1957/J XX.GP

 

ANFRAGE

des Abgeordneten Anschober, Freundinnen und Freunde

an den Bundesminister für wirtschaftliche Angelegenheiten

betreffend Vignette

In der Frage der aktuellen Entwicklungen rund um das österreichische Vignetten-Debakel

sind neue Unklarheiten und Ungereimtheiten aufgetreten.

Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für wirtschaftliche

Angelegenheiten folgende schriftliche

ANFRAGE:

1 . Ist es richtig, daß bis Jahresende '96 mit einem Bedarf von 1 ,8 Millionen Wochen-

vignetten kalkuliert wurde und dieser 6 Wochen später auf 12 Millionen Stück

geschätzt wird? Wer trägt für diese Fehlkalkulation um mehr als 600 % die

Verantwortung?

2 . Warum ist es nun verantwortbar Billig-Vignetten ohne extreme Fälschungssicherheit

zu erzeugen , während bei der Vergabe des Urauftrages im vergangenen Sommer auf

diese extreme Fälschungssicherheit bestanden wurde und diese Hauptargument für

eine Auftragsvergabe nach Chikago war? Wird somit zugegeben, daß dies eine

Fehleinschätzung war? Wer trägt hierfür die Verantwortung für die hohen Mehrkosten

von zumindest 20 Millionen (die Billig-Vignette kostet 1,70 ÖS/Stk., die bisherige

Vignette 4,50 ÖS/Stk. in der Erzeugung)? Ist es richtig, daß bei Verzicht auf die

extreme Fälschungssicherheit von Beginn an die Vignette an einen österreichischen

Bieter vergeben worden wäre und damit diese Zusatzauflage wie konstruierte

Argumente für die Vergabe nach Chikago wirken, zumal die extreme Fälschungs-

sicherheit vor Erstellung der Ausschreibung mit Swarco besprochen wurde und ident

waren mit den Produktionsmöglichkeiten in Chikago?

3 . Ist es richtig, daß die Produktion der zusätzlichen rund 10 Millionen Vignetten nicht

neu ausgeschrieben wird, sondern weiterhin in Chikago produziert wird?

4. Ist es richtig, daß bis zum heutigen Tag keine einzige Schadensersatzklage gegen

Swarco, die CMG oder weitere Verantwortliche eingereicht wurde? Warum?

5. Die ASG hat bei der Vignette völlig versagt. Die Folge ist nun, daß ihr die Arbeiten

an der Vignette entzogen wurden. Ist es nicht verantwortungslos, gerade diese Firma,

die bereits bei der einfachen Vignette völlig versagt hat, nun mit dem

hochkomplizierten Road-pricing zu betrauen? Will der Wirtschaftsminister mit dieser

Entscheidung das Road-pricing verhindern?

6. Welche konkrete Maßnahmen und Konsequenzen wird der Minister bei den General-

versammlungen von ASG und ÖSAG am 11. und 19. Feber umsetzen? Werden die

Aufsichtsräte umgebaut und personelle Konsequenzen gezogen?

7. Wird sich der Wirtschaftsminister für eine Verschärfung der Kontrollmöglichkeiten

beim Aktienrecht einsetzen?

8 . Auf Druck diverser VP Landesfürsten hat der Wirtschaftsminister seine Reformpläne

bei den Straßensondergesellschaften aufgegeben. Wird nun wirklich alles beim Alten

bleiben und aus der Skandalserie im Straßenbau keine Konsequenz gezogen?

9. Hält es der Wirtschaftsminister für verantwortbar. die bisherigen 74,4 Milliarden

Asfinag-Straßenbauschuld aus dem Budget auszugliedern, um die Rückzahlung

unbefristet aufzuschieben?

10.  Würde der Wirtschaftsminister einer von den Grünen geforderten Übertragung der

Straßenbaukompetenzen ins Verkehrsministerium zustimmen?