„Die Überwindung der ,Digital Divide‘ als regionale
Herausforderung“
Parlamentarische Enquete des Bundesrates
Donnerstag,
24. Juni 2004
(Stenographisches Protokoll)
Parlamentarische
Enquete des Bundesrates
Donnerstag, 24. Juni 2004
(XXII.
Gesetzgebungsperiode des Nationalrates)
Thema
„Die Überwindung der ,Digital Divide‘ als regionale
Herausforderung“
Dauer der Enquete
Donnerstag, 24. Juni 2004: 9.05 –
13.23 Uhr
*****
Tagesordnung
I. Eröffnung
Präsident des Bundesrates Jürgen Weiss
II. Referate
a) Ing. Mag. Alfred Ruzicka, Bundesministerium
für Verkehr, Innovation und Technologie
b) Dr. Georg Serentschy, Rundfunk und Telekom
Regulierungs-GmbH
c) Dr. Georg Aichholzer, Österreichische
Akademie der Wissenschaften
d) Dr. Hannes Leo, Österreichisches Institut
für Wirtschaftsforschung (Wifo)
e) Ing. Mag. Rudolf Fischer, Telekom Austria AG
f) Ing. Hans Kühberger, Infotech EDV-Systeme
GmbH
g) Generalsekretär Dr. Kurt Einzinger,
ISPA – Internet Service Providers Austria
III. Diskussion
*****
Inhalt
I. Eröffnung
Vorsitzender Präsident des Bundesrates Jürgen
Weiss ........................................... 3
II. Referate
Referent Ing. Mag.
Alfred Ruzicka ................................................................................ 4
Referent Dr. Georg
Serentschy .................................................................................... 9
Referent Dr. Georg
Aichholzer ................................................................................... 13
Referent Dr. Hannes Leo ............................................................................................. 18
Referent Ing. Mag. Rudolf Fischer ............................................................................. 21
Referent Ing. Hans Kühberger .................................................................................... 26
Referent Generalsekretär Dr. Kurt Einzinger ........................................................... 31
III. Diskussion
Bundesrat Karl Boden ................................................................................................. 37
Bundesrat Engelbert
Weilharter ................................................................................. 39
Bundesrätin Michaela Gansterer ............................................................................... 40
Bundesrätin Dr. Ruperta Lichtenecker ...................................................................... 41
Gerhard Weis ................................................................................................................ 43
Dr. Achim Kaspar ......................................................................................................... 45
Mag. Christian Cap ...................................................................................................... 46
Mag. Thomas Barmüller .............................................................................................. 48
Referent Dr. Georg Serentschy ........................................................................... 50, 64
Abg. Rudolf
Parnigoni ................................................................................................. 51
Bundesrat Ing. Siegfried Kampl ................................................................................. 53
Abg. Dr. Gabriela Moser .............................................................................................. 54
Prof. Dipl.-Ing. Thomas Hintze .................................................................................... 55
Dipl.-Ing. Franz Grandits ............................................................................................. 56
Dr. Wilfried Connert ..................................................................................................... 57
Mag. Mathias Grandosek ............................................................................................ 58
Michael Gredenberg .................................................................................................... 60
Referent Ing. Hans Kühberger .................................................................................... 61
Referent Dr. Hannes Leo ............................................................................................. 62
Referent Ing. Mag. Rudolf Fischer ............................................................................. 63
Referent Generalsekretär Dr. Kurt Einzinger ........................................................... 63
Referent Ing. Mag.
Alfred Ruzicka .............................................................................. 65
Schlusswort
Vorsitzender
Vizepräsident des Bundesrates Mag. Harald Himmer ..................... 66
Beginn der Enquete: 9.05 Uhr
Vorsitzende: Präsident des Bundesrates Jürgen Weiss, Vizepräsident des
Bundesrates Mag. Harald Himmer.
*****
I. Eröffnung
Vorsitzender Präsident Jürgen Weiss: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich eröffne die
parlamentarische Enquete des Bundesrates zum Thema „Die Überwindung der
‚Digital Divide‘ als regionale Herausforderung“.
Ich danke Ihnen, dass Sie der Einladung so
zahlreich gefolgt sind und begrüße Sie alle recht herzlich, in besonderer Weise
die Referenten, die auf der Regierungsbank Platz genommen haben.
Ich begrüße auch die Vertreter der Medien;
das ist themenimmanent. Die unterschiedliche Zugänglichkeit zum Internet und
besonders zur Breitbandkommunikation ist ein schichtenspezifisches Problem,
aber auch ein Problem regionaler Differenzierung, weil da die Voraussetzungen
in Österreich – wie in anderen Staaten auch – natürlich unterschiedlich
sind. Es gibt diesbezüglich entsprechende Bemühungen der Europäischen Union und
auch der österreichischen Bundesregierung. Es ist aber eine nahe liegende
Überlegung, diese regionalen Disparitäten auch im Bundesrat zu thematisieren.
Ich danke dem diesbezüglich beruflich einschlägig vorbelasteten Vizepräsidenten
Mag. Harry Himmer, dass er mit großer Hartnäckigkeit dieses Thema
aufgegriffen und auch dessen Durchsetzung verfolgt hat.
Bevor wir in die Beratungen eingehen,
möchte ich kurz einige, den Ablauf betreffende Mitteilungen machen: Am Ende der
Enquete sind wir zu einem kleinen Buffet von der Telekom Austria eingeladen,
und zwar über Vermittlung von Vizepräsident Mag. Himmer. Nur damit Sie
das wissen: Wir machen keine Mittagspause, sondern können das nachher genießen.
Zunächst werden die geladenen Referenten
ein Einleitungsstatement mit je ungefähr 15 Minuten Länge abgeben. Wenn
das rote Licht zu blinken beginnt, ist das eine Einladung, zur Landung
anzusetzen – noch nicht das abrupte Ende; wir wollen das nicht sklavisch
zum Selbstzweck erheben.
Im Anschluss daran werden wir in die
Diskussion eintreten. Ich bitte Sie, sich mit den vorbereiteten Kärtchen
schriftlich anzumelden und diese an die an meiner Seite sitzenden
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu übergeben, damit wir die Diskussionsteilnehmer
in der richtigen Reihenfolge aufrufen können. Die Wortmeldungen werden in eine
Rednerliste aufgenommen, deren Stand zwischendurch bekannt gegeben wird.
Für die Diskussion ist vereinbart, dass die
einzelnen Wortmeldungen die Dauer von 5 Minuten nicht überschreiten
sollen, wobei je einem Mitglied des Bundesrates pro Fraktion eine Redezeit von
10 Minuten zur Verfügung stehen soll. Ich bitte Sie, im Interesse einer
interessanten und lebhaften Diskussion diese notwendigen Begrenzungen im Auge
zu behalten.
Entsprechend der Geschäftsordnung des
Bundesrates wird über die heutige Enquete ein Stenographisches Protokoll
verfasst, das nach der Fertigstellung auch über das Internet abrufbar sein
wird. Ich ersuche daher die Referenten sowie alle, die sich an der Diskussion
beteiligen wollen, ihre Ausführungen über das Mikrophon am Rednerpult zu
machen, damit das auch entsprechend festgehalten werden kann.
(Rechts und links vom Präsidium sind
zwei große Flachbildschirme zur Präsentation von Graphiken aufgestellt.)
II. Referate
Vorsitzender Präsident Jürgen Weiss: Ich erteile nun als erstem Referenten Herrn Mag. Ruzicka das
Wort. – Bitte.
9.08
Referent Ing. Mag. Alfred Ruzicka| (Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie):
Schönen guten Morgen, meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Präsident!
Ich bin ein bisschen verwirrt ob dieses schönen Gerätes. (Auf dem Rednerpult
steht ein Laptop, der der digitalen Projektion von Schaubildern dient.) Wir
haben zwar nur einen sehr kleinen Bildschirm hier für diese große Menge, aber
ich darf trotzdem sagen: Wir werden es schaffen.
Das Thema heute lautet: „Die Überwindung
der ‚Digital Divide‘ als regionale Herausforderung“. Ich freue mich ganz
besonders, in diesem Kreis darüber etwas mehr sagen zu können. „Digital
Divide“ – dazu werden wir später von Dr. Aichholzer noch viel mehr
hören – beschreibt die Situation zwischen Menschen, die diese modernen
Informations- und Kommunikationstechnologien nützen, und Menschen, die davon
ausgeschlossen sind.
Ich möchte eingangs gar nicht näher auf die
Ursachen dieser Digital Divide eingehen. Diese können sein: Bildung, Einkommen,
persönliche Einstellungen, Alter, aber natürlich auch – und das ist das
Hauptthema heute – die Verfügbarkeit. (Begleitend zu diesem Referat
werden auf den zwei rechts und links vom Präsidium aufgestellten Flachbildschirmen
Graphiken präsentiert und erläutert.)
Beginnen möchte ich meinen Vortrag mit
einem Zitat von Robert Kahn, der ein Internet-Pionier war. Ich zitiere:
„Das Internet hat die Kommunikationswelt
revolutioniert wie nichts zuvor. Es ist ein Mechanismus zur Streuung von
Information und ein Medium zur Kooperation und Interaktion von Menschen
ungeachtet des geographischen Ortes.“
Wenn wir heute, einige Jahre danach, auf
diesen Spruch blicken, werden wir feststellen, dass sich inzwischen viel
verändert hat. Von dem ursprünglichen zivilen Ansatz des Free Flow of
Information haben wir heute neue Formen, neue Anwendungen,
E-Business-Anwendungen, E-Government-Anwendungen, neue Lager, Vertriebslogistiken,
eigentlich Auswirkungen, die in den Produktionsprozess zurückgreifen, die
eigentlich die Wirtschaften verändert haben.
Von dem ersten Ansatz, dass es rein ein
Kommunikationsmedium ist, hat sich inzwischen sehr viel weiterentwickelt.
Bezüglich der wirtschaftlichen Auswirkungen möchte ich auf einen Vergleich der
Europäischen Kommission zwischen den amerikanischen und den europäischen
Wirtschaften hinweisen.
Die Kommission hat festgestellt, dass die vermehrte
Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien eine höhere
Produktivität ganzer Branchen bewirkt hat. Das ist derzeit mit ein Grund dafür,
warum Amerika in diesem Wirtschaftsumfeld vor ganz Europa liegt.
Bezüglich Österreich möchte ich hier nur
einen ganz kurzen Schluss darlegen: Wir haben in Österreich 67 Prozent
exportorientierte kleine und mittlere Unternehmen. Gerade für diese
Unternehmen ist ein leistbarer Breitbandanschluss eine Voraussetzung, um
überhaupt auf dem Weltmarkt reüssieren zu können. Niedrige Kommunikationskosten
bringen einen Eintritt in geographisch entlegene Märkte oder ermöglichen dies
überhaupt erst.
Nun möchte ich ein ganz kleines Beispiel
dafür bringen, warum Breitband im wirtschaftlichen und auch im privaten
Bereich so wichtig ist.
Meine Damen und Herren, Sie sehen hier (der
Redner zeigt ein Schaubild) die Übertragung von 24 digitalen Fotos mittels
verschiedener Medien. Sie können hier sehen: Mit Glasfaser, 10 Mbit, sind wir
gerade fertig geworden, währenddessen es beim Dial-Up, also beim
normalen Modem-Anschluss, zwölf Sekunden dauert; man sieht das erste
Stricherl. – Ich möchte das jetzt nicht 40 Minuten lang vorführen,
und Sie schauen jetzt 40 Minuten zu, wie lange das dauern wird, ich kann
aber vorwegnehmen, dass die Übertragung für den Privatbereich 40 Minuten
dauern wird.
Ich glaube, ich brauche zu diesem Bild an
und für sich nichts Näheres zu erklären. Sie können hier sehen, wie lange eine
Übertragung dauert. Für einen Geschäftsbereich ist Zeit ein Thema. Das heißt,
wenn man zu lange auf etwas wartet, wird man einfach im Wettbewerb
hinterherhinken. Auch privat ist es tatsächlich so, dass die Menschen heute
nicht mehr geneigt sind, zu lange auf etwas zu warten. Das heißt, Breitband ist
auch im privaten Bereich ein Thema.
Welchen Lösungsansatz hat die
österreichische Bundesregierung hiefür gefunden? – Breitband ist, wie Sie
wissen, im Wettbewerbsmarkt, es wird nicht verordnet, es wird nicht vom Staat
zur Verfügung gestellt. Das heißt, man hat ein Maßnahmenbündel vorgesehen.
Die Breitbandstrategie der
österreichischen Bundesregierung ruht auf drei Pfeilern: Wir haben
angebotsstimulierende Maßnahmen, nachfragestimulierende Maßnahmen und natürlich
einen Teil, der die Infrastruktur betrifft. Ich muss ehrlich sagen: Es wird uns
nichts helfen, wenn wir die besten Angebote haben, denn solange die
Infrastruktur zur Nutzung nicht da ist, werden wir diese Angebote einfach nicht
im Volk verteilen und auch nicht selbst nutzen können.
Ich möchte ganz kurz auf das Angebot
eingehen. Ich glaube, Sie alle kennen die E-Government-Lösungen und Sie alle
kennen FINANZOnline. Da wird tatsächlich sehr viel gemacht, es
wird sehr viel Geld investiert. Wir konnten bereits große Erfolge feiern: Wir
sind im E-Government-Bereich auf Platz 4 in der Europäischen Union, und
das ist wirklich ein sehr, sehr großer Erfolg!
Bezüglich der Nachfragestimulierung brauche
ich nur auf die Einkommensteuerreform hinzuweisen. Man muss davon ausgehen,
dass durch die großen Projekte des Bundes, diese Back Office-Projekte,
insbesondere ELAK-Einführung, auch eine Nachfrage auf dem Markt erzeugt wird.
Drittens: Infrastruktur. Das
ist heute einer der wesentlichsten Punkte. Das ist auch der Teil, bei dem wir
vom BMVIT uns als zuständig sehen. – Dazu werde ich noch ein paar Dinge
erklären.
Da all diese Maßnahmen sehr allgemein
gehalten sind und in 15 Minuten nicht dargestellt werden können, möchte
ich auf die Voraussetzungen eingehen.
Diese Breitbandinitiative wurde im
Jahr 2003 gegründet, und zwar zusammen mit der RTR; dazu wird
Dr. Serentschy sicher noch mehr sagen können. Es war im Vorfeld aber
notwendig, zu erheben, wo Österreich steht. Man springt nicht in einen Teich,
wenn man nicht weiß, wie tief er ist.
Ich darf auf diese Charts verweisen (der
Redner präsentiert eine Graphik): Wir haben in Österreich bei der
PC-Nutzung und bei der Internet-Nutzung im Unternehmensbereich eigentlich eine
Sättigung erreicht. Wir sind bei 98 oder 99 Prozent angelangt; dazu
brauche ich nichts mehr zu sagen.
Es gibt in Österreich im privaten Bereich
auch eine sehr, sehr gute Erfolgsaussicht. Die Zahlen, die Sie hier betreffend
den privaten Bereich sehen, sind vom Austrian Internet Monitor aus
dem ersten Quartal 2004. Es nutzen derzeit etwa 70 Prozent aller
Österreicher einen PC, und 62 Prozent aller Österreicher nutzen das
Internet oder haben zumindest einen Zugang zum Internet.
Wenn Sie aber das dritte Chart ansehen,
dann werden Sie erkennen können, dass im Breitbandfeld im Unternehmensbereich
und auch im Privatbereich die Nutzung sehr stark abnimmt. Ich würde sagen: Da
ist natürlich die Verfügbarkeit mit ein Grund. Ich sehe keinen Grund dafür,
warum ein Unternehmen heutzutage nicht einen Breitbandanschluss haben sollte
oder auch nicht benötigen würde.
Das zweite Problem ist die Versorgung. Da
hat die RTR eine wirklich anstrengende und umfangreiche Erhebung
aller „weißen Flecke“ – wir nennen die nicht versorgten Gebiete „weiße
Flecke“ – durchgeführt. Ich möchte da dem nächsten Redner nicht vorgreifen,
sondern nur Folgendes erwähnen: Es sind in Österreich von den 17 245 Ortschaften
derzeit rund ein Drittel – und das betrifft doch eine Million
Menschen – nicht mit Breitbandinfrastruktur versorgt.
Wir sehen Breitband als Schlüsselfaktor
für Österreich an. Für die österreichische Wirtschaft mit hauptsächlich
kleineren und mittleren Unternehmen ist ein Breitbandanschluss wirklich
wichtig. Es gibt derzeit etwa 600 000 Breitbandanschlüsse in Österreich,
wir liegen damit im internationalen Vergleich im Mittelfeld. Es ist deshalb das
Ziel Österreichs, mit der Breitbandinitiative, die wir gemeinsam mit der RTR
gestartet haben, weltweit an die Spitze der Informationsgesellschaften zu
rücken. Die Voraussetzungen dafür sind sehr gut.
49 Prozent der Haushalte haben einen
PC, deren Nutzung beläuft sich auf 70 Prozent. – Ich möchte diese
Zahlen vergleichen, damit man erkennen kann, was da wirklich läuft. – Bei
den Internet-Anschlüssen ist die Zahl sehr interessant: 36,2 Prozent
Internet-Anschlüsse zu Hause. Derzeit gibt es bereits 20 Prozent
Breitband-Internetanschlüsse. Das heißt, es haben, sofern die Zahlen stimmen,
mehr als die Hälfte aller privaten Haushalte bereits einen Breitbandanschluss.
Es ist auch ganz interessant, dass weltweit
652 Millionen Menschen das Internet nutzen. Man erkennt also die
Möglichkeiten, die in diesem Medium stecken.
Es geht bei dieser Breitbandinitiative
darum, die digitale Kluft, die sich quer durch Österreich zieht, zu
verkleinern und Chancengleichheiten zu generieren. In den ländlichen Regionen Österreichs
sollen dieselben Chancen vorherrschen wie in den Ballungszentren. Egal, wie
viele Menschenleben wirklich betroffen sind: Breitband muss auf lange Sicht für
jedermann verfügbar sein – egal, ob in Graz oder in Stinatz.
Es gibt auch ein klares politisches
Bekenntnis zum Breitbandausbau. Ich darf kurz verweisen auf den E-Government-Vortrag –
das war ein Ministerratsvortrag vom 13. Mai 2003 –, der sehr auf
E-Government-Lösungen fokussiert war, der aber in einem Absatz ganz klar auch
von der Infrastruktur, vor allem jener in den Gemeinden des ländlichen Raumes,
die eben verbesserungswürdig ist, gehandelt hat.
Ein weiteres Ziel ist es – und das ist
im Ministerrat vom 14. April 2004 festgestellt worden –, Österreich
mit der Breitbandinitiative im Breitbandbereich unter die Besten Europas zu
bringen. Wir wollen die Breitbandverfügbarkeit von derzeit zirka
80 Prozent bis 2007 auf annähernd Vollversorgung bringen. Wie Sie wissen,
stehen uns derzeit etwa 10 Millionen € Fördermittel zur Verfügung. Um
bundesweit eine einheitliche Vergabe der Förderungen sicherzustellen, wurde ein
durch Bund, Länder und EU getragenes Förderprogramm konzipiert, welches
Investitionen zum Ausbau der Breitbandinfrastruktur durch private Anbieter im
Ausmaß von 100 Millionen € stimulieren soll.
Diese österreichische Fördermodell –
wir nennen es Sonderrichtlinie Breitbandinitiative – wird
gerade mit den Bundesländern, dem Finanzministerium und dem Wirtschaftsministerium
koordiniert, und wir erhoffen uns, dass wir noch im Sommer einen Abschluss der
diesbezüglichen Gespräche und damit auch eine fertige Richtlinie und eine
Ausgabe in der „Wiener Zeitung“, was für uns wesentlich ist, schaffen.
Ich möchte nun auf ein paar Eckpunkte
dieser Förderrichtlinie eingehen. Die Initiative hat, ganz allgemein
gesprochen, den Fokus, nicht Firmen, sondern benachteiligte Gebiete zu
unterstützen. Wir wollen den Datenausbau der Infrastruktur fördern, und es war
natürlich die Vorfrage der förderungswürdigen Gebiete zu klären.
Eine Frage betrifft außerdem die
förderungswürdigen Gebiete. Wie ich vorhin erwähnt habe, gibt es eine Liste der
„weißen Flecken“, das heißt, aller Gebiete, die derzeit nicht versorgt sind.
Diese Gebiete sind sehr zahlreich. Mit dem Förderrahmen, den wir derzeit zur
Verfügung haben, können wir diese nicht auf einen Sitz bedienen, daher mussten
bei diesen Gebieten nach objektiven Kriterien Einschränkungen vorgenommen
werden.
Konkret – ich möchte das jetzt sehr
vereinfacht darstellen –: Es gab eine Reihung der unversorgten Gebiete. Berücksichtigt
wurde ihr Bedarf auf Grund des Vorhandenseins von öffentlichen Einrichtungen,
Unternehmen und auch unter Beachtung des Nachfragepotentials der Bevölkerung.
Diese Reihung hat sich über ganz Österreich
erstreckt und war nicht auf ein Bundesland bezogen. Viel mehr kann ich derzeit
dazu nicht sagen, denn wir verhandeln noch mit den Bundesländern. Es sind
eventuelle Fehler noch zu bereinigen. Diese Liste wird meiner Meinung nach
Anfang Juli tatsächlich fertig sein.
Wesentlich ist auch die Abwicklung des
ganzen Programms. Die Ausschreibung, die konkrete Abwicklung wird den Ländern
obliegen. In richtlinienkonformen Ausschreibungen werden Projekte und
Förderwerber ermittelt werden, die dann natürlich beim BMVIT ein Förderansuchen
einbringen können.
Bezüglich der Projektdauer
ist zu sagen: Wir haben eine Projektdauer von 2004 bis 2005, also eigentlich
ein sehr kurzes Programm. Der Sinn ist auch ganz kurz und schnell erklärt: Wir
wollen sofort Auswirkungen auf dem Markt sehen. Wenn das Programm
zu lange dauern würde, wäre zu erwarten, dass die Auswirkungen vielleicht erst
in einigen Jahren erkennbar sind. Wir gehen vom folgenden Gesichtspunkt aus:
Breitband soll so schnell wie möglich kommen. Es gibt die ersten Anwendungen,
es gibt Nachfrage, daher natürlich ein sehr kurzes Programm mit einem sehr
starken Fokus auf einen schnellen Ausbau.
„Breitband“ wird üblicherweise von jedem
eigendefiniert. Es gibt keine wirkliche Definition für Breitband. In der Regel
bezeichnet der Begriff eigentlich nur permanente Internet-Anschlüsse mit einer
wesentlich höheren Geschwindigkeit als Einwahlverbindungen.
Ich muss sagen: Wir mussten natürlich
deshalb die Bandbreite definieren, das hat längerer Diskussionen bedurft.
Derzeit ist die Vorgabe folgende: physikalische Downloadbandbreite
384 Kbit/s, ständiger Internetzugang mit zeitunabhängigem, laufendem
Grundentgelt. – Die Formulierung kennen Sie alle aus dem
Einkommensteuergesetz. Das Einzige, das sich ein bisschen verändert hat, ist
die Downloadbandbreite; diese ist bei uns ein bisschen höher.
Nun zu Art und Höhe der
Förderung: Die Förderung des Bundes erfolgt in Form von nicht
rückzahlbaren Zuschüssen. Förderbar sind projektbezogene Kosten für Infrastrukturinvestitionen.
Vielleicht auch recht interessant sind die Anteile, damit man das
Gesamtfördervolumen ein bisschen abschätzen kann: 10 Prozent der Förderung
wird durch den Bund erfolgen. Wir erwarten einen mindestens gleich hohen
Landesanteil und natürlich EU-Strukturfondsmittel, falls möglich. Man muss auch
sagen: Die Strukturfondsmittel stehen uns sicher noch bis Ende 2006 zu. Auch
das ist mit ein Grund dafür, warum das Programm jetzt initiiert und warum für
dessen Umsetzung ein so kurzer Zeitraum festgesetzt wurde.
Nun einige Ausschreibungskriterien.
Ich möchte Sie nicht mit allen Kriterien langweilen, aber es gibt einige
wesentliche Kriterien, die erfüllt sein müssen. Das ist eine Vorgabe, die
nicht allein von uns kommt, sondern die auch von der EU mit determiniert ist.
Wenn wir Strukturfondsmittel in Anspruch nehmen, wenn wir Förderprogramme
machen, dann haben wir Vorgaben, die wir einhalten müssen. Unter anderem möchte
ich gleich mit der „technologischen Neutralität“ beginnen.
Eines ist ganz klar: Wir können uns nicht
aussuchen, mit welcher Technologie eine Ausschreibung oder überhaupt ein
Anbieter arbeiten wird. Es muss neutral sein, es muss jedem die Möglichkeit
geboten werden, mit seiner Technologie das umzusetzen.
Ein meiner Ansicht nach auch sehr
wesentliches Merkmal ist die Nichtdiskriminierung von Anbietern unterschiedlicher
Unternehmensgrößen. Damit ist gemeint, dass die Ausschreibungslose so gestaltet
sein müssen, dass auch regionale oder lokale Anbieter eine Chance haben.
Ein praktisches Beispiel dafür: Wenn ich
ein ganzes Bundesland oder vielleicht zwei, drei Bundesländer ausschreiben
würde, dann hätten natürlich lokale Anbieter keine Chance haben, hier
mitzubieten. Daher ist diese Form der Nichtdiskriminierung bei uns in den
Richtlinien sehr stark verankert.
Nächster Begriff: „offener Zugang“.
Das ist ein Fachbegriff aus dem Telekommunikationsrecht; diesen möchte ich
hier nicht näher erklären. Er dient der Interoperabilität. Es kann nicht sein,
dass mit Fördermitteln geschlossene Netze errichtet werden, die dann nicht für
alle zugänglich sind.
Ein weiterer Punkt ist die Coverage-Verpflichtung.
Das heißt: Wir gehen davon aus, dass derjenige, der mit Fördermitteln ein Netz
errichtet, auch die Verpflichtung hat, dieses Netz zu betreiben, und zwar zu
bestimmten Bedingungen, nämlich, dass er die im ausgeschriebenen Gebiet
lebenden Personen dann auch tatsächlich innerhalb einer bestimmten Frist
versorgt.
Es gibt, so glaube ich, zwölf Kriterien
oder sogar noch mehr. Es gibt objektive Kriterien auch noch; ich möchte da
nicht weitergehen. Es sind auch Wholesale-Verpflichtungen dabei.
Wir wollen auch einen Business-Plan sehen. Das Ganze soll so sein, dass auch
gewährleistet ist, dass dieser Betrieb in fünf Jahren – das ist wahrscheinlich,
aber sicher ist es nie – noch besteht, dass er auch das, was er
verspricht, nämlich eine Penetration, auch tatsächlich einhalten kann. Ob dies
realistisch ist, will ich jetzt nicht untersuchen. Das sind Kriterien, die noch
weiter gehen; ich möchte jetzt nicht näher darauf eingehen.
Wir setzen natürlich noch weitere
Aktivitäten, Randaktivitäten. Das betrifft bewusstseinsbildende Maßnahmen. Wir
werden auf unserer Homepage weitere Maßnahmen setzen. Es müssen auch
Aktivitäten, was die Sicherheit betrifft, was Informationen betrifft, gesetzt
werden. Wir wollen – ich darf das jetzt vorweg sagen, es ist noch nicht
fixiert – im Herbst beginnen, konkret Hilfestellung zu leisten, konkret
auch in Details einzusteigen, wenn die ersten Ausschreibungen, wie ich hoffe,
auch tatsächlich erfolgen.
Ich glaube, ich habe in sehr kurzer Zeit
einen Überblick über die Aktivitäten des BMVIT geboten – und danke für
Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall.)
9.27
Vorsitzender Präsident Jürgen Weiss: Danke, Herr Mag. Ruzicka.
Nächster Referent ist Herr Geschäftsführer
Dr. Serentschy. – Bitte.
9.27
Referent Dr. Georg Serentschy (Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH): Herr Präsident! Meine Damen und Herren
Abgeordneten! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte mich vorerst sehr
herzlich für die Möglichkeit bedanken, hier sprechen zu dürfen, und möchte vor
allem Herrn Vizepräsidenten Himmer zu dieser Initiative, dieses Thema hier
vorzustellen, gratulieren. Ich glaube, dass es eine sehr wichtige Initiative
ist, die Damen und Herren des Hohes Hauses mit diesem wichtigen Infrastrukturthema,
mit diesem Thema vertraut zu machen, das, wie nicht nur ich, sondern auch viele
andere meinen, für die Zukunft unseres Landes von großer Bedeutung sein wird.
Lassen Sie mich zuerst kurz auf die Rolle,
die die RTR in dem ganzen Konzert der österreichischen Breitbandinitiative
spielt, eingehen, damit Sie die vielleicht etwas ungewöhnlich Ausgangslage
verstehen, warum sich eine Regulierungseinrichtung, bei der man normalerweise
erwartet, dass sie sich ausschließlich mit der Frage der Marktkontrolle und
der Wettbewerbskontrolle in einem bestimmten Sektor beschäftigt, in diesem
Bereich engagiert hat.
Meine Damen und Herren! Das hängt damit
zusammen, dass die RTR als ausgegliederte Einrichtung des Bundes agiert und
hier im Konzert gemeinsam mit dem BMVIT, so wie Mag. Ruzicka das schon
erklärt hat, im letzten Jahr diese Breitbandinitiative ins Leben gerufen hat.
Warum ist diese Breitbandinitiative
notwendig geworden? – Sie sehen hier (der Referent zeigt eine Graphik)
in der ersten Zeile das Programm eEurope, dargelegt in
eEurope 2002, wo es vor allem um die Fragen der Infrastruktur geht, und
eEurope 2005, die Frage der Dienste. Es wurden die Mitgliedsländer der
Europäischen Kommission verpflichtet, nationale Strategien zu entwickeln,
nationale Antworten auf die Frage zu geben, wie Europa zur leistungsfähigsten
Region, zur wettbewerbsfähigsten Region der Welt werden kann. Ich erwähne in
diesem Zusammenhang das bekannte Lissabon-Ziel. Es wäre auch sehr wichtig,
dass sich die Politik nicht von diesem Ziel verabschiedet.
Die Antwort darauf ist die österreichische
Breitbandinitiative. Es geht dabei um die nachhaltige Sicherung eines
Spitzenplatzes für Österreich unter den Informationsgesellschaften, und der
Ansatz ist – wie schon teilweise erwähnt wurde – technologieneutral;
das heißt, es geht nicht darum, eine bestimmte Technologie oder ein bestimmtes
Unternehmen zu fördern, sondern es geht darum, das Thema Breitband in den
Köpfen der Politik, in den Köpfen der Menschen zu verankern und die Unternehmen
zu motivieren, auf diesem Gebiet zu investieren.
Die Berücksichtigung von Angebot und
Nachfrage gehört da ganz genauso dazu, und wir haben in diesem Zusammenhang den
Begriff „Breitbandspirale“ gewählt. Sie sehen hier (der Referent
zeigt eine weitere Graphik) diese Breitbandspirale, also die Wechselwirkung
zwischen dem „Technologie-Push“ – also der ubiquitären Verfügbarkeit von
Infrastruktur – auf der einen Seite und dem „Demand-Pull“ – also der
Nachfrageförderung, der Nachfragesteigerung – auf der anderen Seite, die
es gilt, ins Laufen zu bringen. Diese Breitbandspirale beginnt sich nur dann zu
drehen, wenn beides vorhanden ist: einerseits ausreichende Angebote an
Infrastruktur, andererseits aber auch nachfragestimulierende und interessante
Dienste – Dienste, die nützlich sind, die den Menschen das Leben einfacher
machen und auch Spaß machen. Wenn beides vorhanden ist, dann beginnt sich
diese Breitbandspirale im Sinne einer selbstverstärkenden Entwicklung zu
bewegen.
Worum geht es im Detail? – Strategien
zu entwickeln, politische Entscheidungen zu treffen, ist Sache der
Bundesregierung, in diesem Fall Sache des BMVIT. Die Rolle der RTR ist dabei
die des unabhängigen Kompetenzzentrums, der Beratung für die Regierung und für
das Parlament, wenn es darum geht, in diesem Bereich tätig zu werden.
Das heißt, wenn es darum geht, zu den
Fragen: Wo wollen wir hin?, und: Wie wollen wir das erreichen?, Entscheidungen
zu treffen, dann können wir als RTR GmbH dazu die operativen Beiträge
liefern im Sinne des Aufzeigens der Möglichkeiten, wohin man gehen kann, der
Entwicklung von Szenarien und vor allem auch einmal der Beantwortung der
Frage: Wo stehen wir heute – beziehungsweise wo stand Österreich, um es
ganz genau zu sagen, im Jahr 2003 – im Bereich der
Breitbandentwicklung?
Die ubiquitäre Breitbandversorgung,
also die Versorgung überall für jedermann zu jeder Zeit – das soll dieses
schöne Wort sagen –, bringt vielfachen Nutzen für den Einzelnen und für
die Volkswirtschaft. Das Ganze wird immer gerne in diesem „e-World-Dreieck“
abgebildet, nämlich das Zusammenwirken zwischen den übergeordneten Zielen von
e-World, der Medienindustrie und den Telekomindustrien. Das heißt, es geht um
Dienste, es geht um Infrastruktur und es geht um das Zusammenfügen des Ganzen
zu einem nützlichen Höheren für die Gesellschaft.
Das ist ein wichtiger Faktor, und ich meine
sogar sagen zu können, ein zentraler Faktor für den Wirtschaftsstandort, meine
Damen und Herren. Das, was für die Betriebe vor 50 Jahren der
Eisenbahnanschluss und vor 30 Jahren der Autobahnanschluss war, ist heute
der Breitbandanschluss; das darf man nicht vergessen. Und auch andere Infrastrukturen,
wie Eisenbahn oder Autobahnen, sind nicht von heute auf morgen und nicht allein
privatwirtschaftlich entstanden. Es hat dabei immer auch des Impulsgebers der
öffentlichen Hand bedurft, um solche Modelle überhaupt einmal ins Laufen zu
bringen.
In Zukunft werden wesentliche Teile des
Bruttoinlandsproduktes direkt oder indirekt vom Breitband abhängen, auch die
ganze Frage der Regionalentwicklung der Volkswirtschaft, der Möglichkeit für
Unternehmen, auch in etwas entlegenen Gebieten, die strukturschwach sind, ein
Unternehmen zu gründen, Software zu entwickeln oder in der Kreativindustrie
tätig zu sein – was auch immer. Unternehmerisch tätig zu sein, zu lernen,
Wissenschaft zu betreiben – das alles hängt vom Breitband ab. Das heißt
also: schnellerer Zugang zu Informationen, verringerte Wartezeiten, aber auch
Effekte wie Verringerung des Verkehrsaufkommens, damit Entlastung der Umwelt,
neue Dienste, neue Kommunikationsmöglichkeiten.
Die Gefahren, meine Damen und Herren, wenn
es zur Digital Divide kommt – wenn es schlagend wird, dass in unserer
Gesellschaft eine Online- und eine Offline-Gesellschaft oder
eine Breitband- und eine Schmalband-Gesellschaft entsteht –, sind vielfältig,
und diese gilt es zu vermeiden. Deshalb ist es auch so begrüßenswert, dass sich
das Hohe Haus mit dieser Veranstaltung diesem Thema ganz spezifisch annähert.
Informationsgefälle, Standortnachteile – gerade vor dem Hintergrund der
EU-Erweiterung, glaube ich, ein ganz wichtiges Thema –, die
Benachteiligung von ganzen Regionen, Landflucht et cetera, das alles wären die
negativen Folgen, wenn es zu dieser Digital Divide kommt, die ja partiell heute
existiert – ich werde Ihnen das anhand der Karten zeigen –, und diese
gilt es abzubauen.
Die Breitbandspirale ist ja eigentlich ein
klassisches Beispiel einer Henne-Ei-Problematik, die es zu überwinden gilt.
Man muss einmal beginnen, einerseits die Nachfrage zu fördern und andererseits
das Angebot zu pushen. Und wenn das dazu führt, dass verstärkte Nachfrage
Kapazitätsengpässe erzeugt, dann sind diese Kapazitätsengpässe Anreize für
Infrastrukturinvestitionen. Diese führen wiederum zu Preissenkungen, zu
erhöhter Nachfrage et cetera – man sieht also sehr schön, wie sich diese
Spirale in der Folge dreht.
Der Lösungsansatz, den wir in unserer Rolle
als Berater des BMVIT hier wählen, ist eine Gesamtbetrachtung: Die Entwicklung
umfassender Strategien, Bewusstseinsbildung – Vertrauensbildung, meine
Damen und Herren, gehört da auch dazu; ich denke dabei etwa an die
elektronische Signatur, die dazu dient, dass sich auch der Nutzer im Internet
nachweislich als derjenige ausweist, der er zu sein vorgibt –,
Wissensbildung, all das gehört dazu.
Wie ist die strategische Position
Österreichs in dieser Sache? – Sie sehen hier in der Mitte (der
Referent zeigt eine weitere Graphik), etwas fett gedruckt, Österreich abgebildet.
Österreich hat einmal zu den Pionieren auf dem Breitbandsektor
gehört – Breitbandtechnologien sind dank der Unternehmensentscheidungen,
die auf diesen Gebieten gefallen sind, früh in den Markt eingetreten –,
ist dann aber international zurückgefallen. Und das, meine Damen und Herren,
ist nicht deswegen passiert, weil in Österreich Infrastruktur abgebaut worden
wäre; nein, es ist deswegen passiert, weil in anderen Ländern erkannt worden
ist, dass es enorm wichtig ist, in diesem Bereich nationale Anstrengungen zu
unternehmen, dass dies einer der Schlüsselfaktoren für Beschäftigung,
Prosperität und soziale Absicherung ist, und daher dort massiv investiert
wurde.
Ich kann Ihnen sagen, dass man sich in der
Region Prag und Umgebung entschieden hat, 1 Milliarde € in den
Breitbandausbau – nur für Prag und Umgebung! – zu investieren, weil
dort die Stadtregierung erkannt hat, dass das für sie ein zentraler Standortfaktor
geworden ist. Sie sehen also, mit welchen Summen wir uns hier beschäftigen müssen.
Österreich liegt an einer Position, die ganz einfach auch nicht der Rolle des
Landes im internationalen Konzert entspricht. Dieser Bereich ist jedoch, meine
ich, so wichtig, dass man hier verstärkte Anstrengungen unternehmen sollte. (Vizepräsident
Mag. Himmer übernimmt den Vorsitz.)
Wo stehen wir in der Breitbandversorgung
heute – oder, um ganz genau zu sein, wo standen wir im August 2003,
dem Zeitpunkt, auf den sich die Datenlage bezieht –? Diese Datenlage war
sehr schwierig zu erheben, und Herr Mag. Ruzicka hat es schon erwähnt: Wir
hatten Hunderte Unternehmen zu befragen, und das Ergebnis dieser Befragung
sehen Sie hier. (Der Referent zeigt eine Graphik.)
Die rot markierten Gebiete sind jene, wo
Doppelversorgung mit DSL einerseits und Kabelnetzen andererseits
gegeben ist. Die in Gelb gehaltenen Gebiete verfügen nur über Kabel, und die
grün eingezeichneten Gebiete verfügen nur über DSL. – Es wird vielleicht
hier nicht ganz so gut sichtbar sein, aber diese Karten sind auch im Internet
auf unserer Homepage abrufbar.
Und auf der anderen Seite sehen Sie das
jeweilige Bevölkerungspotential. Herr Mag. Ruzicka hat auch gesagt, dass
wir in der Frage der Nachfragemodellierung ja auch das Bevölkerungspotential
als einen Parameter herangezogen haben. Sie sehen, dass es durchaus Regionen
gibt – im Nordwesten, im Norden, im Osten und im Süden –, die man
als strukturschwach auf dieser Infrastrukturseite bezeichnen kann, weil
Nachfragepotential da ist, aber nicht ausreichende Versorgung. Die
Ballungsgebiete sind allerdings, wie Sie sehen können, sehr gut versorgt.
Wenn Sie das Ganze noch nach Technologien
„aufdröseln“, dann sehen Sie hier: Diese grünen Punkte stellen die
ADSL-versorgten Gebiete dar – das sind diese kleinen Flecken, dort, wo
sozusagen die Leitungen vorhanden und die Leitungslängen nicht so groß sind,
sodass man ADSL im Prinzip anbieten kann –, die gelben
beziehen sich auf die Kabelnetz-Infrastruktur – Sie sehen hier, dass es da
vor allem in Salzburg relativ viel gibt –, die blauen sind WLAN-Hotspots –
das sehen Sie natürlich hier in Wien; das sind jene Dinge, die es in den
Kaffeehäusern, in den Hotels et cetera, auf öffentlichen Plätzen gibt –,
und die roten kennzeichnen WLAN-Infrastruktur, wo auch sehr viel gemacht worden
ist.
Versorgte versus nicht versorgte Ortschaften –
da gehe ich sozusagen einen Schritt tiefer als das, was Herr Mag. Ruzicka
vorher schon gezeigt hat –: Sie sehen hier einerseits die roten
Punkte – das sind die unversorgte Ortschaften –, andererseits die grünen,
die die versorgten Ortschaften darstellen. Summa summarum: Von
17 245 Ortschaften, die es in Österreich gibt, sind 7 000 nicht
mit Breitbandinfrastruktur versorgt oder projektiert; und die unversorgten
Ortschaften haben alle weniger als 843 Haushalte, es handelt sich also
durchwegs um kleinere Ortschaften.
Auch hier sehen Sie rein qualitativ wieder
das Bild im Norden, im Osten und im Süden; das hat natürlich unter anderem auch
damit zu tun, dass das jeweils Gebiete in der Nähe der Grenzen zum ehemaligen
Eisernen Vorhang sind, also dort, wo strukturschwache Gebiete entstanden sind.
Wir unterstützen als Regulierungsbehörde
die österreichische Breitbandinitiative durch ganz konkrete, fassbare Beiträge.
Wir haben den Status des Breitbandausbaus erhoben und das Indikatorenmodell –
das die Basis für die Priorisierung, die im BMVIT vorgenommen worden ist,
darstellt – erstellt. Diese Tätigkeit ist abgeschlossen, und es gibt heute
diese Priorisierung von Gebieten als Basis für die Ausschreibungen des Bundes
und der Länder.
Es gibt aber auch eine ganze Reihe von
weiteren Tätigkeiten, die wir durchführen, um die Breitbandentwicklung im Land
zu unterstützen, und dazu gehören auch unsere Tätigkeiten im Bereich der
Regulierung im engeren Sinn. Es geht um die Frage der operativen Umsetzung des
neuen europäischen Rechtsrahmens für die Telekommunikation. Wir führen in
diesem Zusammenhang Marktanalysen durch, schauen, wo ausreichender Wettbewerb
vorhanden ist, und unterstützen dort, wo ausreichender Wettbewerb nicht
vorhanden ist, diesen durch entsprechende Maßnahmen.
Wir werden aber auch im Herbst dieses
Jahres zusätzliche Frequenzen im Bereich Wireless Local Loop
vergeben, also Frequenzen, die es ermöglichen, Funkanbindungen in Bereichen,
wo heute nicht ausreichend Breitbandversorgung gegeben ist, herzustellen. Es
handelt sich dabei um sehr effiziente Möglichkeiten der Anbindung von bisher
noch nicht angebundenen Standorten. Das ist einerseits eine Frage der verbesserten
Infrastrukturversorgung, aber auch eine Frage der Förderung des Wettbewerbs,
dass man bessere Möglichkeiten hat, Wettbewerb in die Zugangstechnologien zu
bringen.
Wir werden, was uns ganz besonders wichtig
ist, auf das Thema der Entbündelung – der Miete der
Kupferanschlussleitung durch alternative Netzbetreiber – einen ganz
besonderen Fokus legen und werden im Herbst dieses Jahres einen Statusbericht
zur Entbündelung veröffentlichen, um damit auch auf diesem für uns sehr
wichtigen Sektor stärkere Bewusstseinsbildung zu erreichen und bessere
Rahmenbedingungen zu schaffen.
Es ist immer wieder moniert worden –
und ich meine, mit Recht moniert worden –, dass das Thema der
Breitbandversorgung sehr viele koordinierte Einzelmaßnahmen erfordert, das
heißt, dass man nicht mit einem Fingerschnippen die Probleme, die wir hier
infrastrukturell und in der Versorgung sehen, beseitigen kann. Daher möchte ich
Ihnen kurz darstellen, dass es eine ganze Reihe von koordinierten
Einzelmaßnahmen gibt, die noch vor uns liegen und die es auch erfordern, dass
man ihnen entsprechende Beachtung schenkt und dass diese Maßnahmen in dieser
Folge auch gesetzt werden.
Ich nannte schon das Thema bessere
Bedingungen für die Entbündelung. Das heißt, diejenigen, die die
Kupferleitungen mieten und darauf ihre eigenen Produkte fahren, sollen gute
Bedingungen vorfinden.
Die Vergabe der Wireless Local
Loop-Frequenzen – von mir schon genannt – ist ein weiterer
Puzzlestein in diesem Mosaik, ebenso die Durchführung von Marktanalysen und die
Feststellung, ob wir und an welchen Stellen wir Wettbewerbsprobleme haben, die
Frage der Sicherheit im Bereich des elektronischen Datenverkehrs – ich
denke dabei an das Thema E-Government und an das Thema der elektronischen
Signaturen, wo wir ja auch als Aufsichtsstelle tätig sind und das einen
besonderen Schwerpunkt unserer Tätigkeit darstellt.
Weitere Frequenzvergaben: Es werden im
Herbst nicht nur Wireless Local Loop-Frequenzen vergeben, sondern auch
Frequenzen, die früher einmal im so genannten C-Netz genutzt
worden sind und jetzt brachliegen. Diese Frequenzen haben auch das Potential in
sich, mit Hilfe von ganz modernen Technologien wieder belebt zu werden und
zusätzliche Breitbandanbindungsmöglichkeiten für entlegene Gebiete sicherzustellen.
Das Thema Frequenzhandel ist
auch ganz wichtig. Das österreichische Telekomgesetz, das Sie, meine Damen und
Herren, im vorigen Jahr beschlossen haben, bietet in Österreich als einem der
wenigen Länder in Europa die Möglichkeit, Frequenzen auch als handelbares Gut
zwischen den Betreibern zu behandeln. Das ist sehr wichtig, damit wird der
Frequenzmarkt belebt, und wir haben auch erste Schritte auf diesem Sektor
gemacht. Das Thema soll ja sein: Frequenzen sollen nicht gehortet werden und
irgendwo als nutzloses Gut liegen, das dann sozusagen ein Stranded Investment
ist, sondern sollen dadurch, dass sie unter bestimmten wettbewerblichen
Rahmenbedingungen auch zwischen den Betreibern handelbar sind, zu einer
Belebung des Marktes führen.
Auch Bewusstseinsbildung ist ein ganz
wesentliches Thema; deswegen machen Sie heute hier diese Veranstaltung. –
Monitoring: Wir beobachten den Markt und schauen, ob die Dinge richtig
laufen. – Und letztlich ist auch eine Reihe von Konsumentenschutzaspekten
sehr wichtig.
Meine Damen und Herren! Das war mein
Streifzug durch das Thema „Beiträge der Rundfunk & Telekom
Regulierungs-GmbH“. Ich stehe für Diskussionen gerne zur Verfügung. –
Danke. (Beifall.)
9.43
Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Ich danke Herrn Dr. Serentschy und erteile als nächstem
Referenten Herrn Dr. Aichholzer das Wort. – Bitte.
9.44
Referent Dr. Georg Aichholzer (Österreichische Akademie der Wissenschaften): Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Bundesräte! Ich danke
zunächst für die Einladung, hier zu Ihnen über das Thema „Digital Divide“
sprechen zu dürfen. Dieses Thema betrifft eine jener Fragen, mit denen wir uns
am Institut für Technikfolgen-Abschätzung an der Akademie der Wissenschaften
auch bereits seit längerer Zeit auseinander setzen. Ich möchte Ihnen heute
hauptsächlich einige empirische Grundlagen zum jetzigen Stand und zur
Entwicklung dieses Themas beziehungsweise des Problems in Österreich
vermitteln.
In den USA – das möchte ich noch
vorausschicken –, dem Land, aus dem dieser Begriff eigentlich kommt und
wo er in der Clinton/Gore-Ära mit dem Aufbau des Information
Superhighway als Bezeichnung für einen der damit verbundenen
Problempunkte entstanden ist, ist diese Divide in einer Hinsicht mittlerweile
sozusagen entspannt, nämlich insofern, als die Frauen dort in der
Internetnutzung bereits mit den Männern gleichgezogen haben. Alle anderen Aspekte –
und Sie werden sehen, es gibt eine Vielzahl davon – sozialer
Ungleichheiten oder Unterschiede in den Möglichkeiten, mit den neuen Medien
umzugehen, sind auch dort natürlich noch nach wie vor ein Problem.
Ich möchte Ihnen die einfache Struktur dessen,
was ich Ihnen sagen möchte, im Folgenden kurz vermitteln: Zunächst möchte ich
noch etwas mehr über das Konzept ausführen, bevor ich die empirische
Entwicklung in Österreich zur Mediennutzung etwas streifen werde, und dann
werde ich auf die Struktur dieser Digital Divide, dieser digitalen Kluft, um
die Veränderungstendenzen eingehen und darauf aufbauend ein kleines Resümee mit
ein paar Hinweisen für den Handlungsbedarf anschließen.
Ist „Digital Divide“ mehr als ein
Schlagwort? – Das fragt man sich natürlich heute angesichts des Hype oder
der übermäßigen Nutzung – eine Frage, die man sich bei den vielen
Konferenzen, Veranstaltungen und so weiter, in den vielen Institutionen, die
sich damit beschäftigen, auch stellt. Dieser Begriff ist zunächst, so denke
ich, ernst zu nehmen als ein Synonym für eine mögliche gesellschaftliche
Spaltung, für eine gesellschaftliche Polarisierung – der
deutsche Begriff dafür wird nicht unbedingt einheitlich verwendet: „digitale
Kluft“, „digitale Spaltung“, auch „Polarisierung“ habe ich bereits
erwähnt –, für eine Entwicklung, die drohen kann, wenn nicht versucht
wird, in die Entwicklung der neuen Medien auch noch außerhalb der Marktkräfte
in irgendeiner Weise steuernd oder koordinierend einzugreifen.
Die Chancenungleichheit in Bezug auf die
neuen Medien bedeutet zunächst einmal eine Ungleichheit im Zugang, aber auch in
der Nutzung. Was die historische Entwicklung betrifft, so war zu beobachten,
dass es zunächst hieß: Haves or Have-Nots, und zwar im Sinn von:
Zugang haben oder nicht Zugang haben. Sehr rasch hat sich jedoch
herausgestellt, dass in der Nutzung, in den Fähigkeiten, den Möglichkeiten, mit
neuen Medien umzugehen, die wahren Probleme liegen und zu möglichen
Verschärfungen sozialer Unterschiede führen können.
Warum ist das so wichtig? – Weil die
neuen Medien eine Ressource für soziale Entwicklung und wirtschaftliche
Entwicklung darstellen. Es ist nicht ein Thema, das rein auf Einschluss oder
Ausschuss – auf Inklusion oder Exklusion – reduzierbar ist, sondern
in vielen Abstufungen die Fähigkeiten, Nutzen aus der Verwendung neuer Medien
zu ziehen, bestimmt.
Eine wesentliche Gefahr wäre eben die
Verschärfung bestehender sozialer Unterschiede, aber auch die Möglichkeit,
neue soziale Unterschiede, Ungleichheiten, Polarisierungen aufkommen zu
lassen. Diese Unterschiede sind vielschichtig. Sie werden sowohl im Weltmaßstab
behandelt – daher beschäftigen sich Institutionen wie die Weltbank, die
OECD, et cetera damit –, sie sind aber genauso im nationalen Rahmen –
und deswegen beschäftigen wir uns hier damit – auf Dimensionen sozialer
genauso wie wirtschaftlicher Art und vor allen Dingen natürlich auch in den
regionalen Abstufungen vorhanden und werden dort möglicherweise auch noch
verschärfend wirksam.
Die Möglichkeiten, diese Vielschichtigkeit
zu fassen, werden hier in einer auf vier Hauptdimensionen
gebrachten Struktur dargestellt. Eine wesentliche Grundlage ist zunächst die
soziokulturelle Voraussetzung. Die Fähigkeiten, überhaupt Verständnis für die
Potentiale dieser neuen Technologien zu haben, hängen sehr stark von den
soziokulturellen Milieus, den Voraussetzungen im kulturellen Rahmen ab.
Die zweite wichtige Dimension ist die
Leistbarkeit, der wirtschaftliche Aspekt, die dritte betrifft die technischen
Voraussetzungen, die Verfügbarkeit, die Qualität der Verfügbarkeit, und
letztlich, viertens, geht es auch – was immer mehr auch ein Thema
wird – um die politisch-rechtlichen Unterschiede im Zugang und in der
Nutzung. Denken Sie nur an Digital Rights Management als ein
Thema, das aufkommt!
Was den Zugang betrifft, so ist das
Bewusstsein nicht in jedem sozialen Milieu in gleicher Weise vorhanden; die
Motivation, sich mit den Medien auseinander zu setzen, unterscheidet sich nach
verschiedenen sozialen Kriterien.
In der Nutzung ist die viel zitierte
Medienkompetenz – das, was man mittlerweile auch als vierte
Kulturtechnik ansieht – die wesentliche Basis. Es ist aber auch
notwendig, die entsprechenden Sprachkenntnisse zu haben, wenn man den Umfang
des Angebotes im Internet nicht auf die heimatliche Region oder Sprachregion
beschränken will. Es sind Unterstützung und Beratung nicht in jedem sozialen
Milieu im gleichen Ausmaß vorhanden, und auch die Inhalte selbst entsprechen
nicht jeder gesellschaftlichen Gruppe im gleichen Ausmaß.
Die wirtschaftliche Leistbarkeit hängt
natürlich im Hinblick auf den Zugang zunächst sehr stark mit den Hard- und
Softwarekosten, mit den Basisaufwendungen für die Herstellung einer
Internetverbindung zusammen. Hier ist im Bereich der Nutzung bei den Tarifen
und durch Förderungen schon einiges getan worden, aber schließlich gibt es auch
Bedarf in Bereichen wie Schulung, Training, Qualifizierung, Weiterbildung, was
wiederum sozial unterschiedlich gelagert ist.
Die technische Verfügbarkeit – die
jetzt mit der bisherigen Konzentration auf die Breitbandinitiative natürlich
im Vordergrund stand – ist eine wesentliche Basis. Die Nutzung wird in der
Qualität von der Bandbreite enorm beeinflusst und unterscheidet sich. Man muss
aber auch Aspekten wie dem Gerechtwerden bestimmter Nutzerbedürfnisse, etwa der
Gerechtheit gegenüber Behinderungen, Rechnung tragen.
Schließlich möchte ich noch auf die
politisch-rechtliche Dimension eingehen. Da gibt es auch Zugangsregulierungen.
In den USA beispielsweise wurde festgestellt, dass im E-Government-Bereich eine
Tendenz zu zunehmend restringierten beziehungsweise
privilegierten Zugängen zu beobachten war, und dies bereits nach Ablauf
von nur zwei, drei Jahren. Das Ausmaß der autonomen Verfügung hängt natürlich
mit rechtlichen Dingen, aber auch mit politischen Einschränkungen zusammen;
man muss hier gar nicht an die autoritären Regimes denken, wo klarerweise
solche Medienbeschränkungen vorliegen.
Kurz zwei Informationen zum Stand und zur
Entwicklung allgemeiner Mediennutzung: Wir verzeichnen hier – auch das
basiert auf dem dankenswerterweise von FESSEL-GfK und INTEGRAL zur Verfügung
gestellten Austrian Internet Monitor – eine sehr stark und
rasch anwachsende Ausstattung mit Medien. Ich möchte hier nur den PC erwähnen:
70 Prozent der Bevölkerung über 14 Jahren haben einen PC, und der
Internetzugang ist mittlerweile auch 54 Prozent der Bevölkerung sogar im
Heimbereich möglich. Also das starke Anwachsen über acht Jahre hinweg ist mehr
oder weniger ungebrochen.
Die Entwicklung der Internetzugänge,
nämlich der Orte, wo man das Internet nutzen kann, hat zwar
insgesamt mittlerweile fast zwei Dritteln der Bevölkerung diese Möglichkeit
verschafft, die hauptsächliche Steigerung aber war beim Heimzugang zu verzeichnen:
Mehr als die Hälfte können von zu Hause aus zugreifen. Im selben Ausmaß ist die
Bedeutung anderer Orte, etwa Internet-Cafés oder die Nutzung bei Freunden,
zurückgegangen. Aber immerhin brauchen noch 10 Prozent solche dritte Orte,
sozusagen, außer Arbeitsplatz und Heimzugang.
Ich möchte nun auf einen ersten regionalen
Divide-Aspekt eingehen. Wenn man nämlich die Möglichkeit der Internetnutzung
von zu Hause aus nach Bundesländern betrachtet, dann sind da
bereits die ersten Unterschiede festzustellen. Burgenland bildet mit
47 Prozent das Schlusslicht – beziehungsweise die Steiermark zusammen
mit dem Burgenland, würde ich sagen, diese beiden Länder bilden dass
Schlusslicht. Die Möglichkeit, von zu Hause aus in das Internet einzusteigen,
ist hingegen in Vorarlberg mit 64 Prozent bereits fast zwei Dritteln der
Bevölkerung möglich.
Noch deutlicher ist der Unterschied, wenn
man die Qualität des Anschlusses anhand des Kriteriums Breitband unterscheidet.
Da bilden die Bundesländer Steiermark, Oberösterreich und Kärnten jene Gruppe,
die das Schlusslicht sind, wo nur ein Viertel der Nutzer, die von zu Hause aus
einen Internetzugang haben, auch einen Breitbandzugang haben, während es in
Wien etwa bereits 52 Prozent sind. Also da ist eine deutliche Bevorzugung
der Bevölkerung Wiens sichtbar.
Das Thema Geschlecht habe ich
als Beispiel im Zusammenhang mit den USA erwähnt. In Österreich sieht es auch
nach einer deutlichen Angleichung aus: Während vor sieben Jahren noch drei
Viertel der Internetnutzer männlich waren, hat sich dieser Anteil heute
reduziert, sodass das Verhältnis jetzt 55 Prozent Männer und
45 Prozent Frauen ist. Also hier ist am deutlichsten eine Angleichung
festzustellen.
Sieht man sich die finanzielle Seite, die
Unterschiede nach Haushaltseinkommen an, so ist ganz deutlich die
Benachteiligung der untersten Einkommensgruppe – das sind
Haushaltseinkommen bis 1 400 € – feststellbar: Diese stellt bei
den Internetnutzern nur 11 Prozent, ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung
wäre aber 23 Prozent. Man kann also von einer deutlichen
Unterrepräsentation dieser Gruppe sprechen.
Sehen wir uns die Bildungsunterschiede
an (der Referent zeigt eine Graphik) – ich ziehe hier nur zwei
Jahre zum Vergleich heran, nämlich 1997 und das erste Quartal 2004, und
bringe auch einen Vergleich der unterschiedlichen Anteile der einzelnen
Bildungsgruppen –: Sie sehen, es ist im Bildungsbereich etwas
ausgeglichener geworden, der starke Überhang der Matura- und Universitätsgebildeten
unter den Internetnutzern hat sich im Anteil etwas reduziert. Aber man muss
das Ganze mit dem Bevölkerungsanteil vergleichen: In dieser Gegenüberstellung
von „Nutzer“ und „Bevölkerung“ sehen Sie, dass die Maturanten und
Universitätsabsolventen nach wie vor mit 33 Prozent – gegenüber ihrem
Anteil an der Bevölkerung von nur 23 Prozent – deutlich
überrepräsentiert sind und umgekehrt Pflichtschulabgänger ähnlich, wenn auch
nicht ganz so stark, unterrepräsentiert sind.
Wie sieht es nach Altersgruppen
aus? (Der Referent zeigt eine weitere Graphik.) – Auch da ist
natürlich eine digitale Kluft – trotz aller auch hier analog mit dem
allgemeinen Anstieg der Internetnutzung verzeichneten Angleichung – nach
wie vor vorhanden. Es ist hier – wiederum im Vergleich „Nutzer“ und
„Bevölkerung“ – eine krasse Unterbeteiligung in der Nutzung neuer Medien,
namentlich des Internets, bei der Altersgruppe von 50 Jahren und darüber
festzustellen: Sie hat 40 Prozent Anteil an der Bevölkerung, aber nur 18 Prozent
an der Internetnutzung. Umgekehrt sind in den anderen Gruppen entsprechende
Überhänge zu verzeichnen.
Ich möchte nun noch einen kurzen Blick auf
den Unternehmensbereich werfen und die Ausführungen von Herrn Mag. Ruzicka
etwas ergänzen: Die Internetnutzung hat tatsächlich – man sieht das sogar
in den letzten beiden Jahren; auf Grund einer E-Commerce-Erhebung der
Statistik Austria, die europaweit durchgeführt wurde, kann man das sehr schön
nachzeichnen – sehr rasch zugenommen. Österreichweit nutzen mittlerweile
im Durchschnitt 89 Prozent der Unternehmen das Internet! Regional gibt es
auch da doch einige Unterschiede: Die Schwankungsbreite reicht von
81 Prozent im Burgenland über 88 Prozent in Vorarlberg bis zu
Salzburg mit sogar 94 Prozent.
Stärker sind die Unterschiede,
wenn man wiederum die Breitbandausstattung ansieht. Hier ist in
diesem Fall besonders das Burgenland das Schlusslicht, wo 31 Prozent der
Internet nutzenden Unternehmen die Fähigkeit haben, eine volle, qualitativ
hochwertige Internetnutzung zu betreiben; dagegen sind Wien oder Vorarlberg mit
über 60 Prozent bevorzugt.
Das ist insofern wichtig, als man, wenn man
die Größenklassen der Betriebe noch hinzunimmt, nämlich auch die
Kumulation von Unterschieden oder von Benachteiligungen sieht. Hier sehen Sie
eine Darstellung (der Referent zeigt eine weitere Graphik), auf der
Unternehmensgrößen in drei Kategorien zusammengefasst sind – die übliche
Einteilung in kleine, mittlere und große Unternehmen nach der Anzahl der
Beschäftigten. Die Kleinstunternehmen sind hier nicht berücksichtigt, also
solche mit unter zehn Beschäftigten sind gar nicht dabei; aber jene mit zehn
bis 49 Beschäftigten – die Kleinunternehmen –, mit 50 bis
249 – die mittleren – und mit 250 und darüber hinaus – die
Großunternehmen – sind hier durch die ersten drei Balken repräsentiert,
der vierte Balken ist dann der Durchschnittswert.
Hier sehen Sie (der Referent präsentiert
eine Graphik), dass auch Kleinunternehmen zu 87 Prozent
Internetnutzung betreiben, während natürlich Großunternehmen bereits die
100-Prozent-Nutzung erreicht haben. Der entscheidende Unterschied aber liegt in
der Breitbandnutzung. Bei den Kleinunternehmen haben nur
49 Prozent einen derartigen Zugang, und das ist, so meine ich, auch dann
durchaus als Benachteiligung anzusehen, wenn man den hohen Anteil an
Exportunternehmen in Österreich im internationalen Vergleich berücksichtigt.
Schlussfolgerungen und
Handlungsbedarf:
Was ergibt sich als Fazit daraus? Löst sich
die Digital Divide von selbst? Wie man jetzt gesehen hat, gibt es ein
deutliches Anwachsen – wenn auch eine kleine Abschwächung der Anstiege in
der letzten Periode –, einen relativ linearen Zugang, keine wirkliche
Sättigung, und ich würde sagen, das Problem löst sich nicht von selbst. Es ist nicht
absehbar, dass sich die Problemgruppen, die Problemzonen, die bereits heute
sichtbar sind, im Zeitablauf kurzfristig von selbst erledigen werden.
Es geht nicht darum, es als Ziel anzusehen,
von vornherein davon ausgehen zu können: Jeder und jede muss im gleichen
Ausmaß das Internet nutzen beziehungsweise die neuen Medien beherrschen. Es
geht aber darum, zu hinterfragen, ob es sich um ein echtes soziales Problem
oder um einen übertriebenen Hype, eine übertriebene Aufmerksamkeit für das
Thema, womöglich gar um ein bloßes Argument der Markterschließung handelt. Es
geht darum, zu sehen, dass es tatsächlich um Entwicklungschancen sozialer und
wirtschaftlicher Art und die damit verbundene Verfestigung von sozialen
Segmentierungen oder auch einer regelrechten Polarisierung, die sich eben in
besonderen Gruppen und Zonen breit machen könnte, geht.
Es geht auch nicht darum, eine
„Zwangsbeglückung“ mit dem allumfassenden Ausbau und Angebot zu schaffen,
sondern darum, eine Option bereitzustellen, dass alle, und zwar
mit gleichen Chancen, die Möglichkeit haben, an den neuen Medien
zu partizipieren, zumal es sich – wie man, so meine ich, mit Recht sagen
kann – nach Lesen, Rechnen und Schreiben sozusagen um eine vierte
Kulturtechnik handelt und diese neuen Medien alle Bereiche durchdringen, sowohl
im privaten als auch im wirtschaftlichen Bereich.
Lernen von anderen Ländern könnte man auch.
Es gibt wesentlich frühere Ansätze etwa in Holland oder in Schweden, wo man zum
Beispiel nicht nur Bewusstseinsbildung gefördert hat, sondern auch bestimmten
Problemregionen, Problemzonen schon früher mit entsprechenden Maßnahmen
begegnet ist.
Schlussendlich möchte ich sagen, man könnte
auch für Österreich als vordringliches Handlungsfeld den Breitbandausbau
hervorstreichen, und dabei – nachdem man gesehen hat, dass sich die
Wirkungen hauptsächlich auf vorhandenen sozialen Unterschieden und
Ungleichheiten entfalten – geht es um eine kombinierte Strategie, um eine
konzertierte Politik, die sowohl Bildungsmaßnahmen als auch Förderungsmaßnahmen
im Bereich der finanziellen Unterstützung und natürlich in Verbindung mit der
technischen Infrastruktur umfasst.
Zu den benachteiligten Zonen und Gruppen,
die hier im Bereich von Randgruppen herausgestrichen wurden, zählen durchaus
Jugendliche mit geringen oder völlig fehlenden Bildungsabschlüssen –
abgesehen von der Pflichtschule –, die dem Medium auch auf Grund von
finanziellen, familiären Verhältnissen fernstehen, aber ebenso Ältere, etwa
Langzeitarbeitslose, und andere Gruppen, die aus den Statistiken deutlich
erkennbar sind.
Handlungsbedarf gegeben ist auch im Bereich
des öffentlichen Internetzugangs. Beispielsweise gibt es in
Einrichtungen wie der neuen Bibliothek hier in Wien, am Gürtel, eine zu
beobachtende Nutzung seitens junger Migranten, Jugendlicher und anderer
Gruppen, die offensichtlich keine andere Möglichkeit des Zugangs haben.
Diese kombinierte Strategie,
denke ich, wäre notwendig, wenn man diese Breitbandinitiative auch in einen
konzertierten Ansatz einbetten möchte. (Beifall.)
10.05
Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Ich danke Herrn Dr. Aichholzer von der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften für seine Ausführungen und bitte als Nächsten Herrn
Dr. Leo vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung um sein
Referat.
10.06
Referent Dr. Hannes Leo (Österreichisches Institut
für Wirtschaftsforschung): Sehr geehrte Damen und Herren! Es freut mich, dass
ich hier zu Breitbandförderinstrumentarien in der EU, in
Österreich und in den einzelnen Bundesländern etwas sagen darf. Erfreulich ist
auch, dass ein Teil meiner Präsentation schon durch meine Vorredner abgedeckt
wurde. Ich kann mich daher in vielen Punkten auf die Executive Summary
beschränken.
Ich habe fünf Punkte, die ich jetzt
ansprechen möchte, und zwar: Warum ist Breitband überhaupt interessant? Welche
Maßnahmen und Strategien gibt es, um Breitband zu fördern? Was ist dabei die
Rolle der EU? Was tut sich in Österreich? Was machen die österreichischen
Bundesländer?
Meine Motivation, warum Breitband so
wichtig ist, leitet sich vor allem aus ökonomischen Studien ab, was aber nicht
heißen soll, dass die Motive, die bisher von meinen Vorrednern vorgebracht
wurden, nicht minder wichtig sind.
Wenn man dieses Thema aus rein ökonomischer
Sicht betrachtet, so erkennt man, dass Informations- und
Kommunikationstechnologien ein wesentlicher Wachstumstreiber sind –
sowohl für das Wirtschaftswachstum als auch für das Produktivitätswachstum.
Ein guter Teil des Wachstumsrückstandes
der Europäischen Union gegenüber den USA in den
neunziger Jahren lässt sich aus weniger Investitionen in Informations- und
Kommunikationstechnologien und somit in Breitband erklären. Insgesamt sind es
in etwa 0,3 bis 0,5 Prozentpunkte pro Jahr, die Europa an
Wirtschaftswachstum deshalb verloren hat, weil es weniger in diese Technologien
investiert hat.
Außerdem – das wurde schon
dargestellt – bieten diese neuen Technologien Potential für neue
Entwicklungen, Innovationen und Verbesserungen in vielen Bereichen.
Simulationen auf Österreich bezogen, die
meine Kollegen am Wifo für die RTR gerechnet haben, zeigen auch,
dass der Breitbandausbau – ganz gleich, ob man jetzt versucht,
strukturschwache Gebiete abzudecken oder die Diffusion, also die Zahl der
Anwender zu erhöhen – positive gesamtwirtschaftliche Effekte hat. Und
dabei berücksichtigen diese Studien noch nicht die Nebeneffekte, die es
natürlich gibt, weil neue Produkte eingeführt werden, neue Unternehmen und
somit Umsätze entstehen, die bei diesen Simulationen noch nicht berücksichtigt
wurden.
Bevor ich jetzt auf die einzelnen
Fördermaßnahmen eingehe, möchte ich kurz das ganze Instrumentarium,
das im Prinzip angewendet wird und zur Verfügung steht, um Breitband zu
fördern, streifen – einfach deshalb, um auch sichtbar zu machen, dass die
Beseitigung „weißer Flecken“ zwar ein wichtiger Punkt ist, zu einer Breitbandstrategie
aber noch sehr viele andere Punkte gehören, die man mitdenken und koordiniert
einsetzen muss, wenn man hier erfolgreich sein will.
Diese Punkte sind: Behebung von
Informationsdefiziten bei den Nachfragern und Nutzern, Förderung von Inhalten
und Applikationen, Stimulierung von Innovationsaktivitäten, finanzielle
Anreize, Initiativen zur verstärkten Nutzung im öffentlichen Bereich, Initiativen
zum Anschluss von Verwaltungen und Schulen, Anschluss-Initiativen für KMUs,
auch die bessere Abdeckung unterversorgter Gebiete, die Bündelung der öffentlichen
Nachfrage, Breitbandbroker können helfen oder auch Direktinvestitionen der
öffentlichen Hände.
Wir beschäftigen uns – und das muss
man hervorheben – hier somit mit einem relativ kleinen Teil einer Breitbandstrategie,
obzwar natürlich außer Frage steht, dass die Digital Divide in regionaler
Sicht ein wesentlicher Punkt ist.
Als Nächstes möchte ich zu den Strategien
der EU kommen. Derzeit aktuell ist der Aktionsplan eEurope 2005,
der zum Ziel hat, Dienste, Anwendungen und Inhalte zu fördern und
Breitbandinfrastruktur und Sicherheitsfragen anzugehen.
Wie Sie wissen – die Lissabon-Ziele
sind klar –, will man in der EU bis zum Jahre 2010 die sehr
dynamische Wirtschaftsregion werden. Aufgabe der EU dabei ist es,
diesen Prozess zu steuern, in Gang zu halten. Man versucht das durch politische
Maßnahmen zur Überprüfung und Angleichung der Rechtsvorschriften, durch den
Austausch von Erfahrungen und Best-Practice-Projekten, durch die vergleichende
Zielerreichung in den Mitgliedstaaten und durch eine umfassende Koordinierung
zwischen den verschiedenen Politikbereichen.
Es bleibt jedoch, dass die wichtigsten
Akteure bei jeder Breitbandstrategie die Mitgliedstaaten sind. Auch aus diesem
Grund hat die EU, wie auch schon erwähnt, verlangt, dass jedes Land, jeder
Mitgliedstaat bis Ende 2003 eine Breitbandstrategie einreichen muss.
Welche Förderungen gibt es
auf EU-Ebene? – Zum einen die Mittel des Strukturfonds und der
Europäischen Investitionsbank, aber dazu komme ich später noch. Es gibt
Infrastrukturprojekte, Transeuropäische Netze, die auch in diesen Bereich
hineinspielen. Und es gibt Förderungen von Diensten, Anwendungen und
Technologieforschung: E-Content, E-Learning, IST, IDA und so weiter. Es gibt eine
Reihe von Programmen, die zum guten Teil auf Unternehmen abzielen und dort
versuchen, IKT und Breitbandtechnologien zu fördern.
Die Strukturfonds sind
deswegen eine Förderschiene, weil in den Leitlinien Informationstechnologie
eine Schlüsselpriorität darstellt, die man mit Strukturfondsmittel fördern
will. Es sind kofinanzierte Projekte, die vor allem in ländlichen, abgelegenen
Gebieten, die geographisch isoliert sind und eine geringe Bevölkerungsdichte
aufweisen, eingesetzt werden sollen. Im Wesentlichen sind es Ziel-1- und
Ziel-2-Gebiete.
Interessant ist dabei, dass man über diese
Strukturfondsmittel nicht nur die Basisinfrastruktur fördern kann, sondern
auch eine Reihe von anderen Maßnahmen zur Steigerung der Nachfrage; so
beispielsweise die Bündelung der Nachfrage von Nutzern oder die Stimulierung
der Nachfrage bei bestimmten Kategorien oder bei KMUs, die Stimulierung der
Diensteentwicklung oder auch die Förderung der digitalen Kompetenzen in der
Bevölkerung.
Wenn man diese Strukturfondsmittel in
Anspruch nehmen will, braucht es als ersten Punkt einen strategischen Ansatz,
eine regionale Strategie, die darauf abzielt, in bestimmten Bereichen
Breitbandinfrastrukturen zu errichten. Die Ausschreibungen müssen
technologisch neutral sein – man kann ausschreiben, dass man
Breitbandzugänge wünscht, aber man kann nicht dazusagen, mit welcher
Technologie diese realisiert werden müssen –, und sie müssen natürlich im
Einklang mit dem Rechtsrahmen erfolgen.
Die Unterstützung beschränkt sich im
Wesentlichen auf die zur Erbringung der Dienstleistung notwendigen Mittel. Sie
können entweder im privaten oder öffentlichen Eigentum sein, wichtig ist nur,
dass die Infrastruktur zugänglich sein und nicht im Besitz eines Betreibers
sein soll. Die Förderobergrenzen sind, glaube ich, auch bekannt: Ziel 1
bis maximal 50 Prozent und Ziel 2 bis maximal 35 Prozent des
Projekts.
Die österreichischen Initiativen,
die auch schon zu einem guten Teil angesprochen wurden, sind im Wesentlichen:
die Breitbandinitiative der RTR und des BMVIT, die schon seit einiger Zeit
laufen; neu dazu gekommen – auch schon erwähnt – ist die
Breitbandinitiative des Bundes, und als dritten Baustein gibt es noch die
steuerliche Förderung.
Die Breitbandinitiative der RTR und des
BMVIT brauche ich wohl nicht mehr zu erwähnen. Die neue beziehungsweise sich
gerade in der Finalisierung befindliche Initiative des Bundes zur Förderung von
Breitband zielt im Wesentlichen – soweit die Informationen verfügbar
sind – auf den Anschluss oder die Erschließung von 4 000 bis
5 000 Siedlungspunkten; insgesamt 10 Millionen €. Der
Mittelbedarf zur Schließung der „weißen Lücke“ – und das ist vielleicht
auch interessant – wurde von der RTR auf 50 bis 100 Millionen €
geschätzt, die Telekom hat mit eher 500 Millionen € gerechnet.
Wichtig ist, dass es sich hier nicht um die notwendigen Fördermittel handelt,
sondern um das Investitionsvolumen für diese Projekte.
Die steuerliche Förderung im
Wesentlichen: 50 € für die Anschlussgebühr und monatliche Kosten bis
40 € kann man absetzen, und diese Maßnahme ist derzeit bis Ende 2004
befristet.
Zur Bundesländerebene: Es gibt eine relativ
weit entwickelte Breitbandinitiative in Niederösterreich, die im
Wesentlichen anstrebt, Gebiete mit WLAN oder Glasfaserleitungen
zu erschließen. Es stehen in etwa 14,5 Millionen € zur Verfügung. Der
Ausbau erfolgt durch nökom und wavenet.
Niederösterreich strebt mit dieser Initiative an, in drei Jahren, also etwa
2007, flächendeckend mit Breitbanddiensten versorgt zu sein.
Es gibt auch eine Ankündigung für eine Kärntner
Breitbandinitiative, wo man auf rund 1 Million € aus
Bundesmitteln zurückgreifen will – diese muss man verdoppeln –, und
zusätzlich will man EU-Mittel lukrieren.
Auch in Oberösterreich gibt
es bereits Ansätze für eine Breitbandinitiative. Das Umsetzungskonzept soll
bis Ende Juni vorliegen. Man will bis Mitte 2005 die Hälfte der „weißen
Flecken“ beseitigen und dabei regionale, nationale und europäische Mittel in
Koordination mit den Breitbandinitiativen von RTR und BMVIT einsetzen.
Aus anderen Bundesländern gibt es ebenfalls
Ansätze – ich habe bei meiner Recherche nicht immer konkrete Strategien
gefunden. Für Wien gibt es schon seit längerer Zeit Diskussionen
über eine Breitbandversorgung. In Tirol, im Burgenland
und in der Steiermark gibt es ähnliche Tendenzen, dass man dieses
Thema diskutieren und höchstwahrscheinlich dann in Strategien umsetzen will.
Zum Schluss kommend: Was fehlt in
Österreich? – Ich meine, wichtig wäre es, die verschiedenen Strategien, die
es gibt, und vor allem die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern sehr viel
stärker zu koordinieren und eine einheitliche Strategie und einen
einheitlichen Ausbauplan zu haben. Sicherstellen muss man dabei
natürlich, dass Wettbewerb und Technologieneutralität bei den Ausschreibungen
gewahrt werden.
Zusammenfassend kann man sagen, es ist
hoch an der Zeit, dass man dieses Problem in Angriff nimmt. Viele der anderen
europäischen Länder waren deutlich schneller als Österreich und haben diese
Maßnahmen, die wir hier diskutieren, schon vor einigen Jahren gesetzt. Insofern
ist es gut, wenn die Maßnahme, wie angekündigt, sehr kurzfristig durchgezogen
wird, damit die notwendigen Investitionen in Österreich stimuliert werden. (Beifall.)
10.17
Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Ich danke Herrn Dr. Leo für seine Ausführungen. Viele der von
ihm angesprochenen Akteure sind im Raum anwesend.
Wir haben somit den ersten Block der
Referate, der uns von Seiten des Ministeriums, von Seiten der
Regulierungsbehörde, aus der Sicht der Wissenschaft und auch aus der Sicht der
Wirtschaftsforschung mit Schwerpunkt Wirtschaftsförderung einen Themenaufriss
geboten hat, erledigt. Wir kommen jetzt zu den nächsten drei Referenten aus dem
Bereich der Diensteanbieter im Konkreten. Weitere Diensteanbieter sind anwesend
und auch mit Rederecht ausgestattet. Ich sage das nur deshalb dazu, dass man nicht
meint, die Referenten würden bevorzugt.
In diesem Sinne erteile ich als nächstem
Redner Herrn Mag. Fischer das Wort. – Bitte.
10.19
Referent Vorstandsdirektor Ing. Mag. Rudolf Fischer (Telekom Austria AG): Meine
sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf Sie recht herzlich begrüßen und diese
Gelegenheit auch dazu nützen, ein bisschen über das Thema IKT im
Generellen zu diskutieren; dazu haben wir ja schon einiges von Vorrednern
gehört. Das ist eben der Vorteil, wenn man später zu Wort kommt: Dann ist
schon einiges abgedeckt und man kann sich bei manchen Themen ein bisschen
kürzer fassen.
Ich möchte jetzt versuchen, einen Bogen zu
spannen zum Thema Breitbandkommunikation, einem Thema, das ja in
aller Munde ist; täglich können wir darüber lesen. Und die Frage, die sich da
meiner Ansicht nach stellt, ist: Ist es wirklich nur das Thema
Breitbandkommunikation, des schnellen Internetanschlusses – oder steckt da
eigentlich ein ganz anderes Thema dahinter, das uns zentraler beschäftigen
sollte, etwas, das den Weg in eine neue Generation der Kommunikationsform
öffnet?
In diesem Zusammenhang möchte ich Peter
F. Drucker zitieren, einen großen Österreicher, der schon vor einiger
Zeit in seinem Buch „Die postkapitalistische Gesellschaft“ über den Wandel von
der Industriegesellschaft in die Wissensgesellschaft, also in die
Informationsgesellschaft geschrieben hat. Peter Drucker hat festgestellt, dass
in Zukunft nicht mehr Kapital und Rohstoffe entscheidend sein werden, sondern
im Endeffekt der Handel mit und der Zugang zu Informationen.
Im Wesentlichen gibt es zwei
Technologieströmungen, die diesen Weg beschreiten: Die eine ist die traditionelle
Kommunikationstechnologie und die zweite die traditionelle
Informationstechnologie. Diese beiden Strömungen gehen jetzt sozusagen
ineinander über, und das ist auch der Grund dafür, dass wir künftig immer nur
vom Thema IKT sprechen werden: also Informations- und
Kommunikationstechnologien, ein wesentlicher Treiber in der Entwicklung, die
wir ja schon ausführlich diskutieren.
Es gibt sehr viele Länder, in denen man
sich sehr intensiv mit diesem Thema beschäftigt: In England beispielsweise
gibt es die Broadband Stakeholder Group, die dieses
Thema zentral zu diskutieren versucht und das Internet, den
Breitband-Internetzugang als „missing link“ bezeichnet, der eben notwendig ist,
um im Endeffekt diese technologische Umwälzung, die für uns von großer
Bedeutung ist, nützen zu können; etwas, das aber auch die Möglichkeit bietet,
dass sich alle Einwohner eines Landes damit beschäftigen können.
Und das wird daher ganz zentral in den Mittelpunkt gestellt.
Über gesellschaftspolitische Probleme in
diesem Zusammenhang wurde ja bereits gesprochen, über die Digital
Divide – und daher möchte ich jetzt nicht näher auf dieses Thema eingehen,
sondern nur so viel sagen: Da geht es sicherlich um die Themen Bildungsgrenzen,
regionale Grenzen, wirtschaftliche Grenzen sowie um die Grenzen zwischen Jung
und Alt.
Ich selbst möchte mich jetzt in meinem
Referat auf ein paar Themen konzentrieren, erstens einmal vielleicht noch in
Anlehnung an das Referat von Herrn Dr. Leo: Was bedeutet die IKT für die
Gesellschaft?, möchte das aber auch ganz gerne ein bisschen in einen
internationalen Zusammenhang stellen. Weiters: Was bedeutet IKT für die
Wirtschaft? Ist Breitband ein Schlüsselfaktor für das Wachstum? Und
abschließend: Was kann die Telekom Austria dazu beitragen, die digitale
Integration, wie wir sie sehen, voranzutreiben?
Im Jahre 2000, und zwar anlässlich der
55. Generalversammlung der UNO, wurden die Millennium Development
Goals definiert, und in diesen MDGs werden die Weltentwicklungsziele
festgehalten. Mit diesen Zielen und Maßnahmen sollten die wichtigsten globalen
Probleme der zivilen Gesellschaft gelöst werden. Es ging dabei um die Bekämpfung
der Armut, die Erreichung einer universellen Grundausbildung, die Förderung
der Geschlechtergleichheit, die Reduktion der Kindersterblichkeit und so
weiter.
Drei Jahre später wurde auf dem World
Summit on the Information Society, und zwar im Dezember vergangenen
Jahres, festgehalten, dass die Informations- und Kommunikationstechnologie
einen sehr hohen Beitrag zur Erreichung dieser Millennium Development Goals
beitragen kann. Die UNO hat auf diesem Gipfel, und zwar in Zusammenarbeit mit
der ITU, der International Telecommunication Union, für jedes
Ziel eine wichtige Rolle für die IKT definiert.
Die Bedeutung des IKT-Marktes lässt sich,
wie ich meine, relativ leicht darstellen, und hier sehen Sie (der Referent
präsentiert eine Graphik): Im Jahre 2002 waren es ungefähr
2 000 Milliarden Dollar, die im Grunde genommen das gesamte Potential
der IKT weltweit dargestellt haben; das sind 6,6 Prozent des GDP,
wobei ungefähr 40 Prozent auf Telekommunikationsaktivitäten fallen,
30 Prozent auf Hardware, 30 Prozent auf Software und andere
technologische Services.
Was wir in den vergangenen Jahren weiters
sehen: einen ansteigenden Anteil der Telecom Service Revenues am
Anteil des BIP, und zwar mit einem jetzt rund 3-prozentigen Anteil.
Erwähnt wurde ja hier bereits der
Zusammenhang zwischen dem Wachstum im IKT-Bereich und dem des GDP. Auf diesem
Bild (der Referent präsentiert eine weitere Graphik) sehen Sie, dass der
ICT-Sektor in der EU in den letzten Jahren wesentlich schneller
als das Bruttoinlandsprodukt gewachsen ist. Nur im Jahre 2002, und zwar
infolge des Platzens der New-Economy-Blase, ergeben sich
natürlich Schwankungen, man kann jedoch deutlich erkennen, wie auch die
„normale“ Entwicklung des GDP darunter leidet – und dieser Sektor erst in
den vergangenen Jahren wieder gestiegen ist.
In einer erst vor kurzem erschienenen
Studie der Economist Intelligence Unit wurde darauf aufmerksam
gemacht, dass das bessere Wachstum der US-Wirtschaft gegenüber jener der EU-15
auf einer wesentlich besseren Ausgangsbasis im IKT-Sektor und der
Weiterentwicklung des IKT-Sektors basiert.
Im Konkreten wuchs also das
Bruttoinlandsprodukt der USA von 1995 bis 2002 pro Jahr um 0,52 Prozent
mehr als jenes in der Eurozone der „großen Drei“: Deutschland, Italien und
Frankreich, wobei 0,4 Prozentpunkte dieses Wachstums aus dem Bereich IKT
kommen. Auch in Japan konnte man nachweisen, dass der größte Treiber des
wirtschaftlichen Wachstums im Jahre 2001 aus dem IKT-Bereich kam.
Für die EU-15-Länder ist es besonders interessant
zu beobachten, dass das IKT-Wachstum in den neuen Beitrittsländern wesentlich
rascher wächst als ursprünglich geplant: Für das Jahr 2004 werden ungefähr
8,2 Prozent prognostiziert; in den EU-15-Ländern sind es nur
3,2 Prozent.
Ein kurzer Blick (der Referent
präsentiert eine weitere Graphik) auf dieses Bild: Dabei sehen wir die Pro-Kopf-Ausgaben 2003
für IKT in den verschiedenen Ländern. Die Schweiz steht an oberster
Stelle mit einer Pro-Kopf-Ausgabe von rund 2 700 €. Österreich liegt
im Mittelfeld, über dem Durchschnitt der EU, der mit 1 517 €
angesetzt ist. Schlusslicht bei diesen Pro-Kopf-Ausgaben bilden Griechenland
und Portugal, die aber jetzt wahrscheinlich andere Sorgen haben: Griechenland
mit den Olympischen Spielen und Portugal mit der Fußball-Europameisterschaft.
Aber im Grunde genommen sind diese beiden Länder sozusagen schon traditionell
Schlusslichter, was die Entwicklung der Informations- und
Kommunikationstechnologie überhaupt anlangt, aber es gibt da auch zwischen
Österreich und der Schweiz sowie den Ländern USA, Dänemark und dem
skandinavischen Raum eine relativ große Bandbreite, die zeigt, welche Chancen
und Potentiale vor uns liegen.
Die ITU hat erst vor kurzem – das ist
vielleicht auch ganz interessant – für jedes Land der Erde den so
genannten Digital Access Index definiert. Dieser Index beruht im
Wesentlichen auf folgenden Faktoren: Qualität der Breitbandanschlüsse und
internationale Internet-Übertragungsrate; Zustand der Infrastruktur und Anzahl
der Festnetz- und Mobilkommunikationskunden; Bildung in den Ländern –
gemessen am Analphabetismus – sowie Verfügbarkeit von Ausbildungsstätten.
Weiters fließen in diesen Index auch die Kosten und die Erschwinglichkeit für
Internetanschlüsse in den jeweiligen Ländern ein. Österreich liegt diesbezüglich
im EU-Ranking an siebenter Stelle; berücksichtigt man aber alle entwickelten
Länder dieser Erde, nimmt Österreich nur Platz 17 ein. – In einer
Studie der Economist Intelligence Unit nimmt Österreich auch in Bezug auf die
Vorausschau der IKT-Entwicklung, also alles, was da bei uns in nächster Zeit
geschehen wird, gleichfalls nur den 17. Platz ein.
Nunmehr ein internationaler Blick (der
Referent präsentiert eine weitere Graphik) auf die Breitbandpenetration
in den einzelnen Ländern. Wir sehen, dass Österreich auch in dieser Entwicklung
nicht unbedingt an vorderster Front liegt, sondern dass die Länder Asiens
vorne liegen, Länder also, die sehr früh begonnen haben, Breitbandkommunikation
und IKT-Technologien zu entwickeln. Weit voran Korea – ich möchte ein
bisschen später nochmals auf dieses Thema eingehen –, dann Hongkong und
Taiwan. – Österreich liegt da, mit einem relativ großen Teil, am
ansteigenden Pfad dieser Wachstumskurve. Das heißt, dass in Österreich die
derzeitige Breitbandpenetration in etwa bei knapp über 20 Prozent liegt.
In Korea hingegen gibt es derzeit Penetrationsraten in der Größenordnung von 70 Prozent.
Wie ich bereits eingangs erwähnt habe,
beinhaltet das Thema Breitbandkommunikation nicht nur einen schnellen
Internetanschluss, sondern es geht vor allem um die Angebote, um den Content,
der über diese High-Speed-Internet-Anschlüsse tatsächlich möglich wird. Und
hinter diesen Angeboten verbergen sich auch neue Geschäftsmodelle für die
unterschiedlichsten Wirtschaftszweige. Österreich steht mit diesen neuen
Angeboten, wie es auch die Stakeholder-Gruppe in England verzeichnet, sozusagen
erst am Anfang des Anfangs.
Wir sprechen über
Kommunikationsdienstleistungen, wir sprechen über den Internetzugang, wir
sprechen über E-Mails, aber wir sprechen für die Zukunft auch über zeitverschobenes
Fernsehen, über Video-on-demand-Services, über die Übertragung des
Fernsehsignals, über Spiele, über E-Shopping-Aktivitäten,
Videokonferenzen – das wird ein Standardprodukt sein an jedem Arbeitsplatz,
aber auch zu Hause –, und wir sprechen natürlich auch über all jene
öffentlichen Anwendungen, die aus dem Bereich E-Government, E-Learning,
E-Health kommen.
Nun ein Beispiel zum Thema Spiele. Da gibt
es eine echte Revolution. Es gibt die so genannten Massive Multiplayer
Online Games, das sind Spiele, wo sehr viele Menschen gleichzeitig
miteinander im Internet spielen. Es gibt ein Spiel, bei dem zwei Millionen
Spieler weltweit registriert sind und gleichzeitig 400 000 Spieler
rund um die Uhr aktiv sind, und dieses Spiel macht im Moment 200 Millionen
US-Dollar Umsatz pro Jahr. – Das ist nur ein Beispiel dafür,
in welche Entwicklung wir eigentlich einsteigen.
Ich möchte nur ganz kurz auf das Thema Südkorea
eingehen und darauf, warum Südkorea eigentlich so weit vorne ist. Was
ist in diesen Ländern passiert, dass sie in der Entwicklung, in diesen
IKT-Entwicklungsszenarien den Europäern doch einen wesentlichen Schritt voraus
sind?
Korea hatte definiert, eine
Penetrationsrate von ungefähr 80 bis 90 Prozent in einem relativ kurzen
Zeitraum erreichen zu wollen. Diese Breitbandpenetration setzt sich zusammen
aus Kabelanschluss-Breitbändern – das ist all das, was aus dem Fernsehbereich
kommt, etwa Kabel-TV-Technologie – und natürlich ADSL-Technologien. In Korea
kommen ungefähr 70 Prozent aus dem Bereich ADSL und 30 Prozent aus
dem Bereich der Kabel-TV-Technologien.
Welche Treiber hat es gegeben? Was musste
man berücksichtigen, um diese Entwicklung eventuell doch relativ rasch
voranschreiten zu lassen? – Zum einen waren es natürlich die sehr
intensiven Breitbandförderungen, die in Korea durchgeführt wurden. Die
Regierung Südkoreas hat relativ frühzeitig erkannt, dass es da eine
Wachstumsmöglichkeit gibt, die durch Breitband abgedeckt werden kann, und hat
1999 begonnen, einen nationalen Masterplan aufzustellen, der im Grunde genommen
die einzelnen Meilensteine in der IKT-Entwicklung dieses Landes beschrieben
hat. Es wird dort jedes Jahr ein Weißbuch erstellt, das den Fortschritt und die
Entwicklung genau definiert und beschreibt, auf welchem Pfad sich das Land
befindet, wo es steht und ob die Ziele erreicht sind. Im Wesentlichen ging es
darum, dort ein nationales Programm aufzusetzen, das die gesamte Entwicklung
der IKT über die nächsten Jahre hinweg beschreibt.
Es ist auch eingebettet in nationale
Rahmenbedingungen, in Verordnungen, wie zum Beispiel, dass bei Neubauten neben
der Wasserversorgung und der Stromversorgung auch schon die Glasfaser mit
angebunden wird.
Zweitens – und ich glaube, das ist
auch sehr wichtig – gibt es in Korea eine relativ große und rege Content-Industrie.
Das sind jene Bereiche, die im Wesentlichen dafür verantwortlich sind, dass das
Internet, dass der Breitband-Internetanschluss mit Inhalten gefüllt wird. Es
gibt eine große Menge an lokalem Content und an Community-Angeboten, die in
Korea sehr gerne genützt werden. Dort entstand eine komplett neue Industrie,
ein neuer Wachstumsbereich, der sich im Grunde genommen mit dem Thema Content
im Breitband-Internetbereich beschäftigt hat.
Man versucht jetzt zum Beispiel auch in England,
in diesem Zusammenhang gemeinsam mit der BBC den gesamten Archivbereich der
BBC digital zu verarbeiten und der Öffentlichkeit und der Wirtschaft zur
Verfügung zu stellen. Das ist das so genannte Creative Archive, wo man
versucht, alle Daten, alle jemals übertragenen Sendungen der BBC zu
digitalisieren und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.
Der dritte Bereich ist – und da sind
wir, wie ich meine, auch in Österreich ganz gut positioniert – der topologische
Bereich, die Topographie. Es gibt in Südkorea sieben große Städte, die
im Wesentlichen 70 Prozent der Bevölkerung abdecken. Das erleichtert
natürlich den Ausbau der Infrastruktur. Zirka 90 Prozent der Bevölkerung
leben in diesem kritischen 4-Kilometer-Bereich einer Vermittlungsstelle, wo
Breitband-Internetanschluss möglich sein soll.
Ein kurzer Blick auf die Themen, die die
Telekom Austria in den letzten Jahren beschäftigt haben und die sie auch in
Zukunft vorantreiben wird. Wir haben in den letzten Jahren sehr intensiv an der
Infrastruktur in Österreich gearbeitet, und da gibt
es zwei wesentliche Themen: Das eine ist der nationale Backbone, also das
Rückgrat des Transportnetzes. Da haben wir sehr hohe Investitionen
durchgeführt, sind auch grenzüberschreitend vorgegangen und haben versucht,
auch Nachbarländer in diese Infrastruktur mit einzubinden. Wir haben auf
diesem Backbone eine Kapazität von ungefähr zweimal 320 Gbit, die
übertragen werden können. Das ist aber jedenfalls skalierbar, sodass es keine
wesentlichen Kapazitätsgrenzen gibt. Das nationale Transportnetz ist sozusagen
für große Datenmengen gerüstet.
Der zweite Bereich ist natürlich jener im
Zugangsbereich, also beim Kunden, die so genannte ADSL-Technologie.
Es wird eine Abdeckung von 80 bis 85 Prozent der Haushalte und Betriebe
mit dieser Technologie möglich sein. Wir haben in den letzten Jahren ungefähr
780 Millionen € in diese Infrastruktur investiert und gehen davon
aus, dass wir, um einen kompletten Switch in die so genannten Next Generation
Networks durchführen zu können – das sind jene Telekommunikationsnetze,
die Sprache, Daten und Multimediadienste in sich gemeinsam in einer
Netzinfrastruktur verbinden –, wahrscheinlich noch einmal den gleichen
Betrag in die Hand nehmen werden müssen, um ein völlig IT-fähiges Netz aufbauen
zu können.
Dieses Bild haben Sie schon gesehen (der
Referent verweist auf ein eingeblendetes Bild), das ist nur die Darstellung
der ADSL-Technologie in Österreich. Die „weißen
Flecken“ finden sich in den ländlichen Gebieten, wo wir im Grunde genommen
versuchen müssen, mit Förderungsprogrammen diesen Bereich abzudecken. Der Rest
ist Kabelfernsehen. Auch da gibt es die Möglichkeit, eine entsprechende
Versorgung durchzuführen.
Wir haben uns in den letzten Jahren nicht
nur auf die Infrastruktur konzentriert, sondern wir haben natürlich auch
versucht, auf der Content-Seite einen Schritt in der Weiterentwicklung
durchzuführen, und haben letztes Jahr den ersten interaktiven Breitbandinhalt
gelauncht, das ist das Aon.tv. Das ist der erste Schritt, der
erste Versuch in der Entwicklung dieser Technologie mit Fernsehprogrammen, die
von ORF 1, ORF 2, ATV, Puls TV und anderen Sendern übertragen
werden. Es gibt aber auch Spielfilme, Musikclips, Videoclips, Spiele und
einiges mehr. – Das ist eigentlich das Kernthema der zukünftigen
Entwicklung.
Der Beitrag, den wir leisten, ist die
moderne Infrastruktur durch die Innovationskraft, die natürlich im Unternehmen
Telekom Austria steckt. Wir haben ungefähr 140 Mitarbeiter, die in der
Forschung und Entwicklung aktiv sind, und wir haben einen Forschungstopf in der
Größenordnung von 30 Millionen €, den wir einsetzen, um derartige
Technologien künftig aktiv und innovativ zu gestalten.
Wir haben in die Infrastruktur investiert,
wir haben in den Backbone investiert und versuchen jetzt auch in
Zusammenarbeit mit anderen Firmen und Unternehmen, auf der Content-Seite
attraktive Angebote zur Verfügung zu stellen.
In diesem Übergang zur
Informationsgesellschaft sehen wir uns als einen digitalen Integrator,
der die Weichen in Österreich stellen und den Standort entsprechend absichern
möchte. Österreich nimmt zwar in der gesamten Thematik noch keinen wirklichen
Spitzenplatz in der Breitbandkommunikation oder in der IKT-Entwicklung ein,
aber ich glaube, bei Konzentration aller Kräfte kann es uns gelingen, doch
einen wesentlichen Schritt vorwärts zu tun. Das ist ein nationaler
Schulterschluss, den wir durchführen müssen. Deswegen bin ich auch froh
darüber, dass dieses Thema heute hier ausführlich diskutiert wird.
Wir brauchen auch in Österreich eine Art Masterplan.
Wir müssen davon ausgehen, dass Regulierung, öffentliche Förderungen,
Technologieentwicklung, Infrastruktur-Angebot und Vielfalt an Inhalten in einem
Plan zusammengelegt werden und die entsprechende Entwicklung in Österreich
aufgezeichnet wird.
Wir haben deshalb gemeinsam mit Betreibern
und der Industrie eine Initiative ergriffen, die ARGE Breitband Austria. In
dieser wollen wir versuchen, für die Regierung, für das Parlament Grundlagen
und Empfehlungen zu erarbeiten, die die volle Ausschöpfung des Wandels in die
Informationsgesellschaft ermöglichen. Das erste Treffen hat also stattgefunden,
und ich bin zuversichtlich, dass wir in diesem Bereich doch einiges bewegen
können. – Ich möchte mich recht herzlich für Ihre Aufmerksamkeit bedanken.
(Beifall.)
10.39
Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Ich bedanke mich sehr herzlich beim Vorstandsdirektor der Telekom
Austria Mag. Fischer und darf zum Thema TV und Internet noch bemerken,
dass diese Enquete von der Telekom Austria live im Internet übertragen wird.
Ich erteile als nächstem Redner Herrn Ing. Kühberger,
Geschäftsführer der Firma Infotech, das Wort. – Bitte.
10.39
Referent Ing. Hans Kühberger (Infotech EDV-Systeme GmbH): Sehr
geehrte Damen und Herren! Grüß Gott! Ich danke für die Einladung des
Bundesrates zu diesem Vortrag mit der Bitte, ein Praxisbeispiel eines
alternativen Providers aufzuzeigen. Es geht da um Glasfaser. Wir
sind hier in einem lokalen Bereich, wo wir es geschafft haben, Glasfaser zu
etablieren, und ich möchte ein bisschen zeigen, wie das begonnen hat und wo wir
momentan stehen.
Beginnen möchte ich mit der Vorstellung des
Unternehmens: Firma Infotech, das ist ein EDV-Systemhaus. Wir
sehen, wie Herr Mag. Fischer schon gesagt hat, Telekommunikation und
Informatik wachsen immer mehr zusammen. Wir kommen eigentlich von der
Informatik-Seite, haben begonnen, wie ich schon gesagt habe, als
EDV-Systemhaus, Handel, EDV-Dienstleistungen – Zielgruppe: Gewerbe,
Industrie.
Wir sind ein relativ kleines Unternehmen
mit einem Umsatz von 4,4 Millionen €, also vergleichsweise bescheiden
gegenüber der Telekom Austria, und haben 27 Mitarbeiter, die vorwiegend
im Dienstleistungsbereich tätig sind. Das Unternehmen ist in Privatbesitz.
Wir haben auch erkannt, dass das
zusammenwächst, und haben 1996 begonnen, als Internet-Service-Provider tätig zu
werden – damals mit einer 64 Kilobit-Standleitungsanbindung, das
wäre heute undenkbar. Wir haben sukzessive unter Zuhilfenahme von angemieteten
Leitungen Unternehmen in der Umgebung angebunden an das Internet –
schwerpunktmäßig Standleitungsanbindungen, also hochwertigere Anbindungen.
Ganz kurz noch zur Stadt Ried –
das ist sozusagen der Stammsitz des Unternehmens –: Ried im
Innkreis hat 12 000 Einwohner, 4 500 Haushalte, wir haben
eine sehr starke lokale Wirtschaft mit vielen Headquarters in Ried – das
ist sehr wichtig, wie Sie nachher sehen werden. Als Voraussetzung ist für uns
auch günstig gewesen: Es gibt kein Koax-Netz – das ist nicht so wahnsinnig
häufig in Österreich, vermutlich auf Grund der Nähe zu Deutschland, wo einfach
schon terrestrisch mehrere Fernsehprogramme empfangbar waren. Außer der Telekom
Austria war bis dato kein anderer Netzbetreiber mit eigener Infrastruktur
vorhanden.
Im März 2001 hat dann bei uns im Haus
eine Nachdenkphase begonnen: Was tun wir? – Wir hatten 70,
80 Standleitungskunden allein im Stadtbereich von Ried, für jede dieser
Standleitungen wurden an die Telekom 100 bis 300 € pro Monat abgeliefert –
nur für die Zuleitung!, also nicht für den Dienst –, wir haben gesehen,
dass wir immer mehr in Bereiche kommen, wo mehr als 2 Mbit – also
mehr als das, was über Kupferleitung möglich ist – machbar ist. Die Idee
war: Zahlen wir das noch viele Jahre weiter so, oder schaffen wir uns eine
eigene Infrastruktur? – Es ist das Projekt „Glasfasernetz Ried“
entstanden, das überraschend schnell hochgebracht werden konnte – auch mit
Hilfe von Fördermitteln, letztendlich ist das ein KMU. Ich kann Ihnen
bestätigen: Wenn eine gute Idee, wenn ein Business-Plan vorhanden ist, dann
kann man in Österreich vieles machen. Es gibt viele Förderstellen wie die FGG,
wobei manche Zuschüsse in einem relativ bescheidenen Ausmaß gewähren, wodurch
allerdings doch einiges möglich geworden ist, zum Beispiel durch Garantien.
Wir haben im August 2001 mit
Errichtungsarbeiten begonnen und haben im Oktober 2002 18 Kilometer
Trasse quer durch die Stadt gegraben. Das war eine recht
spannende Zeit. Wir haben es aber geschafft, dass im Oktober alle wichtigen
Services, die zu diesem Zeitpunkt sozusagen definiert waren, online waren und
die bestehenden Standleitungskunden auf eine eigene Infrastruktur umgestellt
worden sind. Die Initialumsätze wurden laut Business-Plan perfekt eingehalten,
ja sogar überschritten. Wir haben das 2003 zum Industriegebiet im Norden
erweitert. 2003 erfolgte eine Ergänzung Glasfasernetz mit Kupfer-Entbündelung.
Das Investitionsvolumen – noch einmal die Relation:
4,4 Millionen € Umsatz – beträgt in der Zwischenzeit über
3 Millionen €. Das Unternehmen ist immer noch zu 100 Prozent in
Privatbesitz.
Eine Größenordnung, die Sie vielleicht auch
wissen sollten: Wenn wir die Stadt Ried – jetzt wirklich alle
Haushalte – mit Glasfaser versorgen würden, dann wären mit Sicherheit
noch einmal 2 bis 3 Millionen € erforderlich, und das ist nur eine
kleine Bezirksstadt. Also 5 bis 6 Millionen € für eine kleine
Bezirksstadt. – In diesem Zusammenhang sind die 10 Millionen €
natürlich ein bisschen anders zu sehen.
Hier sehen Sie, was entstanden ist (der
Referent verweist auf ein eingeblendetes Bild): Alles, was hier rot ist,
ist Trasse, die wir selbst errichtet haben. Die Vorgangsweise war recht
einfach: Man nimmt den Plan, sucht sich die ganzen Kunden, die wir schon versorgt
haben, pinnt das auf und zieht ein Netz herum. New Build ist natürlich viel einfacher, als wenn
man auf bestehenden Infrastrukturen aufsetzen muss.
Sie sehen, das
sind Ringstrukturen. Wir sind da auf Anforderungen der Wirtschaft eingegangen,
diese vollredundant zu versorgen. Und ich kann Ihnen sagen, die Struktur hat
die erste Bewährungsprobe beim Hochwasser bestens bestanden. Ried war durch das
Hochwasser ja extrem betroffen, sogar unser eigenes Gebäude. Es hat keinen
einzigen Ausfall gegeben. Wir haben in Ried immerhin Unternehmen
wie Fischer-Ski und Fischer Advanced Composite Components,
also Unternehmen, die auf dem Weltmarkt tätig sind, die uns so etwas nicht
verzeihen würden.
Die Entbündelung
habe ich kurz erwähnt. – Es hat sich letztendlich ergeben, dass wir
entlang der Glasfaser-Trasse einige Wählämter hatten. Wir haben Ende 2003
begonnen, diese Wählämter zu entbündeln. Das, muss ich sagen, war recht
problemlos, ich habe keine großen administrativen Hindernisse gesehen. Das
eigentliche Ziel war, über Entbündelung auch jene Firmenkunden, die noch nicht
mit unserem Glasfaser-Netz erreicht werden konnten, die noch die relativ teuren
angemieteten Leitungen nutzen mussten, zu erreichen. Bevor wir mit diesen
Firmen überhaupt begonnen haben, waren schon die ersten 200 Privatkunden
am Netz – das entwickelt sich höchst interessant.
Im Zuge der Breitbandförderung
Oberösterreich haben wir bei uns ein Gebiet definiert, das Sie hier
sehen, wo teilweise noch mit Glas, teilweise mit Entbündelung einfach ein
Technologie-Mix geschaffen wird, um Flächendeckung zu erzielen.
Kurze Information
auch hier wieder für Sie, wie viel so etwas kostet: Die Kosten für die
Entbündelung eines Wählamtes liegen im Mittel bei ungefähr 100 000 €
pro Wählamt. Ich glaube, es gibt ungefähr 400 Wählämter in Oberösterreich
und ungefähr 2 000 in Österreich.
Wichtig sind auch
Interconnections, wir müssen natürlich auch Verbindungen nach
außen schaffen. Es hilft nichts, wenn wir nur in der Stadt Superverbindungen
haben und dann nicht hinauskommen. Wir haben natürlich schon längere Zeit eine
Glasfaser-Anbindung zur Telekom – redundant mittlerweile, die waren sehr
kooperativ. Es gibt da ein sehr interessantes Geschäftsverhältnis: Obwohl wir
Mitbewerber sind, gibt es doch sehr viele Geschäfte, die wir gemeinsam gemacht
haben, und ich glaube, die Telekom verdient ja auch sehr gut.
Trotzdem: Zwei,
drei weitere Carrier sind notwendig, um auch Redundanzen sicherzustellen. Wir
haben ja mittlerweile drei – also es gibt die ÖBBTel, die auf unser Betreiben
Glasfaser bis nach Ried gebracht hat, wo es einen Koppelpunkt gibt, und
dasselbe auch mit der EnergieAG, den oberösterreichischen Energieversorgern.
Für uns waren am
Anfang nur Firmenkunden das Maß der Dinge. Wir haben den Business-Plan
wirklich auf Firmenkunden ausgelegt und im Prinzip Dienste für sie geleistet,
wie am Anfang natürlich Internet, wie Standard-Vernetzungen zwischen zwei
Firmenstandorten, die eben dann mehr als 2 Mbit brauchen, die vielleicht
100 oder 1 000 Mbit gebraucht haben. Wir haben auch Standleitungen in
Verbindung mit den Carriern zu anderen Destinationen außerhalb Österreichs.
Public
Access, das heißt
öffentlich zugängliche Internet Ports auf dem Messegelände, im
Technologiezentrum, wo man eben Veranstaltungen macht, wo man das Internet
schnell braucht, vielleicht auch ein sehr schnelles Internet.
Im Kommen ist das
Zusammenwachsen von Informationstechnologie und Kommunikation in einem
dramatischen Ausmaß. Wir sehen das bei uns in Ried, in dieser kleinen Stadt. Da
werden Speicherauslagerungen betrieben, da werden Backup Services betrieben.
Das geht so weit, dass komplette Server und komplette Services zu uns ausgelagert
werden, weil sich die Kunden einfach zusehends auf ihre Kernkompetenzen
konzentrieren wollen und sich mit Dingen wie einem Exchange Server nicht
wirklich belasten wollen.
Das Medium Glasfaser
ist eminent wichtig, um diese Services überhaupt anbieten zu können.
Ich kann keinen Full Service Exchange Server mit wirklich normaler Zugriffsgeschwindigkeit
erreichen, wenn ich keine Glasfaser zum Kunden habe. Ich kann kein Storage
Service machen, wenn nicht mindestens 100 Mbit zum Kunden sind. Das ist
schlicht und einfach nicht möglich.
Im Zuge der
Errichtung des Glasfaser-Netzes sind auch über 2 500 Haushalte so
weit vorbereitet worden, dass wir sie an das Glasfaser-Netz anschließen können,
das heißt, das Rohr liegt im Wohnblock, liegt unmittelbar davor, teilweise
schon in der Wohnung – also die Vorbereitungen sind da recht weit
gediehen.
Nachdem die
Firmenkunden mit den wesentlichen Diensten versorgt worden sind, haben wir uns
gefragt: Was können wir für Privatkunden tun? – Und der Ansatz war immer:
Wir wollen einfach aus wirtschaftlicher Sicht den so genannten Triple Play
liefern, um den Erlös pro Haushalt zu maximieren. Das heißt, jemand soll von
uns Internet bekommen – das kostet von mir aus 40 € –,
Telefonie – 10, 20, 30 € – und auch TV.
Zum Thema Fastcom
wäre ein Vortrag geplant gewesen, der aber leider entfällt. Im Mittel werden
66 € pro Haushalt erwirtschaftet, was auch notwendig ist, damit solche
Netze wirklich funktionieren.
Wir sind schon
ein bisschen in der Branche bekannt dafür, dass wir recht starrköpfig sind und
auf bestimmten Meinungen beharren. Eine Meinung war einfach, dass die Zeit reif
ist, dass dieser Triple Play ausschließlich auf IP abgewickelt wird – IP
ist das Internet Protocol. Das hat nicht unmittelbar mit Internet
selbst zu tun, aber es handelt sich um dieselbe Technologie, die im Internet
verwendet wird. – Das waren recht nette Herausforderungen.
Internet ist klar, das ist ja IP-Dienst,
Telefonie erfordert eine gewisse Umwandlung, erfordert gewisse Agreements im
Hintergrund. Bei TV haben wir überhaupt nicht recht gewusst, wohin der Weg
führt.
Das Internet möchte ich nur kurz streifen. Always-on
ist eine superschnelle Verbindung: Wir gehen jetzt momentan bis 2 Mbit,
aber das können 10 Mbit sein. Bei 2 Mbit stehen wir in Wahrheit auf
der Bremse. Die kleinste Verbindung, die wir zum Haushalt machen, ist in
Glasfaser 100 Mbit, das geht nicht geringer. Alles, was darunter ist, ist
teurer. Das heißt, sobald jemand Glas im Haus hat, sind 100 Mbit das
Kleinste und das Billigste, was man machen kann. Wenn ich dem Kunden nur
2 Mbit Internet gebe, dann ist dieser aus heutiger Sicht zwar glücklich,
aber ich als Betreiber stehe auf der Bremse.
IP-TV, also Fernsehen über IP, ist der
Ansatz, den wir für diesen Teilbereich gewählt haben. Das nutzt das
Internet-Protokoll und natürlich auch den Breitbandzugang. Dieser
Breitbandzugang über Glasfaser, in gewissem Maße auch über Kupfer ist die Voraussetzung
dafür, dass IP-TV funktioniert. IP-TV ist voll interaktiv. Wir sprechen nicht
von Umschalten zwischen den Programmen, sondern von viel mehr. Ich habe eine
Demo mit, die ich Ihnen zeigen möchte.
Wir haben nach Lösungen gesucht, wo diese
enormen Bandbreiten, die im Glasfasernetz verfügbar sind, wirklich bestmöglich
genutzt werden, sind aber nicht wirklich weitergekommen. Wir haben jetzt
eigentlich eine Eigenentwicklung ins Laufen gebracht, die einen recht guten Punkt
erreicht hat. Ob das das Maß aller Dinge ist, sei einmal dahingestellt, aber
ich möchte Ihnen zeigen, was möglich ist, damit Sie ein wenig einschätzen
können, was auch mit TV machbar ist.
TV-Services benötigen eine digitale Set
Top Box. Ich habe eine mitgebracht, um sie herzeigen zu können. (Der
Referent zeigt diese.) Sie unterscheidet sich von einem
Digital-SAT-Receiver nur unwesentlich, und zwar dadurch, dass hier neben dem
Scart-Anschluss zum Fernseher ein Ethernet-Eingang ist. Es gibt keinen
Antennen-Eingang. Es ist genauso wie ein Kabel-TV-System. Nur sprechen wir
jetzt nicht von einem Koax-Kabel, das zugeführt wird, sondern von einem
Ethernet-Eingang. Der Kunde hat eine normale Fernbedienung. Das hat nichts mit
einem PC zu tun, sondern Sie können dieses Service ganz normal am Fernseher
abrufen.
Beim Funktionsumfang wird es schon
interessanter. Natürlich gibt es Free TV. – Teletext ist
nach wie vor sehr wichtig. Der Dienst ist uralt, aber er ist noch populär. Electronic
Program Guide, das heißt, dass Sie sehen, was gerade läuft. Da steht
zum Beispiel „Zeit im Bild“. Video-on-Demand, das heißt, Sie wählen einen Film
aus, drücken okay und der Film beginnt. Dieser beginnt nicht in der nächsten
halben Stunde, sondern sofort. Man kann ihn auch stoppen und zurückspulen.
Mosaik-Ansicht heißt, dass Sie mehrere
Fernsehprogramme in einem Mosaik dargestellt bekommen. Dann gibt es Personal
Video Recorder Services, das heißt, der Videorecorder steht nicht mehr
als physikalisches Gerät im Haushalt, sondern es ist ein Service, den der
Netzbetreiber liefert. Ich kann einen Videorecorder über eine normale
Fernbedienung, einen interaktiven Fernseher oder zum Beispiel auch über Web
Interface oder Handy Interface programmieren. Das geht natürlich auch über eine
Pay-TV-Integration.
Wir haben noch ein erweitertes Produkt,
nämlich TimeShift TV, „zeitverschobenes Fernsehen“, glaube ich,
ist es von der Telekom genannt worden. Alle wesentlichen Sender – in
unserem Fall sind es zehn Sender – sind 24 Stunden rückwärts komplett
frei navigierbar, mit einem rasend schnellen Zugriff. Sie geben die Zeit an und
fertig. In Verbindung mit Personal Video Recorder Services können Sie dann
Sendungen aufzeichnen, die am Vortag gelaufen sind. Das heißt, Sie kommen ins
Büro und treffen einen Kollegen, der meint: Hast du den Film gesehen? Hast du
die Doku gesehen? Das war super, das könnten wir nächste Woche brauchen. –
Antwort: Nein, habe ich nicht. Hast du es aufgenommen? – Nein. In diesem
Fall starten Sie den Webbrowser, melden sich mit Ihrem Namen an, wählen
Personal Video Recorder und wählen aus den letzten 24 Stunden einfach das
Programm, das Sie aufzeichnen wollen. Unser System kopiert das vom
TimeShift-Speicher in Ihren Personal Video-Speicher, und da bleibt es auch
erhalten. Aus dem TimeShift-Speicher verschwindet es nach 24 Stunden.
Auf die Technik möchte ich jetzt nicht im
Detail eingehen. Aber was vielleicht wichtig ist: Mit Ausnahme der Antenne oben
ist das alles ausnahmslos Informationstechnologie. Da gibt es keine HF-Verteiler
mehr. Das sind Server, das sind Betriebssysteme, das sind Speicher, ausnahmslos
Informationstechnologien.
Jetzt versuchen wir einmal eine Demo. Es
handelt sich hier um eine Kopie, die vom PC aus einfach mitgeschnitten wurde. (Der
Referent beginnt mit der Demonstration.) Ich werde es etwas kommentieren.
Live-TV, das heißt, Sie sehen normales Fernsehen in normaler digitaler Qualität
mit den EPG-Daten unten dran. Sie können relativ schnell das Programm wechseln.
Das ist auch wichtig. Die Qualität ist wirklich identisch mit Digital-SAT.
Teletext ist ein Service, das Server-based passiert, also zentral. Sie drücken
ganz normal den Teletextruf auf der Fernbedienung, wählen den Sender, zum
Beispiel 200, Sport, holen zum Beispiel Fußball-EM, also 260, sind da und
können auf alle Seiten, ausnahmslos alle Sender, alle Seiten, alle Subseiten
sofort zugreifen. Es gibt keinerlei Verzögerung, sogar bei den Subseiten. Wenn
Sie jetzt rechts unten schauen, eins von drei, da blättern Sie einfach weiter.
Noch einmal: Das Service ist 20 Jahre alt, aber es ist trotzdem noch
populär im Fernsehen.
Ein weiterer Punkt ist TimeShift,
zeitversetztes Fernsehen. Sehr praktisch: Sie wählen den Sender ganz normal
aus, drücken auf einen Knopf, TimeShift, bekommen ein Eingabefenster, wo Sie
die Zeit eingeben und okay sagen. Mehr müssen Sie nicht tun. Sie müssen kein
Gerät vorprogrammieren. Sie können jederzeit, wenn Sie sagen, der Zeitpunkt
war falsch, einfach noch einmal auf die TimeShift-Taste drücken und eine neue
Zeit eingeben.
Ich habe das erst seit ein paar Monaten zu
Hause. Das ist im Pilot in Betrieb. Das ist phantastisch! Ein Thema ist auch,
ob Werbung herausgeschnitten wird. Ich habe jetzt ein Beispiel gebracht. Wir
sehen, dass Werbung teilweise angesehen wird, manchmal fünf-, ja zehnmal, weil
sie einfach lustig war. Die Leute gehen auch zurück und schauen sich das an,
überspringen Werbung aber auch dort, wo es politisch wird.
Das ist jetzt etwas erweitert worden mit
interaktiver Oberfläche, ist Menü geführt. Sie drücken einfach 2, TimeShift,
wählen den Sender interaktiv aus. Sie sehen hier, was momentan läuft, und sehen
eine Liste der Sendungen, die in den letzten 24 Stunden gelaufen sind. Man
geht nur mit dem Cursor hinauf, und wenn man die Sendung ausgewählt hat,
drückt man auf okay – ohne vorher irgendetwas zu tun. Ich muss das noch
einmal betonen: Sie brauchen keinen Videorecorder zu Hause.
Wenn Sie sagen, das war das Falsche,
einfach wieder die Menü-Taste drücken: komplettes Menü. Dann drücken Sie zum
Beispiel nochmals 2, TimeShift, und wählen einen anderen Sender. Wieder okay.
Dann gehen Sie mit dem Cursor wieder hinauf bis zur Sendung, die Sie haben
wollen, und machen dasselbe Spiel wieder. – Das ist alles Service-based,
also zentral beim Service Provider, nicht mehr in der Box. Das ist das Einzige,
was der Kunde vor Ort braucht.
Video-on-Demand ist zum Beispiel ein Thema. Lokal-TV in Ried ist kein Sender, der
pausenlos sprudelt, sondern den Sie über das Menü einfach mit Taste 9
aufrufen und on demand sofort starten. Das heißt, Lokalfernsehen kann eine
komplett andere Dimension bekommen, denn ich kann auch die historischen
Beiträge aufrechterhalten. Diese können drei Monate im Archiv verfügbar und
jederzeit abrufbar sein. Lokale Inhalte sind ja oft ein Träger von solchen
Netzen. – Sie sehen, das war jetzt keine Show, sondern das war einfach
mitgeschnitten, weil es aus technischen Gründen hier anders nicht machbar war.
Das ist als Pilotversuch in Ried in
Betrieb, die ersten 50 Haushalte testen das. Ich selbst habe es aus
Qualitätssicherungsgründen zu Hause. Ich habe zwei Kinder, vier und sieben
Jahre alt, die natürlich nicht ins Bett gehen, wenn „Zeit im Bild“ ist. Also
gewöhnt man sich sehr schnell an solche Dinge.
Ich hoffe, das hat einen gewissen Einblick
gegeben, und würde mich freuen, wenn Fragen an mich herangetragen
werden. – Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall.)
11.00
Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Ich bedanke mich bei Herrn Ing. Kühberger für die
interessanten Ausführungen. Insbesondere die „Zeitrückversetzung“, wenn Kinder
sonst nicht schlafen gehen, ist eine Anregung, muss ich sagen. Wenn man
bestimmen kann, wann der Sandmann kommt, hat das sicher einen Vorteil.
Nächster Referent ist Herr Generalsekretär
der ISPA Dr. Einzinger. – Bitte.
11.01
Referent Generalsekretär Dr. Kurt Einzinger (ISPA – Internet Service
Providers Austria): Meine Damen und Herren! Ich freue mich, dass ich heute hier
zu Ihnen sprechen darf, und bedanke mich beim Bundesrat für diese Initiative.
Ich glaube, dass sie sehr notwendig ist. Dass dieses Thema sehr wichtig ist,
haben ja meine Vorredner schon mehrmals betont. Mit der Gnade des Spätredners
ausgezeichnet, kann ich einerseits einiges meiner Präsentation übergehen –
ich hoffe, Sie verzeihen mir – und andererseits auf einige der Themen, die
meine Vorredner schon angesprochen haben, eingehen. (Begleitend zu diesem
Referat werden auf den rechts und links vom Präsidium aufgestellten
Flachbildschirmen Graphiken präsentiert.)
Ganz kurz: Ich bin Generalsekretär der ISPA –
Internet Service Providers Austria; ein freiwilliger
Zusammenschluss aller oder fast aller ISPs in Österreich, der seit 1997 besteht
und zurzeit zirka 200 Mitglieder hat. Daran sehen Sie schon, dass unser
Spektrum sehr breit ist. Wir umfassen sowohl Firmen, die im Internet Access,
Content-Bereich, Application-Service-Bereich, WLAN, Hosting und auch sonstigen
Bereichen des Internets tätig sind. Das gelingt uns auch deshalb, weil das
eigentliche Ziel unseres Vereins die Förderung des Internets in Österreich
ist. Darum unterstützen wir auch solche Bemühungen wie Breitband und sehen es
als eines unserer Projekte an, unter anderem wie Sicherheit, Application
Service Providing, WLAN, e-payment und so weiter.
Sie finden alle weiteren Informationen auf
unserer Website www.ispa.at.
Für uns ist der Breitband-Internetzugang
der natürliche Internetzugang. Ich brauche jetzt nicht mehr auf die einzelnen
Argumente einzugehen, warum das so ist, möchte aber noch dazusagen, dass im
Wirtschafts- und Arbeitsbereich – das wurde schon erwähnt – der
Breitbandanschluss eigentlich unumgänglich ist. Man kommt ohne ihn nicht mehr
aus. Und da sehen wir die große Problematik, die nach wie vor besteht. Es gibt
den Breitbandanschluss einfach noch nicht überall.
Zu Beginn waren wir gut – auch darauf
wurde schon mehrfach hingewiesen –, einige unserer Mitglieder waren da
eigentlich schon sehr früh tätig, unter anderen die Telekom Austria mit ADSL,
aber auch Kabelbetreiber wie Telekabel UPC, die, international gesehen,
auch früh mit der Aufrüstung ihres Netzwerkes begonnen haben und nach einigem
Überreden sozusagen einen Wholesale-Vertrag mit den Providern abgeschlossen
haben, dass diese auch diese Netze nutzen können, wodurch sie die Möglichkeit
hatten, Österreich früh mit Breitbandtechnologie auszustatten. Leider sind wir
aber in den letzten ein, zwei Jahren im internationalen Vergleich
zurückgefallen. Sie sehen an den Zahlen 2002 und 2003 im Vergleich mit
verschiedenen anderen Ländern, dass wir, obwohl wir 2002 noch sehr gut gelegen
sind, 2003 schon deutlich zurückliegen, was sich aller Voraussicht nach 2004
fortsetzen wird, wenn nicht etwas dagegen getan wird. Und ich sehe das als
Startschuss dafür, dass hier etwas geschieht.
Ich möchte, obwohl das auch schon gesagt
wurde, noch ganz kurz darauf hinweisen, dass die Entstehung von Digital
Divide nicht nur auf der Verfügbarkeit beruht. Sie beruht natürlich
auf der Verfügbarkeit – wenn Breitband nicht verfügbar ist, kann man es
nicht nutzen –, aber es ist auch eine Tatsache, dass es dort, wo es
verfügbar ist, heute nicht von allen genutzt wird. Und auch da ist es wichtig,
sozusagen einer Digital Divide entgegenzuwirken.
Digital Divide beruht darauf, dass die
Leute die Angebote noch nicht annehmen, seien sie unattraktiv oder es stimmt
das Kosten-Nutzen-Verhältnis noch nicht, und auch darauf, wie wir meinen, dass
es noch zu wenig Wettbewerb, zu wenige Angebote, zu wenige verschiedene
Angebote gibt und zu wenige Angebote, die auf spezielle Kundenbedürfnisse
eingehen. Auch hier ist eine Änderung notwendig.
Auf die gesellschaftlichen Faktoren wurde
schon mehrfach hingewiesen.
Es ist ganz interessant, sich die
Verteilung anzusehen – Sie haben zwar schon ein paar Karten von der RTR
gesehen, aber was an dieser Karte recht deutlich wird: je blauer das Gebiet
ist, desto schlechter ist es ausgestattet, je mehr dunkelrot, desto besser. Sie
sehen deutlich die Gebiete, die schlecht ausgestattet sind. Es sind primär
Peripheriegebiete, das heißt im Norden, Osten, und Süden Österreichs. Wien ist
dunkelrot, ist breitbandmäßig sehr gut ausgestattet – nicht in dem
Breitband-Sinn wie Ried mit 50 Testpiloten sozusagen, aber im Großen und
Ganzen ist es für jeden möglich, Breitband zu bekommen, während in
Teilen Oberösterreichs, Niederösterreichs, des Burgenlandes, Kärntens noch
viel getan werden muss, damit überhaupt die einfache Version von Breitband
erhältlich ist.
In diesem Sinne sind wir sehr für diese Breitbandinitiative
des Bundes, sagen ein klares Ja dazu, wenn gewisse Voraussetzungen
eingehalten werden, die im heutigen Vortrag zum Teil eingeflossen sind.
Punkte, die unserer Meinung nach wichtig
sind:
Vorgabe eines österreichweiten
einheitlichen Verfahrens, sodass es nicht verschiedenste Möglichkeiten gibt,
das zu tun;
Gewährleistung eines transparenten
Verfahrens – da sehen wir noch gewisse Mängel, denn bis jetzt ist relativ
wenig nach außen gedrungen darüber, wie das Verfahren genau ausschauen wird;
Sicherstellung eines fairen Verfahrens für
alle Provider;
Technologieneutralität – das ist schon
angesprochen worden;
schon durch das Verfahren oder die
Bedingungen dazu ist sicherzustellen, dass die geförderten Betreiber auch ein
Wholesale-Angebot stellen, das heißt nichts anderes, als dass derjenige, der
durch öffentliche Förderungen eine Infrastruktur entwickelt, sie auch anderen
Dienstebetreibern zu angemessenen Preisen zur Verfügung stellen muss, dass also
eine öffentlich geförderte Infrastruktur, an der ja alle mitzahlen, sozusagen
auch der Gesamtwirtschaft zugute kommt und nicht nur einem einzelnen Betreiber;
wichtig ist auch die Beachtung der
Nachhaltigkeit.
Wir haben schon im Frühjahr dieses Jahres
den Vorschlag gemacht, dass man, um diese Bedingungen erreichen zu können, eine
Art von Koordinierungskonferenz mit allen Beteiligten abhalten soll. In diesem
Sinne sehe ich auch die Initiative der Telekom Austria, eine
Arbeitsgemeinschaft Breitband einzurichten, wo eben die Betreiber, die
Gerätehersteller, die öffentliche Hand, Gemeinden und Länder, die bei diesem
Vorhaben sehr wichtig sind, eingebunden sind und wo man versucht, sozusagen in
einer gemeinsamen Arbeit das Problem zu lösen.
Für uns ist es auch sehr wichtig, zu sagen,
dass das ein erster Schritt ist, dass das aber das Problem nicht komplett lösen
wird. Wichtig werden auch die Rahmenbedingungen sein, in denen heute Breitband
angeboten wird oder innerhalb derer die Breitbandwirtschaft, wenn Sie so
wollen, sich bewegt und stattfindet. Es ist wesentlich, dass sie angepasst
werden und wirtschafts-, entwicklungs- und wachstumsfreundlich werden.
Ich möchte auch ganz kurz beschreiben,
worum es eigentlich geht, das heißt, von welcher Technologie wir überhaupt
reden. Das ist einerseits die so genannte Digital Subscriber Line,
die auf der ganz normalen Kupferinfrastruktur basiert. Das sind die Drähte, die
vom Wählamt der Telekom Austria bis in den Haushalt des einzelnen Teilnehmers
gehen. Das ist eine so genannte Doppelkupferader, die meistens verdreht ist,
verschiedene Qualitäten hat, die man durch eine technische Aufrüstung sowohl im
Wählamt als auch zu Hause bei den Kunden, in ihren Wohnungen, dazu befähigt,
dass auf der einen Seite auf niedrigen Frequenzen die Telefonie stattfindet und
auf der anderen Seite auf höheren Frequenzen das Internet, also die
Datenübertragung. Das heißt, es ist in Wirklichkeit eine Art von Aufrüstung der
bestehenden Telefoninfrastruktur, wenn man das kurz so sagen kann. Und das
wird jetzt von der Telekom Austria, weil sie ja auf Grund der historischen
Bedingungen die Einzige ist, die diese Kupferadern bis zum Haushalt hat,
sowohl im Retail – das heißt, sie verkauft es dem Kunden direkt – als
auch im Wholesale – das heißt, sie verkauft es anderen Providern, die dann
dem Kunden ihre Leistungen darüber anbieten können – angeboten.
Die zweite Möglichkeit, diese Kupferader zu
nutzen, ist die so genannte Entbündelung – das ist ein
regulierter Bereich, das heißt, der Regulator legt fest, wie viel Geld die
Telekom Austria für eine solche Leitung von einem Betreiber verlangen darf, und
der kann dann damit mehr oder minder machen, was er will. Er muss nur dafür
sorgen, dass er die Zuleitung zum Wählamt hat, in dem Wählamt seine
Einrichtungen, die so genannte Kollokation, das heißt das, wo er dann seine
technischen Sachen hinstellt. Im Normalfall lässt die Telekom Austria das nicht
im Wählamt zu, sondern sie müssen das außen hinbauen oder in einem Keller
nebenan oder sonst irgendwo bauliche Aufwendungen machen. Und dann kann er
diese entbündelte Kupferleitung zum Kunden, eben für Telefonie und für Daten,
wobei es heute üblich ist, dass es mindestens für beide verwendet wird,
verwenden und seine Einrichtungen dazu. Das gibt ihm die Möglichkeit, dass
hier Wettbewerb entsteht, denn hier kann er Leistungen anbieten, die unabhängig
von der Grundleistung der Telekom Austria sind. Er kann andere Bandbreiten,
andere Mengen und so weiter anbieten, oder er kann es zum Beispiel, wie das die
Infotech in Ried macht, mit seinem Netz verbinden und dann eigene Dienste
anbieten.
Was noch zu sagen ist: DSL, Digital
Subscriber Line, ist ein Bündel von Technologien; es ist nicht
nur eine fixe Bandbreite oder ADSL, wie es am häufigsten üblich ist. ADSL ist
nichts anderes, als dass die Bandbreite zum Herunterladen und zum Hinaufladen
unterschiedlich ist, asynchron, das ist das „A“. Wobei das Herunterladen eben
mit höherer Bandbreite geht, weil das im Normalfall der Art und Weise der
Internetverwendung entspricht. Ich schicke immer weniger hinauf, als ich
herunter bekomme. Herunter kommen dann die Bilder, die ganzen Informationen.
Die zweite Technologie, von der wir hier
reden, ist die Kabeltechnologie, also das, was die
Kabelfernsehbetreiber machen, UPC Telekabel, der Größte in dieser Runde.
Dabei wird sozusagen das vorher schon vorhandene koaxiale Kabelnetz dazu verwendet,
Internet darüber zu verbreiten – hat sozusagen andere technologische
Einschränkungen. Während zum Beispiel ADSL die Einschränkung hat, dass nur
eine gewisse Distanz vom Wählamt möglich ist – eben die vier Kilometer,
das wurde ja schon angesprochen –, hat man beim Koaxialnetz die
Problematik, dass mehrere Kunden in einem Ring hängen und sich zum Teil
gegenseitig behindern können, was Bandbreite und Kapazitäten betrifft, und man
musste das vorhandene Kabelnetz umrüsten, damit man das machen konnte. Also
auch damit waren Aufwendungen verbunden.
Die dritte Technologie, die wir sehen und
die auch immer wieder angesprochen wird, ist die so genannte Wireless-Local-Area-Network-Technologie,
WLAN-Technologie, die den großen Vorteil hat, in einer lizenzfreien
Frequenz zu arbeiten. Das heißt, ich brauche keine Zulassung dafür, sie ist
allgemein verfügbar, und sie hat sich international sehr stark durchgesetzt.
Es gibt billige, günstige, vielfältige Geräte, und es entwickelt sich auch
sehr schnell. Das ist auch der Grund dafür, dass es jetzt schon etliche Firmen
gibt, die begonnen haben, mit dieser Technologie zu arbeiten, und die oft auch
in lokalen Gebieten durchaus erfolgreich sind und über diese WLAN-Technologie
einzelne Kunden oder Firmen an das Internet anschließen. Ich komme darauf noch
zu sprechen.
Die derzeitige Marktverteilung des
Massenmarktes im Breitbandbereich schaut folgendermaßen aus: Es gibt etwa eine
Halb-Halb-Stellung zwischen DSL-Technologie, das ist die kupfergestützte
Technologie, und Kabelfernsehtechnologie.
Der giftgrüne Teil ist die Telekom Austria,
der blaue Teil ist der Wholesale-Bereich von Telekom Austria, und der rote Teil
sind die entbündelten Leitungen – das ist die Hälfte der Kupfertechnologie.
Auf der linken Seite finden Sie den orangefarbenen Teil, das ist
UPC Telekabel, und der etwas hellere gelbe Teil sind die vielen
Kabelprovider, die es sonst noch in Österreich gibt, die also Internet machen.
Ganz kurz noch zur ADSL-Wholesale-Entwicklung
in Österreich. Die grüne Linie zeigt die Zahl der Anschlüsse der
Telekom-Austria-Retail-Kunden und die dunkelblaue Linie jene der
Wholesale-Kunden. Was man hier deutlich sieht, ist, dass es die Wholesale-Kunden
erst später gegeben hat, dass die erst wesentlich später zum Zug gekommen
sind. Was man aus unserer Sicht leider auch sieht, ist, dass es im
Wholesale-Bereich anscheinend doch klare strukturelle Probleme gibt, da die
Retail-Kurve der Telekom Austria um einiges steiler ansteigt als die
Wholesale-Kurve der Provider.
Wobei man sagen muss, es sind insgesamt 20,
22 Wholesale-Provider. Es gibt da ein sehr starkes Ungleichgewicht und
unserer Meinung nach zu wenig Wettbewerb.
Bei der WLAN-Entwicklung ist das Problem,
das wir schon seit einem Jahr haben, dass die Frequenzmöglichkeiten in
Österreich auch im Vergleich zu anderen Ländern noch immer relativ
eingeschränkt sind. Man darf nur das 2,4-Gigahertz-Band verwenden und hat nur
100 Milliwatt maximale Strahlungsleistung an der Antenne.
Zum Vergleich: Dieses Handy hier (der
Referent zeigt ein Handy) sendet – wie jedes Ihrer Handys – mit
1 Watt, also zehn Mal so viel. Das heißt, es ist nur ein Zehntel, und
trotzdem wird hier keine Möglichkeit gesehen, die Leistung zu erhöhen, obwohl
man gerade durch intelligente Maßnahmen, wie zum Beispiel Antennen, den
Richtwinkel, wie ich die Antenne ausrichte, und Ähnliches, sehr gut
einschränken kann, sodass es sehr wenig Streuwirkung gibt.
Der Internet-Service-Provider
hat eigentlich nur Interesse, mit seiner Antenne seinen Kunden zu erreichen und
möchte die maximale Leistung daraus ausnützen. Dadurch, dass das derzeit nicht
gestattet wird, hat er ein deutliches Problem.
Das zweite Problem, das er hat, ist, dass
die 5-Gigahertz-Frequenz, die in vielen anderen europäischen Ländern
inzwischen schon erlaubt ist, in Österreich noch immer nicht erlaubt ist. Sie
hat den Vorteil, dass sie einerseits höhere Übertragungsraten zulässt und dass
das andererseits auch in anderen Ländern mit höherer Leistung möglich ist, die
gerade für die Internetanbindung sehr wichtig wäre.
Der eigentliche große Vorteil, den
WLAN-Provider hätten, würde das auch in Österreich zugelassen, wäre, dass man
in diesem Frequenzbereich wesentlich weniger Störungen hat, weil ihn noch
niemand verwendet. Das würde dann faktisch nur für die
Internet-Service-Provider verwendet werden, weil diese als Erste anfangen,
während es zum Beispiel im 2,4-Gigahertz-Bereich alle möglichen Anwendungen
gibt, weil das eben auch eine freie Frequenz ist.
Der zweite Vorteil dieses Frequenzbereiches
ist, dass es die Geräte gibt, weil es in den USA und in sämtlichen anderen
europäischen Ländern erlaubt ist und auch eine sehr schnelle Entwicklung
stattfindet.
Die Frequenzen, die von der RTR
angesprochen wurden, das Wireless Local Loop, liegen in anderen
Frequenzbereichen und haben unserer Meinung nach, aber auch nach Meinung der
Provider, mit denen wir gesprochen haben, den Nachteil, dass hier einerseits
die Gerätschaften wesentlich teurer sind, also ein Nachteil gegenüber WLAN, und
dass man zweitens extra Lizenzen dafür braucht und noch nicht klar ist, wann
man diese bekommt und wie das ganze funktioniert.
Das heißt, derzeit wäre es notwendig –
wir fordern das auch schon seit einem Jahr –, die 5-Gigahertz-Frequenz
freizugeben. Das wäre eine Maßnahme, die, wenn Sie so wollen, nichts
kostet – das ist nur eine Verordnung des Fernmeldebüros –, die es
aber lokalen Betreibern sofort ermöglichen würde, diese Frequenzen für
Internetanschlüsse zu nutzen.
Wir denken, die beste Förderung des Staates
besteht in der Schaffung und Erhaltung von fördernden Rahmenbedingungen. Bei
der DSL-Technologie im Wholesale-Bereich geht es darum, dass es keine weitere
Verzögerung – und derzeit gibt es eine Verzögerung – bei der
Umsetzung der Rahmenrichtlinien und eine effektive Regulierung dieses Marktes
gibt; das ist von der EU in der Marktverordnung vorgesehen. Das wird in Österreich
seit einem Jahr nicht gemacht, es sollte allerdings möglichst schnell gemacht
werden, um in diesem Bereich Wettbewerb zu schaffen und die Entwicklung zu beschleunigen.
Zur Entbündelung: Ich habe
sehr wohl gehört, dass Herr Dr. Serentschy angekündigt hat, man werde sich
das in Zukunft besser anschauen und die Entbündelung vorantreiben. – Das
würde uns sehr freuen. Die Entbündelung hat sich sehr langsam entwickelt,
schreitet jetzt aber anscheinend ein bisschen schneller voran. Aber auch hier
sind Vereinfachungen und Beschleunigungen notwendig.
Sowohl bei der Entbündelung als auch bei
WLAN wäre es, um in die entlegenen, in die unterversorgten Gebiete zu kommen,
notwendig, die Zubringungsleitungen zu stärken. Man muss sich das anschauen, es
geht oft nicht nur um ein Local Loop, also um die Leitung, die direkt zum
Kunden geht. Wir haben zum Beispiel das Problem – so viel ich weiß, stellt
das auch ein Problem der Telekom Austria dar –, dass man das Wählamt ruhig
mit DSL ausrüsten könnte, dass aber die Zuleitung nicht vorhanden ist. Das
heißt, ich brauche Glasfaser oder eine entsprechend starke Leitung, um dann von
dem Wählamt überhaupt wegzukommen. Und das verursacht oft die Kosten, die durch
die paar Kunden, die daran hängen, nicht gedeckt werden.
Es wäre also unserer Meinung nach wichtig,
sich diese Situation wirklich genau anzuschauen und die Förderung und die
Maßnahmen dort anzusetzen, wo sie am wirksamsten sind und nicht nur Anschlüsse
zu fordern.
WLAN:
Die Zulassung von 5-Gigahertz-Band habe ich schon erwähnt, das möchte ich noch
einmal betonen.
Weiters hören wir immer wieder, dass es
Probleme zwischen WLAN-Betreibern und den Behörden gibt. Es wäre eine
konstruktive Zugangsweise der Behörden gegenüber diesen Providern
wünschenswert.
Die Nachfragestimulierung sehen wir auch im
Paket als etwas wichtiges, nur leider durch die derzeitigen Maßnahmen der
Einkommensteuer nicht wirklich effektiv. Nach dem Einkommensteuergesetz können
Sie derzeit Breitbandneuanschlüsse von der Steuerleistung absetzen. Wir wissen
aber aus allen Rückmeldungen von Internet-Service-Providern, dass das nicht
wirklich nachfragewirksam wurde. Das heißt, die Leute haben deswegen nicht mehr
Breitbandanschlüsse bestellt.
Ganz ehrlich: Ich glaube nicht, dass jemand
wirklich so überlegt. Erstens gibt es viele Leute, die gar keine
Einkommensteuererklärung, keinen Jahresausgleich machen, und zweitens ist es auch
für jene, die es machen, kein Beweggrund, jetzt Breitband zu nehmen, damit man
vielleicht am Ende des Jahres oder später ein bisschen Geld
zurückbekommt. – Ich glaube auch, dass das psychologisch nicht wirklich
greifbar ist.
Wir fordern ja schon seit längerem –
und das wäre auch die einfachste Möglichkeit –: 10-prozentige Reduktion
der Umsatzsteuer auf Breitbandanschlüsse, und zwar sowohl was
Herstellung als auch was Betrieb betrifft. Das wäre für alle sofort und spürbar
wirksam, wobei man sagen muss, dass es dazu ja ein gutes analoges Beispiel
gibt: Kabelfernsehbetreiber und Rundfunkunternehmen haben ja dieses
Privileg – und dort hat das ja durchaus denselben Hintergrund. –
Interessante Frage wäre dann übrigens, wie Sie (in Richtung des Referenten
Ing. Kühberger) das machen, wenn Sie Fernsehen über Internet
verbreiten, ob Sie da auch 10 Prozent verrechnen können.
Letzter und im Grunde genommen wichtigster
Punkt: Im Zuge einer solchen Initiative wäre es auch notwendig, Internet und
Breitband den gebührenden Stellenwert in Politik und Gesellschaft
einzuräumen, natürlich auch im hiefür zuständigen Ministerium. Jetzt spreche
ich den hier anwesenden Vertreter des Verkehrsministeriums an, von dem ich ja
weiß, dass er sich mit sehr viel Überzeugung dieses Themas angenommen hat,
aber: Im Grunde genommen haben wir bei uns in Österreich noch immer die
Situation, dass es im hiefür zuständigen Bundesministerium nicht einmal eine
Abteilung, einen Referenten oder sonst irgendetwas gibt, die für dieses Thema
zuständig wären! Und in Wirklichkeit hat sich der Herr Bundesminister während
seiner bisherigen Amtszeit in Bezug auf Internet nur zu dieser
Breitbandförderung geäußert!
Ich habe mir die Mühe gemacht, diesbezügliche
APA-Meldungen durchzuschauen: Es gab nur APA-Meldungen über die
Breitbandförderung, vier oder fünf Meldungen – und das war’s auch schon!
Dieses Thema wird, wie gesagt, im Ministerium viel zu wenig beachtet. –
Dazu möchte ich schon sagen: Bewusstseinsoffensive, schön und gut, nur, wenn
das in Wirklichkeit nicht einmal von der Politik her geschieht, dann muss man
schon die Frage stellen: Wie soll das dann die Bevölkerung machen?! Und die
wird das auch nicht tun!
Daher: Eine Gesamtsicht in Bezug auf diese
Breitbandinitiative ist notwendig, denn es geht darum, nicht nur Förderungen zu
geben – die an sich durchaus begrüßenswert sind! –, sondern man muss
dieses Thema doch aus einer Gesamtsicht heraus betreiben. Wir fordern daher,
dass das endlich angegangen wird, denn: Das Bewusstsein dazu ist
ohnehin da! (Zwischenruf.) – Ich nehme gerne entgegen, dass das ein
vorrangiges Ziel der österreichischen Politik ist, sage aber dazu: Dann tun
Sie bitte auch etwas zur Zielerreichung!
Damit möchte ich schließen, mich
bedanken – und mit einer Abwandlung des chinesischen Philosophen Laotse
sagen:
„Jede lange Reise beginnt mit dem ersten
Schritt“, aber: Dem müssen auch weitere folgen! – Danke. (Beifall.)
11.22
Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Ich danke allen Referenten für ihre Stellungnahmen und möchte
darauf hinweisen, dass für jene, die Interesse haben – und das könnten
doch einige sein –, die Möglichkeit besteht, die Präsentationen, die hier
vorgeführt wurden, via E-Mail über den Bundesratsdienst zugeschickt zu bekommen.
Wenn Sie uns Ihre E-Mailadresse zukommen lassen, wird sich der Bundesratsdienst
gerne darum kümmern, dass Sie diese Präsentationen gemailt bekommen.
III. Diskussion
Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer : Wir
gehen nunmehr in die Diskussion ein.
Ich weise darauf hin, dass jene Bundesräte,
die für ihre Fraktion sprechen, eine Redezeitbeschränkung von 10 Minuten
haben, und für alle anderen Wortmeldungen eine Rededauer von nicht länger als
5 Minuten erbeten ist.
Als erstem Diskussionsredner erteile ich
Herrn Bundesrat Boden das Wort. – Bitte.
11.24
Bundesrat Karl Boden (SPÖ, Niederösterreich):
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Auch von meiner Seite ein
herzliches Dankeschön für diese Initiative zur Behandlung dieses wirklich sehr
wichtigen Themas. Für mich als Nichtexperten hat das gezeigt, dass wir leider
viel zu wenig über dieses ganze Themengebiet wissen. Die genannten Zahlen haben
auch gezeigt: Die Werbung für dieses Angebot steckt noch in den Kinderschuhen und
ist viel zu gering.
Herr Dr. Einzinger, ein herzliches
Dankeschön dafür, dass Sie uns diese Österreich-Karte gezeigt haben: die dünn
besiedelten Gebiete und den entsprechenden Zugang zum
Breitbandinternet, den Sie in blauer Farbe dargestellt haben – im Gegensatz
zu Herrn Dr. Serentschy, der unsere Region hingegen weiß dargestellt hat.
Meine Ausführungen gehen genau in diese
Richtung, und ich möchte auf den ländlichen Raum, auf dünn besiedelte Gebiete
zu sprechen kommen. Ich glaube – und da bin ich ja auch einer der
Betroffenen –, dass die Möglichkeiten, schnell zu einem Breitband-Internetanschluss
zu kommen, sehr gering sind. Ich versuche das schon seit einiger Zeit, werde
aber seitens der Anbieter immer wieder vertröstet.
Auch die Kostenfrage ist in diesem
Zusammenhang anzusprechen, denn da stellt sich schon die Frage: Sind die Kosten
für jeden Interessierten in Österreich, zu einem Breitband-Internetanschluss
zu kommen, gleich? Wie hoch sind die Kosten für Menschen, die in
dünn besiedeltem Raum leben, dort, wo es nicht möglich ist, mit Kabel zu arbeiten,
sondern wo auf Funk zurückgegriffen werden muss? Auch in Bezug auf Funk gibt es
ein Problem, bedarf es dazu doch unbedingt eines Sichtkontaktes von der Basisstation
zum Anbieter – und auch diese Möglichkeit ist nicht immer gegeben.
Was die Breitbandinitiative des Bundes
anlangt: Betreiber, die Infrastruktur errichten, werden gefördert, und diese
Betreiber bieten auch gleichzeitig einen Internetdienst an. Das kann schon sehr
leicht zu Marktverzerrungen führen, und daher möchte ich jetzt dazu folgende
Fragen stellen:
Wie wird sichergestellt, dass es zu keinen
Marktverzerrungen kommt, zu Marktverzerrungen, die oft höhere Preise,
schlechteres Service, keine Wahlfreiheit des Kunden und weniger Angebote zur
Folge haben?
Warum wird nicht
Backbone-Infrastruktur gefördert, also Zubringung von Internet zu einer
zentralen Stelle in einem Gebiet, von der aus jeder Internetbetreiber mit
seiner Technologie seinen Kunden gleiche Bedingungen anbieten kann?! –
Dadurch könnten sowohl ein Wettbewerb der Local-Loop-Technologie als auch ein
Wettbewerb der Angebote entstehen.
Weitere Frage: Wie wird sichergestellt,
dass Bundes- und Landes- sowie eventuell auch EU-Gelder zur Förderung des
Breitband-Internetausbaus in den schwachen Gebieten in fairer, transparenter
und marktfördernder Weise verwendet werden?
Weitere Frage: Was macht die Regierung
beziehungsweise das Verkehrsministerium, um den Eintritt Österreichs in die
Wissensgesellschaft ohne Diskriminierung ländlicher Regionen zu
beschleunigen?
In diesem Zusammenhang erinnere ich daran:
Der Landeshauptmann von Niederösterreich hat noch vor einigen Monaten betont,
auch in entlegenen Gebieten Niederösterreichs müsse der Zugang zu
Breitband-Internet jedem Mitbürger/jeder Mitbürgerin möglich sein.
Vielleicht können mir die Referenten die
noch offenen Fragen beantworten; ein Großteil meiner Fragen wurde ja bereits
mit den Referaten beantwortet.
Jedenfalls meine ich, dass wir diese
Initiative fortsetzen sollten, damit eben auch Menschen, die keine Fachkräfte
auf diesem Gebiete sind, mit Breitband-Internet arbeiten können. Insbesondere
die ältere Generation tut sich ja schwer mit den neuen Medien, und auch jene,
die keine „Insider“ sind, sage ich einmal, tun sich schwer mit diesen
Technologien. Heute haben wir ja gehört, was alles möglich ist mit diesen
Technologien, jedoch: Um diese entsprechend nutzen zu können, fehlt es, wie
ich meine, an wesentlich mehr Informationen. – Danke. (Beifall.)
11.29
Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Zu Ihrer Information, meine Damen und Herren: Herr Kollege Boden
hat für die sozialdemokratische Fraktion gesprochen.
Für die freiheitliche Fraktion hat sich
Herr Bundesrat Weilharter zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Bundesrat.
11.30
Bundesrat Engelbert Weilharter (Freiheitliche, Steiermark): Herr Vorsitzender! Werte Damen und
Herren! Der Globus wird nicht kleiner, aber ich glaube, die Verbindungen auf
diesem Globus werden immer rascher, immer effizienter. Mit diesem einfachen
Satz könnte man die Entwicklungen in vielen Bereichen beschreiben. Gerade zu
diesem heutigen Thema lauten die Fakten, dass bereits 36 Prozent der
österreichischen Haushalte und 90 Prozent der österreichischen
Unternehmungen über einen Internetzugang verfügen; damit könnte man diesen
globalen Satz belegen.
Neben den steigenden Anschlusszahlen sind
natürlich auch die Qualität und die Bandbreite ein sich permanent
weiterentwickelnder Prozess, vor allem liegt in der Akzeptanz dieser modernen
Telekommunikationsmöglichkeiten ein entscheidendes Kriterium. Da gibt es
laufend Weiterentwicklungen, Nachjustierungen, sodass diese Geschwindigkeit
eben unterschiedliche Benutzergruppen schafft – einmal jene, die der
Entwicklung standhalten kann, und eine zweite Gruppe, der diese Entwicklung,
dieses Tempo zu rasch ist, weil ihr der gleiche Zugang zu diesen Technologien
fehlt.
Beide Gruppen – das muss man auch
festhalten – sind keine Technologieverweigerer, sondern haben meist
unterschiedliche Zugangsmöglichkeiten, sodass sich auf Grund dieser
verschiedenen Voraussetzungen eine Zweiklassengesellschaft in diesem Bereich
ergibt. Gerade gegen dieses Auseinanderdriften in eine Zweiklassengesellschaft
wurden ja vom Minister für Verkehr, Innovation und Technologie, Gorbach, im
Ministerratsvortrag vom April dieses Jahres Initiativen gesetzt.
Es wurde auch heute schon in einem
Statement gesagt, dass das Technologieministerium gemeinsam mit den Ländern
und den Betreibern anstrebt, bis zum Jahr 2007 österreichweit
flächendeckend das Breitband zur Verfügung zu stellen, damit das Realität wird.
Meine Damen und Herren! Mit dieser
Zielerreichung eines flächendeckenden Breitbandzugangs wird der Bildung einer
Zweiklassengesellschaft entgegengewirkt. Es wird dadurch auch Chancengleichheit
für jene Gruppe geben, die ich eingangs erwähnt habe, der das Tempo zu schnell
ist. Es wird nämlich den gleichen Zugang und dieselben Voraussetzungen geben.
Zurzeit ist eben der ländliche Raum meist unterversorgt. Dieser
ländliche Raum würde dann, was die Qualität betrifft, anderen Räumen,
städtischen Räumen gleichgestellt werden. Damit öffnen sich neue
Möglichkeiten – das muss man auch erkennen – wie zum Beispiel
Heimarbeitsplätze. Es wird damit, was wir hoffen, auch der Absiedelung aus dem
ländlichen Raum entgegengewirkt. Führen wir uns doch die Zahlen der letzten
Volkszählung vor Augen! Gerade in den ländlichen Räumen, in den ländlichen
Bezirken und Gemeinden gab es die höchsten Abwanderungszahlen.
Mit einer flächendeckend gleichwertigen
Versorgung wird aber auch – und das muss uns bei dieser Diskussion auch
bewusst sein – ein so genannter sozialer Ausgleich geschaffen.
Heimarbeitsplätze können im städtischen wie im ländlichen Bereich gleiche
Leistungen bringen. Schaffen wir also für diese Heimarbeitsplätze die gleiche
Qualität mit demselben Zugang, dann wird es auch für gleiche Leistung den
gleichen Lohn geben.
Meine Damen und Herren! Gleicher Lohn für
gleiche Leistung impliziert natürlich auch, dass es nicht zu Diskriminierungen
in diesem Bereich kommt. Die Pendlerquoten würden sich auf Grund dieses
gleichen Zugangs reduzieren, nicht zuletzt würde sich für den ländlichen Raum
auch die Einkommenssituation verbessern. Heimarbeitsplätze würden automatisch
geschaffen, Heimarbeitsplätze sind von den Arbeitszeiten her flexibel und
Heimarbeitsplätze bedingen auch familiär und sozial verbessernde Situationen. –
All das, meine Damen und Herren, sind in der Gesamtbetrachtung volkswirtschaftliche
Vorteile.
Aber es gibt auch einen zweiten Effekt,
wenn dieses Ziel bis 2007 erreicht wird. Da denke ich im Besonderen an
Betriebsansiedelungen im ländlichen Raum. Der Zugang zur elektronischen
Kommunikation ist heute ein wesentliches Kriterium bei der Standortwahl für
Betriebsansiedelungen und Betriebsgründungen.
Dienstleistungen, die sich in erster Linie
mit Datentransfer beschäftigen, könnten dann auch im ländlichen Raum
positioniert werden. Dies brächte wiederum Arbeitsplätze und damit verbunden
Lebensqualität und Vorteile für die Volkswirtschaft.
Es gibt einige Beispiele, bei denen ich mir
sofort vorstellen könnte, dass sie umgesetzt werden: Lohnbuchhaltungen müssten
nicht in Zentralbuchhaltungen, also in Firmen positioniert werden und könnten
so quasi nach Hause verlagert werden. Es gäbe eine Menge Beispiele, von der
Banken- über die Versicherungswirtschaft bis hin – das muss man auch
sagen – zur öffentlichen Verwaltung.
Die Voraussetzung dafür, eine derartige
gleichwertige Dienstleistung zu ermöglichen, ist natürlich Chancengleichheit,
dass also der gleiche flächendeckende Zugang gewährleistet ist.
Meine Damen und Herren! Wenn überall der
gleiche Zugang bestünde, gäbe es vom Burgenland bis nach Vorarlberg keine
Unterschiede. Es gäbe nicht nur die gleichen Möglichkeiten und Chancen für den
städtischen und ländlichen Raum, wesentlich ist meiner Meinung auch, dass eben
die dünner besiedelten Gebiete den so genannten Ballungsräumen gleichgestellt
werden.
Ich begrüße daher die Initiative des
Bundesministeriums in dieser Causa, ich begrüße auch die heutige Enquete und
hoffe, dass wir in Summe in dieser Frage des flächendeckenden Breitbandes für
Österreich weiterkommen. (Beifall.)
11.37
Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Gansterer für die
Fraktion der Volkspartei. – Bitte.
11.37
Bundesrätin Michaela Gansterer (ÖVP, Niederösterreich): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Wir haben heute schon mehrmals gehört, dass sich Österreich zu
Beginn der Breitbandinfrastrukturentwicklung im europäischen Spitzenfeld
bewegt hat, was speziell die Breitbandpenetration anlangt.
Wir haben aber in den letzten zwei bis drei
Jahren auch beobachtet, dass hier vielleicht ein wenig ein Stillstand und damit
ein Rückschritt passiert ist, sodass in Österreich heute etwa verglichen mit
Belgien und der Schweiz nur 20 Prozent der Haushalte über einen Anschluss
verfügen, in den beiden anderen genannten Ländern aber 30 Prozent der
Haushalte. Auch was die Flächendeckung anbelangt, liegt Österreich im Moment
bei zirka 80 Prozent, Belgien und die Schweiz haben de facto schon 100 Prozent
erreicht. Das heißt, wir müssen hier tatsächlich sehr rasch handeln.
Ich selbst komme aus dem ländlichen Raum,
ich komme aus Niederösterreich, aus dem Bezirk Bruck an der Leitha, an der
Grenze – man denke an die EU-Erweiterung! Wir haben es in unserem Bezirk
auf eine flächendeckend Verbreitung, auf 100 Prozent geschafft. Darauf bin
ich auch sehr stolz. Ich selbst arbeite in meinem Gastronomiebetrieb, der
lediglich 25 Betten hat, seit einigen Jahren mit ADSL. Wir haben aber im
Bezirk ergänzend auch Funk-LAN, um diese 100-prozentige Abdeckung zu erlangen.
Ich könnte mir nicht mehr vorstellen, ohne diese Infrastruktur wirklich
konkurrenzfähig arbeiten zu können.
Daher ist es natürlich für mich auch ganz
besonders wichtig, dass im ländlichen Bereich überall die gleichen
Voraussetzungen geschaffen werden. Wir wissen alle, meine sehr geehrten Damen
und Herren, dass der Faktor Zeit eigentlich der Faktor schlechthin ist. Wenn
der Gast, der Klient, der Kunde, wie immer Sie ihn nennen wollen, in der
Branche nicht sofort auf Knopfdruck heute seine Information bekommt, dann ist
er verloren, dann ist der Auftrag nicht mehr da.
Aus diesem Grund muss diese Infrastruktur
für jeden gleich geschaffen werden – eine Infrastruktur, wie wir sie auch
bei der Schiene, bei der Elektrizität und bei der Straße kennen. Ich glaube,
dass auch die Politik großes Interesse daran hat, das zeigt sie auch. Es muss
dort gefördert werden, wo die Investition rein wirtschaftlich nicht möglich
ist. Ich glaube auch, dass diese Fördermodelle der PPP – Private Public
Partnership – in diesem Bereich sehr sinnvoll sind.
Ich denke, dass die Bundesregierung hier
bereits sehr gute Schritte eingeleitet hat, wir haben das heute auch mehrfach
gehört. Niederösterreich – das möchte ich nochmals speziell erwähnen –
wurde von Herrn Dr. Leo auch sehr gut dargestellt und ist da wirklich
vorbildhaft.
Wenn wir wettbewerbsfähig für das 21.
Jahrhundert sein wollen, meine sehr geehrten Damen und Herren, dann brauchen
wir eben Breitbandautobahnen und sicher keine Forststraßen. – Danke
vielmals. (Beifall.)
11.40
Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Für die grüne Fraktion erteile ich Frau Bundesrätin
Dr. Lichtenecker das Wort. – Bitte.
11.40
Bundesrätin Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne, Oberösterreich): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und
Herren! Ich hoffe ja, dass es in der realen Wirtschaft nicht so zugeht wie bei
der Präsentation von Herrn Dr. Einzinger, bei der zum Schluss die Haie im
Kreis geschwommen sind, sich sozusagen beinahe sich selbst auffressend.
Generell denke ich, ist es ganz wichtig, heute einen Input zu setzen und diese
Veranstaltung zum Thema Breitband positiv zu nutzen.
Die Breitbandinfrastruktur
beziehungsweise den Zugang zu ihr halten meine Fraktion und ich für einen
wirklich wichtigen Punkt in dieser Gesellschaft, da Wissensbasiertheit für die
Gesellschaft im Allgemeinen, aber auch natürlich für die Wirtschaft im Zentrum
steht. Es ist schon von mehreren Personen, insbesondere vom Experten des Wifo die
zentrale Rolle der Informationstechnologie in Bezug auf das
Wirtschaftswachstum, in Bezug auf den Anteil der Informations- und
Kommunikationstechnologie am BIP angeführt worden. Dem sollten auch wir von
der Politik die entsprechende Bedeutung zumessen.
Ich habe jetzt die Bereiche Gesellschaft
und Wirtschaft angesprochen, aber ich glaube weiters, dass der Ausbau der
Breitbandtechnologie auch eine Frage der Demokratiepolitik ist. Es war heute
die Rede von eingeschlossenen und ausgeschlossenen Bevölkerungsgruppen. Es
geht um Reich und Arm, Jung und Alt als zentrale Thematik, aber genauso auch
mit Breitband ausgestattete und vernachlässigte Regionen. Dabei haben wir
gesehen, dass angrenzende Nord-Ost-Süd-Bereiche stark davon betroffen sind,
dass sie nicht angeschlossen sind beziehungsweise nicht mit Breitbandinfrastruktur
versorgt sind. Das gilt natürlich auch für städtische und ländliche Regionen
als Gegensatz in Bezug auf die Zugangsmöglichkeiten.
Ich komme aus Oberösterreich. Wir haben mit
Februar begonnen, Initiativen zu setzen. Bei uns ist ein Modell erarbeitet
worden, mit dem wir in Kooperation – Europäische Union, Bund und Land
Oberösterreich – eine Ausbauoffensive starten. Es ist inzwischen auch ein
Breitbandbeauftragter berufen worden, der die effiziente Abwicklung
voranzutreiben beziehungsweise den Fortschritt diesbezüglich im Auge zu
behalten hat.
Da Sie bei den heute präsentierten Karten
auch gesehen haben, dass Oberösterreich ganz besonders in den ländlichen
Regionen stark betroffen ist, möchte ich jetzt zwei Beispiele von Unternehmen
anführen, wobei ich mir denke, dass es auch gut ist, das den anwesenden
Experten und Expertinnen und natürlich auch der Politik zu Gemüte zu führen.
Das eine Unternehmen liegt ungefähr 50 Kilometer nördlich von Linz im
Mühlviertel. Es ist eine Druckerei, die seit 20 Jahren besteht, die drei
Standorte im Mühlviertel hat, die damit zu kämpfen haben – an dem einen
Standort sind fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt –, dass
sie keine Breitbandtechnologie zur Verfügung haben und damit sozusagen in
Permanenz mit dem Verlust von Aufträgen konfrontiert sind. Heutzutage wird
natürlich die Bilddatei über Internet zugeschickt; gewünscht wird, dass in
drei Tagen der Druck des Plakates erfolgen und dieses geliefert werden soll.
Aber das geht natürlich nicht. Alle Bemühungen sind bislang gescheitert.
Ein anderer Ort ist ungefähr
60 Kilometer weg, der kleine Ort nennt sich Unterweißenbach im
Mühlviertel. Dort gibt es einen sehr engagierten Fotografen, der ebenfalls ein
sehr gutes Geschäft betreibt, der bemüht war und mit anderen
Wirtschaftstreibenden Aktionen gesetzt hat, die entsprechende
Breitbandinfrastruktur zu bekommen.
Herr Vorstandsdirektor Fischer, da Sie
heute für die Telekom anwesend sind, spreche ich Sie an. Es kam zum Angebot,
dass 120 Meldungen vorliegen müssten, dann könne das Breitband zur
Verfügung gestellt werden. Mit den zusätzlichen öffentlichen Stellen wäre diese
Zahl der erforderlichen Meldungen erreicht gewesen. Dann ist die Initiative des
Landes Oberösterreich gekommen, dass Förderungen in Aussicht gestellt werden,
und auf einmal hat die Telekom Austria zu vertrösten begonnen.
Es wäre zum Beispiel wirklich
wünschenswert, Herr Vorstandsdirektor, wenn wir heute als ganz konkretes
Ergebnis dieser Enquete sagen könnten, in drei Wochen wird man sich doch glatt
mit Unterweißenbach im Mühlviertel in Verbindung gesetzt und noch einmal
geschaut haben, ob man das nicht sofort machen kann. Es ist dort eine Menge von
Betrieben betroffen, es ist eine kleine Gemeinde, aber sie hat sehr tolle und
engagierte Unternehmungen, die tatsächlich sehr zu leiden haben. Das wäre
wirklich eine wünschenswerte Sache. Ich denke, das wäre ein interessantes
Ergebnis, auf das wir blicken könnten.
Betreffend Klein- und Mittelunternehmen war
heute eine Grafik zu sehen, dass es ab zehn Unternehmungen einen Anschlussgrad
von 48 Prozent gibt. Der Prozentsatz unter zehn wurde gar nicht mehr
genannt. Die KMUs sind einfach das Rückgrat der Wirtschaft in Österreich.
Deshalb gilt es, hier sehr engagiert und aktiv Initiativen zu setzen. Die Frage
ist, ob diese Initiativen, die momentan gesetzt werden, tatsächlich ausreichend
sind, denn diese Chancen in Bezug auf die Entwicklung sind nicht nur ökonomisch
notwendig, sondern auch sozial und kulturell.
Ich komme aus einer Stadt, deren
Markenzeichen auch das Ars Electronica Center, das Museum der
Zukunft ist. Aber auch die Ars Electronica an sich ist erwähnenswert, wo genau
diese modernen Technologien eine zentrale Rolle spielen.
Die Politik hat in diesem Kontext die
Aufgabe, auch die Rahmenbedingungen für eine funktionierende Infrastruktur zur
Verfügung zu stellen, das heißt, die entsprechenden Anreize zu setzen –
entweder Investitionsanreize oder gesetzliche Rahmenbedingungen. Einige Dinge sind
heute schon angesprochen worden.
Ich denke, es ist die Aufgabe der Politik,
für einen funktionierenden Wettbewerb zu sorgen, weil die Breitbandtechnologie
eine sehr vielfältige ist – so wie es heute von den Experten bereits
vorgestellt wurde –, um tatsächlich einen idealen Mix zu erreichen, um
auch flächendeckend agieren zu können. Es ist klar, dass es in einem kleinen
Ort in der ländlichen Region auch andere Technologien gibt. Frau Kollegin
Gansterer hat schon erwähnt, sie hat bei ihr im Unternehmen Wireless-LAN, wo
vielleicht ADSL, Kabel-TV oder sonstige Glasfasernetze nicht möglich waren.
Man muss auch darauf schauen, dass es
Chancen für die kleinen Anbieter gibt, die zahlreich in den ländlichen Regionen
vertreten sind. In diesem Kontext zwei Stichworte: Entbündelung und
Technologieneutralität.
Aber ein Wunsch sei auch an die hier
anwesenden Anbieter gerichtet. Es ist immer spannend, innovative und gute
Produkte zu haben. Wir haben heute beim Vertreter von Infotech aus Ried
gesehen, dass sie einen spannenden ersten Schritt im Innviertel gemacht haben.
Da geht es auch darum, von der angebotsinduzierten Nachfrage zu reden. Was
heißt das? – Da sind Sie als Anbieter gefragt, entsprechende Angebote zu
starten.
Auch in Bezug auf Information ist die
Frage, was denn möglich ist. Vor kurzer Zeit fand in Oberösterreich die
Preisverleihung im Jungunternehmerbereich statt. Da war eine sehr spannende
Firma mit dem Thema Informationstechnologie dabei, die Firma „Plejaden
Communications“. Sie stellt Software und Hardware für Anwendungen im
Seniorinnen- und Seniorenbereich her, zum Beispiel Touch-Screens, sodass ältere
Menschen mit ihren Enkeln kommunizieren können. Das klingt möglicherweise etwas
abgehoben, ich finde aber, es ist zukunftsorientiert, dass Großeltern
tatsächlich mit ihren Enkeln via E-Mail verkehren können und dafür große
Bildflächen haben und alles sehr einfach anzuwenden ist.
Nehmen Sie solche Firmen und zeigen Sie
Anwendungen, die jeden Einzelnen und jede Einzelne betreffen! Stellen Sie
solche Dinge auch in die Auslage! Ich denke, das kann auch das Verständnis und
die Akzeptanz in der Bevölkerung vorantreiben.
Zusammenfassend halte ich es für sehr
wichtig, dieses Thema weiter zu fokussieren und voranzutreiben. In Kombination
mit den Medien, der Politik und natürlich den Anbietern wird es uns, so denke
ich, gelingen, auch in Österreich den Anschluss zur internationalen Leadership
im Bereich der Breitbandkommunikation wiederherzustellen. – Danke. (Beifall.)
11.50
Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächstem erteile ich Herrn Weis das Wort. – Bitte.
11.51
Gerhard Weis (Wien): Meine Damen und
Herren! Ich bin im Auftrag der Stadt Wien – es wurde heute schon
erwähnt – seit einigen Monaten mit einer Gruppe von Experten mit einer
Studie zur künftigen Breitbandversorgung der Bundeshauptstadt befasst.
Dabei steht – das ist das
Hauptmotiv – die Sicherung des Wirtschafts- und Regionalstandortes im
Vordergrund, der über moderne IT-Infrastrukturen verfügen muss. Dabei geht
es – das ist ja schon mehrfach gesagt worden, aber ich möchte es
unterstreichen – um Arbeitsplätze, um Produktivität, um
Konkurrenzfähigkeit, natürlich aber auch um moderne und zunehmend nachgefragte
Bürgerdienste. Im Fall der Stadt Wien sind besonders interessant: E-Health,
E-Care, E-Learning, E-Government und Telearbeit. Es geht aber nicht zuletzt
auch um die ständig wachsenden Kommunikationsbedürfnisse von immer mehr
BürgerInnen.
Wir haben festgestellt, dass viele –
und das mag vielleicht ein bisschen eine andere Note in diese Diskussion
bringen –, die heute einen Breitbandzugang haben, mit den möglichen
Kapazitäten schon jetzt nicht mehr zufrieden sind. In drei bis fünf Jahren
werden aber die Anforderungen noch sehr viel höher sein. Künftige Generationen
werden dann erst recht neue und noch höhere Anforderungen stellen. Es geht um
diese Zukunft, daher ist der qualitative Aspekt einer künftigen
Breitbandversorgung schon ein Thema.
Mag. Ruzicka hat in seinem Vortrag
384 Kbit/s erwähnt. Dort fängt offenkundig nach der herrschenden Lehre
Breitband an. 384 Kbit, das ist sehr wenig. Von dort geht es dann weiter
über 2 Kbit, 8 Kbit, 8 Mbit bis 100 Mbit oder 1 Gbit,
was in einem Glasfasernetz ja möglich ist.
Ich denke, die Frage: Wie lange kann man
mit 384 Kbit/s das ganze Ding noch Breitband nennen?, ist eine Frage, die
sich in der Zukunft bald stellen wird.
Es geht ja nicht nur darum, dass zunehmend
höhere Download-Kapazitäten nachgefragt werden, sondern immer mehr Menschen
wollen auch höhere Upload-Kapazitäten – nicht nur Unternehmungen, sondern
auch Private. Letztlich mündet das dann aber in die Frage, ob man dafür nicht
doch ein symmetrisches Netz, also Glasfaser, braucht.
Unsere Arbeitsgruppe ist sich darin einig,
dass der wachsende Bedarf an Bandbreite längerfristig – ich betone:
längerfristig! – wohl nur mit der Fiber Technology zu befriedigen sein
wird. Zu diesem Schluss kam ja auch ein erst in diesem Monat in Brüssel vom European
FTTH-Council veranstalteter Kongress mit dem sehr programmatischen Titel
„Why fiber? Why
now?“. Mittelfristig könnten aber natürlich die bestehenden Kupferkabelnetze
noch für einige Zeit dann gute Dienste zur Bedarfsdeckung leisten, wenn sie
entsprechend auf- und umgerüstet werden. So kann ja, wie Sie wissen, mit der
xDSL-Technologie, wie zum Beispiel ADSL 2, ADSL Plus oder VDSL, bis zu
24 Mbit Datenkapazität erzielt werden. Damit wäre dann wohl auf einige
Zeit das Auslangen im Download zu finden, nicht im Upload.
Derartige Auf- und Umrüstungen setzen aber
freilich voraus, dass die Wegstrecken zwischen Nutzer, dem Anschluss und den
Anschlusspunkten möglichst kurz gehalten werden. Um das zu erreichen, wäre die
Errichtung eines Glasfaserbasisnetzes vorteilhaft, das die Anschlusspunkte
nahe an die Wohnstätten und Firmensitze bringt. Die so genannte Last Mile – also das
Fiber-to-the-Home – könnte auf diese Weise kostengünstig substituiert
werden. Bei Hausrenovierungen, bei Neubauten könnte unabhängig davon unschwer
direkt FTTH errichtet werden. Auch der spezielle Bedarf von Firmen und Early
Adopters ließe sich relativ leicht und problemlos bedienen. Die beträchtlichen
Kosten für die Last Mile könnten auf diese Weise zunächst vermieden werden, das
Endziel einer kompletten FTTH-Ausstattung wird in Etappen und – das sei
auch betont – bedarfsgerecht erreicht.
Allerdings wären
auch im Falle einer solchen – ich nenne sie – Hybrid-Lösung substanzielle
Investitionen zur Auf- und Umrüstung der Kupferkabel, die dann ja wesentlich
die Funktion der Last Mile zu übernehmen hätten, erforderlich. Eine genaue
Durchrechnung der jeweiligen Investitionserfordernisse müsste nach
volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten erfolgen, eine solche Durchrechnung steht
freilich noch aus.
Dringend geboten
erscheinen jedenfalls Initiativen zur Errichtung beziehungsweise Komplettierung
eines Glasfaserbasisnetzes – ich rede jetzt speziell von Wien –, und
das unter Einbeziehung aller, die bereits Glasfaser verlegt haben und eigene,
meist untereinander nicht verbundene, oft auch nur rudimentäre Netze betreiben;
dies auch, um eine drohende Zweiklasseninformationsgesellschaft – eben die
Digital Divide – zu vermeiden.
In diesem
Zusammenhang werden sich freilich auch Gebietskörperschaften und Kommunen zu
engagieren haben, denn moderne IT-Infrastrukturen werden in der oft zitierten
Daseinsvorsorge einen ebenso wichtigen Platz einnehmen wie die so selbstverständlich
gewordene Versorgung mit Wasser, Energie und Verkehrsinfrastrukturen und
anderes mehr. – Ich danke Ihnen. (Beifall.)
11.57
Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr
Dr. Kaspar, Vizepräsident des Verbandes alternativer
Telekom-Netzbetreiber.
11.57
Vizepräsident Dr. Achim Kaspar
(VAT – Verband alternativer Telekom-Netzbetreiber): Hoher Bundesrat! Sehr
geehrte Damen und Herren! Ich hoffe, dass mir die Wegzeit zum Rednerpult nicht
von den 5 Minuten Redezeit abgezogen wird.
Nichtsdestotrotz
möchte ich mich als Vertreter des VAT – VAT ist neben der ISPA der
Vertreter der alternativen Betreiber in Österreich – zu Wort melden. Wir
vertreten zwölf Mitglieder, haben 1,7 Milliarden € Jahresumsatz,
6 000 Mitarbeiter und tätigten 3,5 Milliarden € an
Investitionen in die Infrastruktur in Österreich in den letzten Jahren –
kein unbedeutender Beitrag für den Wettbewerb und auch für die Überwindung
dieser Digital Divide in Österreich.
Wir sind die Haie
im Karpfenteich, oder besser gesagt: die Hechte, um hier mit den Mitteln des
Wettbewerbes genau das zu erreichen, über das wir hier alle nachdenken.
Dr. Einzinger hat es schon gefordert, ich kann mich ihm nur vollinhaltlich
anschließen. Die beste Förderung, die Sie in diesem Hause beschließen können,
ist die Bereitstellung von fairen Rahmenbedingungen in Österreich.
Ich möchte ganz
kurz zurückblicken – ich hoffe, die Redezeit gestattet mir das –: Wir
würden heute hier nicht zusammensitzen, wenn nicht im Jahre 1997 der Wettbewerb
in der EU und in Österreich eingeführt worden wäre. Sie hätten wahrscheinlich
in einem Infrastrukturauftrag an die Telekom Austria gesagt: Bitte schön,
machen Sie das, egal wie viel es kostet! – Die Monopolrente hätte es
sicher getragen.
Vielleicht zur
Erinnerung: Ein einminütiges Telefonat von Wien nach Vorarlberg hat vor einigen
Jahren 51 Cent gekostet, heute bekommen Sie die gleiche Leistung zur
gleichen Qualität um 1 Cent. Wer ist schuld? Förderungen? – Ich
glaube nicht. Es ist der Wettbewerb.
Dieses Mehr an
Anbietern in Österreich hat zu Folgendem geführt: Auf einer Seite hat sich die
Telekom Austria zu einem profunden Gegner entwickelt – und ich weiß, wovon
ich spreche –, der jetzt wirklich kundeninnovativ, kundenorientiert
agiert. Aber, wie gesagt, das ist nicht von alleine passiert. Mehr Anbieter,
eklatante Preisreduktionen, besserer Service – genau das, meine
Herrschaften, ist der Schlüssel für eine steigende Penetration und zu
einer – wie soll ich sagen? – Überwindung dieser digitalen Kluft, die
wir in Österreich vorfinden.
Neben den Konsumenten im
Privatkundenbereich haben natürlich auch die Geschäftskunden und somit auch
unsere Wirtschaft eklatant von den Servicesteigerungen profitiert. Der VAT
fordert daher: Die Förderungen, über die hier diskutiert wird, dürfen eines
nicht: den Wettbewerb verzerren! Daher: Transparenz im Vergabeverfahren und
Öffnung der Infrastruktur der geförderten Netze – das wünsche ich mir. Und
wir haben ja unseren Dr. Serentschy, unseren Regulator, den obersten Hüter
des Wettbewerbes, hier sitzen, der natürlich aufgefordert ist, nicht nur die
Öffnung zu betreiben – man kann sagen, das Netz ist geöffnet –,
sondern letztendlich geht es auch um die Rahmenbedingungen und die Tarife, die
dafür zu zahlen sind.
Ein Punkt, den ich am Ende meines kurzen
Statements besonders herausstreichen möchte, ist die Technologieneutralität.
Ich glaube, die Technologieneutralität beziehungsweise auf der einen Seite
Glasfaser – Kupfer und schlussendlich Wireless, das ist die Lösung, um
gerade den ländlichen Bereich einzubeziehen. Wir sind in Österreich in einer
benachteiligten Region. Wir können nicht, wie in Belgien, eine Glasfaser mit
dem Bagger legen. Wir haben alpine Regionen, und hier wird vor allem die Technologie
der drahtlosen Infrastruktur, WLAN
und WIMAC zum Tragen kommen.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit,
und ich hoffe, mit meinem Statement etwas für den Wettbewerb in Österreich
getan zu haben. – Danke. (Beifall.)
12.02
Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Mag. Cap. – Bitte.
12.02
Mag. Christian Cap
(UPC Telekabel GmbH): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Eine kurze
Bemerkung zu Herrn Weis in Bezug auf Digital Divide: Wien ist bereits
breitbandig versorgt, und zwar zweifach breitbandig versorgt: durch ihn und
durch uns. Man kann es gern noch ein drittes Mal breitbandig versorgen. Das ist
ein durchaus interessantes Projekt. Mir schien es wichtig, das zu erwähnen,
weil es ein bisschen in den Hintergrund rücken lässt, dass manche Regionen in
Österreich überhaupt nicht versorgt sind.
Dr. Aichholzer
und noch stärker Dr. Leo haben in Ihren Vorträgen auf die Bedeutung von Content
hingewiesen, und ich möchte daher auf diesen Punkt ein bisschen näher eingehen,
auch deshalb, weil wir in der Kabel-TV, meiner Stammgesellschaft, mit
Webdiensten sehr vertraut sind und in Wien nach „wien.at“ den zweitgrößten
Wien-fokussierten Dienst haben.
Breitbandausbau
ist, Knochen und Muskeln zu entwickeln. Jawohl, ein Bein in Österreich ist
muskelschwach. Wahrscheinlich ziehen wir ein Bein, weil es muskelschwach ist,
hinten nach. Wunderbar – danke für diese Enquete, denn sie ist hoffentlich
der Einstieg in ein umfassendes Trainingsprogramm. Ab in die
Trainingsmaschine: Muskelaufbau! Aber vergessen Sie bitte nicht: Der Kopf
dirigiert den Körper! Und ein noch so starker Körper, der kopflos ist,
ist „unguided“. Und der Kopf ist das, was ich heute ein bisschen beleuchten
möchte.
Wir leben in
einer Zeit der Konfrontation der Kulturen. Die Europäische Union
hat das begriffen. Hinter dem Förderprogramm für Content steht diese Überlegung
im Vordergrund. Jawohl, in der Filmindustrie und den nachgelagerten
Verwertungsketten hat Europa verloren! Und wenn ich von „Konfrontation der
Kulturen“ rede, dann meine ich jetzt nicht andere Konfrontationen, die in
anderen Bereichen der Welt ablaufen, ich meine hier vor allem die Konfrontation
der Kulturen zwischen Amerika und Europa.
In diesem
Zusammenhang ist nach der großen englischsprachigen Klammer in den Inhalten im
Internet heute festzustellen, dass die nächste Phase längst begonnen hat,
nämlich die Regionalisierung des Web. Hier meine ich nicht die lokale
Regionalisierung, sondern die sprachliche Regionalisierung.
Und der deutschsprachige Medienmarkt ist weltweit der zweitbedeutendste, der
zweitgrößte, der wirtschaftlich zweitwichtigste Markt auf der Welt.
Und dieser Markt, dieser Content-Markt,
wird jetzt aufgeteilt; er ist bereits im Begriff, aufgeteilt zu
werden. In Österreich erleben wir zur selben Zeit ein ungeheures Sterben von
Content-Produktionsfirmen oder kleinen „Buden“, wie man bei uns auch sagt, weil
sie in Österreich keinen regionalen Markt vorfinden, der ihre Dienste
ausreichend in Anspruch nimmt.
Wie ist – ganz kurz beleuchtet –
die Situation? – Klassischer Content ist und bleibt teilweise nicht
refinanzierbar. Das ist so. Der Werbemarkt im Web ist erst sehr eingeschränkt
aufgebaut. Es wird in Zukunft, weil Web ein sehr punktgenaues Werbemedium sein
kann, viele, viele neue Möglichkeiten geben. Content-Dienste mit
Subscriber-Notwendigkeit sind thematisch oft sehr eng, aber wirtschaftlich
erfolgreich. Stichwort: Sex sells. – Übrigens mitunter auch das Grundbuch,
aber die Motivation ist eine andere. (Heiterkeit.)
Das heißt, die Bedingungen sind ökonomisch
sehr schwierig. In Österreich machen wir es unseren Content-Produzenten aber
noch ein bisschen schwerer. Bitte, überlegen Sie: Web ist auch ein Medium, das
Nutzungsrechte benötigt. Wir haben in Österreich, anders als in Deutschland, an
die 15 verschiedene Urheberrechtsnutzungsgesellschaften –
Verwertungsgesellschaften, entschuldigen Sie; das ist der richtige
Begriff! –, und das ist prohibitiv! Wer eine Webseite aufbauen will und
dafür fremde Nutzungsrechte benötigt, muss in Österreich einen Spießrutenlauf
absolvieren. Was heißt Spießrutenlauf? Ein Spießrutenlauf ist dagegen ein
Sommerspaziergang! Es ist manchmal schlicht und einfach nicht lösbar. Daher
gibt es in Österreich bestimmte Content-Produktionen gar nicht, weil sich
niemand findet, diese Situation abzuklären.
Deutschland zum Beispiel hat eine einzige
Anlaufstelle, wo diese ganzen Rechte intern abgeklärt werden müssen. Bei uns
muss ein Web-Produzent oder ein Content-Produzent das von sich aus selbst tun.
Aber selbst dort, wo Bund und Land Inhalte
besitzen, sind keine einheitlichen Anknüpfungspunkte da. Wir leisten uns den
Luxus, Bilderrechte in die Teilrechtsfähigkeit der Museen zu verlagern. Das
bedeutet, anders als in Frankreich zum Beispiel: Wenn bei uns jemand auf
öffentliche Contents aufbauen will, auch durchaus im Sinne einer Präsenz
Österreichs und seiner vielfältigen kulturellen und inhaltlichen Möglichkeiten
im Web gedacht, muss er das alles abklappern. Ein mühsamer Weg, ebenfalls oft
prohibitiv.
Und schließlich gibt es auch rechtsleere
Räume, die ein Problem sind. Zu Ihrer Präsentation von Infotech: Die meisten
Rundfunkanstalten besitzen heute keine Webrechte. Das ist auch
der Grund dafür, warum das Angebot des ORF sehr eingeschränkt ist: weil nur für
bestimmte Produktionen die Webrechte geklärt sind. Timeshifting-Dienste, wie
Sie sie präsentiert haben, sind in Programmverbreitungsverträgen – eine
Materie, mit der ich notgedrungen sehr vertraut bin – nicht einmal im
Ansatz geregelt, obwohl das Dienste sind, die der Konsument sehr begrüßen
würde.
Warum sind sie nicht geregelt? – Na
klar: Fernsehanstalten refinanzieren sich durch die in ihren Programmen
eingebettete Werbung. Bei Timeshifting-Diensten überspringe ich die Werbung.
Aus! Die Refinanzierungsbasis bricht damit teilweise zusammen. Ihr bestes Gut,
die Reichweite, egal ob die Reichweite jemanden erreicht oder nicht, oder ob
das die berühmte „Pinkel-Pause“ ist, das ist Ihr
Verkaufsargument. Bei Timeshifting-Diensten ist sie zur Gänze ausblendbar. Das
heißt, auch hier müssen die Rundfunkanstalten umdenken.
Zum Schluss kommend: Herzlichen Dank für
diese Enquete – und eine kleine Anregung: Vielleicht könnte man die
zweite Seite des Digital Divide aufgreifen und eine Enquete initiieren, die
sich nennen könnte: „Digital Divide in Content-Produktion und Webpräsenz“.
Dazu zwei Themen-Anregungen: Schauen wir
uns doch bitte einmal die Struktur der Domains im Web an! Wir werden sehen,
dass es eine ungeheure amerikanische Dominanz gibt, wenn auch
eine begründete. Aber vielleicht ist das ein Ansatz, uns zu fragen: Was können wir
tun, um präsenter zu sein?
Schauen wir uns an, welche Inhalte das Web
dominieren! Schauen wir uns an, wer die Produzenten sind! Schauen wir uns doch
an, was unser Anteil ist! Schauen wir uns an, wohin der Weg führen könnte, um
uns in dieser abgebildeten Wirklichkeit Web als Europäer besser
zu verankern!
Zweiter Punkt, um das bewusst ein bisschen
auf eine andere Ebene zu heben: Ein großer Markt, der jetzt im Entstehen ist,
sind Service-Dienste, sind Programme, die im Web abrufbar sind,
die man nicht mehr kaufen muss, die man durch Breitbandanbindung nutzt. Das
sind Programmdienstleister, die oft sehr, sehr große Probleme haben. Wir
könnten hier klassische Wirtschaftsförderung betreiben!
Schauen wir uns doch einmal an, was es in
Österreich an Ansätzen gibt, was international gemacht wird!
Ich habe nur einmal ein bisschen damit zu
tun gehabt, und zwar bei einem sehr intelligenten Produkt. Dieses Produkt wird
nicht mehr verkauft und dem Konsumenten übergeben, sondern dieses Produkt wird
installiert – es geht um einen banalen Drucker, aber um einen ein bisschen
besseren Drucker –, und dann ist automatisch eine Web-Anbindung
vorgesehen. Über den PC werden etwaige Störungen sofort an eine Servicestelle
im Web weitergeleitet. Nicht umsonst hat Irland zum Beispiel in Europa die Nase
vorne, was solche Servicedienste betrifft.
Viele, viele andere Möglichkeiten gäbe es
als Anknüpfungspunkte, wenn Sie die Geduld und die Muße hätten, sich in einem
zweiten Teil dieser Enquete mit diesem Thema auseinander zu setzen. Ich glaube,
man würde manches an Chancen auch für die österreichische Industrie erkennen,
Chancen, die enorm sind, enorm in einem deutschsprachigen Medienmarkt,
der aber auch ein deutschsprachiger Servicemarkt sein kann, ein deutschsprachiger
Programmmarkt sein kann. Und diese Chance, die entgeht uns jetzt, wenn wir
nicht in den nächsten Jahren unseren Focus verstärkt darauf richten. –
Danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall.)
12.12
Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer:
Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr
Mag. Barmüller. – Bitte.
12.12
Mag. Thomas Barmüller (Forum Mobilkommunikation):
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Auch ich möchte die Gelegenheit nutzen
und festhalten. Es ist eine wirklich gute Gelegenheit, über Breitband-
und insbesondere Informationstechnologie in Österreich zu
reden. Ich bin sehr froh, dass das im Rahmen einer Enquete des Bundesrates
gemacht wird, weil man nicht übersehen darf, wie wichtig und zentral die Rolle
der Länder und Gemeinden beim Aufbau der Infrastruktur in diesem Bereich ist.
Ich möchte das deshalb hervorheben,
weil – und das ist bereits gesagt worden; auch in Ihrem Referat, Herr
Dr. Einzinger, ist es bereits angeklungen – Breitband nicht nur Kabel
ist. Es sind auch Funkanwendungen, es geht um WLAN, es geht auch um UMTS, wenn
wir von flächendeckenden Netzen reden und den kommenden Mobilfunkgenerationen,
die es da noch geben wird. Und wenn auch diese Enquete von dem Gedanken
getragen ist, dass man sagt, man möchte das in Österreich zur Verfügung
stellen, diese Informationsmöglichkeiten sollen flächendeckend genutzt werden
können, dann darf nicht übersehen werden, dass es, so positiv dieser Ansatz
ist, in hohem Maße auch Menschen gibt, die diesen Technologien mit Distanz
gegenüberstehen.
Ich sage das deshalb, weil diese Distanz
gegenüber der Technologie und den oftmals behaupteten, realistischerweise nicht
wahrscheinlichen, aber doch behaupteten Auswirkungen auf Gesundheit oder
andere Bereiche auch durchaus Aspekte des normalen sozialen Lebens sind. Der
zentrale Punkt sind befürchtete gesundheitliche Aspekte, und diese Aspekte sind
im Ausbau flächendeckender Netze mittlerweile zu einem massiven Problem
geworden.
Deshalb möchte ich an dieser Stelle
insbesondere die Vertreterinnen und Vertreter der Bundesländer – einmahnen
ist ein hartes Wort, aber ich möchte sie darauf aufmerksam machen, dass, wenn
die Diskussion so weitergeht, wie sie jetzt geführt wird, auf Bundesebene zwar
eine positive Politik gemacht wird, Förderungen ausgeschüttet werden, in
Enqueten überlegt wird, wie man das vor Ort auch dann wirklich anwenden kann,
wir aber durch Änderungen der Gesetze auf Landesebene – ich rede hier vom
Baurecht, vom Ortsbildschutzgesetz, Landschaftsschutz, Naturschutz oder einfach
nur der normalen Diskussion, wie sie läuft, und dem Druck, der dann vor Ort
besteht und zur Behinderung der Infrastruktur führt – diese Diskussion
nicht in den Griff bekommen. Und wenn wir sie nicht in den Griff bekommen,
werden wir auch die Politik des Bundes nicht wirklich auf die Straße bringen
können.
Es wird das, was von der Bundesebene
geplant wird, oftmals auf der Landesebene torpediert und insbesondere in der
Umsetzung auf Gemeindeebene aus durchaus vorhandenem politischem Druck heraus
nicht lebbar gemacht. Das ist ein sehr zentraler Punkt, auf den ich Sie in
diesem Zusammenhang aufmerksam machen möchte. Wir vom Forum Mobilkommunikation
sehen die Diskussion so – aber vorher muss ich Ihnen sagen, was wir
machen: wir sind eine Brancheninitiative der Mobilfunkbetreiber, der
Mobilfunkindustrie und des Fachverbandes für Elektro- und Elektronikindustrie, der
sich ausschließlich mit Fragen der elektromagnetischen Verträglichkeit und
Gesundheit und Umwelt beschäftigt, und wir informieren gesetzgebende
Körperschaften, aber auch die Öffentlichkeit über dieses Thema und begleiten
den Ausbau in diesen Fragen –: Wir sehen, dass diese Diskussionen vor Ort
für die Mobilfunkbetreiber, aber auch für andere Anbieter – ich nenne hier
nur Internet über die oder aus der Steckdose – ein zentrales Problem sind.
Ich wäre froh, wenn es gelingen könnte,
hier die Information vor die unmittelbar politische Agitation auf Landes- oder
auf Gemeindeebene zu stellen. Dazu braucht es insbesondere auch von der
Bundesebene und von den Abgeordneten zum Bundesrat eine Unterstützung, und
diese Unterstützung möchte ich bei dieser Gelegenheit noch einmal von Ihnen
erbitten. Wenn Sie dazu Informationen brauchen, stehen wir gerne zur Verfügung.
Ansonsten, meine Damen und Herren, werden
wir das Problem haben, dass sich in zunehmendem Maße ein Gefühl breit macht,
dass diese theoretischen Technologien und all diese Dinge ganz toll sind, wir
aber in Wahrheit nicht wissen, wie das alles auf die Menschen wirkt, und dass
dann die Nutzung dieser Möglichkeiten nicht stattfinden wird. – Dem
vorzubeugen, glaube ich, dazu sollte auch diese Enquete dienen. – Danke
schön. (Beifall.)
12.16
Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Zu einer kurzen Replik hat sich Herr Dr. Serentschy zu Wort
gemeldet. – Bitte.
12.16
Referent Dr. Georg Serentschy (Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH): Herr Präsident! Meine
Damen und Herren! Ich möchte diese Gelegenheit ergreifen, um aus der Sicht der
Regulierungsbehörde kurz zu drei wesentlichen Punkten Stellung zu nehmen, die
dankenswerterweise von meinen Vorrednern hier aufgegriffen worden sind.
Der eine Punkt ist mit Recht genannt
worden: Wettbewerb zur Sicherung der Vielfalt des Angebots und
günstigen Preisen.
Der zweite Punkt, der genannt worden ist,
war: Verhinderung von Marktverzerrungen durch regulatorische
Maßnahmen, wie zum Beispiel, Technologieneutralität sicherzustellen oder
kleinräumige Ausschreibungen, wie Mag. Ruzicka vorhin schon erwähnt hat.
Meine Damen und Herren! Das sind Ziele, die
explizit im Telekomgesetz 2003 stehen, die Sie als Mitglieder des Hohen
Hauses letztes Jahr beschlossen haben. Ich darf auch in Erinnerung rufen, dass
das Telekomgesetz 2003 in Österreich sehr früh beschlossen worden ist. Wenn
man das im europäischen Konzert vergleicht: Österreich war das fünfte Land, das
die EU-Rahmenrichtlinie in nationales Recht übergeführt und damit den Boden
geschaffen hat, das wirtschaftspolitische Rahmenwerk definiert hat, nach dem
wir als Regulierungsbehörde vollziehen.
Ich bin auch sehr froh darüber, dass wir
als vollziehendes Organ des Telekomgesetzes jetzt auch, wie es im Gesetz steht,
eine neu normierte Berichtspflicht an das Parlament haben. Das heißt, wir
berichten ab nun einmal im Jahr – haben das auch jetzt im Juni erstmals
schon getan –, also nicht nur an den Bundesminister für Verkehr,
Innovation und Technologie, sondern auch an die Mitglieder des Hohen Hauses,
womit wir ihnen über unsere Erfahrungen aus der Praxis des Vollzugs
berichten dürfen und auch Verbesserungsvorschläge, was die Gestaltung oder
allfällige Novellierung des TKG betrifft, bringen können.
Der Vollzug des Gesetzes durch die
Regulierungsbehörde ist, glaube ich, genau dieses Wechselspiel zwischen der
Definition der Rahmenbedingungen einerseits und dem, dass wir darauf schauen,
dass genau die Ziele, die da genannt werden, mit Leben erfüllt werden. Das ist
das Spannungsverhältnis, in dem wir hier stehen, und die spannende Aufgabe, die
wir da für uns sehen.
Ein dritter Punkt, den ich noch kurz
ansprechen wollte, waren die mit Recht genannten Funktechnologien,
die so wichtig sind. Ich möchte noch einmal darauf hinweisen – nicht
Werbung dafür machen, das steht uns nicht zu; aber darauf hinweisen –,
dass wir im Herbst Frequenzversteigerungen durchführen werden,
Frequenzversteigerungen, die auch zu einer Wiederbelebung von alten, momentan
ad acta gelegten Frequenzen aus dem so genannten früheren C-Netz führen werden.
Da – ich betone das ganz ausdrücklich – gibt es neue Technologien,
mit denen man diese Frequenzen nützen kann, die es auch erlauben, auf Basis von
Funktechnologien breitbandige Anschlüsse von großen Flächen in ruralen Gebieten
zu machen, und zwar mit einer sehr großen Kosteneffizienz.
Da gibt es Beispiele – das ist jetzt
nicht irgendetwas Neues, vom Himmel Geholtes, sondern da gibt es schon
internationale Beispiele dafür –, da gibt es auch Equipment, das schon auf
dem Markt ist, und das kann auch dazu führen, dass wir eine zusätzliche, neue
Belebung des Wettbewerbs auf der letzten Meile haben oder Unternehmen, die, wie
das heute hier beklagt worden ist, heute keine Anbindungsmöglichkeiten haben,
diese auch über Funktechnologien anbieten können.
Ich möchte hier nicht technisch werden,
möchte aber nur darauf hinweisen, dass sich im Rahmen dieser Frequenzvergaben
im Herbst dieses Jahres ganz neue Möglichkeiten für die Unternehmen und die
Nutzer auftun werden. – Danke.
12.20
Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Parnigoni von
der sozialdemokratischen Fraktion. – Bitte.
12.20
Abgeordneter Rudolf Parnigoni (SPÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich denke – und
ich möchte wieder ein wenig von der sehr technischen Diskussion zu einer eher
politischen Bewertung zurückführen –, der Leitgedanke der Politik müsste
im Wesentlichen sein, dass es zu einer gerechten Verteilung der
Ressourcen für alle Menschen in allen Regionen
kommt – das, glaube ich, sollte nicht nur ein Leitgedanke der
Sozialdemokraten sein, sondern aller –, und die gerechte Zuteilung von
Infrastruktur ist natürlich auch ein Teil davon.
Wir haben ein Jahrhundert gebraucht, um den
Bürgern dieses Landes auch in den Gebieten an der Peripherie den Zugang zu
Verkehr, zu Postzuteilung, zu Rundfunk zu ermöglichen, und wir stehen jetzt vor
einem weiteren großen Schritt. Wir haben allerdings das Gefühl, dass zu Beginn
dieses Jahrtausends – das fällt zufälligerweise zusammen mit einer neuen
Regierungskonstellation – ein gewisser Paradigmenwechsel für periphere
Regionen zu erkennen ist, der diesen nicht sehr nützlich ist. Ich denke da etwa
an die Schließung von Nebenbahnen, an den mangelnden Ausbau von Straßen. All
das führt natürlich dazu, dass periphere Regionen nicht die gleiche Entwicklung
bei der Versorgung mit Hochtechnologie hätten, ist also ein weiterer
Rückschlag.
Meine Damen und Herren! Ich bedanke mich
beim Bundesrat und im Besonderen bei Herrn Vizepräsidenten Himmer dafür, dass
diese Enquete zu Stande gekommen ist, weil ich sie für einen wichtigen Schritt
gerade in der jetzigen Zeit halte und auch davon ausgehe, dass sie durchaus
Impulse bringen kann. Ein paar kritische Bemerkungen sind, glaube ich, trotzdem
notwendig.
Aus den Referaten oder beim Durchsehen der
einen oder anderen Studie erkennt man auf Grund eines Vergleichs mit anderen
Ländern, etwa mit Belgien, Niederlande, Dänemark, die durchaus vergleichbar mit
Österreich sind, dass dort der Breitbandanschluss bei fast 30 Prozent
liegt, während wir, je nach Interpretation, deutlich zurückliegen,
ohne das jetzt näher auszuführen.
Bis Ende 2004 rechnet man, dass in Europa
20 Prozent der Haushalte damit versorgt sein werden. Man geht davon aus,
dass bis zum Jahr 2008 über 40 Prozent der europäischen Haushalte
versorgt sein werden. In Schweden, in der Schweiz und in Belgien sollten zu
diesem Zeitpunkt 60 Prozent der Haushalte mit Breitband versorgt sein.
Wenn ich mir jetzt anschaue, dass man hier
seitens des Bundesministeriums 10 Millionen € als einen Impuls
vorsieht, um diesen großen Schritt zu erreichen, nämlich von einem in das Mittelfeld
abgerutschten Platz wiederum an die Spitze zu kommen, dann halte ich das,
gelinde gesagt – und wie es auch in den Zeitungen gestanden ist – für
einen Tropfen auf den heißen Stein.
Wenn im Gegensatz dazu beispielsweise das
Bundesland Niederösterreich bereit wäre, mit 14,5 Millionen € in
diesem Bereich Initiativen zu setzen, und wenn andererseits das
Bundesministerium davon ausgeht, dass der gleiche Anteil von den Ländern
gefordert wird, dann sollte man eigentlich umgekehrt auch vom Bundesministerium
verlangen, dass es, wenn die Länder bereit sind, größere Impulse zu setzen,
hier zumindest gleichzieht und in einer Wechselbeziehung diese Bemühungen auch
massiv unterstützt. Mit den vorgesehenen 10 Millionen € wird sich
allerdings nicht sehr viel abspielen.
Schauen wir uns andere Stellungnahmen dazu
an, meine Damen und Herren! Die Wirtschaftskammer Niederösterreich formuliert
das etwa so: 10 Millionen € – das ist ungefähr so, als würde man
einem Beinamputierten ein Aspro geben. Und man verweist völlig zu Recht auch
von Seiten der Wirtschaftskammer darauf – was die TA im Übrigen auch
sagt –, dass der Ausbau des Netzes im Breitbandbereich 500 Millionen €
kosten würde.
Jetzt kann man darüber streiten, ob die
eine Version stimmt oder die andere: 100 Millionen € oder
500 Millionen €. Wenn wir uns in der Mitte treffen, ist es auch okay,
aber dann sind es immerhin noch 250 Millionen €. – Also, mit 10 Millionen
als Impuls wird sich nicht viel tun!
Daher möchte ich schon sehr kritisch
anmerken: Da hat der Bund, auch wenn hier so manche Lobeshymnen gesungen worden
sind, nur einen sehr, sehr kleinen Schritt getan, und ich hoffe, diese Enquete
trägt dazu bei, dass es sich die Bundesregierung noch einmal überlegt:
18 Eurofighter sind geplant – einer davon würde unser
Problem mit einem Schlag lösen.
Ein Zweites darf ich noch aufgreifen: die
Frage der Versorgung der Regionen. Ich komme aus dem Waldviertel.
Wir haben in einem Projekt gemeinsam mit der TA und der Donauuniversität vor
Jahren schon in einigen wenigen Orten punktuell ADSL eingeführt. Daher gibt es
einige solcher Punkte in dieser Region – Gmünd, Schrems, Waidhofen,
Zwettl –, wo es im Rahmen eines Pilotprojektes ADSL seit langem gibt, aber
in der weiteren Umgebung dieser zentralen Orte fehlt es natürlich noch
gewaltig.
Es ist eigentlich die letzte Chance, die
wir jetzt zu nutzen haben, denn Österreich holt ja nicht alle Fördermittel bei
der EU ab. Das wäre jetzt die Chance, jene Gelder, die dort liegen bleiben,
über diese Maßnahme abzuholen. Da gibt es jetzt aber das Problem der
Kofinanzierung. Das heißt, die EU würde uns wahrscheinlich deutlich mehr
Geld zur Verfügung stellen. Wenn allerdings die österreichische Seite
nicht die notwendigen Kofinanzierungsgelder aufbringt, werden die Gelder in
Brüssel liegen bleiben, und wir werden das hoch gesteckte Ziel der
Totalversorgung in einem sehr kurzen Zeitraum nicht erreichen können. Daher,
meine ich, wäre ein Umdenken bei der Regierung notwendig.
Ich mache auch darauf aufmerksam, dass wir
ab der nächsten Förderungskulisse, ab 2007, an den Grenzregionen in
Tschechien und in der Slowakei Ziel-1-Gebiete haben werden, die tief in den
Fördertopf hineingreifen können, und für uns wird es bei derlei Dingen relativ
wenig Möglichkeiten geben.
Also: Die Chance, die wir jetzt haben,
sollten wir unbedingt nutzen!
Eine letzte Bemerkung: Die Frage der
Unterschiedlichkeit misst sich auch an einem Punkt, der mir wichtig ist,
nämlich: dass der Zugang für alle Bevölkerungsgruppen
sichergestellt sein soll. Wir haben ja gesehen, dass das sehr, sehr
unterschiedlich ist. Wenn etwa in den letzten zehn Jahren – ich kann es
nur ungefähr sagen – der Anteil der Telekom-Kosten am Haushaltsbudget der
Familien von 1,5 auf 2,5 Prozent gestiegen ist, im gleichen Zeitraum aber
für die Unternehmen diese Kosten massiv zurückgegangen sind, dann, glaube ich,
ist auch hier ein wichtiger Ausgleichsansatz zu sehen, und auf diesen möchte
ich hinweisen.
Ich hoffe, dass diese Enquete dazu
beiträgt, dass man auch diesen Punkt sowie die Berücksichtigung der regionalen
Unterschiede erkennt und das notwendige Geld für die letzte Chance, die wir
hier haben, aufbringt. – Danke. (Beifall.)
12.28
Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster ist Herr Bundesrat Ing. Kampl von der
freiheitlichen Fraktion zu Wort gemeldet. – Bitte.
12.28
Bundesrat Ing. Siegfried Kampl (Freiheitliche, Kärnten): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr
geehrte Damen und Herren des Bundesrates! Sehr geehrte Herren Vertreter des
Landes und des Bundes sowie der Ministerien! Sehr geehrte Herren der Firmen
beziehungsweise der Anbieter! Es ist heute sehr viel von Technologie gesprochen
worden. Die Zeit beziehungsweise die Entwicklung ist nun einmal so. Aber als
Bürgermeister haben wir auch andere Überlegungen, für Menschen,
die doch im Mittelpunkt steht, und davon haben wir eigentlich heute wenig
gehört.
Es gibt in Österreich drei Gruppen von
Menschen, und das sage ich auch den Anbietern: Eine Gruppe, die die hohe
Technik nicht mehr will: das ist die Kriegsgeneration. Die zweite Gruppe ist
die, die schon in den Kindergärten Handys erhalten, die das wunderbar
verstehen, die uns aufklären und uns täglich das Neueste von ihren Apparaten
mitteilen. Und die dritte Gruppe ist die derjenigen, wo noch ein „weißer Fleck“
in Österreich ist.
Ich bin ein Bürgermeister und habe das
Pech – oder das Glück; ich weiß nicht, wie ich es nennen soll –, dass
in meiner Gemeinde vor zwei Jahren ein Sendemast gebaut wurde, in einem
Ortsteil, der eingemeindet wurde. Aber ein Drittel der Bürger der Gemeinde ist
trotzdem noch nicht versorgt.
Das Land Kärnten hat in den letzten Jahren
sehr viel aufgeholt; mit Unterstützung der Firmen und des Bundes war das
möglich. Aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn wir wollen, dass wir
in Europa konkurrenzfähig sind, wenn wir wollen, dass wir auch im internationalen
Bereich konkurrenzfähig sind, dann, sehr geehrte Herren Ingenieure, baut es
weiter aus! Österreich hat einmal den Weltruhm der Ingenieure gehabt – ich
hoffe, dass das bald wieder der Fall sein wird. Wir sollten nicht zurückbleiben,
sondern wir sollten die Generation sein, die hier vorangeht.
Ich habe heute sehr viel von Ihnen gehört,
meine sehr geehrten Damen und Herren von den Firmen, und muss sagen, Sie haben
ein großes Wissen, Sie haben unheimlich viel an Technologiekenntnissen. Aber
das ist ja kein Wunder, wir fliegen ja auch auf den Mond. Wir sind oben schon
bald mehr daheim als herunten, nur: Herunten leben die Menschen, und herunten
wollen die Menschen auch in Zukunft bleiben. Und darum, meine sehr geehrten
Damen und Herren, möchte ich Sie bitten: Berücksichtigen Sie das immer in der
großen Technologie!
Wir in Europa werden sicherlich alles tun
müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben und diese technologische Herausforderung
auch weiter anzunehmen. Ich danke all jenen, die es zuwege gebracht haben, dass
heute diese Enquete stattfindet – sie muss weiter geführt werden, sie muss
weiter gebaut werden. Ich danke auch dieser Bundesregierung, dass sie
100 Millionen zur Verfügung gestellt hat, dass Österreich bis zum Jahre 2007
höchstwahrscheinlich so weit ist, dass alle Menschen in Österreich technologisch
mit der Breitbandtechnologie ausgestattet sind. Und wenn wir das nicht zuwege
bringen, wird die Schuld an uns liegen.
Folgendes kann ich sagen: Die betroffene
Bevölkerung, die bis heute an die große Technologie noch nicht angebunden
wurde, hat auch andere Nachteile: Sie muss pendeln, sie muss Schulinternate
besuchen, sie muss zum Greißler stundenlang fahren und hat noch andere Probleme
wie Arztbesuche und so weiter zu bewältigen. Wenn wir wollen, dass diese
Regionen in Zukunft mit Leben erfüllt werden beziehungsweise am Leben erhalten
bleiben, dann werden wir alle gemeinsam an diesem Strang ziehen müssen, und ich
lade Sie herzlich dazu ein. – Danke. (Beifall.)
12.33
Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächste ist Frau Abgeordnete Dr. Moser von den Grünen zu
Wort gemeldet. – Bitte.
12.33
Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Meine Damen und Herren! Herr Präsident! Es ist schon ein
Signal für sich, dass auf dem Rednerpult ein Laptop steht. Aber Sie gestatten,
dass ich jetzt noch ohne Technik zu einem sehr wesentlichen technischen,
sozialen und pädagogischen Problem spreche.
Einleitend erwähne ich nur den ehemaligen
Minister Dr. Sixtus Lanner, der jetzt wieder in Tirol zu Hause ist und mir
persönlich unlängst, im Dezember, bei einer parlamentarischen Veranstaltung im
Vorfeld der großen UNO-Tagung „Weltinformationsgesellschaft“ in Genf im
Parlament gesagt hat: Ich tue alles, damit ich endlich einen ordentlichen
Internetanschluss bekomme! Eine Koalition über alle Parteien hinweg wäre mir am
allerliebsten, nur, bitte, machen Sie etwas! – Und heute wird etwas getan,
es wird etwas gemacht, gibt es dankenswerterweise diese Veranstaltung hier im
Bundesratssaal. Sie ist vor allem deshalb wichtig, weil das, was unser Experte
vom Wifo, Herr Dr. Leo, angesprochen hat, nämlich eine übergreifende
Strategie, endlich in Angriff genommen werden muss, eine Strategie, die die
Initiativen der einzelnen Bundesländer gekoppelt mit den Vorstößen des Bundes
vorantreiben muss.
Was uns fehlt, ist ein Zusammenführen der
Einzelinitiativen und ist eine gesamtnationale Strategie, die unsere
Entwicklung innerhalb des europäischen Feldes wieder nach vorne bringt. Ich
finde es sehr günstig, dass Sie diese Woche als Zeitpunkt für diese
Veranstaltung gewählt haben, denn nächste Woche haben wir im Verkehrsausschuss
hoffentlich auch meinen Antrag auf der Tagesordnung, der vom Dezember stammt
und der die Überwindung dieses Digital Divide im Bereich der Versorgung mit
Infrastrukturen und Kommunikationstechnologien zum Ziel hat.
Es gibt Initiativen, nur müssen sie konkret
von den politisch Verantwortlichen in den Ausschüssen diskutiert und dann
wirklich ernst angegangen werden. Und da hätten wir einen Anknüpfungspunkt,
einen Andockpunkt, bei dem wir konkret weiterarbeiten könnten und bereits die
Diskussionsvorschläge dieses heutigen Kreises einfließen lassen könnten. Es
geht zentral um die Frage: Wo will ich hin? Und: Welche Strategie habe ich?
Welche Strategien gibt es konkret von Bund und Ländern beziehungsweise auch
Gemeinden? Und es geht zweitens – das wissen Sie besser als ich –
natürlich darum, dass genügend Geld zur Verfügung steht. Das ist mir heute in
der Diskussion noch ein bisschen abgegangen.
Es ist darauf hingewiesen worden, dass
100 Millionen in Österreich notwendig sein werden. Die Telekom spricht von
500 Millionen. In Prag wird eine Milliarde investiert. Nur, wenn ich jetzt
konkret die 100 Millionen hinterfrage, dann wird der Aufteilungsschlüssel
folgendermaßen aussehen: 10 Prozent vom Bund – Hakerl –,
10 Prozent von den Ländern – Fragezeichen –, und
80 Prozent, sage ich, soll wahrscheinlich die EU bereitstellen, und da
wissen Sie ganz genau, dass das Kofinanzierungsmodelle sind. Das
heißt also, bei 40 Prozent gibt es ein Fragezeichen.
Da müsste man genauso wie bei der Strategie
ein Finanzierungskonzept auf die Beine stellen, damit man das, was Sixtus
Lanner, was Sie alle in Ihren Gemeinden wollen, aus ökonomischen Motiven, aus
sozialen Motiven, auch aus gesellschaftspolitischen, demokratiepolitischen
Motiven, nicht nur mit politischen Willenserklärungen auf die Reise schickt,
sondern wirklich auf die Beine stellt. Ich glaube, das muss der zweite
wesentliche Ansatzpunkt sein, den wir aus dieser Enquete des Bundesrates mitnehmen
sollten.
Herr Kollege Barmüller, danke für den
Hinweis. Es ist natürlich bei neuen Technologien immer auch die Frage nach der
sozialpolitischen Verträglichkeit und nach der gesundheitspolitischen
Dimension zu stellen. Und da würde ich als letzte Anregung hier noch
verankern – denn aller guten Dinge sollen meines Erachtens mindestens drei
sein –, dass man endlich die Frage der gesundheitlichen Belastungen durch
die moderne Technologie, die natürlich elektromagnetische Effekte in sich
birgt, klärt. Sie wissen als Bürgermeister, dass die Frage dieser Effekte sehr
umstritten ist, und das gehört in Form einer epidemiologischen Studie geklärt.
Es gibt dazu Vorschläge, es gibt fix und fertige Konzepte in den Schubladen von
wissenschaftlichen Institutionen. Wir müssen endlich einmal auch in Österreich
hier einen kleinen Forschungsschwerpunkt setzen, damit Sie vor Ort den Rücken
frei haben und das geklärt ist.
Es gibt ja nicht nur einen
Weg in einer Technologie, es gibt ja nicht nur eine Frequenz –
Dr. Serentschy hat schon darauf hingewiesen: es werden neue Frequenzen zur
Verfügung gestellt, es kommt zur Versteigerung von Frequenzen –, sondern
es gibt auch andere Technologien, die das bewirken können, was wir alle wollen:
die Überwindung der Kluft in der Informationsgesellschaft, den Zugang zu
modernen Datenträgern und die Startbahn sowohl für die sozialen als auch für
die wirtschaftlichen Chancen, die wir alle brauchen.
Zum Schluss darf ich noch einen wichtigen
Ansatzpunkt und ein persönliches Anliegen hier deponieren: Es ist nicht so
leicht, einfach zu sagen, der Zugang sei technisch vorhanden, die finanziellen
Mittel dafür bereitgestellt. Ich unterstreiche jetzt noch einmal die
Bemerkungen des Herrn von der Akademie der Wissenschaften: Der Zugang ist auch
eine Frage des Milieus und ist auch eine Frage der Bildung, und daher brauchen
wir – da unterstreiche ich das, was Kollege Parnigoni gesagt hat –
vor allem auch in den bildungspolitischen Bereichen deutliche Ansätze. Wir
brauchen sozusagen Tutoren in den Bibliotheken, die die Leute lehren, wie man
mit dem Internet umgeht. Sogar in der Schule sagen oft die Lehrer: Schaut ins
Internet! Aber wie man im Internet sucht und dabei zu einem erfolgreichen
Wissenserwerb kommt, das muss auch geübt werden.
Das waren jetzt drei Vorschläge –
nächste Woche können wir im Verkehrsausschuss weiterdiskutieren. – Danke
schön für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall.)
12.39
Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Danke, Frau Kollegin. – Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr
Dipl.-Ing. Hintze von Multimedia Austria.
12.39
Präsident Professor Dipl.-Ing. Thomas Hintze (Multimedia Austria –
Interessengemeinschaft österreichischer Multimedianetzbetreiber): Herr
Vorsitzender! Meine Damen und Herren aus der Politik und der Wirtschaft! Ich
darf in meiner zweiten Funktion, nämlich als Geschäftsführer von UPC Telekabel,
noch kurz zwei Anmerkungen machen, die da gut dazupassen, nämlich woher das
Geld kommt, und vielleicht auch das eine oder andere aufklären, weil wir hier
über Beträge diskutiert haben.
Wir haben 10 Millionen € an
Steuergeld, über das wir disponieren können, und ich darf auch die andere Zahl
sagen: Wir haben 600 Millionen € in unsere Netze investiert –
Geld aus dem internationalen Kapitalmarkt. Das ist wichtig und mein erster
Aspekt. Da sind tatsächlich 600 Millionen € über die österreichische
Grenze geflossen, um hier die Netze auszubauen. Das ist ein Aspekt, den ich
erwähnen möchte, denn da müssen wir uns fragen: Wie geht das? Wie schaffen wir
es, dass wir auch diesen Finanzierungsaspekt in unsere Überlegungen mit
aufnehmen?
Und da wollte ich die Damen und Herren der
Politik um Unterstützung ersuchen, denn ganz wichtig ist, neben dem
Businessplan, der stimmen muss, dass Vertrauen in den Standort – und der
hat immer mit Personen zu tun! – vorhanden ist. Man muss sich um die
Herrschaften kümmern, das ist ganz wichtig, muss sich fragen: Ist das Geld hier
gut angelegt, ist ein Return on Investment – das ist natürlich meine
Aufgabe – sicherzustellen, und wie sicher ist das?
Aus der Praxis weiß ich, dass da die
politische Landschaft ganz wichtig ist, und da wollte ich Sie um Unterstützung
ersuchen, auch ganz persönlich, dass ich meine Shareholders – oder wer
immer internationale Finanzinvestoren sein könnten – ansprechen kann und
dass wir das dann gemeinsam tun. Das ist der erste Aspekt. Ich würde das bei
der Finanzierung auf jeden Fall nicht ausschließen, im Gegenteil: anstreben!
Der zweite Aspekt. Wenn es einmal so ist,
dass ein internationaler Investor Geld aus dem Kapitalmarkt investiert
hat – 600 Millionen, das ist eine anständige Summe –, dann ist
es unsere Verantwortung, dass wir uns da nicht vergraben, dass wir nicht die
falsche Technologie wählen, dass wir auch die Kunden finden, dass wir die
Kunden so betreuen, dass sie dann auch ihre Rechnungen bezahlen. Das ist eine
Verantwortung, die eine Chance ist. Und ich gebe dem Herrn Bürgermeister Recht,
der gemeint hat, die österreichischen Ingenieure haben international hohes
Ansehen, das ist richtig. Sie haben auch große Verantwortung gegenüber dem
eingesetzten Kapital.
Know-how-Zentren entstehen ganz von selbst,
einfach dadurch, dass man sich um das Geld kümmert, dass man sich darum bemüht,
Kunden zu finden, die Technologie einzusetzen, und diese Know-how-Zentren
müssen dann genutzt werden, um über die Grenzen zu sehen.
Auch ein Beispiel aus dem eigenen Haus: Wir
betreuen in Wien nicht nur die schon angesprochenen
250 000 Breitband-Internetkunden in Österreich, sondern in Summe
500 000: Ungarn, Tschechien, Polen, Slowakei und, vielleicht überraschend,
Frankreich. Wir machen das mit dem Know-how, das durch das eigene Tun im Lande
entstanden ist, und exportieren damit das Know-how in die angrenzenden Länder
und darüber hinaus. Das ist der zweite Effekt.
Damit bin ich auch schon beim Schluss.
Beim Ersten, nämlich internationale Finanzinvestoren anzusprechen, brauche ich
Ihre Hilfe, da lade ich Sie ein, das ist ganz wichtig, um das entsprechende
Vertrauen zu schaffen. Bei dem Zweiten geht es darum – das wäre dann die
Kernaufgabe unserer Firmen –, dass wir die österreichische Kompetenz auch
exportieren können. – Herzlichen Dank. (Beifall.)
12.43
Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster ist für das Land Steiermark Herr Dipl.-Ing. Grandits
zu Wort gemeldet. – Bitte.
12.44
Dipl.-Ing. Franz Grandits (Land Steiermark): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Damen und Herren! Vielen Dank für diese Enquete und vielen Dank auch dafür,
hier Stellung nehmen zu dürfen. Ich selber komme aus der Technikecke und möchte
eigentlich am wenigsten auf technische Aspekte eingehen. Vielleicht nur kurz:
Breitband ist unbedingt notwendig, wenn Sie das Internet nützen, nicht nur für
die kleinen und mittleren Unternehmungen, sondern auch für den privaten
Bereich. Internet über Wählleitungen ist einfach nicht sinnvoll und bringt nur
Wartezeiten. Die Maßnahmen, die Sie dafür anpeilen, sind gut und richtig, sie
sind aber nicht ausreichend.
Es ist schon vorher angeklungen:
80 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmungen Österreichs könnten
einen Breitbandanschluss haben, aber sie haben ihn einfach nicht. Und es zeigt
sich auch ein anderes Paradoxon: Gerade in den ländlichen Regionen, auch dort,
wo Breitband zur Verfügung steht, wird es weniger genutzt als in den
städtischen Regionen. Die so genannte Internet-Awareness im urbanen Bereich ist
einfach besser. Es geht hier, auf Steirisch ausgedrückt, um die einfache Frage:
Zu was brauch’ ich des? Und als zweite Frage kommt dann, wenn den Menschen
bewusst ist, was das bringt: Wie geht das?
Da gibt es ein „Viereck“ meiner Ansicht
nach, das versuchen kann, diesen Rückfall Österreichs in dieser
Wissensgesellschaft zu beheben. Dazu gehören erstens die Schulen, und diese
haben ihre Hausaufgaben, glaube ich, sehr gut gemacht. Sie werden kaum mehr
einen Schüler finden, der nicht bestens mit dem Internet umgehen kann. Auch
wenn es vielleicht die Lehrer nicht so gut können, aber die Schüler können es.
Dann gibt es einen zweiten Bereich, das
sind die Medien, und die Medien haben ein bisschen ein Problem: Wenn Zeitungen
das Internet bewerben, dann verlieren sie möglicherweise einen Leser, der dann
im Internet nachschaut. Wenn der Rundfunk, das Fernsehen Internet bewirbt, dann
gibt es möglicherweise einen Zuschauer weniger. Also da gibt es sicher noch
Verbesserungsmöglichkeiten.
Es gibt einen weiteren, einen dritten
Aspekt, das sind die kleinen und mittleren Unternehmungen. Sie haben schon
gesehen: Genau jene haben ein Problem, und sie werden dann im Wettbewerb
später ein Problem haben. Das heißt: Tun Sie etwas bei diesen kleinen und
mittleren Unternehmungen in Richtung Bewusstseinsbildung, damit ihnen bewusst
wird, hier müssen sie punkten, sonst werden sie zurückfallen, und hier können
sie sogar auch Vorteile erringen!
Das hat einen zweiten Effekt: dass
Personen, die in diesen kleinen und mittleren Unternehmungen arbeiten, dann
auch plötzlich draufkommen werden, dass ihnen das auch etwas im privaten
Bereich bringt.
Letzter und vierter Punkt: die Verwaltung.
Die großen Verwaltungen sind, glaube ich, für das Internet gerüstet, aber die
Gemeinden sind es noch nicht in dem Umfang, in dem sie gerüstet sein müssten.
Die Gemeinden können aber ihren Bürgern in diese neue Welt hineinhelfen und
ihnen zeigen, welche Vorteile das hat.
Mein Vorschlag: Machen Sie das, was Sie
hier tun! Sie alle sitzen an entscheidenden Positionen und können hier weitere
Projekte starten. Machen Sie Projekte zur Bewusstseinsbildung! Zeigen Sie den
Menschen in Österreich, was dieses Internet bringt und welche Nachteile es für
sie hat, wenn sie nicht dabei sind. Ergreifen Sie Maßnahmen zur Qualifizierung
über die Schulen hinaus, also nicht nur für die jungen Leute, sondern gerade
für die Leute mittleren und höheren Alters! Und treten Sie ein – und das
ist ein Aufruf an alle, die hier jetzt nur Infrastruktur vermarkten – in
einen Wettbewerb der Contents! Stellen Sie Informationen ins Netz! Jede
weitere Information ist ein Anreiz, das Internet zu benutzen.
Es ist ganz wichtig, dass diese
elektronischen Straßen da sind, aber nur dann, wenn wir diese Straßen nützen,
werden wir unsere Position im weltweiten Wettbewerb der
Informationsgesellschaft halten können. Da müssen wir uns sehr bemühen, und wir
werden uns noch mehr bemühen müssen, um diese Position verbessern zu
können. – Danke schön. (Beifall.)
12.48
Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster hat sich für das Land Tirol Herr Dr. Connert zu
Wort gemeldet. Ich bitte ihn um seine Ausführungen.
12.48
Dr. Wilfried Connert (Land Tirol): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und
Herren! Ich darf an Franz Grandits anknüpfen: Um Digital Divide zu vermeiden,
müssen wir bei der Frage der Fähigkeiten ansetzen. Das heißt, es geht darum, wie
wir Menschen dazu bringen, mit dem Internet, mit den neuen Technologien
umzugehen. Richtig ist, dass die Kids in der Schule vielleicht schon mehr
wissen als ihre Lehrer, also müssen wir da ansetzen und die Lehrer fortbilden,
damit sie diese Medien, diese Techniken im Unterricht einsetzen.
Mit diesen Möglichkeiten kommt auf uns alle
auch eine Fülle an Information zu, und wir müssen lernen, mit diesen
Informationen umzugehen, Informationen zu bewerten und aus diesen auszuwählen.
Auch diese Fähigkeiten müssen wir uns aneignen. So, wie wir heute lesen und
schreiben können, wie wir unter Umständen aus Zeitungen, aus Nachrichten
lernen, Schein und Wirklichkeit zu unterscheiden, so sollten wir uns auch
entsprechende Informationen aus diesen Medien holen können.
Neben den Schülern müssen wir natürlich
auch auf die Erwachsenen unser Augenmerk legen, und da ist sicherlich auch die
Erwachsenenbildung aufgefordert, sich zu überlegen, wie man auch die älteren
Bevölkerungsschichten, wenn sie wollen und Interesse haben – und das ist
bis zum Pensionisten durchaus gegeben –, an diese Medien heranführen kann,
wie man unter Umständen die Infrastruktur, die jetzt in den Schulen vorhanden
sind, am Abend für andere Veranstaltungen nutzen kann.
Die Netzinfrastruktur wurde heute vielfach
angesprochen: Da sind wir in Tirol in einer angenehmen Lage, da sind wir
nämlich recht schön im „roten Bereich“, aber es gibt auch bei uns „weiße
Flecken“. Wir sind gerade dabei, das näher abzugrenzen. Die Gemeinde Sölden ist
flächenmäßig die größte Gemeinde Österreichs, aber der Siedlungsraum ist ein
sehr beschränkter, daher: Wohin muss man fokussieren, um eine Ausschreibung für
Förderungen zu machen?
Viel ist uns gelungen in Bezug auf
Flächendeckung, da wir es in Pilotprojekten mit Telekom-Anbietern geschafft
haben, für Schulen und Gemeinden zu gleichen Konditionen ein Netz fast
tirolweit aufzubauen – und die ADSL-Technologie damit auch anderen
Unternehmen und Haushalten zur Verfügung steht.
Netzzugang ist das eine, aber speziell da,
wo nicht die Kinder im Haushalt unbedingt Internet und weitere Geräte brauchen,
ist die Frage zu stellen: Schaffen sich andere andere Geräte an? Ich verfolge
mit Interesse die Aussage: Jeder hat einen Fernsehapparat, und wenn man jetzt
noch gewisse Interaktionen mit einfacherer Funktionalität über dieses Gerät
abwickeln könnte, ergäben sich weitere Möglichkeiten. Ebenso stellt sich die
Frage, wieweit man sonst in öffentlichen Bereichen oder dergleichen Internetzugänge
und eine Möglichkeit zum Einstieg bereitstellen kann.
Letzter Punkt: Inhalte. Auch
das wurde schon mehrfach angesprochen. Information kann auf diesem Wege –
in anderer, in besserer Form dargebracht – kommuniziert werden, und das
ist sicherlich auch ein Wirtschaftsfaktor, wo eben dann wieder besser ausgebildete
Staatsbürgerinnen und Staatsbürger tätig, und zwar auch international tätig
werden könnten. Neue Wirtschaftszweige können so geschaffen werden – und
damit schließt sich der Kreis wieder. – Ich danke. (Beifall.)
12.52
Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster ist Herr Mag. Grandosek von der Arbeiterkammer
zu Wort gemeldet. – Bitte.
12.52
Mag. Mathias Grandosek (Bundeskammer für
Arbeiter und Angestellte): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten
Damen und Herren! Ich möchte erst einmal meine Anerkennung und meinen Dank für
die Abhaltung dieser Enquete zum Ausdruck bringen, ist doch dieses Thema ein
sehr wichtiges – und eine Veranstaltung wie diese hier fördert einfach das
Bewusstsein für die gesamte damit zusammenhängende Problematik. Ich glaube,
dass in weiterer Folge natürlich noch viele weitere Schritte notwendig sind,
aber jetzt ist einmal ein Ansatz gefunden, um Bewusstsein für diese Themen zu
schaffen.
Wir haben schon gehört, die Förderung von
Breitband ist natürlich ein ganz zentraler und wichtiger Aspekt. Der Zugang zu
Information, zu Informationstechnologien hat demokratiepolitische, hat
gesellschaftspolitische Dimensionen, schafft Arbeitsplätze und fördert damit
Wohlstand. Österreich hat in den letzten zwei Jahren ein bisschen diese
Führungsposition, die wir da hatten, verloren – und ist sozusagen ins
Mittelfeld abgedriftet. Es ist daher notwendig, mehr Anstrengungen zu
unternehmen, um da wieder weiter nach vorne zu kommen.
Der Infrastrukturausbau ist zwar wichtig –
das haben wir ja bereits gehört –, aber ich meine, das ist nicht der
einzige Aspekt, um die Digital Divide sozusagen kleiner werden zu lassen. Es
gibt soziale Aspekte – Herr Dr. Aichholzer hat das gut
aufgezeigt –, die mindestens genauso wichtig sind, die parallel eben zum
Zugang zur Infrastruktur existieren und die eben auch gesellschaftspolitische
Gruppen auseinander driften lassen, weil sie, aus den verschiedensten Gründen, weniger
Zugang zu Informationstechnologien und eben im Endeffekt auch weniger Zugang
zu Informationen haben.
Herr Mag. Ruzicka hat gesagt, Ziel
müsste sein: Breitband soll für jedermann verfügbar sein! – Ich möchte
dazu noch anmerken: Natürlich sollte es für jedermann verfügbar, aber auch für
jedermann leistbar sein!
Ich glaube, dass auch im ländlichen Bereich
soziale Aspekte nicht durch den bloßen Ausbau an Infrastruktur gelöst werden
können, sondern dass es eben zusätzlicher Anstrengungen bedarf,
damit diese Schere zwischen den einzelnen gesellschaftlichen Gruppen nicht noch
weiter auseinander geht.
Es ist notwendig, Infrastruktur zu
fördern – und die Anstrengungen, die bisher dazu gemacht wurden, gehen in
die richtige Richtung. Ich glaube auch, dass es von den Geldmitteln her
sicherlich notwendig ist, noch verstärkt dort hineinzuinvestieren; auch von
politischer Seite her muss natürlich etwas geschehen: Es muss den politischen
Willen geben, Infrastruktur noch stärker zu fördern! – Aber, wie schon
gesagt, das ist nicht der einzige Aspekt. Und der alleinige Ausbau von Infrastruktur
ist nicht notwendigerweise gleichzusetzen mit dem Abbau der
Digital Divide!
Um das zu erreichen, bedarf es
bildungspolitischer Maßnahmen, aber ich bin der Überzeugung, dass ein ganz
wesentlicher Aspekt dabei auch die Förderung privater Haushalte ist, um eben
die Kosten dieser Technologien auch für private Haushalte
erschwinglich zu machen. Die Kosten für Telekommunikation sind für private
Haushalte gestiegen – nicht die Einzelpreise, die sind in Summe gesunken,
aber der Anteil, der für Telekommunikation in privaten Haushalten ausgegeben
wird, ist in den letzten Jahren gestiegen.
Die Preise für kleinere Haushalte, für
kleinere Einkommen, also für Telekommunikations-Nutzergruppen, die nicht
im Hauptfokus der Anbieter stehen, sind weniger gesunken als die Preise in
jenen Sparten, in denen ein verstärkter Wettbewerb um Business-Kunden herrscht,
also um diejenigen, die sozusagen die „große Kohle“ bringen.
Deswegen mein Ansatz und meine Bitte: Es
müssen verstärkt Anstrengungen unternommen werden, um die Kosten auch für
private Haushalte zu senken. Einen Ansatz, den schon Kurt Einzinger erwähnt
hat, wäre – und ich halte das ebenfalls für notwendig –, Mittel zur
Verfügung zu stellen, und zwar im Sinne einer Förderung über die Mehrwertsteuer
oder auch über Direktzuschüsse. Jedenfalls meine ich, dass das jetzige Modell
der steuerlichen Förderung nicht wirklich gut geeignet ist –
und dadurch eben wiederum nur diejenigen gefördert werden, die ohnehin über ein
höheres Einkommen verfügen. – Man kann sich natürlich auch überlegen, das
sozial zu staffeln.
In diesem Zusammenhang würde ich auch
völlig die Forderungen der ISPA unterstützen. Ich glaube, das ist notwendig,
um genau diese Nachfrage zu schaffen, wie das auch Herr Dr. Serentschy
erwähnt hat, die eben notwendig ist, um den Markt weiterzuentwickeln, dass
also eine Nachfrage auf breiter Basis geschaffen wird – und
nicht nur in Segmenten, die ohnehin einen solchen Zugang haben und von sich aus
Interesse daran haben, diesen zu bekommen.
Kurz ein Punkt noch, den ich auch erwähnen
möchte, nämlich konsumentenschutz- und datenschutzrechtliche Aspekte. Da gibt
es noch Lücken, die notwendigerweise zu stopfen sind, eben von politischer
Seite her, weil das auch ein wesentlicher Hinderungsgrund für Konsumentinnen
und Konsumenten ist, diese Technologien zu nutzen.
Zum Schluss kommend: Wie gesagt, all diese
Aspekte bedürfen großer Anstrengungen; es müssen mehr Mittel zur Verfügung
gestellt werden, und zwar sowohl für den Infrastrukturausbau als auch dazu, um,
wie gesagt, diese anderen Dimensionen der Digital Divide zurückzuschrauben.
In diesem Sinne hoffe ich, dass mit dieser
Enquete Bewusstsein für diese gesamte Problematik geschaffen werden
konnte – und dass dieses Thema auch in der Zukunft verstärkt in der
politischen Öffentlichkeit behandelt wird. Und weiters hoffe ich, dass
notwendige Maßnahmen und Schritte von politischer Seite her gesetzt werden,
damit auch kleinere Haushalte – die breite Bevölkerungsschicht –
nicht nur Zugang zu dieser Infrastruktur haben, sondern dass auch die damit
zusammenhängenden sozialen Dimensionen mit berücksichtigt werden. – Danke.
(Beifall.)
12.59
Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächstem erteile ich Herrn Gredenberg von der Firma Inode das
Wort. – Bitte.
13.00
Michael Gredenberg (Inode
Telekommunikations- und Dienstleistungs GmbH): Guten Tag, meine Damen und Herren! Vielen
Dank, dass ich mich hier auch kurz zu Wort melden darf. Es ist das erste Mal,
dass ich so etwas mache, und ich werde versuchen, mich kurz zu fassen.
Ich möchte vor allem auf die Frage, wie
innovative Produkte die Nachfrage nach Breitband fördern können, eingehen. Da
gibt es, wie mehrere Vorredner bereits erwähnt haben, einige Probleme, die
gelöst werden müssen, damit wir in Österreich diese innovativen Produkte auf
den Markt bringen können.
Ein gutes Beispiel brachte Herr Kühberger
von der Firma Infotech, der wirklich etwas Phantastisches entwickelt hat: eine
Anwendung, nach der es eine sehr große Nachfrage gäbe, nämlich
Breitband-Fernsehen mit Timeshifting und allen von ihm erwähnten Features.
Nur: Ein großes Problem ist, dass es nach den derzeitigen rechtlichen
Rahmenbedingungen in Österreich nicht möglich ist, so etwas anzubieten.
Es gibt da noch weitere Dinge, die unser
Unternehmen sehr stark betreffen, da wir sehr auf den Aufbau eigener
Infrastruktur und auf Entbündelung setzen. Ich darf unser Unternehmen kurz
vorstellen: Unser Unternehmen hat etwa 40 000 Breitband-Kunden,
größtenteils entbündelt. Das ist teilweise sogar in Gebieten, wo wir mit der Entbündelung
das erste Breitband-Internet hingebracht haben, also auch in Gebieten, wo es
vorher noch kein Breitband-Internet gab. Das heißt, die Telekom Austria ist
nicht der einzige Anbieter, der überall der Erste sein kann mit DSL – auch
wir haben das in manche ländliche Gebiete als Erster gebracht.
Es gibt das Problem, dass es auch da schon
Technologien gibt, die im Ausland eingesetzt werden, und zwar erfolgreich, wie
zum Beispiel, ebenfalls schon erwähnt, ADSL 2 und VDSL. Auch diese
Technologien können in Österreich derzeit nicht eingesetzt werden, denn es gibt
auch dafür noch keine rechtlichen Bedingungen. – Es wäre also, um die
Nachfrage nach Breitband zu erhöhen, sehr wichtig, dass für solch innovative
Produkte und Dienste rechtliche Rahmen geschaffen werden.
Ein letztes Beispiel, das ich noch nennen
möchte, ist der iTunes Music Store, der in Amerika sehr erfolgreich ist. Wie
viele von Ihnen wissen, wird Breitband-Internet vor allem dazu genützt, Musik
downzuloaden. In Österreich wird leider Gottes Musik meistens illegal
downgeloaded, weil es noch keine Möglichkeit gibt, sie lokal downzuloaden. Es
gibt keine rechtlichen Rahmenbedingungen, die regeln, wie ein kleiner oder
mittlerer Betreiber so etwas anbieten kann. Es gibt die
Verwertungsgesellschaften, es gibt AKM, es gibt einen Dschungel von
Urheberrechtsgesetzen, aber es gibt für einen privaten kleinen oder mittleren
Anbieter so gut wie keine Möglichkeit, in diesem Bereich selbst tätig zu
werden, selbst so etwas wie zum Beispiel den iTunes Music Store hochzuziehen. –
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall.)
13.03
Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Danke für den Beitrag. – Wir kommen nun zur Schlussrunde.
Es ist, glaube ich, für uns alle
interessant, eine kurze Replik auf die einzelnen Diskussionsbeiträge von den
Referenten zu hören.
Ich erteile Herrn Kühberger das
Wort. – Bitte.
13.03
Referent Ing. Hans Kühberger (Infotech EDV-Systeme GmbH): Danke für die Gelegenheit, hier noch
einmal das Wort zu ergreifen.
IPTV –
wie ist das rechtlich gesehen? Die Frage: Ist das legal oder illegal? ist nicht
geklärt. Momentan ist es einfach Grauzone, weil der Begriff „IPTV“ in keinem
Gesetz oder in keinem Vertrag vorkommt. Diese neue Technologie gibt es seit
einem Jahr oder seit zwei Jahren, sie ist de facto komplett neu.
Ich möchte klarstellen: Das ist nicht
Internet-TV! Es geht nicht darum, Fernsehinhalte irgendwie frei über das
Internet zu übertragen. Wir nutzen nur das Internet Protocol und die
IP-Breitbandinfrastruktur, um unter anderem auch Fernsehen über diese Netze zu
betreiben.
Ich sehe das auch so, wie einige meiner
Vorredner, nämlich, dass die Rechte-Verwaltung in Österreich recht prohibitiv
ist. Es sollten, glaube ich, Maßnahmen gesetzt werden, das zu vereinfachen,
das einfach klarer zu machen. Es ist für uns recht schwer durchschaubar.
Ich möchte aber auch darlegen, wie
Wertschöpfung wo entsteht. Fernsehen ist da ein Punkt, wo man das, glaube ich,
sozusagen ganz gut aufhängen kann, und das hat indirekt auch mit Breitband
sehr viel zu tun.
Da gibt es auf der einen Seite das
klassische Satelliten-Fernsehen. Man kauft sich einen Fernseher und einen
Sat-Empfänger als Privatkunde, und das war es dann auch schon. Die
Rechte-Verwertungsgesellschaften bekommen da sozusagen eine kleine
Maschinensteuer: 10, 20, 30 € einmalig; und die Wertschöpfung im Lande ist
de facto null. Soweit ich weiß, gibt es in Österreich keinen Hersteller, der
Satelliten-Receiver baut.
Wenn so Dinge wie TimeShift
gemacht werden, das es schon längst gibt – TimeShift kann man auf einem
Digital-Videorecorder schon seit Jahren machen, ja in Wahrheit machen wir es
bei einem normalen Videorecorder schon seit Jahrzehnten –, ist es
notwendig, das rechtlich klarzustellen. Das wird eine ganz große
Herausforderung. Digital-Videorecorder entstehen aber ebenfalls in der Regel
nicht in Österreich, die werden irgendwo anders gebaut, und wir importieren
sie. – Wie gesagt, der Breitbandeffekt von solchem Satelliten-Fernsehen
ist gleich null.
Im Gegensatz dazu hat Kabel-TV – ganz
egal, ob das auf Koax-, auf Glasfaser- oder auf DSL-Basis in Zukunft sein
wird – den Service-Effekt in Österreich. Es braucht unmittelbar dazu
Breitbandnetze. Das Breitband ist quasi ein Nebenprodukt, um das überhaupt
möglich zu machen.
Ein Beispiel dazu: In Ried ist der lokale
Wertschöpfungseffekt von diesem Netz, also von den 3 Millionen €, die
wir ausgegeben haben, zu mehr als 50 Prozent der dortigen lokalen Rieder
Wirtschaft zugute gekommen, weil da einfach gebaut worden ist. Da ist etwas
passiert. Ich glaube, das sollte man auch nicht ganz vernachlässigen.
Also es liegt da schon auch beim
Gesetzgeber eine große Verantwortung, und man sollte diese Grauzonen in einer
Art und Weise sozusagen definieren, dass diese neuen Services auch möglich
sind.
Noch einmal: Wir nehmen den Leuten nicht
Werbung weg! Dass die Leute die Werbung überspringen, das geschieht auch schon
mit den normalen Geräten. Wenn es diese Geräte können, warum sollen wir als
Service-Anbieter es dann nicht können? Das ist auch gar nicht irgendwie
bösartig, sondern die Werbung muss man eben diesen neuen Märkten anpassen, das
heißt, sie muss anders passieren. Sie wird diesen Wandel genauso mitgehen
müssen. Das sehen wir ja auch schon. – Vielen Dank. (Beifall.)
13.07
13.07
Referent Dr. Hannes Leo
(Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung): Nur ein paar Themen
möchte ich kurz anreißen. Das eine wäre: Ich glaube, es wäre wichtig, wenn
diese Diskussionen weitergingen und die Strategieentwicklung breiter wäre. Digital
Divide, insoweit sie die Abdeckung von nicht versorgten Gebieten betrifft, ist
ein wichtiger Ausgangspunkt, aber man muss, wie ich meine, Breitband sehr viel
breiter sehen und auch die Strategien entsprechend gestalten.
Der zweite Punkt,
auf den ich auch hinweisen wollte – und das ist jetzt schon oft erfolgt;
ich hoffe, es trägt dazu bei, dass das ein bisschen mehr in den Mittelpunkt
rückt –, ist: Alles, was mit E-Content zu tun hat, mit Verwertungsrechten,
Urheberrechten, ist nicht nur für die Breitband-Entwicklung wichtig, sondern
das betrifft genauso Film, Musik, Graphik, Design, weite Teile des Kulturbereichs,
wo diese Problematik genauso brennend vorhanden ist, wo man einfachere Lösungen
finden muss, um mit Verwertungsrechten und Urheberrechten umzugehen.
Ein weiterer
Aspekt bei diesem Urheberrechts-Thema ist der öffentliche Sektor, die
öffentliche Hand, die in sehr vielen Bereichen interessante Inhalte hat und wo
es nicht klar ist, wie man zu diesen kommt. Alles, was mit Public Sector
Information zu tun hat, wird zwar auf der Ebene der EU diskutiert, aber in
Österreich nicht, und ich sehe auch keine Strategien oder Ansätze, dass man das
bei uns implementieren will. Das betrifft Bereiche wie den ORF oder die
Statistik Austria oder all die Museen. Dort liegt jede Menge Inhalte, die, wenn
sie zur Verfügung stehen, sicherlich dazu führen würden, dass neue Unternehmen,
neue Produkte, neue Dienste, Wachstum et cetera entstehen. (Beifall.)
13.08
13.08
Referent Vorstandsdirektor Ing. Mag. Rudolf Fischer
(Telekom Austria AG): Danke, dass ich auch noch ein paar Worte zu ein paar
Punkten sagen darf.
Ich möchte
vorerst einmal Herrn Kollegen Cap danken, denn ich meine, die Anregung, dass
wir das Thema über den Inhalt, über den Content – speziell über die
weitere Entwicklung der Content-Applikationen der webbasierenden Themen –
in den Mittelpunkt rücken, ist eine ganz wichtige.
Ich habe vorhin
zu erwähnen versucht: Die Infrastruktur ist nur das Fundament. Im Endeffekt
kommt es darauf an, was wir über diese Infrastruktur dann
tatsächlich an Informationen erhalten, beziehen. Das, was wir von der Infotech
gesehen haben, ist, glaube ich, der Schritt in die Richtung, in die es gehen
wird.
Es freut mich,
dass wir so innovative Unternehmen in Österreich haben, es tut mir allerdings
Leid, dass wir nicht so schnell sein können. Wir haben 3 Millionen
Haushalte zu bedienen, und die Investitionen sind doch leider Gottes etwas
höher, aber wir sind da auf dem besten Weg und versuchen natürlich, in diese
Richtung zu gehen.
Ich habe das aus
folgendem Grund erwähnt: Ich konnte vor einiger Zeit – das war, glaube
ich, vor zwei oder drei Wochen – bei einer einjährigen Geburtstagsfeier
eines kleinen österreichischen neuen Privatfernsehens dabei sein, und der Titel
dieser Veranstaltung lautete: Österreich auf dem Weg in das digitale
Zeitalter. – Im Wesentlichen ging es dabei eigentlich um das Thema
„Content“. Ich war erstaunt und nachher eigentlich frustriert, muss ich sagen,
denn es ging eineinhalb Stunden darum, wie man dem ORF noch zusätzliche
Werbeminuten wegnehmen kann. Wenn es darum geht und wenn das die
Entwicklung im alternativen Fernsehen ist, aber auch im Content-Bereich, dann
ist diese Entwicklung wahrscheinlich nicht nachhaltig genug!
Der letzte Punkt, den ich noch ganz kurz
anschneiden möchte, ist ein Thema, das die Regulierungspolitik in Österreich
betrifft. Wir haben in den letzten Jahren die Marktliberalisierung sehr, sehr
intensiv erfahren, wir haben den Wettbewerb gespürt. Es gibt in Österreich sehr
viele etablierte Anbieter auf allen Seiten, ob es alternative Telekommunikationsanbieter
sind, Mobilfunkbetreiber, ISPs, Fernsehbetreiber. Der Wettbewerb hat sich
etabliert, die Preise sind in den letzten Jahren rasant gesunken. Im Wesentlichen
stand im Vordergrund dieser Thematik der Preiswettbewerb, und die Konsumenten
haben es im Endeffekt dann doch gespürt, wenn die Preise drastisch gesunken
sind.
Ich glaube, wir müssen jetzt nachdenken, ob
sich die Regulierungspolitik wirklich mit dem Thema der Nachhaltigkeit
beschäftigt, nämlich der Nachhaltigkeit in der Investitionspolitik, in der
Infrastruktur. Das ist der wesentliche Punkt, den müssen wir im Fokus behalten,
und dann sind, glaube ich, solche Veranstaltungen wie heute, die eigentlich als
Basis dazu dienen sollten, wichtig, um diesen Schritt zu gehen.
Jetzt haben wir Wettbewerb gehabt, jetzt
haben wir die Preise gesenkt, jetzt sollten wir Nachhaltigkeit und Technologie
wiederum in den Vordergrund rücken. Vor allen Dingen ist die Nachhaltigkeit der
Infrastruktur in Österreich ein wesentlicher Punkt für den Standort. –
Danke. (Beifall.)
13.11
13.11
Referent Generalsekretär Dr. Kurt Einzinger (ISPA – Internet
Service Providers Austria): Es ist jetzt sehr viel über Geld gesprochen worden,
darüber, wie viel das Ganze kostet, woher man das Geld bekommt und so weiter.
Ich möchte das jetzt nicht weiter ausführen, sondern mich auf das
konzentrieren, was man tun kann, ohne Geld in die Hand zu
nehmen – und das ist gar nicht so wenig und mindestens genauso wichtig.
Content ist ein wichtiger Bereich, da muss etwas geschehen. Der Vorschlag,
eine Enquete darüber zu veranstalten und dieses Thema in das Bewusstsein zu
bringen, finde ich sehr gut, und das befürworte ich auch sehr, nur: Ich möchte
schon daran erinnern, dass das nicht nur ein österreichisches Problem ist,
sondern durchaus ein europäisches. Die Europäische Kommission
hat gerade eine Konsultation zum Verwertungsgesellschaftenrecht gestartet, und
man sollte das vielleicht zum Anlass nehmen, das auch in Österreich zu
behandeln und das Ganze auch im europäischen Kontext zu sehen und zu
betrachten.
Das Zweite, was man tun könnte, ohne
Geld in die Hand zu nehmen, ist die Koordinierung und die Verbesserung der Arbeitsgemeinschaft
im Bereich Breitband. Diese Aufforderung richtet sich speziell an das
Ministerium und an die RTR. Diese Förderung sollte gut koordiniert sein, etwa
mittels einer ARGE Breitband.
Vorschlagen möchte ich auch die Einrichtung
eines Telekommunikationsbeirates, den es eigentlich schon seit
dem Telekommunikationsgesetz 2003 geben sollte, denn dort ist er
hineingeschrieben worden. Das wäre auch eine Möglichkeit, da eine Plattform zu
schaffen.
Ein weitere
Möglichkeit, etwas ohne Geld zu tun, ist, den Wettbewerb zu
fördern. Wir sind da nicht ganz der Meinung von Herrn Vorstandsdirektor
Fischer, was sich wahrscheinlich auch ganz logisch ergibt. Wir glauben, dass
gerade im DSL-Bereich und bei der Entbündelung noch einiges getan werden muss.
Es wird zwar besser, aber es ist lange nicht so gut, wie es sein sollte. Da
gibt es die Möglichkeit, durch Wettbewerbsentzerrung, zum Beispiel durch die
Marktdefinition im DSL-Bereich und die dementsprechende Regulierung danach,
die Grundlagen für ein selbsttragendes und nachhaltiges Wachstum zu schaffen.
Eine weitere Möglichkeit besteht im
Funktechnikbereich, und zwar darin, dass man den WLAN-Frequenzen,
so wie in anderen europäischen Ländern auch, den 5-GHz-Bereich
gibt. Das kostet gar nichts, das ist sozusagen eine simple Verordnung und hätte
einen deutlichen, schnellen Effekt.
Was mir an der ganzen Veranstaltung sehr
gut gefallen hat, das war, dass es zu dem eigentlichen Thema nur positive
Beiträge gegeben hat. Es hat niemanden gegeben, der dagegen gesprochen
hat. Es wurden nur verschiedene Ansätze aufgezeigt, wie man was tun kann. Das
halte ich für sehr bemerkenswert, denn hier sind verschiedene Parteien
vertreten, hier sitzen Menschen mit verschiedenen Weltanschauungen, hier sitzen
verschiedene Unternehmer-, Konsumentenvertreter und so weiter, aber trotzdem
sind alle der Meinung, dass das Breitband notwendig ist, dass es ausgebaut werden
soll, das es stärker sein sollte.
Nützen wir diese große Übereinstimmung! Das
ist doch eine Möglichkeit, wirklich etwas gemeinsam zu machen! In welchem
Politikfeld haben wir denn das noch?
In diesem Sinne möchte ich Sie ersuchen,
an dieser Sache weiterzuarbeiten und diesem Thema jenen Stellenwert in der
Öffentlichkeit und in der Politik zu geben, den es verdient. – Danke. (Beifall.)
13.15
13.15
Referent Dr. Georg Serentschy (Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH): Meine Damen und Herren!
Die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt. – Als die RTR
gemeinsam mit dem BMVIT im letzten Jahr den Startschuss zur österreichischen
Breitbandinitiative gegeben hat, haben wir diesen ersten Schritt in unserem
Lande gesetzt. Diese Veranstaltung heute – zu der ich noch einmal
gratulieren möchte – ist meiner Meinung nach ein weiterer wichtiger
Schritt. In diesem Sinn ist die ganze Diskussion um die Frage: Reichen
10 Millionen €, oder wie viel sind es wirklich? als Work in
Progress zu verstehen. Das ist noch alles „unterwegs“, und die letzten
Worte können und sollen auch noch nicht gesprochen sein.
Ich möchte in meinem Schlusswort auf die
Rolle eingehen, die wir dabei spielen können.
Herr Fischer hat mit Recht das Thema „Nachhaltigkeit“
angesprochen. Ich möchte in diesem Zusammenhang noch einmal auf das Telekomgesetz 2003
verweisen, wo im § 1 das Bekenntnis oder die regulatorische
Zielvorstellung, die letztlich den wirtschaftspolitischen Rahmen in diesem
Land für den IKT-Sektor absteckt, steht, nämlich unter anderem die Schaffung
und die nachhaltige Absicherung von Wettbewerb, die Begünstigung von
infrastrukturbasierten, zweckmäßigen Investitionen. Das heißt: Investitionen,
Innovation und Nachhaltigkeit sollen gefördert werden.
Für uns beim Vollzug des Gesetzes heißt
das, ganz praktisch gesprochen: Bereiche wie Entbündelung – ich habe schon
darauf verwiesen, dass wir heuer im Herbst einen Entbündelungs-Report
vorstellen werden, wo man sehen wird können: Wo stehen wir da zurzeit? –,
Frequenzvergaben, damit die Möglichkeit, neue Technologien ins Feld zu bringen,
damit die Möglichkeit, neue alternative Zugangswege zu Kunden zu erschließen,
damit die Möglichkeit, für die Betreiber billigere, attraktive Services und
eine Vielfalt an Services auf den Markt zu bringen, all das soll sozusagen von
der regulatorischen Seite her geregelt werden. Abgesehen von unserer Funktion
als Kompetenzzentrum für das Hohe Haus, für die interessierte Öffentlichkeit
und für die Regierung, ist das die Aufgabe, die wir als Regulierungsbehörde
dazu leisten können. – Danke schön. (Beifall.)
13.17
13.17
Referent Ing. Mag. Alfred Ruzicka| (Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie): Herr
Präsident! Meine Herrschaften! Ich bin als Vertreter des BMVIT fast gerührt
über die heutige Veranstaltung: Es hat noch nie eine so große Zustimmung zu
einem unserer Programm gegeben. Ich muss das hier sagen. Es geht quer durch
alle Parteien, quer durch alle Länder. Also ich glaube, mit dieser Breitbandinitiative
haben wir eine Initiative gesetzt, die tatsächlich etwas bewirkt hat: Wir
ziehen alle an einem Strang!
Die größten Schwierigkeiten sehe ich
derzeit noch bei der Festlegung der Mittel. Es wird ja immer wieder
angesprochen: 10 Millionen € sind ein Tropfen auf dem heißen
Stein. – Sie haben Recht! Es sind 10 Millionen €, wenn der Bund
den Ausbau finanzieren würde, nur ein Tropfen. Ich habe aber bereits in meinem
einleitenden Referat bemerkt, dass wir nicht den Ausbau finanzieren, sondern
dass wir die Finanzierung stimulieren.
Es haben hier Firmenvertreter gesagt, dass
sie 600 Millionen investiert haben – die Telekom Austria zum Beispiel
750 Millionen –, und dass sie daran denken, noch einmal dieselbe
Summe zu investieren. Das bedeutet, dass in unserem Land investiert wird. Es
werden auch die Länder Investitionen vornehmen, und zwar auch ohne unsere
Mittel dazu.
Wir können also mit unseren Mitteln
eigentlich nur etwas stimulieren. Angebot, Nachfrage – diese
Preisspirale, die Dr. Serentschy so schön gezeigt hat! Es muss ein ausgewogenes
Nachfrage-Angebot-Spiel da sein. Da reichen diese 10 Millionen € vielleicht –
ich betone: vielleicht! – vorerst einmal. Wenn Sie nicht reichen sollten,
so hoffe ich doch – vor allem auf Grund der wirklich überwältigenden
Zustimmung hier –, dass wir weitere Fördermittel bekommen werden, um
wirklich in jeden Winkel Österreichs Breitband zu bringen.
Es ist unser Wunsch an alle Versammelten
hier, wirklich ein darstellbares und innerhalb Europas auch schönes Ergebnis
zu bringen.
Ich möchte auch ganz kurz auf Folgendes
eingehen – das kann man historisch nachvollziehen –: Im
Jahre 1996 hatten 3 Prozent aller Österreicher von zu Hause aus einen
Zugang zum Internet. Heute sind es 54 Prozent aller Österreicher. Also in
sieben, acht Jahren hat sich dieses Medium so stark durchgesetzt!
Wenn wir das jetzt auf die Zeitachse legen
und uns fragen: Was wird in acht Jahren sein?, dann können wir davon ausgehen,
dass wir in acht Jahren sicherlich nicht 120 Prozent erreicht haben
werden, aber uns zumindest in der Größenordnung zwischen 70 und
80 Prozent bewegen werden. Ich glaube, dann stellt sich auf einem Markt,
wo dann die Content-Industrie hinzukommt, die derzeit noch immer ein bisschen
das Henne-Ei-Prinzip verkörpert – man hätte so guten Content, aber es gibt
keine Kunden, oder es gibt zu wenig Kunden –, diese Diskussion nicht mehr.
Dann ist Internet einfach verfügbar, und es wird auch genutzt werden. Damit
gehen wir, glaube ich, in die richtige Richtung in unsere Zukunft für
Österreich. – Danke. (Beifall.)
13.20
Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Es liegen keine weiteren Wortmeldungen vor. Ich kann daher die
Debatte schließen.
Schlusswort
Vorsitzender Vizepräsident Mag. Harald Himmer|: Ausdrücklich möchte ich meine Freude darüber zum Ausdruck bringen,
dass Sie dieses Haus heute von einer sehr sachlichen Seite kennen gelernt
haben. Sie haben gesehen, dass wir neben der Tatsache, dass wir in der Lage
sind, politische Auseinandersetzungen zu führen, auch in der Lage sind,
gemeinsam ein Themengebiet aufzuarbeiten. Ich möchte in diesem Zusammenhang
betonen, dass die Grundlage für diese parlamentarische Enquete ein einhelliger
Beschluss in der Präsidiale des Bundesrates war, der auch von der Opposition,
nämlich den Sozialdemokraten und den Grünen, von Anfang an unterstützt worden
ist. Intendiert war, dass wir hier erstens den Wissensstand, den wir haben,
verallgemeinern und uns wechselseitig austauschen. Zweitens sollte in der
Folge auch die Koordination zu diesem Themenbereich erleichtert werden.
Es ist ja aus den einzelnen Beiträgen auch
hervorgegangen: Selbstverständlich ist gerade die Thematik der Digital Divide eine
regionale Herausforderung und somit natürlich ein Thema für eine Länderkammer.
Gerne werden wir auch die Anregungen aufgreifen, auf diesen Themen sozusagen
„draufzubleiben“ und uns das auch sachlich, so wie wir es heute getan haben,
aus anderen Beleuchtungswinkeln heraus anzuschauen. Ich gehe einmal davon aus,
dass es diesbezüglich zwischen den Fraktionen Einvernehmen geben wird.
Klar ist aber natürlich, dass Enqueten auch
eine Initialzündung dafür sein sollen, dass die Leute einander kennen lernen und
sich somit bei der Koordination leichter tun.
Ausdrücklich bedanken möchte ich mich bei
den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieses Hauses, die uns das Abhalten
dieser Enquete, ja zum Teil auch die aufwendige technische Ausstattung
ermöglicht haben. Ganz besonders herzlich bedanken möchte ich mich bei den
Referenten, die uns den Sachinhalt für diese Enquete geliefert haben.
Zum Thema Koordination möchte ich darauf
hinweisen, dass es jetzt anschließend ein Buffet gibt, bei dem wir uns auch
koordinieren können. Ich möchte mich noch einmal bei der Telekom für das
Sponsoring dieses Buffets bedanken – und abschließend allen gratulieren,
dass die Zeit so hervorragend eingehalten werden konnte. – Danke schön. (Beifall.)
Schluss der Enquete: 13.23 Uhr
Impressum: Parlamentsdirektion 1017 Wien |