und abschließend allen gratulieren, dass die Zeit so hervorragend eingehalten werden konnte. – Danke schön. (Beifall.)

Schluss der Enquete: 13.23 Uhr

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