250/AE

 

 

 

der Abgeordneten Pollet-Kammerlander, Freundinnen und Freunde

 

 

betreffend Ratifikation des internationalen Übereinkommens ILO Nr. 169 über eingeborene

und in Stämmen lebende Völker in unabhängigen Ländern

 

 

 

Am 17. Juni l993 wurde im Nationalrat der Entschließungsantrag 356 /A(E) betreffend die

Ratifikation des internationalen Übereinkommens ILO Nr. 169 über eingeborene und in

Stämmen lebende Völker in unabhängigen Ländern einstimmig beschlossen. Die

Begründung für die Notwendigkeit einer Ratifizierung lautete wie folgt:

 

Die ILO-Konvention ist ein Instrument, das die Identität eingeborener Völker und deren

Rechte auf Weiterentwicklung eigener Institutionen im Rahmen der eigenen Kultur

verankert. Die 44 Artikel der Konvention betreffen u.a. den Schutz vor Entzug bzw.

Zerstörung des traditionellen Lebensraumes, die Beschäftigungsbedingungen und

Berufsbildung von Angehörigen dieser Völker, das Bildungswesen (Verwendung der

Eingeborenensprache, Heranziehung eigener kultureller Bestrebungen) und das

Gesundheitswesen. Ein wichtiger Grundsatz, der die gesamte Konvention durchzieht, liegt

darin, die Einbindung indigener Völker in Entscheidungen , die sie oder ihren Lebensraum

betreffen, vorzuschreiben.

 

Diese Konvention stellt einen wichtigen Fortschritt im Ringen um die Rechte eingeborener

Völker dar und kann zumindest als neuer ' Mindeststandard ' im Umgang mit ihnen

betrachtet werden. Die Organisationen eingeborener Völker fordern die Ratifikation der

Konvention durch möglichst viele Staaten , da sie einen wesentlichen solidarischen Beitrag

im Ringen um die Rechte eingeborener Völker bedeutet. Die sich aus der Ratifikation

ergebende Hauptverpflichtung für unser Land würde darin liegen, regelmäßig Berichte über

die Verwirklichung der Konvention durch Österreich in Genf vorzulegen.

 

Im Rahmen der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit ergeben sich eine Reihe von

Berührungspunkten mit Eingeborenenvölkern in allen Teilen der Welt. Auch wurde mit der

Resolution Nr. 48/ 163 der UN-Generalversammlung im Dezember 1994 die Internationale

Dekade eingeborener Bevölkerungen proklamiert und Österreich sollte aus Anlaß dieser

Dekade Aktivitäten setzen. Da der vorliegende Antrag einstimmig vom Nationalrat

beschlossen wurde und bisher die notwendigen Schritte zur Ratifikation von der

Bundesregierung nicht unternommen wurden , stellen die unterfertigten Abgeordneten daher

folgenden

 

ENTSCHLIESSUNGSANTRAG:

 

 

 

 

 

Der Nationalrat wolle beschließen:

 

 

Die Bundesregierung möge die notwendigen Schritte zur Ratifikation des internationalen

 

Übereinkommens ILO Nr. 169 einleiten und die Ratifikationsurkunde in Genf hinterlegen.

 

 

 

 

In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den außenpolitischer Ausschuß vorgeschlagen.