1061/J

ANFRAGE

 

des Abgeordneten Anschober, Freundinnen und Freunde

an den Bundesminister für Inneres

betreffend KZ-Nebenlager Gusen

 

Das gesamte Umland um St.Georgen und Gusen in Oberösterreich wurde in den Jahren 1939 bis 1945 zu einem der schrecklichsten und ausgedehntesten Schauplätze des Konzentrationslagerkomplexes Mauthausen-Gusen.  Die schrecklichen KZ-Lager von Gusen waren um 1945 mit etwa 25.000 KZ-Häftlingen etwa doppelt so groß wie das Hauptlager Mauthausen selbst.  Mit etwa 37.000 Toten stehen die ehemaligen KL Gusen 1 und KL Gusen 2 beinahe für ein Drittel der etwa 120.000 KZ-Toten auf heute wieder österreichischem Bundesgebiet.

Die alltäglichen, in den Lagern und bei der Ausbeutung der umliegenden Steinbrüche sowie beim Stollenbau in St.Georgen und Gusen verübten Verbrechen blieben der heimischen Bevölkerung nicht verborgen, da der brutale Häftlingseinsatz grossräumiger oft direkt in den Lebensräumen dieser Bevölkerung stattfand.  Die Bewohner wurden somit Zeugen der unvorstellbaren Grausamkeiten, die in dieser Gegend zehntausenden Menschen aus allen Teilen Europas seitens eines verbrecherischen, totalitären Regimes zugefügt wurden.  Auch heute gedenken überlebende KZ-Häftlinge, deren Angehörige und die örtliche Bevölkerung in einer lokal-internationalen Gedenkfeier gemeinsam des unvorstellbaren Leides und der unzähligen Opfer der ehemaligen KL von Gusen.  Dies unter schwierigen, teilweise beschämenden Bedingungen.

 

 

 

Die unterzeichneten Abgeordneten richten aus diesem Grund an den Bundesminister für Inneres folgende schriftliche

 

 

 

ANFRAGE

 

 

 

1.       Auf welche Art und Weise und mit welchen konkreten Aktivitäten unterstützt das Innenministerium konkret die Aufklärungs- und Gedenkarbeit in Gusen?

 

2.       Welcher konkrete Ausbau dieser Tätigkeiten ist für welchen Zeitraum geplant?

 

3.       Gusen findet kaum ausreichende Erwähnungen in der wissenschaftlichen Literatur sowie der Schulbücher.  Welche Schritte wird das Innenministerium unternehmen, um dies zu verändern?

 

4.       Das 'memorial gusen' befindet sich in einem bedenklichen Zustand.  Welche konkreten Schritte wird das Innenministerium unternehmen, um hier eine verbesserte Unterstützung zu realisieren?

 

5.       Welche konkrete Zusammenarbeit besteht mit der Lokal-Internationalen-Initiative Gusen und auf welcher konkrete Ausbau dieser Unterstützung ist geplant?

 

6.       Welche Pläne besitzt das Innenministerium, um einen akzeptablen Umgang mit der Vergangenheit von Gusen zu erreichen?

 

7.       Welche Nutzung erfolgt derzeit auf den Arealen der drei ehemaligen KL Gusen?  Bestehen konkrete Pläne und Absichten auf weitere Gedenkeinrichtungen?  Wenn ja, welche?  Kann sich das Innenministerium eine Gedenkeinrichtung im Steinbruch Gusen vorstellen?  Werden hier konkrete Aktivitäten gesetzt?

 

8.       Ist dem Innenminister bewußt, daß Gusen gerade in Italien und Frankreich ein Begriff für die Tötungsmaschinerie der Nazis ist und in Österreich kaum Informationen einer breiten Öffentlichkeit bekannt sind?  Welche Schritte zur Veränderung dieser Situation und der untragbaren Behandlung der Gedenkeinrichtungen und -initiative werden konkret in welchem Zeithorizont gesetzt?

 

9.       Welche finanziellen Mittel wurden jeweils in den Jahren 1990 bis 1995, welche

          im heurigen Jahr zu diesem Zweck (Frage 8) eingesetzt?