2497/J XX.GP

 

ANFRAGE

des Abgeordneten Anschober, Freundinnen und Freunde

an den Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr

betreffend Bahnpolitik, Einstellung von Nebenbahnen und kleinen Güterbahnhöfen

Während zweistellige Milliardenbeträge in den Ausbau der Hauptverkehrsachsen der Bahn

gepumpt werden, fehlen oft vergleichsweise lächerliche Beträge für die Attraktivierung der

Regionalbahnen etwa durch Beschleunigung, Intervallverdichtung, neues Wagenmaterial

und ggf. auch Umspurung. Das Personen- und Güterverkehrsaufkommen wird immer

geringer, der Zuschußbedarf immer größer. Die Bahn wird stillgelegt.

Die unterfertigten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für Wissenschaft und

Verkehr folgende schriftliche

ANFRAGE:

1. Wie beurteilen Sie grundsätzlich den verkehrspolitischen Stellenwert bzw. Sinn von

Neben- bzw. Regionalbahnen?

2. Teilen Sie den Grundsatz, daß die Bahn auch in ländlichen Regionen das Rückgrat des

öffentlichen Verkehrs sein sollte?

3. Teilen Sie die Auffassung, daß im Sinne einer gemeinwirtschaftlichen Dienst-

leistungsaufgabe die Bahn auch in ländlichen Regionen zu verpflichten (und natürlich

auch zu entgelten) ist, ein Mindestmaß an öffentlicher Mobilität zu gewährleisten?

4. Auf welchen Bahnstrecken wurde seit 1945 der Personen- bzw . Güterverkehr einge-

stellt (Jahr, Länge in km, Normal- oder Schmalspur)?

5. Auf welchen Bahnstrecken steht aktuell eine Einstellung des Personen- bzw . Güter-

verkehrs zur Diskussion?

6. Wie hoch ist der jährliche bauliche Erhaltungsaufwand dieser Strecken? (Bitte schlüs-

seln Sie die Zahlen für jede Strecke auf.)

7. Wie hoch ist der a) jährliche Betriebsabgang (Mio öS) und b) Kostendeckungsgrad

(%) auf diesen Strecken im Bereich Güterverkehr und Personenverkehr?

8. Welche Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung (Beschleunigung, Intervallverdich-

tung, bessere Anbindungen, evtl. Neutrassierungen) müßten gesetzt werden, um im

Personen- bzw. Güterverkehr die Akzeptanz zu steigern? Wurden dazu entsprechende

Untersuchungen durchgeführt? Wenn nein, warum nicht?

9. Ist von Ihnen beabsichtigt oder für Sie vorstellbar, Leistungsaufträge für den Perso-

nen- und Güterverkehr auf Nebenbahnen bzw. von der Einstellung bedrohten Strecken

nicht den ÖBB sondern künftig verstärkt privaten Betreibern zu erteilen?

10. Erscheint es Ihnen zweckmäßig, Nebenbahnen in Zukunft grundsätzlich vorwiegend

von privaten Betreibern, die, wie das Beispiel Schweiz zeigt, wirtschaftlich sehr

effizient arbeiten können, betreiben zu lassen? Wenn nein, warum nicht?

11. Die derzeitige Schmalspurstrecke Wieselburg-Gresten wird auf Normalspur umge-

spurt. Wie hoch sind die Kosten und wie lange ist die Strecke? Welches Güterver-

kehrsaufkommen wird a) erwartet und ist b) notwendig, un.1 eine solche Maßnahmen als

wirtschaftlich darstellen zu können?

1 2 . Welche der bestehenden Schmalspurbahnen wurden für Normalspur trassiert und

könnten ohne größere Neutrassierungen auf Normalspur umgespurt werden?

13. Wie hoch wären für diese Strecken die jeweiligen Kosten einer Umspurung? Wie hoch

ist das Güter- bzw. Personenverkehrsaufkommen auf diesen Strecken? Und wie groß

müßte das Aufkommen sein, um die Umspurung wirtschaftlich vertreten zu können?

Welche Verkehrssteigerung könnte von einer Umspurung erwartet werden?

14. Bei welcher Schmalspurbahn steht derzeit eine Umspurung zur Diskussion?

15. Wie hoch wären die jeweiligen Kosten einer Umspurung für jene Schmalspurbahnen,

die ursprünglich nicht für Normalspur trassiert wurden?

16. Nachdem die Zahl der Güterbahnhöfe It. ÖBB von ursprünglich 516 auf inzwischen

knapp 300 gesunken ist, wird nun die Schließung weiterer 1 20 Güterbahnhöfe

evaluiert.

Wie hat sich die Zahl der Güterbahnhöfe seit 1945 entwickelt? (In welchen Jahren

wurden wieviele Bahnhöfe mit welchem Güterverkehrsaufkommen geschlossen?)

17. Die Schließung welcher 120 Güterbahnhöfe steht aktuell zur Diskussion? Wie hoch ist

das a) jeweilige und b) gesamte Güterverkehrsaufkommen dieser Bahnhöfe?

18. Welche Kosteneinsparung wäre seitens der ÖBB mit der Schließung dieser Güterbahn-

höfe verbunden?

19. Mit welchem zusätzlichen Güterverkehrsaufkommen (Tonnenkilometer) auf der Straße

müßte durch diese Maßnahme gerechnet werden?