3791/J XX.GP
der Abg. Mag. Trattner, Ing. Meischberger und Kollegen
an den Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr
betreffend „Der Jurist als Alleskönner !„
Die fortschreitende Liberalisierung des europäischen Arbeitsmarktes versetzt
nun auch Österreichs Spitzenjuristen in Alarmstimmung:
Denn während mehrsprachige Spezialausbildungen an „ European Law
Schools „etwa in den Benelux - Ländern bereits der Normalfall sind, ist in der
heimischen Ausbildung die Internationalität nur im Ansatz zu bemerken.
Experten befürchten daher, daß Österreichs Juristen bald nicht mehr
konkurrenzfähig sein werden.
Die Juristen des 21.Jahrhunderts müssen aber vielmehr zu wahren
Alleskönnern ausgebildet werden:
Sie beherrschen mehrere Sprachen, finden sich im europäischen Recht mit
seinen bisher 4385 Richtlinien und 35.411 Verordnungen bestens zurecht, sind
mit modernster Technologie vertraut und haben ausgeprägte soziale und
kommunikative Fähigkeiten.
Um dieses Ziel aber auch nur annähernd erreichen zu können, fordern Sie,
Herr Bundesminister Dr. Einem, daß das „Marschgepäck“ der Juristen leichter
werden muß. Das Jus - Studium soll sich auf „Methodenkompetenz und
Persönlichkeitsentwicklung konzentrieren und daneben wahlweise einen
Kanon von Spezialfächern anbieten.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher an den Herrn Bundesminister
für Wissenschaft und Verkehr folgende
Anfrage
1. Mit welchen legistischen Mitteln wollen Sie, Herr Bundesminister,
versuchen aus den bisherigen Juristen wahre „ Alleskönner“ zu schaffen?
2. Wäre die Ausbildung zu solchen „Allroundkönnern“ nun etwa eine Aufgabe
für spezielle Fächhochschulen, oder könnte dieses Ziel auch an den bisher
dafür vorgesehenen juridischen Fakultäten der einzelnen Universitäten
erreicht werden?
39 Wie steht Ihr Ressort zur Meinung von Justizminister Dr. Michalek, welcher
fordert, daß ein gemeinsamer, breiter Kern an Lehrinhalten für alle Juristen
gewahrt bleiben müsse und der in diesem Zusammenhang von einem „Irrweg"
spricht wenn nur noch reine Zivil - und Europarechtler hervorgebracht
werden?
4. Wie stehen Sie als ressortzuständiges Regierungsmitglied zur Kritik des
Grazer Uni - Rektors Wolf Rauch, welcher sich vehement dagegen ausspricht,
daß Universitäten nur der reinen Berufsausbildung dienen sollen?
5. Mit welchen Argumenten wollen Sie hinkünftig versuchen die verehrte
Rektorenschaft davon zu Überzeugen, daß sich das Jus - Studium den
Erfordernissen der Zeit anzupassen hat und die Universitäten sonst Gefahr
laufen von speziellen Fachhochschulen ausgebootet zu werden?
6. Oder liegt es in Ihrer Intention, daß sich für solche Spezialausbildungen
eben nur Fachhochschulen , aufgrund ihrer speziellen Struktur, am Besten
dafür eignen?