2654/J XX.GP
ANFRAGE
des Abgeordneten Anschober, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr
betreffend Sicherheit auf Nebenbahnen
Am 24. Juni 1997 stießen auf der eingleisigen Donauuferbahn im Streckenabschnitt Perg-
Arbing zwei Triebwagen frontal gegeneinander. 88 Personen wurden zum Teil schwer
verletzt. Es war dies innerhalb eines Jahres der dritte schwere Bahnunfall allein im
oberösterreichischen Bereich der Donauuferbahn. Wie viele andere Nebenbahnen und
Regionalbahnen auch wird die Bahnlinie am nördlichen Donauufer von Mauthausen nach
Krems zwischen Perg und Krems im sogenannten Zugleitbetrieb nach der
Verkehrsvorschrift 5 (V 5) betrieben. Dies bedeutet im Klartext, daß an der Strecke nur
mehr ein Bahnhof mit einem Fahrdienstleiter besetzt ist und von diesem Bahnhof aus der
Betrieb an der ganzen Strecke gesteuert wird (fallweise sind zusätzlich noch die Bahnhöfe
Spitz und Krein-Bad Kreuzen mit Personal besetzt). Dem Fahrdienstleiter ist in dieser
Situation keine Möglichkeit der Einflußnahme auf den Lauf der Züge gegeben, da die
Strecke nicht - so wie bei Hauptbahnen - durch Signale geregelt wird, die etwa im Fall des
Überfahrens eines Rot-Signals einen Zug sofort zum Stehen bringen. Die Sicherung des
Zuglaufes erfolgt einzig und allein durch den Triebfahrzeugführer, der vom Fahrdienstleiter
in den Zugleitbahnhöfen lediglich einen fotokopierten A 4-Zettel in die Hand gedrückt
bekommt, auf dem in der Art eines Diagrammes der erlaubte Fahrweg dargestellt wird. Hat
der Zug die bewilligte Strecke zurückgelegt, muß sich der Lokführer mit dem
Zugleitbahnhof telefonisch in Verbindung setzen, seine Ankunft bestätigen und eine
Voranfrage nach dem weiteren Fahrweg machen. Vergißt der Lokführer einer der beiden in
einem unbesetzten Bahnhof kreuzenden Züge auf die Voranfrage und setzt die Fahrt fort, so
ist ein Zusammenstoß vorprogrammiert.
Auf Grund der massiven Rationalisierungsmaßnahmen der letzten Jahre wurden dem
Triebfahrzeugführer neben dem Fahren der Lok und dem Beachten der Signale weitere
Tätigkeiten zugewiesen: Lokführer müssen fahren, Lautsprecheransagen durchführen,
Fahrkarten verkaufen, den Zuglauf sichern und nicht zuletzt selber die Schranken schließen,
bevor sie den Bahnhof verlassen (so etwas gibt es etwa an der Traisentalbahn im Bahnhof
Hohenberg noch) .
Ähnliche Unfälle haben sich im vergangenen Jahr immer wieder ereignet. An der
Schneebergbahn etwa hat es vor einigen Jahren innerhalb von zwei Wochen an exakt
derselben Stelle mit jeweils denselben Zügen gleich zweimal schwere Zusammenstöße
gegeben.
Die unterzeichneten Abgeordneten richten aus diesem Grund an den Bundesminister für
Wissenschaft und Verkehr folgende schriftliche
ANFRAGE:
1. Wie lautet der Unfallbericht zum Eisenbahnunglück Perg in Oberösterreich?
2. Wieviele und welche Regionalstrecken der ÖBB werden derzeit durch einen
Zugleitbetrieb betrieben? .
3. Auf welcher dieser Strecke kam es in den letzten 10 Jahren zu Unfällen? Welches war
die konkrete Unfallsursache? Wieviele Verletzte und welcher Gesamtschaden
entstanden im jeweiligen Einzelfall?
4. Welche Alternativen in Richtung mehr Sicherheit beim Zugbetrieb werden vom
Verkehrsministerium bzw. der ÖBB geplant?
5. Welcher konkrete Investitionsbedarf besteht auf welcher Strecke?
6. In welchen konkreten Zeitetappen kommt es zur Erhöhung der Sicherheit des
Zugbetriebes auf welchen konkreten Strecken und mit welchem konkreten
Finanzierungsvolumen im jeweiligen Einzelfall?
7. Die Bahn ist mit Abstand das sicherste Verkehrsmittel. Wie sieht derzeit nach den
Erhebungen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit die Verkehrssicherheit von
Schiene, Straße, Schiff bzw. Flugzeug im Vergleich in Österreich aus?