303/AE
der Abgeordneten Petrovic, Freundinnen und Freunde
betreffend Erhöhung der Lehrveranstaltungszahl an den Universitäten
Im aktuellen Hochschulbericht wird als Absichtserklärung der Regierung angegeben, ''die Zahl
der tertiären Bildungsabschlüsse zu erhöhen'' (Hochschulbericht 1996 Bd 1, S 99). Begründet
wird diese Absicht mit der immer noch extrem niedrigen AkademikerInnenquote Österreichs.
Während im OECD-Schnitt 11% der 25 - 64-jährigen Bevölkerung einen Hochschulabschluß
aufweisen, sind es in Österreich bloß 7 %. Im selben Hochschulbericht wird davon
ausgegangen, daß die Zahl der Studierenden bis zum Jahr 2000 kontinuierlich steigen wird.
Während derzeit t.und 186.500 Studierende an Österreichs Hochschulen immatrikuliert sind,
werden es im Jahr 2000 rund 203.300 Studierende sein (siehe Hochschulbericht 1996 Bd 1, S
99). Das entspricht einer Steigerung um 10 % der Studierenden an Österreichs Hochschulen.
"Mit 22.200 erstimmatrikulierten inländischen ordentlichen Hörern war im Studienjahr 1987/88
für ein Jahrzehnt der Höchststand an Anfängern erreicht worden. Im gesamten Zeitraum von
1985 bis 1995 lagen die Anfängerzahlen stets zwischen 21.000 und 22.200 pro Jahr. Im
Studienjahr 1996/97 wird das Maximum erstmals übertroffen werden", ist im Hochschulbericht
1996 (Bd 2, S 19lf) weiter zu lesen.
Genau zu diesem Zeitpunkt wird aber das Sparpaket 1996 wirksam. "... zum budgetären
Ausgleich mußten die Lehrauftragskontingente für die einzelnen Universitäten und
Hochschulen um 10 % gekürzt werden", vermerkt dazu der Hochschulbericht (Bd , S 20).
Daraus ergibt sich die unverantwortliche und absurde Situation, daß genau in jenem Jahr, in
dem die HörerInnenzahl so hoch ist wie nie zuvor und außerdem ein zehnprozentiges
Anwachsen der Studierendenzahl schon absehbar war, die Zahl der Lehrveranstaltungen um 10
% gekürzt werden. Ein solches unverantwortliches Vorgehen der Regierung kann nur zu einer
weiteren Verschlechterung der Ausbildungssituation an den Universitäten und Hochschulen
führen, und es ist wohl kaum dazu geeignet, daß die Zahl der AkademikerInnen in Österreich
zunimmt, wie es die Regierung angeblich beabsichtigt.
Mit der Kürzung der Lehrveranstaltungen einher ging die Absicht die Abgeltung von Lehr- und
Prüfungstätigkeiten an Hochschulen um 29 % zu kürzen. Nach dem gesamtösterreichischen
Streik der Universitäten blieben immer noch Kürzungen um 17 % übrig. Diese Kürzung führt
zu einer drei- und vierfachen Belastung der Betroffenen durch das Sparpaket (als
StaatsbürgerInnen, als BeamtInnen, als AssistentInnen, als Frauen) und zu einer Einziehung
von neuen Einkommenshierarchien innerhalb des Mittelbaus, denn gleiche Lehrveranstaltungen
werden ungleich abgegolten. Besonders hart getroffen werden durch diese Gesetzesänderung
externe Lehrbeauftragte, sofern sie finanziell stark von der Lehrveranstaltungabgeltung
abhängig sind, und die Frauen. Die Staffelung der Abgeltung von Lehrtätigkeiten von
UniversitätsassistentInnen nach Qualifikationsniveau ist angesichts der realen Personalstruktur
an den Universitäten eine Diskriminierung aufgrund des Geschlechts. Weiters führt diese
Regelung dazu, daß Lehrveranstaltungen im Bereich Frauenforschung, feministische
Forschung, Gender Studies, die voraussichtlich weiterhin nur als Wahlfächer angeboten
werden, z. T. nicht mehr werden abgehalten werden können, weil die erforderliche
HörerInnenzahl von 10 bzw. 15 nicht immer erreicht werden wird.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden
ENTSCHLIESSUNGSANTRAG:
Der Nationalrat wo/le beschließen:
Der Bundesminister für Wissenschaft, Verkehr und Kunst wird aufgefordert, die 10-prozentige
Kürzung der Lehrveranstaltungen unverzüglich zurückzunehmen. Weiters wird der
Bundesminister für Wissenschaft, Verkehr und Kunst aufgefordert, eine Gesetzesänderung
dahingehend vorzubereiten, daß die Kürzung der Lehrauftragsremuneration um l7 Prozent
zurückgenommen wird.
In forme/ler Hinsicht wird die Zuweisung an den A usschuß für Wissenschaft und Forschung
vorgesch/agen. -