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ANFRAGE
1 .Für den Aufgabenbereich ,,Vignette und Vorbereitung des Road-Pricing" wurde
auf Auftrag des Wirtschaftsministeriums von den beiden
Straßenbausondergesellschaften ASG (Alpenstraßen AG) und ÖSAG die
,,Mauterrichtungs-GmbH" (ÖGM) ge gründet. Aus Aufsichtsratsprotokollen geht
nun eindeutig hervor (Zitate aus den AR-Protokollen in der Folge kursiv), daß
,grundsätzlich die ÖMG über kein Budget verfügt und der Zahlungsverkehr
über die Gesellschaften läuft...., die ÖMG nur rechtlich nach außen hin
gegründet wurde und ausschließlich über die Kapazitäten und die
In! rastruktur der beiden betehenden Bundesstraßengesellschaften agiert, d. h.
alles im Rahmen der ÖSAG und ASG abgewickelt wird....und diese
Konstruktion auf Wunsch des Ministeriums nach Möglichkeiten zur
Schaffung einerjuristischen Person für diesen Zweck".. .geschaffen wurde.
Welchen Sinn hatte diese offensichtliche reine Mantelkonstrtiktion? Bleibt der
Minister bei seiner Meinung, diese Kons truktion sei tatsächlich als Privatisierung
zu bezeichneten? Ist es nicht vielmehr richtig, daß der Minister weiterhin über
die Aufsichtsräte von ÖSAG und ASG voIlen Zugriff auf die ÖMG hat und daher
auch vollinhaltlich politisch verantwortlich für die Aktivitäten der ÖMG ist?
2.Die offziellen Aufgabenbereiche der ÖMG sind de facto zwischen ASG und
ÖSAG aufgeteilt. So ist etwa der AR der ASG für die Vignettenproduktion in
allen Bereichen zuständig, jener der ÖSAG für den Werbebereich. Hätte es nach
Meinung des Minister Konstruktionen gegeben, die noch ineffizienter aufgebaut
sind? Was waren die Beweg gründe für diese völlig unlogische Aufteilung?
3 .Nach welchem Entlohnungsschema werden die vier Gesellschafter und
Angestellten der ÖMG entlohnt? Wer trägt dafür die Verantwortung?
4.Bei der Vergabe der Vignettenproduktion im Juni/Juli 1996 kam es zu höchst
aufklärungsbedürftigen Vorgängen. So kam es am l6.Juli 1996 im Haus der ASG
zu einem ,,Aufklärungsgespräch" mit einer der vier in die engere Auswahl
genommenen Bieter, der Arge Swarco-Futurit, an dem unter anderem auch die
Herren Swarovski jun- und Swarovski sen. teilnahmen. Dieses
Aufklärungsgespräch wurde in einer durchaus amikalen Atmosphäre abgehalten
und endete mit dem Angebot, ,,ein Besuch der Produktionsstätte ist nach
Angaben des Bietersjederzeit möglich". Kam es zu einem derartigen Ausflug
nach Chikago?
Bereits am selben Tag wurde von der ASG ein Aktenvermerk als ,,Bericht über
die Anbotsprüfung" verfaßt, in dem bereits eine deutliche Präferenz für die Arge
SF bekundet wurde und dem Konkurrenzanbot der niederösterreichischen Firma
Forster zwar ein Erfüllen aller Ausschreibungsbedingungen zugestanden wird,
j edoch deren Produktionskapazitäten in Frage gestellt wurden. Hingegen wurde
zur Arge SF in diesem Punkt festgestellt:"Die Lieferfähigkeit wurde durchwegs
sehr positiv beurteilt. Herausragend sind vor allem die technische Ausrüstung,
die umfangreichen Tests sowie Produktionsdauer und Produktionssicherheit.
Nach den Angaben des Bieters sind alle Termine mit größtmöglicher
Sicherheit einzuhalten. Die Tatsache der Produktion außerhalb Europas hat
nach Aussagen und Erfahrung des Bieters keinerlei negative Auswirkungen
auf die Lieferfähigkeit und -geschwindigkeit. " Feststellungen, die nach den
Lieferschwierigkeiten zu Jahresbeginn eher als Satire zu bezeichnen sind.
Ein Aufklärungsgespräch wie mit der Arge SF wurde mit der Firma Forster nie
geführt. Lediglich am Tag NACHDEM bereits die Anbotsprüfung erstellt worden
war, wurde Forster am 17.7.96 ein Fax mit einigen Fragen zum Anbot übermittelt.
Forster antwortete postwendend am 18 .Juli 1996 mit einer positiven Aufklärung
aller offenen Fragen und belegte vor allem das Vorhandensein von ausreichenden
Produktionskapazitäten, um ein Einhalten aIler Liefertermine garantieren zu
können.
Bei der l 9.Aufsichtsratssitzting am 22 .Juli l996 kam es dennoch zum
Vergabevorschlag des Vorstandes an die Arge Swarco-Futurit, obwohl dieses
Anbot mit netto 40,5 Mio rund 2,6 Mio über dem Angebot der Firma Forster lag
und somit Forster Bestbieter war. Mit 8 :4 Stimmen wurde vom Aufsichtsrat
dennoch dem Anbot der Arge SF der Zuschlag erteilt.
Warum wurden nicht mit allen Bietern der engeren Auswahl
Aufklärungsgespräche durchge führt?
Warum wurde der Anbotsbericht erstellt noch bevor der Firma Forster per Fax
Aufklärungsfragen gestellt wurden?
Entsteht nicht auf diese Art der Eindruck, daß es sich nur mehr um Alibifragen an
Forster handelte und in Wirklichkeit die Vergabe an die Arge SF längst feststand?
Gab es in dieser Phase vor dem 22.Juli 96 eine Information an den
Wirtschaftsminister? Kam es zu Interventionen oder Weisungen?
5 .Im Fall einer Vergabe an die Firma Forster wäre es im Gegensatz zur Arge SF
zur Sicherung österreichischer Arbeitsplätze gekommen. Spielte diese
Überlegung bei der Entscheidungsfmdung eine Rolle? Wenn nein, warum nicht?
Wenn ja, warum kam es trotzdem nicht zur Vergabe an den österreichischen
Billigstbieter, sondern an eine US-Firma?
6.Herwig Kainz, der Generalsekretär des Österreichischen Gewerbevereines,
spricht im Zus ammenhang mit der Vergabe, bereits vom Vedacht einer
maßgeschneiderten Produktion. Was wird der Wirtschaftsminister unternehmen,
um diesen Verdacht restlos aufzuklären?
7 .Einer der Teilnehmer am o.a. Aufklärungsgespräch zwischen ÖMG, ASG und
Arge SF vom 16.7.96 war Swarco-Mitarbeiter Hans Simeaner. Simeaner arbeitete
bei der Vignettenfrage als Konsulent für SF. Davor war Simeaner bis Ende 1992
im Bereich der ASG (bei der damaligen Brenner Autobahn AG), also beim
Auftraggeber tätig. Was wird der Wirtschaftsminister unternehmen, um hier die
entstandenen Verdachtsmomente eines personellen Nahverhältnisses des
Auftragsnehmers zum Auftraggeber restlos aufzuklären?
8.Im Rahmen der ASG-Aufsichtsratssitzung vom 26.6.96 rechneten Aufsichtsräte
(Seite 12 des Protokolls) vor, daß die Vignette in Wirklichkeit l/4-Milliarde
Schilling pro Jahr kosten würde. ,,Fleischmann rechnet vor, daß die Vignette
jährlich 1/4-Milliarde ÖS kostet, durch die Kosten für die
Vignettenherstellung und die Mindereinnahmen bei der Maut". Wie hoch ist
der tatsächlich Einnahmenentfall bei der bestehenden Maut durch die Vignette?
Ist es richtig, daß damit die maximalen Einnahmen, die vom
Wirtschaftsministerium bisher auf 2 Mrd ÖS kalkuliert wurden, sind bereits real
auf 1,75 Mrd ÖS senken? Ist es richtig, daß aufgrund der für die ÖMG
,,unerwarteten Konsumgewohnheiten der Österreicher" durch einen Mehrkauf
von Wochenvignetten statt Jahresvignetten weitere massive
Einnahmenverringerungen zu erwarten sind? Teilt der Wirtschaftsminister die
Meinung der Anfragesteller, daß daher Maximaleinnahmen von 1,5 Mrd zu
erwarten sind? Wenn ja, wie wird in diesem Fall die Finanzierungslücke für den
Bau jener Autobahnen geschlossen werden, für die eine Refinanzierung durch 2-
Mrd-ÖS-Jahreseinnahmen aus der Vignette geplant war?
9.Das gesamte Werbebudget für die Vignette beläuft sich auf 35 Millionen
Schilling. Zum Vergleich: die Produktionskosten belaufen sich für alle Vignetten
auf 40 Mio.Die sehr enge Kalkulation beim Vignettendruck wurde von der ÖMG
damit argumentiert, daß man kein Geld verschwenden wolle und keine Vignetten
übrig bleiben sollten. Wie erklärt der Wirtschaftsminister das Mißverhältnis, daß
nur ein Bruckteil der Werbekosten genügt hätten, um eine ausreichende Reserve
an Vignetten produzieren zu können? Wie gliedern sich die Ausgaben der
Werbemaßnahmen auf die einzelnen Werbeträger und -maßnahmen auf? Erachtet
der Wirtschaftsminister tatsächlich eine Bewerbung einer verpflichtenden Abgabe
für sinnvoll? Wann wird die Bundesregierung mit der Bewerbung weiterer
Steuern be ginnen? Ist etwa an eine Werbekampagne für Stempelmarken gedacht?
10.Welche Maßnahmen werden seitens des Wirtschaftsministeriums gesetzt, um
den bereits entstandenen Schaden wieder gut zu machen? Wie hoch ist die
bisherige Schadenssumme? Werden Regressansprüche und Pönaleforderungen
gegen den Produzenten, die Münchner Beraterfirma oder andere erstellt? Wenn
ja, mit welcher Argumentation, Begründung und welchen konketen
Forderungen?