723/AE XX.GP
ENTSCHLIESSUNGSANTRAG
der Abgeordneten Andreas Wabl, Freundinnen und Freunde
betreffend Versagung des Vertrauens gegenüber dem Bundesminister für Landesverteidigung
Die Antwort von Verteidigungsminister Dr. Werner Fasslabend auf die 17.Frage des
Abgeordneten Andreas Wabl vom 13.03.1998 (AB3480/XX.GP) macht deutlich, daß der
Minister im Zusammenhang mit der Beschaffung von Panzern - auch Mech - Paket genannt -
dem Parlament, Mitgliedern der Bundesregierung und der politischen Öffentlichkeit die
Unwahrheit gesagt hat. In Presseaussendungen (Bsp.: APA 570/26.11.1996) wie im
Budgetausschuß des Nationalrates hat Verteidigungsminister Dr. Fasslabend wiederholt
betont, daß der Preis für die mehr als 500 Panzer mit 6 Mrd. Schilling derart günstig sei, daß
unbedingt beschafft werden müsse. Der Beschluß des Landesverteidigungsrates zur
Panzerbeschaffung ist am 10.12.1996 gefallen.
In der bezeichneten aktuellen Anfragebeantwortung stellt Fasslabend nun auf die Frage
„Wieviel wird das Panzer - Paket (inklusive Ersatzteile und Raketenbewaffnung für die
Jagdpanzer) endgültig kosten? Und in welchem Zeitrahmen wird die gesamte
Beschaffung budgetiert werden?“ -
fest:
"Die diesbezüglichen Kosten betragen in Summe rund 10,8 Mrd öS und werden ihren
Niederschlag in den jeweiligen Budgets bis zum Jahre 2010 finden.“
Gegenüber dem Parlament (Budgetausschuß vom 28.10.1997) hat Fasslabend die Kosten für
114 Leopard - Kampfpanzer mit 1,9 Mrd. öS (gebraucht, dt. Bundeswehr)
91 Jaguar Raketen - Jagdpanzer mit 1,365 Mrd. öS (gebraucht Bundeswehr)
110 ASCOD/Ulan - Schützenpanzer 2,3 Mrd. öS (neu bei Steyr)
200 Pandur - Radpanzer (Stückpreis 8,5 Mio. öS) 1,7Mrd. öS (neu bei Steyr)
angegeben. Auch diese Angaben ergaben eine Gesamtsumme über 7 Mrd. Schilling. Der
Minister argumentierte in der Öffentlichkeit weiterhin mit dem besonders günstigen Preis von 6
Mrd. Schilling.
Der Abschluß mit der Nato - Armee Deutschlands ist längst erfolgt. Die zum
Jagdpanzergeschäft dazugehörigen Raketen sind inzwischen offenbar auch paktiert. Es handelt
sich dabei um ein typisches Einstiegsgeschäft wie es die Nato mit vielen Beitrittsaspiranten
anbahnt: Während der gebrauchte Jagdpanzer
zum „Erinnerungspreis“ (Fasslabend) von 15
Millionen/Stück beschafft wurde, kam das teure Raketensystem HOT III und HOT II im
Bündel dazu. Die Kosten der Raketen waren vom Verkäufer als integrierter Bestandteil des
Panzerpaketes angeboten und hätten vom Minister auch gegenüber der Öffentlichkeit von
Vorneherein entsprechend ausgewiesen werden müssen.
Gleichzeitig ist das Geschäft mit Steyr noch nicht abgeschlossen. Der Minister hält sich in
diesem Zusammenhang bei den Angaben in der Anfragebeantwortung offensichtlich an den
Beschluß des Landesverteidigungsrates über die zu beschaffende Stückzahl und den Stückpreis
und nicht an einen Vertragsabschluß. Die Differenz zwischen Fasslabends Angaben in den
Jahren 1996 und 1997 über die Kosten des Mech - Paketes in der Höhe von 6 Mrd. und den
aktuellen Angaben von knapp 11 Mrd. beträgt rund 5 Mrd. Schilling.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden
ANTRAG:
Der Nationalrat wolle beschließen:
Dem Bundesminister für Landesverteidigung wird im Sinne des Art. 74 B - VG das Vertrauen
versagt.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Verfassungsausschuß vorgeschlagen.