1858/J XX.GP

 

ANFRAGE

der Abgeordneten Blünegger, DI Prinzhorn, Meisinger

und Kollegen

an den Bundesminister für Wissenschaft, Verkehr und Kunst

betreffend

Streichung von Aufträgen an die "Jenbacher-Transportsysteme AG" und

Boykott des "Integral-Zuges" durch die ÖBB.

Über eine "ARGE Doppelstockwagen", eine Kooperation von "Siemens SGP

Verkehrstechnik" und der "Jenbacher Transportsysteme AG", die "eng mit der ÖBB

zusammenarbeitet", wurden 60 klimatisierte Doppelstockwaggons - von insgesamt

vorgesehenen 240 Einheiten - produziert. Das Gesamtauftragsvolumen von 240

Doppelstockwaggons, die ab September 1997 auf der Südbahnstrecke zum Einsatz kommen

sollen, umfaßt ca. 3,5 Mrd. Schilling. Bei den noch ausständigen 180 Stück

Doppelstockwaggons werden die ,Jenbacher" allerdings nicht mehr berücksichtigt.

Aus ÖBB-Kreisen verlautet, Kooperationen mit dem (osteuropäischen)Ausland seien

"billiger". Das Angebot der ,Jenbacher Transportsysteme AG" betrage 162 Mio. Schilling

(mit einem Spielraum bis zu 150 Mio.), das der slowenischen "DTV" 100 bis 105 Mio. und

jenes der ungarischen "Ganz-Hunslet" sogar nur 72 Mio.

Die Situation der ,Jenbacher", eines renommierten Traditionsbetriebes in der österreichischen

Fahrzeugindustrie, sind den ÖBB völlig egal, denn die Aufträge werden nach Ost-Europa

abgegeben. Die ,Jenbacher Transportsysteme" sind zwar innerhalb der EU konkurrenzfähig,

nicht aber mit den Billiglohnländern in Osteuropa, Ungarn und Slowenien.

Der Slogan "Kauft österreichische Qualität(-sarbeit)", gilt anscheinend nur für kleine

Konsumenten, nicht aber für die ÖBB. Wie gleichgültig sich die ÖBB gegenüber

innerösterreichischen Interessen verhält, zeigt sich auch am Beispiel des vom Land Tirol

mitfinanzierten "Integral-Zuges" der ,Jenbacher Transportsysteme". Die Jenbacher

entwickeln bekanntlich den "Integralzug", ein zukunftsweisendes Projekt im Pendlerverkehr

mit Komfort und einer Spitzengeschwindigkeit von 170 km/h. Dieser sollte als "Tirol-Zug"

eingesetzt werden.

Gegenständliches Vorhaben scheitert etwa nicht, wie man vermuten könnte, an den Kosten

von 25 bis 30 Mio. Schilling, sondern daran, daß sich die ÖBB weigert, diesen Zug auch

fahren zu lassen. Eine Investition des Landes Tirol zur Sicherung der Arbeitsplätze in Jenbach

und der internationalen Wettbewerbsfähigkeit wird von den ÖBB systematisch sabotiert. Die

Aussage von ÖBB-Direktor Draxler, daß "das Land Tirol hiezu ein eigenes 3. Gleis errichten

müßte", ist arrogant und nicht zu überbieten.

 

Der tatsächliche Einsatz des "Integral-Zuges" auf Tirols Schienen wäre ein zugkräftiges

Verkaufsargument für das hochspezialisierte Unternehmen der "Jenbacher Transportsysteme

AG". Denn ausländische Interessenten interessiert vor allem der Betrieb.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen an den Bundesminister für Wissenschaft, Verkehr und

Kunst nachstehende

Anfrage :

1 . Welche Veranlassungen bewogen die ÖBB, die ".Jenbacher Transportsysteme" beim Projekt

der Doppelstockwaggons nicht mehr zu berücksichtigen, obwohl dadurch hunderte

Arbeitsplätze gefährdet werden?

2. Erfolgt die Kooperation mit osteuropäischen Partnern ausschließlich aus

betriebswirtschaftlichen Überlegungen und sind sich die ÖBB über die Auswirkungen ihres

Handelns auf die A.rbeitsplätze in den ".lenbacher Transportsysteme AG" bewußt?

3 . Welchen Stellenwert hat für die ÖBB gegenwärtig noch das Schlagwort von "Solidarität"

mit der österreichischen Wirtschaft und den österreichischen Arbeitsplätzen?

4. Wieviel Geld wurde von Seiten des Bundes im Jahre 1996 direkt oder indirekt für die

ÖBB aufgewendet?

5. Aus welchen Gründen wird der vom Land Tirol mitfinanzierte "Integral-Zug" durch die

ÖBB verhindert?

6. Ist der ÖBB bewußt, daß durch die Verhinderung des "Integral-Zuges" die

Wettbewerbsfähigkeit der "Jenbacher Transportsysteme AG" innerhalb der EU, die

Arbeitsplätze im Betrieb und der Nahverkehr in Tirol gefährdet werden?

7. Wie bewertet der Bundesminister für Wissenschaft, Verkehr und Kunst die weitere

Nichtberücksichtigung der "Jenbacher Transportsysteme AG", die Verhinderung des

"Integral-Zuges" und das Außerachtlassen von volkswirtschaftlichen Überlegungen durch

die ÖBB?

8. Welche Maßnahmen gedenkt der Herr Bundesminister im Interesse der österreichischen

Wirtschaft und der Arbeitsplätze gegenständlich zu ergreifen?