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der Abgeordneten Öllinger, Wabl, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für (nneres
betreffend Großaufmärsche des sogenannten "dritten Lagers " (rechtsextreme
Burschenschften, Ring Volkstreuer Verbände, Die Freiheitlichen) in Graz (25. Oktober bis
27. Oktober 1996) und in Wien, 30. November 1996
In der Einladung zu diesem ,, Festakt" (in Graz) ist zu lesen:
,,Österreich befindet sich zudem in einer stillen, weiI unpopulären Identitätsdiskussion,
deren politischer - und keinesfalls wissenschaftlicher - Ausgang sich bereits mit einiger
Sicherheit abschätzen läßt: Die Ansicht, Österreich sein ein TeiI der deutschen Volks- und
Kulturgemeinschaft, wird in der Öffentlichkeit bald genauso wenig aussprechbar und
vertretbar sein, wie die vielen anderen an sich schuldlosen Begriffe, die dem Zeitgeist der
,,political correctness" mit seinen erschreckend schwachen, und doch zielführenden
Argumenten erlegen sind. "
Angesichts derartiger Sprüche ist mit eindeutig rechtsextremer Propaganda zu rechnen.
Dafür sprechen auch die Themen des ,,akademischen" Teils dieses ritualisierten
Besäufnisses. So will sich der sattsam bekannte FPÖ-Bewegungsgeschichtsschreiber Lothar
Höbelt bei der Grazer Veranstaltung zum Thema ,,Vom Ende des alten Reiches 1806 bis
zum 3. Reich 1945 " auslassen, wobei allein schon der vom Rechts-Gelehrten gewählte
Zeitrahmen Aufschlüsse über das bei diesen Herrschaften gepflogene Gedankengut gibt.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE :
1 . Welche staatspolizeilichen Erkenntnisse liegen im einzelnen über folgende an den
rechten Aufmärschen beteiligten Vereinigungen bzw. deren Recken vor:
Ring Volkstreuer Verbände
Wiener Korporationsring
Burschenschaftliche Gemeinschaft
Deutsche Burschenschaften in Österreich
Österreichischer Pennälerring
ARGE Grazer Burschenschaften
Burschenschaft Olympia, Wien
Burschenschaft Teutonia, Wien
Burschenschaft Gothia, Wien
Burschenschaft Brixia, Innsbruck
Burschenschaft Arminia, Graz
Burschenschaft Marcho-Teutonia, Graz
Burschenschaft Allemannia, Graz
Burschenschaft Cheruskia, Graz
Burschenschaft Frankonia, Graz
Burschenschaft Germania, Graz
Burschenschaft Stiria, Graz
Burschenschaft Vandalia, Graz
Burschenschaft Gothia, Graz
Burschenschaft Bruna-Sudetia, Wien
Technische Burschenschaft Marko-Germania, Pinkafeld
Burschenschaft Leder, Leoben
Burschenschaft Eisen, Leoben
Sängerschaft Skalden, Innsbruck
Sängerschaft Barden, Wien
Verein Deutscher Studenten
Nach Aktivitäten in Innsbruck, Graz, Wien, Linz und Salzburg aufgeschlüsselt.
2. Welche staatspolizeilichen Erkenntnisse liegen über die ,,Freiheitlichen
Akademikerverbände" (nach Bundesländern!) und deren Organ ,,Aula" vor?
3. Wie viele wegen NS-Wiederbetätigung verurteilte bzw. angeklagte Rechtsextremisten
sind bzw. waren Mitglied der unter 1) und 2) genannten Organisationen?
4. Wie viele und welche der oben genannten Organisationen wurden bereits wegen
Verstößen gegen das NS-Verbotsgesetz überprüft, behördlich aufgelöst bzw. nach dem
Verwaltungsgesetz bestraft?
5. Welche staatspolizeilichen Überwachungsmaßnahmen werden getroffen, um weitere
Verstöße gegen einschlägige Verfassungsbestimmungen bei diesen Burschenschafter-
Spektakeln zu verhindern bzw. ahnden? Welche Kosten entstehen daraus?
6. Ist Ihnen bekannt, daß dieses Milieu seit über dreißig Jahren aufs innigste mit blutigem
Terrorismus verbunden ist (,,Südtirol-Bumser")?
Welche Maßnahmen werden ergriffen, um Leib und Leben Unschuldiger zu schützen?
Welche Kosten entstehen daraus?
7. Werden Vorkehrungen getroffen, um das massive Einsickern rechtsextremistischer und
neonazistischer Aktivisten aus dem benachbarten Ausland zu verhindern bzw.
erschweren? Wenn ja, worin bestehen diese Maßnahmen und welche Kosten entstehen
daraus? Wenn nein, warum nicht?
8. Wird - in Anbetracht der in diesen Kreisen gepflogenen, akademischen" Trinksitten -
ausreichend dafür Sorge getragen, daß unbeteiligte Wiener BürgerInnen vor
Anpöbelungen und Belästigungen durch Kommersteilnehmer geschützt werden? Wenn
ja, wie?
9. Welche Vorkehrungen wurden getroffen, um zu verhindern, daß bei solchen
Gelegenheiten üblicherweise volltrunkene rechte ,,Akademiker" andere
Verkehrsteilnehmer gefährden? Sind Alkoholkontrollen vorgesehen?
Wie viele Alkomaten kommen zum Einsatz? Welche Kosten entstehen daraus?