2183/J XX.GP
A n f r a g e
der Abg. Aumayr, Koller Ing. Reichold, Dr. Salzl, Wenitsch
an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft
betreffend WWF-Kritik am neuen ÖPUL-Programm - Risiko einer
Ablehnung durch die EU
Am Freitag, 14.3.1997 kam es zwischen 13.05 und 15.34 Uhr zu einem
lebhaften Austausch von Presseaussendungen zwischen Umweltschutz-
organisationen und dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft
via Austria Presse Agentur (APA) .
Der WWF warf dem Bundesminister vor, er habe - entgegen aller Verein-
barungen - bereits ein fertiges Papier in seiner Schreibtischlade,
während Naturschutzbehörden der Länder und Umweltschutzorganisationen
Donnerstag nachmittag über das ÖPUL verhandelten, um ÖPUL II, das ab
dem Jahr 2000 zu laufen beginnen soll, zu koordinieren. Die Sprecherin
des vom europäischen Hochadel unauffällig dominierten WWF warnt:
"Mit seinem Solo riskiert Minister Molterer, daß die EU das Programm
ablehnt und damit unsere Bauern um Förderungen in Milliardenhöhe bringt."
Darauf teilte der Pressedienst des BMLF mit, daß zur Zeit hausintern die
Konsequenzen aus der vor kurzem fertiggestellten Evaluierung des ÖPUL
beraten wurden, die vom BMLF im Einvernehmen mit dem Evaluierungsbeirat
durchgeführt werde. Dort seien Umweltgruppen wie z.B. die ÖGMJ, der WWF,
das Ökobüro oder das UBA vertreten. Das BMLF beeilt sich zu versichern,
daß vor einer Befassung der zuständigen Stellen der EU der Evaluierungs-
beirat jedenfalls eingeladen werde und die Diskussion über eine generelle
und grundlagende Neuanlage eines ÖPUL II dadurch nicht vorweggenommen
werde.
Diese Mitteilung wird von der inoffiziell der ÖVP nahestehenden ÖGNU
beflissen begrüßt.
Im "Morgenjournal" (Ö1,17.3.1997) zeigt sich , daß die Drohung das WWF
bereits außerösterreichische Kreise gezogen hat: in der EU werde überlegt,
in Hinkunft den 50%-Finanzierungsanteil für das ÖPUL-Programm Österreichs
zu senken. Österreich stellt die Hälfte der- europäischen Biobauern, während
andere Mitgliedsstaaten diesbezüglich einen viel größeren Aufholbedarf hätten.
Im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft herrsche diesbezüglich
gegenüber dem ORF eine "Mauer des Schweigens", lediglich im Büro des nö.
Agrarlandesrates betone man die Bedeutung des ÖPUL-Programmes für- die nö.
Landwirte .
Es hat daher den Anschein, daß manche Gesprächspartner des Bundesministers
außerösterreichische Interessen bei der ÖPUL-Evaluierung wahrnehmen, öster-
reichische praktizierende Biobauern als Betroffene nicht gefragt und
die Abgeordneten des Nationalrates bzw. der Opposition nicht lückenlos
informiert werden .
Daher richten die unterzeichneten Abgeordneten an den Herrn Bundesminister
für Land- und Forstwirtschaft die
nachstehende
A n f r a g e :
1. Aus welchen Personen und Institutionen besteht der sogenannte
Evaluierungsbeirat, der sich mit dem ÖPUL-Programm befaßt ?
2. Welche Personen des Evaluierungsbeirates, Ihres Ministeriums und
sonstiger öffentlicher Institutionen waren an der vom WWF angespro-
chenen Sitzung vom 13.3.1997 anwesend ?
3. Welche Problembereiche wurden bei dieser Sitzung im einzelnen angesprochen ?
4. Worüber gab es einhellige Auffassungen ?
5. Worüber gab es Kontroversen ?
6. Wie lautet insbesondere die inhaltliche Kritik des WWF an derzeitigen
ÖPUL- Programm ?
7. Welche konkreten Änderungen hat der WWF für
a) das laufende ÖPUL-Programm,
b) ÖPUL II
vorgeschlagen ?
8. Worum handelt es sich genau bei dem fertigen Papier in Ihrer Schreib-
tischschublade, dessen Nichtvorlage im Evaluierungsbeirat Ihnen der
WWF am 14 .3. 1997 vorwarf ?
9. Welchen Inhalt (über den AIZ-Pressedienst vom 14.3.1997, Nr. 9248 hinaus)
hat die vor kurzem fertiggestellte Evaluierung des ÖPUL ?
10. Zu welchen Ergebnissen ist die hausinterne Beratung über die Konsequenzen
aus der Evaluierung des (ÖPUL gekommen ?
11. Wie lauten Ihre Informationen hinsichtlich der in manchen EU-Kreisen
angestellten Überlegungen, in Hinkunft den 50 %-finanzierungsanteil
der EU am ÖPUL-Programm zu senken ?
12. Welchen Beitrag zu solchen, für Österreichs Bauern ruinösen Kürzungen
leisten
a) die Drohungen des vom europäischen Hochadel unauffällig dominierten
WWF,
b) der von der österreichischen Bundesregierung verhängte Einstiegsstopp
in das ÖPUL,
c) die schleppende Finanzierung des 50 %-Anteils aus österreichischen
Budgetmitteln ?
13. Wann werden Sie dem österreichischen Nationalrat über die Evaluierung
des ÖPUL-Programms berichten ?
14. Wann werden Sie dem österreichischen Nationalrat das Programm ÖPUL II
vorlegen ?
15. Wann planen Sie, den zuständigen EU-Gremien das Programm ÖPUL II
vorzulegen ?