1074/A XX.GP
ANTRAG
der Abg. Helmut Haigermoser, DI Hofmann, Böhacker
und Kollegen
betreffend Senkung der Mineralölsteuer
Der Nationalrat wolle beschließen:
Bundesgesetz mit dem das Mineralölsteuergesetz 1995 geändert wird
Der Nationalrat hat beschlossen:
Das Mineralölsteuergesetz 1995, zuletzt geändert durch das BGBl. Nr. 427/1996 wird wie
folgt geändert;
§ 3 wird wie folgt geändert:
a) In § 3 Abs. 1 Z 1 tritt an die Stelle des Betrages „5.610“ der Betrag „4.610“.
b) In § 3 Abs. 1 Z 4 tritt an die Stelle des Betrages „3.890“ der Betrag „2.890“.
c) In § 3 Abs. 1 Z 6 tritt an die Stelle des Betrages „3.600“ der Betrag „2.600“.
d) In § 3 Abs. 1 Z 8 tritt an die Stelle des Betrages „3.600“ der Betrag „2.600“.
d) In § 3 Abs. 2 tritt an die Stelle des Betrages „5.610“ der Betrag „4.610“.
Begründung:
Die vor kurzem präsentierte WIFO - Studie „Der Kraftstoffmarkt in Österreich“ bestätigt, daß
die Nettotreibstoffpreise in Österreich im Vergleich mit den umliegenden Staaten zu hoch
sind. Dies wird auch im Antrag, mit dem das Preisgesetz 1992 geändert wird, bestätigt, in
dem folgende Ausführungen enthalten sind: „Die Preise für Benzin und sonstige
Mineralölprodukte liegen in Österreich bereits seit langem wesentlich über dem Preisniveau
in vergleichbaren Ländern.“ und „In diesen Fällen ist es bereits ein Indiz für eine
ungerechtfertigte Preispolitik in Osterreich, wenn dauerhaft die Preise in Österreich über
dem internationalen Preisniveau liegen und sogar noch erhöht werden.“. Begründet werden
die überhöhten Preise mit einer ungerechtfertigten Preispolitik der Mineralölwirtschaft,
wodurch großer volkswirtschaftlicher Schaden entsteht, und zwar sowohl für die
Wirtschaft als auch für die Konsumenten.
Mitverantwortlich für diese Situation ist sicherlich vor allem die Bundesregierung - allen voran
der Bundesminister für Finanzen - da diese als (Mehrheits - /Mit - )Eigentümer der OMV eine
maßgebliche Gestaltungsmöglichkeit im Unternehmen und somit auch an der
Benzinpreisbildung hatte bzw. hat. Weiters profitierte und profitiert der Bundesminister für
Finanzen an den überhöhten Preisen durch die erzielten Mehreinnahmen aus Umsatzsteuer
sowie durch eine dadurch mitverursachte höhere Dividendenzahlung der OMV.
Daß die OMV für die Benzinpreisbildung in Österreich hauptverantwortlich war/ist, belegt die
Tatsache,
daß in der Regel die OMV eine Erhöhung oder Senkung ihrer
Treibstoffpreise über
die APA bekanntgab und die restlichen Mitbewerber ebenfalls mit kurzer zeitlicher
Verzögerung eine Preisänderung bekanntgaben, wie folgende Beispiele zeigen:
So war am 7. April 99 in der APA 558 um 6:45 zu lesen, daß die OMV alle Spritpreise um 20
Groschen pro Liter angehoben hat, und bereits um 17:27 in der APA 594, daß die anderen
Mineralölkonzerne höchstwahrscheinlich mit ihren Preisen nachziehen werden. Am 20. März
98 wurden lt. APA 536 (1 5:53) die Treibstoffe spürbar billiger, wobei die Preissenkungsrunde
von den Unternehmen QMV und Shell eingeleitet worden sei. Am 28. Aug 97 um 15:04
kündigte die OMV eine Verbilligung von Benzin und Diesel um 15 Groschen an, und lt. OTS
163 um 15:26 senkte die BP Austria ebenfalls ihre Benzin - und Dieselpreise.
Unverständlich an dieser Vorgangsweise ist vor allem, daß Unternehmen mit völlig
unterschiedlichen betriebswirtschaftlichen Kennzahlen und unterschiedlich hoher Belieferung
von Treibstoffen durch die OMV beinahe zur gleichen Zeit ihre Spritpreise um den gleichen
Betrag erhöhen oder senken. Interessant ist auch das kaufmännisch nicht nachvollziehbare
Verhalten, eine Preiserhöhung über die Medien zu verkünden. Dies ist mehr als nur ein Indiz
für ein seit Jahrzehnten in Österreich bestehendes Verhaltenskartell innerhalb der
Mineralölbranche.
Hauptbetroffene dieser Situation waren/sind insbesondere jene Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer, die durch den verschärften Wettbewerb am Arbeitsmarkt gezwungen sind, zu
pendeln. Wie hoch die finanzielle Inanspruchnahme der Autofahrer ist, beweist nachstehende
für 1998 erstellte Aufstellung:
Einnahmen (in Mrd.)
Mineralölsteuer 35,6 öS
Normverbrauchsabgabe 5,4 öS
KFZ - Steuer 1,7 öS
Motorbezogene Vers. Steuer 9,8 öS
Straßenbenützungsabgabe 1,0 öS
Maut und Vignette 6,5 öS
Parkgebühren 2,0 öS
Gesamtsumme: 62,0 öS
Bemerkenswert ist, daß sich das Mineralölsteueraufkommen von 18,9 Mrd. öS im Jahr 1989
auf 35,6 Mrd. öS im Jahr 1998 nahezu verdoppelt hat. Aufgrund des Wunsches des
Bundesministers für Finanzen nach Ökologisierung des Steuersystems muß sogar noch eine
weitere Erhöhung der Mineralölsteuer nach den NR - Wahlen erwartet werden.
Nicht eingerechnet in die Gesamtsumme in der Höhe von 62 Mrd. öS sind die von den
Autofahrern zu tragenden indirekten Kosten, wie z.B.: MWSt. für Treibstoff (mit überhöhten
Nettopreisen), Reparaturen und Kauf.
In Anbetracht dieser exorbitanten Kosten und der durch das Verhalten der Bundesregierung -
insbesondere des Bundesministers für Finanzen - bedingten, beinahe jahrzehntelangen
Mehrbelastung der Österreicher und Österreicherinnen erachten die Freiheitlichen eine
Senkung der Mineralölsteuer um einen Schilling als „Akt der Wiedergutmachung“ für
unerläßlich.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung an den Finanzausschuß vorgeschlagen.