4466/J XX.GP
der Abgeordneten Petrovic, Moser, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr
betreffend Verfall der Ghega - Bahn über den Semmering
Unabhängig von künftigen Entscheidungen betreffend den Semmering - Basistunnel bzw die
Vorarbeiten zur Südostspange sollte es ein nationales Anliegen sein, daß die von der
UNESCO als Kulturdenkmal gewürdigte Bahntrasse der Ghega - Bergbahn erhalten, laufend
saniert und modernisiert wird. Dies erscheint nicht nur zur Aufrechterhaltung des
öffentlichen Verkehrs für die Bewohner/innen der Semmering - Gemeinden angezeigt,
sondern auch zur Wahrung der touristischen Interessen einer entwicklungsfähigen
Erholungsregion. Der amtierende Bundeskanzler hat früher in seiner damaligen Funktion als
Verkehrsminister gegenüber der unterfertigten Abgeordneten persönlich erklärt, daß er als
Mitglied des Vereines der Freunde der Ghega - Bahn dafür Sorge tragen werde, daß die
erforderlichen laufenden Investitionen dauerhaft getätigt werden. Nunmehr berichten
Verkehrsexpert/inn/en übereinstimmend von dramatischen Verfallstendenzen bei den
Bauwerken der Ghega - Bahn. Die aufgetretenen Schäden sind auch für bautechnische
Lai/inn/en bereits deutlich erkennbar. Die Viadukte sind an der Oberfläche nicht gegen
Sickerwasser abgedichtet, so daß es zu permanenten Sickerprozessen kommt, die vor allem
bei Temperaturen um den Gefrierpunkt dem Mauerwerk schwer zusetzen. In hochgelagerten
Kurven wären zur Beherrschung der permanenten Belastung durch Fliehkräfte dringend
Abstützungen an der Außenseite notwendig; derartige Maßnahmen unterbleiben jedoch.
Auch die Signalanlagen und Sicherheitsvorkehrungen scheinen nicht mehr dem aktuellen
Stand der Technik zu entsprechen.
Ganz offenbar haben sich Verkehrsministerium und ÖBB ausschließlich auf die
Vorbereitung der Arbeiten zum Semmering - Basistunnel konzentriert und die Bestandstrecke
bereits seit einigen Jahren abgeschrieben. Notwendige Sicherheitinvestitionen zum Schutz
der Anrainer/innen entlang der Bahnstrecke (Unterführungen, Stege, etc) unterblieben
gänzlich.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher
folgende
ANFRAGE:
1. Wieviel wurde in den letzten zehn Jahren in die Erhaltung, Sicherung und
Modernisierung der Ghega - Bahnstrecke zwischen Gloggnitz und Mürzzuschlag
investiert? (Bitte nach Jahren und Art der jeweiligen Investitionsprojekte
aufschlüsseln.)
2. Ist es zutreffend, daß die Viadukte nach oben hin nicht gegen Sickerwasser
abgedichtet sind?
3. Ist es zutreffend, daß Sickerwässer, die im Gemäuer frieren und wieder auftauen, den
Bauten bereits stark zugesetzt haben?
4. Ist es zutreffend, daß Expert/inn/en eine Abstützung der Viadukte an der Außenseite
von Kurven dringend empfohlen haben?
5. Wenn ja, welche Veranlassungen haben Sie bzw die ÖBB getroffen?
6. Wann fand zuletzt eine umfassende Sicherheitsüberprüfung sämtlicher Abschnitte der
Ghega - Bahntrasse, insbesondere der Brücken und Viadukte; statt?
7. Was war das Ergebnis dieser Überprüfung bzw sind Sie bereit, dem Parlament den
Prüfbericht zur Verfügung zu stellen?
8. Wenn nein, warum nicht?
9. In welchen Abständen werden Brücken und Viadukte auf ihre Betriebssicherheit
überprüft und ist es zutreffend daß in den letzten Jahren permanente
Verschlechterungen konstatiert worden sind?
10. Ist es zutreffend, daß in den letzten Jahren keine nennenswerten Investitionen in die
Signal - und Betriebstechnik getätigt worden sind?
11. Wenn ja, wie rechtfertigen Sie dies?
12. Wäre es möglich, durch verbesserte Antriebsaggregate und eine leistungsfähigere
Betriebstechnik die Fahrzeit über den Semmering zu verkürzen?
13. Wie lange wäre die Fahrzeit unter der Annahme der modernsten Traktionsmaschinen
und der aktuellsten Betriebs - und Signaltechnik?
14. Halten Sie den zeitgemäßen Fortbestand der Ghega - Bahntrasse für wichtig zur
Wahrung der Interessen der Region?
15. Wenn ja, welche Konsequenzen ziehen Sie daraus?
16. Wenn nein, wie begründe Sie dies?
17. Die Ghega - Bahntrasse gehört zu den von der UNESCO gewürdigten
Kulturdenkmälern. Sollte ein derart hervorragendes Beispiel für die Pionierzeit der
Eisenbahnen und für die Erschließung der Bergregionen Ihrer Meinung nach nicht von
den österreichischen Bundesbahnen angemessen gewürdigt, erhalten und modernisiert
werden?
18. Wenn ja, werden Sie diesbezüglich mit den Leitungsgremien der ÖBB in Kontakt
treten, um die Verwahrlosung dieses Kulturdenkmales mit einer nach wie vor
aktuellen Verkehrsfunktion zu stoppen?
19. Auch die sonstigen Bahnanlagen, Gebäude Lind die an die Gleise angrenzenden Zonen
befinden sich teilweise in erschreckendem Zustand. Auch wenn hier teilweise keine
akute Gefährdung der Betriebssicherheit gegeben ist, kann es zu einer massiven
Schädigung der touristischen Interessen der Region kommen. Hat das
Verkehrsministerium in diesem Zusammenhang je die Bedeutung der Ghega - Bahn für
den regionalen Tourismus evaluiert?
20. Wenn ja, mit welchem Ergebnis?
21. Wenn nein, warum nicht?
22. Falls Sie den Fortbestand der Ghega - Bahn für erforderlich halten, sollte sie Ihrer
Meinung nach in Zukunft als Museumsbahn oder als modernes Beförderungsmittel
betrieben werden? (Bitte Begründung.)
23. Sind seitens der Bahn - Gemeinden, von Vereinen oder Einzelpersonen Anregewünsche
oder Beschwerden betreffend die Ghega - Bahn in den letzten Jahren an Sie
herangetragen worden?
24. Wenn ja, um welche Anregungen etc handelte es sich und in welcher Art und Weise
sind Sie darauf eingegangen?
25. Haben Sie eine Evaluierung der Bedeutung der Bahn für die angrenzenden Gemeinden
durchführen lassen?
26. Wenn ja, mit welchem Ergebnis?
27. Wenn nein, warum nicht?