3875/J XX.GP
der Abgeordneten Dr. Brauneder, Dr. Grollitsch, DI Schöggl und Kollegen
an den Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr
betreffend die Studentenbefragung „Schluß mit lustig“ der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH)
Die Österreichische Hochschülerschaft (ÖH) führt zur Zeit unter dem provokanten Motto „Schluß mit
lustig“ eine Befragung unter den Studierenden österreichischer Universitäten durch, um, so die ÖH,
nach „Mißständen an den Unis“ zu suchen. In einem Interview mit der „Presse“ vom 12. März 1998
bezeichnet Wissenschaftsminister Dr. Caspar Einem diese „Evaluierung im Interesse der Studenten“ als
einen „sehr guten Schritt“. In diesem Interview wehrt sich der Wissenschaftsminister auch gegen den
Vorwurf der „Schnüffelei“ und meint, er habe den Universitäten lediglich angeboten ‚„Organisations -
und Betriebsberater“ zur Verfügung zu stellen. Im übrigen betont Minister Einem, „mit der ÖH und
ihren Vertretern durchaus im Gespräch zu etlichen Fragen“ zu sein.
Aus freiheitlicher Sicht erhebt sich die Frage, ob das nunmehr eingestandene Naheverhältnis des
Wissenschaftsministers zu den Studentenfunktionären - und nicht auch zu jenen der Lehrkörper - Kurien
- als ein neuerlicher Anlauf zu werten ist, nach seinem eher glücklosen Versuch ‚geheime
Qualitätskontrollore - vulgo: „Spitzel“ - an die Universitäten zu entsenden, durch entsprechende
Instrumentalisierung der ÖH dasselbe Ziel zu erreichen.
Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an den Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr
folgende
Anfrage
1. Wie wurde Ihr Angebot, den Universitäten „Organisations - und Betriebsberater“ zur Verfügung zu
stellen, von der Rektorenkonferenz und/oder den einzelnen Universitäten aufgenommen?
2. Würden Sie auch ohne Zustimmung der Rektorenkonferenz und/oder der einzelnen Universitäten
an der Entsendung von „Organisations - und Betriebsberatern“ festhalten?
Wenn ja, wie läßt sich dies mit Ihrer Ankündigung vereinbaren, die Entsendung nur in Absprache
mit den Betroffenen durchzuführen?
Wenn nein, betrachten Sie die Fragebogenaktion der ÖH als Ersatz für Ihr ursprüngliches
Vorhaben, „geheime Qualitätskontrollore“ in die Universitäten zu entsenden?
3. Wie stehen Sie als Wissenschaftsminister zur Initiative der ÖH, parallel zur laufenden - durch die
geltende Evaluierungsverordnung gedeckten - Evaluierung der universitären Lehre weitere
Beurteilungen durchzuführen?
4. Deckt sich die unter dem Motto „Schluß mit lustig“ von der Österreichischen Hochschülerschaft
(ÖH) durchgeführte Befragung von Studierenden mit Ihrem ursprünglichen Wunsch einer
zusätzlichen Evaluierung durch Entsendung von geheimen ,‚Qualitätskontrolloren“ an die
Universitäten?
Wenn ja, gibt es Absprachen zwischen Ihnen bzw. Ihrem Ministerium und der ÖH über Art und
Umfang der geplanten Entsendung von „Organisations- und Betriebsberatern“?
Wenn nein, haben Sie vor, solche Gespräche nachzuholen?
5. Halten Sie das von der ÖH der Befragung zugrundegelegte Motto „Schluß mit lustig“, das
offensichtlich einen leichtfertigen Umgang der Professoren mit der ihnen anvertrauten Vermittlung
von Wissen suggerieren soll, für anstößig?
Wenn ja, werden Sie als oberstes Aufsichtsorgan der ÖH dagegen Stellung beziehen?
Wenn nein, warum nicht?
6. Warum haben Sie als Wissenschaftsminister nicht das Einvernehmen mit den Universitäten - und
damit mit sämtlichen Kurien - gesucht?
Anlage konnte nicht gescannt werden !!
7. Inwieferne halten Sie zufolge der Bevorzugung der Studenten-Kurie die gesetzlich fixierte
Mitbestimmungs-Universität für nicht geeignet, ihre Pmbleme selbst zu lösen?
8. Inwieferne ist Ihre Haltung der „Bespitzelung“ bzw. der Bevorzugung nur einer der Universitäts-
Kurien mit der Universitätsautonomie vereinbar?