1406/J
der Abgeordneten Schweitzer, Rosenstingl und Kollegen
an den Bundesminister für Wissenschaft, Verkehr und Kunst
betreffend: Probleme bei der Errichtung des Semmering-Basistunnels
In den letzten Wochen und Monaten wurde klar, daß alle Befürchtungen hinsichtlich
Komplikationen bei der Errichtung des Semmering-Basistunnels, die im Zuge der jahrelangen
Diskussion geäußert wurden, berechtigt waren:
. Die von der HL-AG mit der Errichtung des Sondierstollens beauftragte Baufirma kommt mit
dem veranschlagten Geld nicht aus, erhebliche Nachforderungen und damit
Kostensteigerungen für den Steuerzahler sind schon in der ersten Bauphase eingetreten.
. Gigantische Wassereinbrüche schaffen nicht nur technische Probleme beim Bau, sondern
stören den Wasserhaushalt und damit die Trinkwasservorräte in einem Ausmaß, wie es nicht
einmal von Tunnelgegnern vorhergesagt wurde.
. Die Finanzierung ist nach wie vor nicht - schon garnicht rein privat, wie versprochen -
darstellbar, wenn dennoch gebaut wird, führt dies zu Benützungsgebühren für den Tunnel,
die laut ÖBB-Chef nicht zu verdienen wären.
Dennoch wird weitergebaut, obwohl nicht einmal alle Bewilligungen vorliegen. Dafür werden
von der staatlichen HL-AG Prozesse gegen jene Bürger geführt, die darauf aufmerksam
machen.
Hingegen liegen die Vorbereitungsarbeiten für die Alternative einer ' Südostspange', die sogar
zur Hochleistungsstrecke erklärt wurde, im Nordabschnitt weiter auf Eis, statt hier in ein
zukunftsträchtiges Projekt, das benachteiligte Regionen erschließen würde, zu investieren, wird
von der Regierung an einem Uraltprojekt von äußerst zweifeIhafter Sinnhaftigkeit festgehalten.
Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an den Bundesminister für Wissenschaft,
Verkehr und Kunst nachstehende
Anfrage :
1. In welchem Umfang bewegen sich die bislang entstandenen Mehrkosten bei der Erichtung
des Sondierstollens genau?
2. Welche Forderungen seitens der Baufirma wurden bislang erhoben?
3. Wieviel wird demnach die Errichtung dieses Stollens nach aktuellem Stand kosten?
4. Wie und aus welchen Mitteln wird dieser Stollen genau finanziert, wer trägt die nun
entstehenden Mehrkosten?
5. Ist es richtig, daß der jüngste große Wassereinbruch beim Bau des Sondierstollens genau
jene Edlachquelle betrifft, vor deren Beeinträchtigung die Tunnelgegner stets gewarnt
hatten?
6. Welche Zusatzkosten sind aufgrund dieser zusätzlichen Probleme nun zu erwarten?
7. Ist Ihnen bekannt, daß es noch eine Reihe weiterer, ebenfalls sehr starker und zur
Trinkwassergewinnung genutzter bzw. geeigneter Quellen im Bereich des geplanten Tunnels
gibt, die im Falle des Weiterbaues gefährdet sind?
8. Wie ist der aktuelIe Stand der Finanzierung des Gesamtprojektes hinsichtlich der Suche
privater Investoren?
9. Welcher Anteil der prognostizierten Gesamtkosten soll aus jeweils welcher Quelle finanziert
werden?
10.Wie hoch werden aufgrund dieser Kalkulationen die Benützungsentgelte für den Tunnel
sein?
11.Ist Ihnen bekannt, daß der Generaldirektor der ÖBB kostendeckende Benützungsgebühren
für den Semmeringtunnel bereits als nicht zu verdienen bezeichnet hat und wie gedenken Sie
unter solchen Umständen den Privatinvestoren die für diese wohl unverzichtbare Rendite zu
verschaffen?
12.Welche konkreten Aktionen wurden seit der Erklärung der Südostspange zur
Hochleistungsstrecke im Nordabschnitt (Wien - Graz) bereits getätigt?
13.Wurden hier bereits Maßnahmen zur Trassensicherung zur Vermeidung von
Grundstückspekulationen getätigt, wenn nein, warum nicht?
14.Teilen Sie die Ansicht der AnfragesteIler, daß eine solche Bahnverbindung mit der
Erschließung der strukturschwachen Ostregion, der Anbindung des Flughafens Schwechat
und als Parallelstrecke zur ständig verstopften Südautobahn auch abgesehen von der
Beschleunigung des Städteverkehrs Wien - Graz - Klagenfurt erhebliche Vorteile bringen
könnte?
15.Wie erklären Sie die Tatsache, daß die fragliche Strecke zwar einerseits so wichtig ist, daß
sie von der Bundesregierung zur Hochleistungsstrecke erklärt wird, andererseits diesem
Rechtsakt aber so gut wie nichts folgte?
16.Wie sieht aus Ihrer Sicht der weitere Zeitplan für die Südostspange aus?
17.Welche Priorität genießt dieses Projekt in der vorläufigen Reihung bis zur Vorlage des
Bundesverkehrswegeplans und wann werden diese Entscheidungsinstrumente endlich der
Öffentlichkeit vorgestellt?
18.Sind Sie bereit, im Lichte der nun aufgetretenen finanziellen und technischen Probleme die
Bauarbeiten am Semmerinbasistunnel einstellen zu lassen um so weiteren Schaden zu
vermeiden?
19.Sind Sie bereit, endlich für eine ernsthafte Planung und Prüfung der Alternative einer neuen
Südostspange in Angriff zu nehmen?