3404/J XX.GP

 

Anfrage

der Abg. Wenitsch, Koller, Ing. Reichhold, Dr. Krüger

an den Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr

betreffend Kooperation mit dem Wawilow-Institut

Das Wawilow-Institut in St. Petersburg bewahrt Pflanzensorten

aus der ganzen Welt auf, darunter viele, die andernorts bereits

ausgestorben sind. Diese Saat- und Pflanzgutsammlung ist die

älteste Genbank der Welt. Von dort entnehmen US-amerikanische

Saatgutfirmen gratis oder gegen geringe Gebühr resistente oder

atavistische Sorten, um sie weiterzuzüchten und danach gegen

Lizenzgebühr mit großem Gewinn zu vermarkten.

Gegen die Finanzierung von Kühlkammern im Hauptlager des

Wawilow-Institutes im Süden Rußlands haben sich die US-Partner

den Zugriff auf diesen Schatz an Pflanzensorten gesichert.

Erst jetzt bemüht sich der Direktor des Instituts, Dragawzew,

um einen Beitritt in die Internationale Vereinigung zum Schutz

des Sortenrechts, um die Züchtungen russischer Wissenschaftler

ebenfalls patentieren zu lassen.

Österreich hat zwar ebenfalls Saat- und Pflanzgutsammlungen,

doch gibt es beträchtliche Lücken, die sich bei bestehenden

Problemen mit Pflanzenkrankheiten (z.B. Gelbmosaikvirus bei

Kürbis, Scharka-Virose im Obstbau, Miniermotte bei Kastenien,

usw.) unangenehm bemerkbar machen. Man könnte sich viele gen-

technische Manipulationen ersparen, könnte man auf eine aus-

reichende Anzahl an Varietäten alter Sorten, auch aus anderen

Ländern, zurückgreifen.

Eine intensive Kooperation mit dem Wawilow-Institut wäre daher

anzuraten.

Daher richten die unterzeichneten Abgeordneten an den Herrn

Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr die nachstehende

Anfrage:

1. Welche agrarischen Forschungseinrichtungen Österreichs

stehen bereits mit dem Wawilow-Institut, St. Petersburg,

in wissenschaftlichem Kontakt ?

2. Gibt es bereits einen Austausch von Saat- und Pflanzgut ?

Wenn ja: bei welchen Pflanzenarten und -sorten ?

3. Gibt es in Österreich Nachbauversuche mit Saat- und Pflanzgut

aus dem Wawilow-Institut ?

Wenn ja: für welche Pflanzenarten und -sorten ?

4. Wie lautet die Stellungnahme Ihres Ressorts bezüglich einer

Intensivierung der Zusammenarbeit österreichischer Agrar-

forscher mit diesem Institut ?

5. Werden Sie sich bemühen, von diesem Institut für Österreichs

Land- und Forstwirtschaft wichtige Kulturpflanzen, bei denen

in den letzten Jahren Krankheitsprobleme aufgetreten sind,

Saat- und Pflanzgut zu erhalten, mit dem Österreichspezifisch

Weiterzucht betrieben werden kann ?

6. Werden Sie sich bemühen, diese für Österreich wichtigen

Sorten zu ähnlich günstigen Bedingungen vom Wawilow-Institut

zu erhalten, wie dies den US-Saatgutmultis gelungen ist ?