2010/J XX.GP
der Abgeordneten DDr.Niederwieser. Mag.Guggenberger. Mag. Wurm und Genossen
an die Frau Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit und Soziales
betreffend Arbeitslosengeld für Angehörige und Partner(innen) von Unternehmern
lm Bezirk Kitzbühel tobt seit einiger Zeit ein medialer Krieg weil es der Bezirkssekretär
des ÖGB Kurt Mayerhotfr gewagt hat. bei der Bezirkskonferenz des Gewerkschaftsbundes
auf "Sozialmißbrauch, begangen von Unternehmern", hinzuweisen.
Bereits einer Pressemeldung (Tiroler Tageszeitung vom 21.12.1995) aus dem Jahr 1995 ist
zu entnehmen, daß ein Viertel der Arbeitslosengelder des Bezirkes Kitzbühel an Gattinnen
und Kinder von meist touristischen Unternehmen ausbezahlt werden. Während sich die
Sektion Tourismus der Wirtschaftskammer erwartungsgemäß gleichermaßen unwissend
wie empört zeigte, kritisierte selbst eine "TOP Hotelierstfau aus Erpfendort', (lt. TT)
schwarze Schafe unter den Branchenkollegen. durch welche auch sehr viele ihrer
Kolleginnen in Verruf kämen. "die sich nicht am Sozialstaat bedienen würden". Diese Frau
ist kein Einzelfall sondern entspricht in ihrer Ansicht dem, was viele
Tourismusunternehmer denken.
ÖGB Landessekretär Alfons Kaufmann erklärte im selben Artikel, worin dieser Mißbrauch
in den meisten Fällen besteht: Wenn Hotels offenhalten, der Arbeitslosengeldbezug von
Familienangehörigen aber weiterläuft. Dazu komme die fehlende Vermittlungsfähigkeit.
,'Die Wirtin vom Bären wird man kaum zum Löwen schicken können.,'
Wie von einer Pseudoarbeiterpartei nicht anders zu erwarten, kamen die heftigsten
Proteste und die lautesten Verteidiger dieser Hoteliersprivilegien von den Vertretern der
Freiheitlichen Partei. Selbst der FPÖ Klubobmann im Tiroler Landtag fühlte sich
herausgefordert, die Aussagen des ÖGB Bezirkssekretärs als "Gipfel der Frechheit" zu
bezeichnen.
Besonders perfide ist bei den diversen Verteidigungsversuchen der Umstand, daß man
einerseits auf die Amtsverschwiegenheit des AMS Regionalbeiratsmitgliedes Mayerhofer
pocht um zu verhindern, daß er konkrete Namen aus der ',Hitliste der 1 80
Unternehmerangehörigen, die Stempelgeld beziehen" veröffentlicht und andererseits
beteuert, es handle sich nur um einige Schwarze Schafe.
Ein freiheitlicher Wirtschaftskämmerer forderte gar den "Rücktritt', Mayerhofers und
verlangte eine öffentliche Entschuldigung dafür, daß er nichts anderes getan hatte als
Fakten offenzulegen.
Und ganz in der Tradition der Ideologie der "Betriebsgemeinschaft', wies dieser FPÖ
Wirtschaftsvertreter darauf hin, daß der ÖGB nur deshalb solche ',linken Aussagen" tätigen
würde, weil die FPÖ eine eigene Gewerkschaft vorbereiten (wohl unter kräftiger -
finanzieller - Hilfe der Arbeitgeber).
In diesem Zusammenhang wurden auch diverse gesetzliche Bestimmungen diskutiert,
deren Änderung dazu beitragen könnte, das soziale Netz wieder stärker auf jene
auszurichten, welche der Hilfe des Staates
tatsächlich bedürfen. Dazu zählten Maßnahmen
gegen das routinemäßige Krankschreiben im Anschluß an die Saisonarbeit, gegen die
Umgehung der Anschlußfrist bei Familienangehörigen durch die Angabe eines
konsumierten Urlaubes auf der Arbeitsbescheinigung, gegen die kurzzeitigen SV -
Anmeldungen von Familienangehörigen zum Bezug eines hohen Wochenhilfegeldes usw.
Die ÖGB Bezirkskonferenz Kitzbühel hat in einer Resolution vom Sozialminister eine
Gesetzesinitiative "zur Beendigung der Mißbrauchsmöglichkeiten beim ungerechtfertigten
Bezug der Arbeitslosengeldunterstützung für Partner von Unternehmern, welche in
familieneigenen Betrieben beschäftigt sind, vorgeschlagen und deren Herausnahme aus der
Arbeitslosenversicherung verlangt.
Eine Beendigung solcher Mißstände würde Mittel dafür freimachen, echte
Saisonarbeitnehmer und langjährige Mitarbeiter besser als bisher stellen zu können,
Es würde außerdem den Weg freimachen zu einer konstruktiven Zusammenarbeit zur
Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und es würde nicht zuletzt einem Teil der
Mißbrauchsdebatte und damit wohl auch einem Stimmenfänger den Boden für die
Argumentation entziehen.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die Frau Bundesministerin für
Gesundheit, Arbeit und Soziales die folgende
Anfrage .
1. Wie hoch war der Betrag, der im Jahr 1996 für Arbeitslosengeldbezieher im Bezirk
Kitzbühel aufgewendet wurde ?
2. Welchen Anteil davon betrugen die Aufwendungen für Beschäftigte aus dem
Tourismusbereich ?
3. Wie hoch war davon die Aufwendung für Familienangehörige von Arbeitgebern ? Falls
eine Auswertung dazu nicht besteht, halten Sie die Feststellung der AMS Regionalstelle,
daß es sich um rund ein Viertel der Gesamtaufwendungen handle, für richtig ?
4, In wievielen Fällen wurde 1996 vom AMS Kitzbühel Sanktionen wegen eines
Mißbrauchs von Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung ergriffe. welche Sanktionen
waren dies, wieviele Fälle davon betrafen den Tourismus und wieviele davon
Familienangehörige des Arbeitgebers ?
5. Welche fachlichen Überlegungen oder Entwürfe gibt es in lhrem Ressort, die in der
Einleitung der Anfrage aufgezeigten Probleme in den Griff zu bekommen und woran
scheiterte bisher die Umsetzung ?