3158/J XX.GP
der Abgeordneten Martina Gredler und PartnerInnen
an den Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr
betreffend die Vorschläge des Bundesministers zur Verlagerung bestimmter Aus-
bildungszweige von den Universitäten an Fachhochschulen.
In einem Gespräch mit der Tageszeitung „Die Presse“ vom 26.August d.J. über-
raschte der Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr die an hochschulpoliti-
schen Debatten interessierte Öffentlichkeit mit innovativen Reformvorschlägen
bezüglich einer Neuordnung der Hochschullandschaft in Österreich. Demgemäß
sollten an den Universitäten in erster Linie jene Studien bestehen bleiben, „die
nicht zu einer strikten Berufsausbildung, sondern zum Fachwissen auf der Höhe
unserer Zeit führen" (Zitat: Die Presse). So sollten beispielsweise JuristInnen,
VeterinärmedizinerInnen, („im Prinzip auch‘,) HumanmedizinerInnen sowie
LehrerInnen künftig nicht mehr an Universitäten, sondern an Fachhochschulen
ausgebildet werden. Der Bundesminister bezeichnete dies als Anstoß einer
Debatte über eine vernünftige funktionelle Rollenverteilung zwischen
Universitäten und Fachhochschulen.
In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den
Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr folgende
Anfrage
1) Gibt es - über Ihre öffentlichen Äußerungen hinaus - im Bundesministerium
für Wissenschaft und Verkehr Vorüberlegungen, Pläne, Konzepte oder der-
gleichen für eine zukünftige funktionelle Rollenverteilung zwischen
Universitäten und Fachhochschulen?
2) Nach welchen Kriterien soll die Neuverteilung der Studien zwischen Fach-
hochschulen und Universitäten erfolgen?
3) Das zahlenmäßige Verhältnis von Studierenden an Fachhochschulen zu
Studierenden an Universitäten und Hochschulen künstlerischer Richtung
beträgt derzeit ca. 1 zu 70. In welchem Verhältnis sollten Ihrer Meinung nach
in einer nach funktionalen Kriterien geordneten Hochschullandschaft die Zahl
der Studierenden an Fachhochschulen und an Universitäten stehen?
4) In einem Gespräch mit der Tageszeitung „Die Presse“ vertraten Sie die Posi-
tion, daß an den Universitäten in erster Linie jene Studien bestehen bleiben
sollten, die nicht zu einer strikten Berufsausbildung, sondern zum Fachwissen
auf der Höhe unserer Zeit führen“. Bitte geben Sie uns einen Überblick, auf
welche derzeit an österreichischen Universitäten angebotenen Studien dies
Ihrer Meinung nach zutrifft.
5) In welchem Zeithorizont erscheint Ihnen eine Verlagerung von Ausbildungs-
gängen wie Jus, Lehramtsstudien, Veterinärmedizin und Humanmedizin von
den Universitäten an Fachhochschulen realisierbar?
6) Welche budgetären Umschichtungen zwischen Universitäten und Fachhoch-
schulen wären mit einer Verlagerung der obgenannten Studiengänge verbun-
den? Erwarten Sie Einsparungen in nennenswerter Höhe durch eine derartige
Neuordnung der Hochschulstrukturen?
7) Die „funktionale Differenz“ zwischen Universitäten und Fachhochschulen
wird derzeit vom Gesetzgeber bzw. von der Gesetzgeberin u.a. dadurch zum
Ausdruck gebracht, daß Absolventlnnen von Fachhochschulstudiengängen
kein Zugang zu Posten der Verwendungsgruppe A im Bundesdienst
zugestanden wird. Würden Sie bei einer allfälligen Verlagerung des Jus-
Studiums an Fachhochschulen
a) diese „funktionale Differenzierung“ beibehalten und somit - zumindest in
finanzieller Hinsicht zwei Klassen von JuristInnen schaffen,
b) für JuristInnen eine Ausnahme machen,
c) die finanzielle Diskriminierung von FH-AbsolventInnen im Bundesdienst
gänzlich aufheben,
d) einer anderen Lösung den Vorzug geben?
8) Welche Planungen für die finanzielle Weiterentwicklung des Fachhochschul-
sektors über das Jahr 2000 hinaus gibt es unabhängig von der oben ange-
sprochenen „funktionalen Differenzierung“ zwischen Fachhochschulen und
Universitäten?