4401/J XX.GP

 

der Abgeordneten Dr.König, Dr. Gertrude Brinek

und Kollegen

an den Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr

betreffend Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke Berlin - Wien

Die Beantwortung der Anfrage Nr. 3601/J - NR/1998 beruht offenbar auf einem

Mißverständnis und gibt daher Anlaß, die Frage nochmals präzise zu erklären

und zu stellen.

Aus allen bisherigen Studien geht hervor, daß in der EU eine

Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke von Skandinavien über Berlin, die

Tschechische Republik und weiter nach Wien oder Budapest mit

Fortsetzungsmöglichkeit nach Italien diskutiert wird.

Es geht also nicht um die Frage, ob Österreich bereit ist, seine Bahnverbindung

in die Tschechischen Republik, sowohl für den Personen - als auch für den

Güterverkehr auszubauen, sondern ob es gewillt ist, sich am Ausbau einer

Hochgeschwindigkeitsstrecke zu beteiligen.

Eine Nichtbeteiligung hätte zur Folge, daß die Strecke nicht über Wien sondern

über Preßburg und Budapest geführt würde, wofür sich Ungarn sehr engagiert.

Erst vor kurzem hat der Wiener Bürgermeister diese Gefahr einer Umfahrung

Wiens in den Medien aufgezeigt und eine rasche Entscheidung zugunsten Wiens

eingefordert. Diese Entscheidung ist dringlich, unabhängig von dem von Ihnen

angeführten, sonstigen notwendigen Ausbau des Schienenwegs mit den

benachbarten Reformstaaten. Auch die von Ihnen angeführte trilaterale

Vereinbarung der Verkehrsminister Deutschlands, Tschechiens und Österreichs

über den Ausbau der Eisenbahnverbindung Berlin - Prag - Wien kann eine

Entscheidung hinsichtlich des Baus einer Hochgeschwindigkeitsstrecke nicht

ersetzen.

Da im Rahmen der Planung der Transitkorridore in den assoziierten Staaten

auch die Hochgeschwindigkeitsstrecke Berlin - Prag - Preßburg - Budapest

aufscheint, ist der Zusammenhang zwischen den organisatorischen

Koordinationsaufgaben, die sich für Österreich aus der EU - Präsidentschaft

ergeben und der Notwendigkeit einer zeitgerechten Entscheidung für eine

Hochgeschwindigkeitsstrecke Berlin - Wien zur Vermeidung von

Parallelaktivitäten und zur Konzentration der Ressourcen gegeben und steht

durchaus mit den Aufgaben des EU - Vorsitzes, zu koordinieren, im Einklang.

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher an den BM für Wissenschaft und

Verkehr folgende

ANFRAGE:

1. Teilen Sie die Auffassung, daß eine Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke

zwischen Berlin, Dresden, Prag, Brünn und Wien ein wesentlich höheres

Verkehrsaufkommen erwarten läßt, als eine Streckenführung über Preßburg

nach Budapest?

2. Werden Sie dem Wunsch der Wiener Landesregierung, die sich auf einen

klaren Landtagsbeschluß stützt, eine Umfahrung Wiens zu vermeiden, durch

ein Eintreten für eine Hochgeschwindigkeitsstrecke Berlin - Wien im

Rahmen der TEN unterstützen?

3. Wenn ja, welche Maßnahmen sind Sie bereit umgehend zu ergreifen?

4. Ist Ihnen bekannt, daß auch der Berliner Bürgermeister Dr. Diepgen und der

Ministerpräsident von Sachsen Prof. Dr. Biedenkopf eine

Hochgeschwindigkeitsstrecke Berlin - Wien favorisieren?

5. Teilen Sie die Auffassung, daß sich im Hinblick auf die relativ kurze Strecke

von Wien bis zur tschechischen Grenze und dem relativ guten Zustand dieser

Bahnstrecke das Mittelerfordernis für den Ausbau des österreichischen

Teilstückes in Grenzen hält?

6. Werden Sie im Rahmen des österreichischen EU - Vorsitzes Ihrer

Koordinationsfunktion entsprechen, damit es nicht vor einer endgültigen

Entscheidung über die Streckenführung zu einem Einsatz von EU - Mitteln für

das ungarische Alternativprojekt kommt?