392/J
der Abgeordneten Brigitte Tegischer
und Genossen
an den Bundesminister für öffentliche Wirtschaft und Verkehr
betreffend geplante Einstellung der Direktverbindung Lienz - Wien
Im Zuge der Einsparungsmaßnahmen der Österreichischen Bundesbahnen ist geplant, die
einzige bestehende Tagesrand-Direktverbindung zwischen Lienz und Wien, die Intercity-
Verbindung "EGGER LlENZ" einzustellen. Dies würde für die Infrastruktur von Osttirol,
aber auch für die Gemeinden der benachbarten Region Oberkärnten eine schwere Einbuße
bedeuten, da dadurch die räumliche Distanz nicht nur zur Bundeshauptstadt, sondern auch zu
vielen regionalen Zentren beeinträchtigt wird. Von diesen Beeinträchtigungen sind sowohl
Pendler, als auch osttiroler Schüler, die diese Verbindung in Anspruch nehmen, betroffen.
Dies haben die von der Einstellung dieser Zugsverbindung Betroffenen auch durch eine
eindrucksvolle Unterschriftensammlung mit hoher Beteiligung dokumentiert. So könnten z.B.
in der Relation Spittal - Lienz Fahrschüler nicht mehr befördert werden, da einzelne Kurse -
insbesondere in der Abendschule - in Spittal bis 21.30 Uhr dauern, der letzte Zug von Spittal
nach Lienz allerdings bereits um 21.36 Uhr abfährt. Dadurch ist es den Schülern unmöglich,
diesen Zug noch zu erreichen. Weiters wird durch die Einstellung dieser Direktverbindung in
Zukunft unmöglich sein, an einem Tag Erledigungen in Wien zu machen und am selben
Abend wieder in die osttiroler Heimat zu gelangen. Das führt dazu, daß Betroffene entweder
auf den PKW umsteigen müssen oder Nächtigungskosten in Wien in Kauf nehmen müssen.
Zwar besteht in der Bevölkerung ein grundsätzliches Verständnis für sinnvolle
Einsparungsmaßnahmen. Doch die Bevölkerung lehnt ab, daß die einzige
Tagesrandverbindung, die es ermöglicht, vom Bezirkszentrum Osttirols aus nach Wien und
wieder zurück zu gelangen, aus rein betriebswirtschaftlicher Überlegung gestrichen werden
sollte.
Die von den ÖBB geplante Maßnahme hat schwerwiegende Folgen für die Bevölkerung in
Osttirol, die aufgrund der geographisch entlegenen Situation ihres Landes umso mehr auf
öffentliche und rasche Verbindungen zu den Zentren in Österreich angewiesen ist. Im
Hinblick darauf, daß im österreichi.schen Gesamtverkehrskonzept eine klare Priorität für den
öffentlichen Verkehr festgeschrieben ist, bedeutet die Einstellung der o.a. Verbindung einen
Rückschritt.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten in diesem Zusammenhang an den Bundesminister
für öffentliche Wir tschaf t und Verkehr nachs tehende
Anfrage:
1. Wie weit sind die konkreten Überlegungen zur Einstellung der direkten
Bahnverbindung Lienz - Wien - Lienz ("EGGER LlENZ") gediehen?
2. Welche Gründe haben die ÖB B dazu bewogen, diese Verbindung einzustellen?
3. Wie hoch war die Fahrgastfrequenz in der Relation Lienz - Wien - Lienz in den
Jahren l990 bis 1996?
4. Wie hoch war die Fahrgastfrequenz in der Relation Lienz - Spittal - Lienz in den
Jahren 1990 bis 1996 auf diesem Zug?
5. Wie hoch war die Fahrgastfrequenz in der Relation Lienz - Villach - Lienz in den
Jahren 1990 bis 1996 auf diesem Zug?
6. Wie hoch sind die betriebswirtschaftlichen Kosten der ÖBB für diesen Zug?
7. Wurden von Ihnen oder den ÖBB im Vorfeld der geplanten Einstellung die Bezirke
Spittal/Drau und Lienz konsultiert?
Wenn ja, mit welchem Ergebnis?
Wenn nein, warum nicht?
8. Wurden von lhnen oder den ÖBB im Vorfeld der geplanten Einstellung die von der
Einstellung besonders betroffenen Gemeinden konsultiert?
Wenn ja, mit welchern Ergebnis?
Wenn nein, warum nicht?
9. Wurden von lhnen oder den ÖBB im Vorfeld der geplanten Einstellung das Land
Tirol bzw. das Land Kärnten konsultiert?
Wenn ja, mit welchem Ergebnis?
Wenn nein, warum nicht?
10. Welche Maßnahmen werden Sie setzen, um für die Fahrschüler am Abend eine
geeignete Zugsverbindung in der Relation Spittal - Lienz aufrechtzuerhalten?