4707/AB XX.GP

 

Auf die schriftliche Anfrage der Abgeordneten Wenitsch und Kollegen vom 7. Oktober 1998,

Nr. 4965/J, betreffend Rückgang heimischer Fischarten in Österreichs Flüssen und Seen -

geringe Forschungstätigkeit, beehre ich mich folgendes mitzuteilen:

Zu Frage 1:

Zur Verbesserung der Lage der Binnenfischerei werden (wurden) seitens des Bundesmini -

steriums für Land - und Forstwirtschaft u. a. folgende Initiativen gesetzt:

- Mitarbeit bei der Erstellung von möglichen Strategien zur Lösung des Kormoranpro -

blems (u. a. Errichtung eines gesamteuropäischen Managementplanes) sowie zur Mi -

nimierung der Schäden durch den Fischotter;

- Anregung einer Koordinierungsplattform für Fischereifragen bei der Verbindungsstelle

der Bundesländer, um ein koordiniertes, zielorientiertes Vorgehen zur nachhaltigen und

verantwortungsvollen Bewirtschaftung der Ressourcen sicherzustellen; über diese An -

regung wird zur Zeit diskutiert;

Fachgespräche vor Ort mit Vertretern der Europäischen Kommission sowie der großen

Fischfang - Nationen über Anliegen und Probleme der österreichischen Fischereiwirt -

schaft und Fischproduktion (u. a. Besuch des Leiters der Generaldirektion XIV, Fische -

reipolitik, Generaldirektor Cavaco, in Österreich, 20.121. April 1998; Studienreise des

französischen Conseil Superieur de la peche, Oberster Fischereirat Frankreichs,

30. Juni bis 4. Juli 1998).

Ergänzend wird bemerkt, daß mit Beschluß vom 26. Juli 1995 die Europäische Kommission

das österreichische Gemeinschaftsprogramm für Strukturinterventionen im Bereich der Fi -

scherei und der Aquakultur sowie der Verarbeitung und Vermarktung entsprechender Er -

zeugnisse in diesem Bereich für den Zeitraum 1. Jänner 1995 bis 31. Dezember 1999 ge -

nehmigte. Hiebei handelt es sich um ein kofinanziertes Fördemngsprogramm für Fischerei -

be - und - verarbeitungsbetriebe im Rahmen des FIAF (Finanzinstrument zur Ausrichtung

der Fischerei). Insgesamt wurden von der Europäischen Kommission für die Durchführung

von Investitionen im genannnten Zeitraum 2,1 Mio. ECU zur Verfügung gestellt. Zusätzlich

sind Bundes - und Landesmittel von insgesamt rund 48 Mio. ATS zur Förderung dieser

Maßnahmen vorgesehen. Seit Beginn des Programmes bis 31. Dezember 1997 wurden

insgesamt 142 Betriebe mit Bundesmitteln in Höhe von insgesamt rund 15,4 Mio. Schilling,

Landesmitteln in Höhe von insgesamt rund 10,4 Mio. Schilling und EU - Mitteln in Höhe von

insgesamt rund 9,7 Mio. Schilling gefördert.

Zu Frage 2:

Das Bundesamt für Wasserwirtschaft besteht aus vier Instituten, wobei sich ausschließlich

das Institut für Gewässerökologie, Fischereiwirtschaft und Seenkunde in Scharfling/OÖ mit

der Fischereiwirtschaft und - forschung beschäftigt. Hiefür wurden folgende Mittel aufgewen -

det:

 

Jahr:

 Sachaufwand

 Personalaufwand:

1995:

 800.000,--

 6,600.000,--

1996:

 900.000,--.

 6,800.000,--

1997:

 1.000.000,--

 7,015.000,--*


 

*Die Angaben beziehen sich auf den Sachaufwand im Zusammenhang mit fischereilichen

Themen. Bei den Personalkosten sind ausschließlich jene Mitarbeiter berücksichtigt, die mit

dieser Thematik beschäftigt sind; die Kosten wurden über die Durchschnittswerte der Tarif -

ordnung ermittelt.

 

Zu den Fragen 3 bis 5:

Das Bundesministerium für Land - und Forstwirtschaft stellte für externe Projekte der

Fischereiforschung und fischökologischen Forschung im Jahre 1995 ATS 497.000,--, im

Jahre 1996 ATS 869.670,-- und im Jahre 1997 ATS 1, 487.880,-- zur Verfügung.

Im genannten Zeitraum wurden folgende externe Projekte der Fischereiforschung und der

fischöko logischen Forschung beauftragt oder begonnene Projekte weitergeführt:

Projekt: "Weiterführende Untersuchungen zur Gefrierkonservierung von Fischsamen und

deren praktische Anwendung unter verschiedenen Arbeitsbedingungen” (Laufzeit: 1993 -

1995);

Projekt: “Fischotter und Teichwirtschaft” (Laufzeit: 1993 - 1995);

Projekt: ,,Populationsdynamische Untersuchungen des Seesaiblings im Lunzer Untersee

unter besonderer Berücksichtigung der natürlichen Reproduktion sowie der Effektivität von

Besatzmaßnahmen” (Laufzeit: 1993 - 1995);

Projekt: "Besatzoptimiewng bei Karpfen und Nebenfischen in Abhängigkeit von der Nähr -

stoffversorgung und Wasserqualität mit dem Ziel einer Verbesserung der Einkommenssitua -

tion der Waldviertler Teichwirte” (Laufzeit: 1996 - 1999);

Projekt: "Ablenkteiche als schadensvorbeugende Maßnahme gegen Fischotterschäden als

Beitrag zur Konfuktentschärfung im Rahmen eines Artenschutzprogrammes für eine gefähr -

dete Säugetierart” (Laufzeit: 1996 - 1999);

Projekt: “Methodische Grundlagen und Beispiele zur Bewertung der fischökologischen Funk -

tionsfähigkeit österreichischer Fließgewässer” (Laufzeit: 1996 - 1998);

Projekt: “Fischökologische Funktionsfähigkeit stehender Gewässer - Entwicklung einer Me -

thode zur Bewertung des ökologischen Zustands von Fischgemeinschaften durch Monitoring

von Fischbeständen” (Laufzeit: 1996 - 1998);

Die drei zuerst genannten, externen Projekte sind abgeschlossen, an den übrigen Projekten

wird noch gearbeitet.

Aus den Untersuchungsgegenständen der genannten Projekte ist ersichtlich, daß alle

Projekte von praktischer Relevanz sind. Dies ist auch eine Voraussetzung für die Vergabe

eines Forschungsauftrages durch das Bundesministerium für Land - und Forstwirtschaft,

dessen Zuständigkeit nur den Bereich der angewandten Forschung umfaßt.

Festzuhalten ist, daß es sich bei den Projekten des Bundesamtes für Wasserwirtschaft um

die Durchführung eines gesetzlichen Forschungsauftrages und nicht um beauftragte

Forschungsprojekte handelt Laufende Forschungsprojekte des Bundesamtes für

Wasserwirtschaft sind derzeit:

 

Untersuchungen über die Auswirkung von Kormoranen auf die Fischbestände in kleinen

und mittelgroßen Fließgewässem (1995 - 1998);

Vergleichende Untersuchungen über die fischereiliche Situation in Fließgewässern

Österreichs, Teil III - Einzugsgebiete der Enns und des Inn (1995 - 1998);

- Datenbereitstellung für methodische Grundlagen und Beispiele zur Bewertung der

fischökologischen Funktionsfähigkeit österreichischer Fließgewässer (1997 - 1998);

- Untersuchungen in traditionell bewirtschafteten Karpfenteichen im Waldviertel (1995 -

1998);

- Gefrierkonservierung von Fischsperma - praxisnahe Besamung größerer Eichargen mit

konserviertem Samen (1997 - 1999);

Gefrierkonservierung von Fischeiern (1997 - 1999);

Wassertrübe und Fische; ökologische Zusammenhänge (1997 - 1999);

Erfassung der Fischtoxizität mittels Verhaltensparametern und dem “BehavioQuant” -

Testsystem im Sinne des Tierversuchsgesetzes.

 

Zu Frage 6:

Im Rahmen des Aufgabengebietes "Gewässerschutz" werden seitens des Bundesministeri -

ums für Land- und Forstwirtschaft auch limnologische Forschungsprojekte beauftragt; im

Jahre 1998 sind das folgende Vorhaben:

Erstellung typspezifischer biozönotischer Leitbilder (Universität für Bodenkultur);

Erstellung von Indikationsusten für Aufwuchsalgen — Trophiemdikation (Leopold -

Franzens - Universität Innsbruck);

Entwicklung einer praxisorientierten Methode zur semiquantitativen Benthosentnahme an

großen Flüssen (Universität für Bodenkultur);

- UV-Belastung österreichischer Seen (Leopold - Franzens -Universität Innsbruck).

Zu Frage 7:

Der Fisch ist oberstes Glied der aquatischen Nahrungskette und stellt damit einen wesentli -

chen Bestandteil des aquatischen Ökosystems dar. Aufgabe eines modernen Gewässer -

schutzes ist die Betrachtung des Gewässers als Ökosystem, das heißt die Erhaltung der

natürlichen Beschaffenheit der Gewässer und der für die ökologische Funktionsfähigkeit der

Gewässer maßgeblichen Uferbereiche. Die Limnologie bietet die wissenschaftlichen

Grundlagen, die Wirkungsmechanismen in aquatischen Ökosystemen zu erkennen und

konkrete Maßnahmen zur Wiederher- bzw. Sicherstellung der ökologischen Funktionsfähig -

keit der Gewässer setzen zu können.

Zu Frage 8:

Das Sekretariat der Internationalen Arbeitsgemeinschaft Donauforschung (IAD), einer Unter -

Vereinigung der Internationalen Vereinigung für Limnologie (SIL), wird vom Bundesministeri -

um für Land- und Forstwirtschaft jährlich mit bis zu 120.000,-- ATS gefördert. Zusätzlich wer -

den die Räumlichkeiten für das Sekretariat kostenlos zur Verfügung gestellt. Der Mitglieds -

beitrag des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft bei der SIL beträgt 1.000,--

ATS jährlich.

 

Zu den Fragen 9 und 10:

Die limnologische Station Lunz am See wird von der Österreichischen Akademie der Wis -

senschaften geführt. Die Entscheidung über ein Weiterführen dieser Forschungseinrichtung

fällt nicht in die Zuständigkeit des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, sondern

obliegt der Österreichischen Akademie der Wissenschaften im Rahmen ihrer Autonomie.

Ergänzend darf ich auf die Beantwortung der an den Herrn Bundesminister fur Wissenschaft

und Verkehr gerichteten schriftlichen parlamentarischen Anfrage Nr. 49661J verweisen.

Zu Frage 11:

Die schwächere Beteiligung Österreichs am Programm FAIR in der Fischereiforschung ergibt

sich primär aus der geographischen Lage Österreichs als Binnenland. Österreichische For -

schungseinrichtungen beschäftigen sich grundsätzlich nicht mit Fragestellungen der Hoch -

seefischerei, die den überwiegenden Anteil der im Rahmen des FAIR - Programmes durch -

geführten Projekte ausmachen. Aufgrund dieser Tatsache ist das Ausmaß der Beteiligung

Österreichischer Forschungseinrichtungen am Programm FAIR in der Fischereiforschung

erklärbar und entspricht auch dem Verhältnis des Ausmaßes der Forschungstätigkeit in der

Hochseefischerei und der Binnenfischerei in den Mitgliedstaaten der Gemeinschaft. Eine

vermehrte Teilnahme ist zu begrüßen, aber daher nur sehr eingegrenzt möglich.