4535/J XX.GP
der Abgeordneten Scheibner, Mag. Haupt, Bgdr. Jung, Dr. Ofner, DI Schöggl und
Kollegen
an den Bundesminister für Landesverteidigung
betreffend die Panzerabwehrfähigkeit der Truppen des Bundesheeres
Nach dem Beschluß zur Einnahme der sog. “HG - NEU - NEU” und damit massiver
Umgliederungen und Verkleinerungen bei den Truppen des Heeres, sowie verschiedenen
Beschaffungen im Bereich der Panzerabwehr, als auch einigen zurückgestellten
Beschaffungsvorhaben, stellt sich die Situation bei der Panzerabwehr des Heeres als wenig
befriedigend dar.
Viele Beschaffungsvorhaben harren noch immer ihrer Realisierung, einige wurden gestrichen
und andere unzufriedenstellend umgesetzt. So wurde z.B. bei der Beschaffung des schweren
Panzerabwehrsystems JAGUAR - HOT, bei einer Einsatzschußweite von bis zu 4.000 Meter,
das für dieses Waffensystem entscheidende Wärmebildgerät gestrichen! Die Abkürzung HOT
steht daher bei den Soldaten der Panzertruppe für "Hilflos Ohne Tageslicht”. Die (aktive)
Panzerabwehr des einzelnen Soldaten, in jeder westlichen Armee zum Standard der
Panzerabwehr gehörend, liegt völlig im Argen. Die dafür vorgesehene leichte
Panzerabwehrwaffe PAR - 70, ist aufgrund technischer Mangelerscheinungen, verursacht durch
ihr hohes Alter, nur noch im Einsatz in begrenzten Losen auszugeben, da bei Bedienung der
Waffe Gefahr für Leib und Leben der Soldaten besteht! Ein Ersatz dieser Waffen ist nicht
vorgesehen.
Die von den Folgen der sog. “HG - NEU - NEU” am massivsten getroffene Jägertruppe hat
darüber hinaus, ohne adäquaten Ersatz, die rückstoßfreie Panzerabwehrkanone 66/70
ausscheiden müssen. Die neu zu bildenden territorialen Jägerbataillone sollen nach Plänen der
dafür zuständigen Stellen im BMLV sogar ihre modernste Waffe, die erst vor wenigen Jahren
extra für die Infanterie eingeführte Panzerabwehrlenkwaffen BILL, verlieren. Danach bliebe als
einzige Panzerabwehrwaffe der territorialen Jägerverbände das Panzerabwehrrohr 66/79 Carl -
Gustav” über, das seit Jahren
keiner Kampfwertsteigerung unterzogen wurde.
Darüber hinaus wurde die Anzahl der Kampfpanzerkanonen von 170 auf 114 reduziert. Die
Artillerie wurde bis heute mit keiner panzerbrechenden Munition ausgestattet und die
Fliegerkräfte des Heeres sind völlig unzureichend mit panzerbrechenden Waffen ausgestattet,
da u.a. bis heute keine bewaffneter Hubschrauber bzw. Kampf - oder
Panzerabwehrhubschrauber beschafft wurden.
Insgesamt ist der Grad der Panzerabwehrfähigkeit des Bundesheeres derzeit mehr als
ungenügend und es besteht der Eindruck, daß kein Konzept vorliegt. Daher richten die
unterfertigten Abgeordneten an den Bundesminister für Landesverteidigung folgende
ANFRAGE
1) Existiert nach Auftragserteilung zur Einnahme der sog. "HG - NEU - NEU” ein
dementsprechendes Panzerabwehrkonzept?
Wenn nein, warum nicht?
Wenn ja, wie sieht dieses Konzept konkret aus?
2) Bis zu welchem Jahr können die PAR - 70 voraussichtlich noch eingesetzt werden?
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß eine dieser "Wegwerfwaffen” bei Bedienung eine
Fehlfunktion hat?
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß ein sie bedienender Soldat dabei verwundet wird?
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß ein sie bedienender Soldat dabei getötet wird?
3) Entspricht es den Tatsachen, daß es Pläne für den Ersatz des PAR - 70 gibt?
Wenn ja, wie sehen diese im Konkreten aus und wie weit sind diese
Beschaffungsmaßnahmen fortgeschritten?
Welche Waffe soll in welcher Stückzahl und zu welchen Kosten beschafft werden?
4) Brauchen die in Zukunft vermehrt in verschiedensten Auslandseinsätzen befindlichen
Soldaten des Bundesheeres eine solche Waffe?
Wenn ja, werden sie eine solche erhalten?
Wenn nein, warum nicht?
Wenn nein, verfügen Soldaten anderer Streitkräfte die an den selben Auslandseinsätzen wie
Soldaten des österreichischen Bundesheeres teilnehmen (z.B. SFOR) über solche Waffen?
Welches Ergebnis hat die Überprüfung der NATO im Rahmen der PARP hinsichtlich der
Panzerabwehrfähigkeit der österreichischen Infanterieverbände in diesem Zusammenhang
ergeben?
5) Soll das Panzerabwehrrohr 66/79 CARL -GUSTAV kampfwertgesteigert werden?
Wenn ja, bis wann sollen wieviele CARL - GUSTAV durch welche Maßnahmen
kampfwertgesteigert werden?
Wenn nein, warum nicht?
6) Wieviele der Kanonenjagdpanzer KÜRASSIER wurden in ihrem Kampfwert gesteigert?
Wenn ja, durch welche Maßnahmen?
Welche Kosten sind dabei insgesamt entstanden?
Was soll mit jenen KURASSIER geschehen, die nicht kampfwertgesteigert werden?
7) Entspricht es den Tatsachen, daß der Raketenjagdpanzer JAGUAR über kein
Wärmebildgerät verfügt?
Wenn ja, bis wann wird dieser entscheidende Mangel behoben werden?
Wenn ja, wie hoch wird von den Fachkräften des Heeres der Kampfwert dieses
Schönwetterwaffensystems eingeschätzt?
Wenn nein, wie hoch waren die Kosten für die Anschaffung wievieler Wärmebildgeräte?
8) Entspricht es den Tatsache, daß die Produktion dieser Wärmebildgeräte im Laufe diese
Jahres eingestellt werden soll?
Wenn ja, wann genau stellt die Firma die Produktion ein?
Werden bis dahin, die für die Einsatzfähigkeit diese Waffensystems unabdingbaren
Wärmebildgeräte beschafft werden?
Wenn nein, warum nicht?
9) Welcher Ersatz ist für die, im gesamten Bundesheer ausgegliederten, rückstoßfreien
Panzerabwehrkanonen 66/70 vorgesehen?
10) Wie wirkt sich die Reduzierung der Anzahl an Kampfpanzerkanonen um mehr als 67% auf
die Panzerabwehrfähigkeit des Heeres aus?
11) Verfügt die Artillerie des Bundesheeres über panzerbrechende Artilleriemunition?
Wenn ja, wann wurde diese zu welchen Gesamtkosten beschafft?
Wenn nein, warum nicht?
Wenn ja, ist es geplant eine solche zu beschaffen?
Wenn nein, warum nicht?
12) Wieviele PAL 2000 BILL werden nach Abschluß der Umsetzung der Adaptierung der HG -
NEU aus der Einsatzorganisation ausgegliedert sein?
Welche Verbände der Einsatzorganisation des Bundesheeres sind von dieser Maßnahme
betroffen?
Was soll mit den auszuscheidenden PAL 2000 BILL geschehen?
13) Über welche luftgestützten panzerbrechenden Waffensysteme in welcher Anzahl verfügt
die Fliegerdivision?