2394/J XX.GP
ANFRAGE
der Abgeordneten Grollitsch, Schöggl und Kollegen
an den Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr
betreffend: Knoten Obersteiermark
Seit Jahren wird an der Entflechtung der Südbahn und der Pyhrn - Schober - Achse im Bereich
Bruck an der Mur - Leoben - St. Michael geplant, der Galgenbergtunnel zwischen Leoben und
St. Michael, der eine geringfügige Begradigung der bestehenden Strecke bewirkt, ist
mittlerweile auch beinahe fertiggestellt.
Hinsichtlich der Errichtung des Traidersbergtunnels, der St.Michael abschneiden würde und
damit eine erhebliche Strecken- und Fahrzeitverkürzung gebracht hätte, wurde nunmehr
bekannt, daß dessen Bau im Gegensatz zur ursprünglichen Planung nun nicht in Angriff
genommen werden soll.
Die Situation stellt sich nun so dar, daß um rund 2 Mrd. S eine Streckenbegradigung, die rund 4
Minuten Fahrzeitverkürzung ermöglicht, ausgeführt wurde, während die notwendige
Kapazitätserhöhung der Strecke nicht erfolgen kann, zumal ein Teil der Bestandstrecke auch
nach der Errichtung des Galgenbergtunnels weiterbenutzt wird und daher das Nadelöhr im
Bereich St. Michael auch dann bestehen bleibt, wenn die Bestandstrecke in Betrieb bleiben
sollte. Kurzum: ein klarer Verstoß gegen das deklarierte Ausbauziel der Bahn, der
Kapazitätserhöhung den Vorrang vor Geschwindigkeitsrekorden einzuräumen und ein
schlimmer Fall von Geldverschwendung, weil sich die Betriebssituation trotz
Milliardenaufwandes nicht verbessert.
Dies ist umso ärgerlicher, als das ursprüngliche Projekt eines Galgenbergtunnels eine
dreigleisige, also kapazitätssteigernde Ausführung vorgesehen hätte. Das aber wurde zugunsten
des zweifellos vorteilhaften - aber nun eben nicht realisierten - Traidersbertunnel-Projektes
verworfen.
Die Realisierung steht nun, nachdem die Planung der Koralm-Bahn begonnen wurde, in den
Sternen, obwohl diese lediglich eine Konkurrenz für den Galgenberg- nicht aber den
Traidersbergtunnel darstellt. Insgesamt ein typisches Besipiel für die unkoordinierte Planungs-
und Bautätigkeit im Bahnbau.
Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an den Bundesminister für Wissenschaft,
Verkehr und Kunst nachstehende
Anfrage:
1 . Ist es richtig, daß die Errichtung des Traidersbergtunnels nicht in absehbarer Zeit in Angriff
genommen wird?
2. Wann wird der Galgenbergtunnel in Betrieb genommen?
3 . Werden die Bahnhofsumbauarbeiten in Leoben für die Errichtung beider Tunnels oder
lediglich des Galgenbergtunnels ausgeführt?
4. Wird der Umbau der Sicherungsanlagen im Hinblick auf die Nichterrichtung des
Traidersbergtunnels anders ausgeführt als ursprünglich geplant?
5 . Welche Konsequenzen hat dies insbesondere auf Ausführung und Standort des notwendigen
Zentralstellwerks?
6. Bleibt die alte Bestandstrecke im Hinblick auf die Nichterrichtung des Traidersbergtunnels
und die damit eben fehlende Kapazitätserweiterung erhalten?
7. Wenn ja, wie erfolgt die Einbindung im Bereich St. Michael, wo auch nach der Errichtung
des Galgenbergtunnels nur zwei Gleise zur Verfügung stehen, weil hier keine
Neutrassierung geplant war?
8. Warum wurde der ursprüngliche Plan eines dreigleisigen Galgenbergtunnels verworfen,
welche Mehrkosten hätte dieser gegenüber der ausgeführten Variante verursacht bzw.
wieviel wäre er günstiger als die Variante mit beiden Tunnels gekommen?
9. Wie groß wäre die Fahrstreckeneinsparung, wie groß die Fahrzeitverkürzung durch die
beiden Tunnels jeweils gewesen?
10.Welche Kosten waren für die beiden Tunnelsjeweils veranschlagt und wie hoch werden sie
nach derzeitigem Stand sein?
1 1 .Wann wird der Ausbau der Schoberpaßstrecke fertiggestellt sein?
12.Wie hoch waren die bisherigen Kosten für dieses Projekt, wie hoch werden jene für die noch
ausstehenden Arbeiten voraussichtlich sein?
1 3 . Ist es richtig, daß man bereits 1970, trotz Umsteigens und teilweisen Dampfbetriebes in der
Relation Graz-Linz nur 15 Minuten länger brauchte als heute und selbst 1986, also vor
Ausbau des Schoberpasses die Strecke um 16 Minuten schneller als heute zurückzulegen
war?
14.Halten Sie es - ungeachtet der Tatsache, daß die Strecke natürlich auch dem Güterverkehr
dient - für akzeptabel, MiIliardenbeträge in den Ausbau für wesentlich höhere
Geschwindigkeiten zu investieren, wenn dann die tatsächlichen Fahrzeiten wesentlich länger
werden, wie dies ja auch im Bereich der Westbahn zu beobachten ist?
1 5 .Wann wird die relativ kostengünstige (unter 0,5 Mrd. S) Schleife Selzthal errichtet, die eine
verhältnismäßig große (ca.10 min.) Fahrzeitersparnis in der Relation Graz-Salzburg bzw, -
Innsbruck ermöglichen würde?
1 6.Wann wird der bereits vor Jahren errichtet, teilweise aber gleislose Bahnhof Rottenmann in
Betrieb genommen und wieviel hat die Errichtung dieses Bahnhofes gekostet?