21/AE

 

 

 

des Abgeordneten Thomas Barmüller

und weiterer Abgeordneter

betreffend Erweiterung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung

 

 

Dem Marktmechanismus wurde noch nie wirklich die Chance gegeben, für die

Umwelt zu wirken. Verbrauch, Ausbeutung und Zerstörung der Natur haben keine

Knappheit signalisiert, weil die ''Eigentümer'' - die Gesellschaft, vertreten durch

Regierungen - die Umweltressourcen und deren Dienste bisher kostenlos zur

Verfügung stellten.

 

Ein Weg zur lnternalisierung der Umweltkosten besteht in der Weiterentwicklung der

Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR). Umweltschäden und die

Verringerung natürlicher Ressourcen müssen darin berücksichtigt werden. Die VGR,

auf der lndikatoren wie das Bruttosozialprodukt (BSP) beruhen, wurde in der Zeit

des Zweiten Weltkriegs entwickelt. Sie gestattet es Regierungen den Erfolg der

Wirtschaft mit standardisierten lnstrumenten zu bewerten. Allerdings enthält die

VGR keine Hinweise auf Umweltschäden oder die Verringerung der natürlichen

Ressourcen. Das BSP registriert etwa wirtschaftliche Aktivitäten zur Beseitigung

von Umweltschäden (etwa einer Ölpest) paradoxerweise als Beitrag zur

wirtschaftlichen Wohlfahrt. Deshalb dient nur die halbe Wahrheit als lnformations-

basis für politische Entscheidungen. Aufgrund dieser ''blinden Flecken'' kann die

wirtschaftliche Situation gar nicht ganzheitlich bewertet werden.

Eigentlich müßte man die Substanzverringerung wertvollen Kapitals - Wälder, Erdöl-

vorkommen, Ackerboden und Wasser - als Verlust künftiger Produktionskapazität in

die Bewertung des Unternehmens Staat miteinrechnen und einen Teil der Erträge

aus dem Kapitalbestand als Reserve reinvestieren. Derzeit gibt es deshalb keinen

lmpuls für Rückstellungen für die zu erwartende Einkommensminderung bei

Erschöpfung der Ressourcen.

Auch wenn sich das BSP nicht dazu eignet die Nachhaltigkeit der Entwicklung zu

messen, sollte dieses bewährte lnstrument parallel zu neuen Parametern

beibehalten werden. Ziel muß es sein an die traditionelle VGR ein Rechensystem,

als Satellit, anzubinden, das umweltrelevante Aussagen liefert. Diese System könnte

man als integriertes ökonomisch-ökologisches lnformationssystem beschreiben.

 

Bereits 1974 hat die norwegische und 1978 die französische Regierung ein System

für die VGR und Budgetierung natürlicher Ressourcen entwickelt. 1973 führte die

japanische Regierung mit der Nettonationalwohlfahrt (NNW) einen neuen Parameter

ein. Unter Einbeziehung von Umweltparametern wird die Berechnung des Netto-

sozialprodukts zu Faktorkosten korrigiert. lm Zeitraum 1955 bis 1985 ist das

japanische BSP um 8,3% gewachsen, die NNW aber nur um 5,8%.

Ein weiterer Parameter zur Erweiterung der VGR könnte das Nettosozialprodukt

(NSP) sein. Dabei wird der Wertverlust des Kapitals, Sanierungskosten und Umwelt-

schutzausgaben (defensive Kosten) sowie Rückstellungen für Substanz-

verringerungen des natürlichen Kapitals vom BSP abgezogen.

 

lm 5. Aktionsprogramm der EU-Kommission wird das Konzept einer lntegration von

Umweltbelangen in sektorale Politiken beschrieben. Der dafür nötige Datenbedarf

soll ab 1995, dem Pilotjahr - von allen Mitgliedstaaten in Form von ''environmentally

 

adjusted National Accounts'' hergestellt werden. Bis 2000 sollen solche Daten-

systeme national voll implementiert sein.

 

Darüber hinaus existiert für ein voll in die VGR integriertes ''National Green

Accounts" -System bereits ein Methodenhandbuch der UN (UN Manual on a System

of Economic and Environmental Accounts).

 

 

Die unterzeichnenden Abgeordneten stellen daher folgenden

 

Entschließungsantrag:

 

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

''Der Bundeskanzler und die zuständigen Bundesminister werden ersucht

Maßnahmen zu setzen, um das System der traditionellen Volkswirtschaftliche

Gesamtrechnung für Österreich bis Ende 1996 um ein statistisches System zur

Beschreibung der Zusammenhänge zwischen Umwelt und Wirtschafts- bzw. Sozial-

system zu erweitern. ''

 

ln formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Umweltausschuß beantragt.