4608/J XX.GP

 

Anfrage

der Abg. Mag. Haupt , Marolt

und Kollegen

an die Bundesministerin für Frauenangelegenheiten und

Verbraucherschutz

betreffend Atomtransporte aus Slowenien

Anläßlich des Transports von Atombrennstäben von Italien

nach Deutschland über den Brenner übten FPÖ - Abgeordnete

und Umweltgruppen heftige Kritik an dem mangelhaften

Begleitschutz, der österreichischerseits aus nur einem

Gendarmeriefahrzeug bestand. Die 60 Tonnen in sechs LKW

waren mit Kategorie 3 eingestuft; also mit dem niedrigsten

Gefahrenpotential. Ein Beamter des Innenministeriums

erteilte die Transportgenehmigung und gab bekannt, daß

es seit 1993 vierzehn derartige Transporte gegeben habe,

davon keinen einzigen der Kategorie 1 (Extrabewachung).

In diesem Zusammenhang behauptete der Strahlenschutzsach -

verständige des Landes Kärnten, Dr. Jörg Krischan: “Es gibt

sicher nicht viele solcher Transporte durch unser Land.”

Auch wenn es wohl schon ähnliche Fahrten von und nach Krsko

gegeben haben dürfte: “Davon erfahren wir aufgrund der

Rechtslage nichts.” Er sehe jedenfalls keinen Grund zur

Beunruhigung, ließ er verlauten.

Dem Strahlenschutzsachverständigen des Landes Kärnten dürfte

entgangen sein, daß das Atommül - Zwischenlager des AKW Krsko

seit Jahren aus allen Nähten platzt, die 1982 erbaute Lager -

halle nur für fünf Jahre Betriebsdauer konzipiert ist,

bereits Ende 1996 um 1.169 Fässer mehr gelagert wurden als

es der Kapazität entspricht und ab 1998 ein Trocknungsver -

fahren der Firma Siemens an dem vorhandenen Atommüll erprobt

wird. Kroatien als 50 % - Eigentümer des slowenischen AKW ist

ebenfalls zur Entsorgung von 50 % des Mülls verpflichtet

und hat inzwischen vier Standorte in der Nähe Zagrebs aus -

findig gemacht.

Die Staatssekretärin im Bundesministerium für auswärtige

Angelegenheiten stellte am 9.10.1997 fest, daß Österreich einen

Beitritt Sloweniens zur EU nicht von der Schließung des AKW

Krsko abhängig machen werde. Das Problem von Atomtransporten

oder Atommüllagern wurde anscheinend nicht einmal angedacht.

Daher stellen die unterzeichneten Abgeordneten an die für

Strahlenschutz zuständige Bundesministerin für Frauenange -

legenheiten und Verbraucherschutz die nachstehende

1. Ist Ihrem Ressort bekannt, wieviele Atomtransporte

welcher Kategorie seit 1.1.1996

a) von Krsko nach Österreich,

b) von Krsko durch Österreich,

c) von Österreich nach Krsko,

d) von anderen Staaten durch Österreich nach Krsko

wann stattgefunden haben ?

2. Sollte dies Ihrem Ressort nicht lückenlos bekannt sein:

Ist dieser Informationsmangel

a) auf Informationsunterlassung oder Fehlinformation seitens

aa) slowenischer AKW - Betreiber,

bb) slowenischer Behörden,

cc) österreichischer Behörden, die dem Bundesministerium

für innere Angelegenheiten unterstehen,

dd) österreichischer Behörden, die dem Bundesministerium

für Wissenschaft und Verkehr unterstehen,

ee) Strahlenschutzsachverständiger der Bundesländer,

insbesondere Kärntens,

b) auf Lücken im geltenden Strahlenschutzgesetz (welche ?),

c) auf Lücken im geltenden Umweltrecht (welche ?),

d) auf Lücken im geltenden Transportrecht (welche ?)

e) auf Lücken in zwischenstaatlichen Abkommen (welche ?),

f) auf Lücken in internationalen Abkommen (welche ?)

g) sonstige Ursachen (welche ?)

zurückzuführen ?

3. Was werden Sie unternehmen, um diese Informationsmängel

rasch zu beheben ?

4. Ist Ihrem Ressort bekannt, welche Atomtransporte von und

nach Krsko österreichischerseits mit welchen Kontroll -

und Begleitschutzmaßnahmen versehen werden ?

5. Da bereits Ende 1996 in der 1982 für fünf Jahre konzipierten

Lagerhalle für Atommüll in Krsko um 1.169 Fässer a 210 Liter

mehr eingelagert wurden als es der Kapazität von 11.200

Fässern entspricht:

Können Sie ausschließen, daß alle oder ein Teil der über -

zähligen Fässer

a) nach Österreich,

b) durch Österreich

transportiert wurden ?

6. Können Sie ausschließen, daß von und nach Krsko Atombrenn -

stäbe von oder über Österreich transportiert wurden und

werden ?

7. Was haben Sie angesichts der von äußerst geringem

Risikobewußtsein des Kärntner Strahlenschutzsachverständigen

getragenen Äußerungen, es habe zwar schon Atomtransporte von

und nach Krsko durch Österreich gegeben, es gebe aber sicher

nicht viele solcher Transporte und außerdem erfahren wir

auf Grund der Rechtslage ohnehin nichts, unternommen,

um sowohl das Risikobewußtsein als auch die Arbeits -

motivation solcher österreichischer Verantwortungsträger

entsprechend zu verbessern ?

8. Wie lautet Ihre Ressortstellungnahme im Interesse eines

nicht nur feigenblattmäßigen Strahlenschutzes zu den

Äußerungen der Staatssekretärin im Bundesministerium für

auswärtige Angelegenheiten, daß Österreich den Beitritt

Sloweniens zur EU nicht von der Schließung des AKW Krsko

abhängig machen werde ?

9. Durch welche Maßnahmen stellen Sie sicher, daß Sie vom

Bundesministerium für innere Angelegenheiten und vom

Bundesministerium für Wissenschaft und Verkehr über alle

Atomtransporte durch und nach Österreich informiert werden ?