4823/J XX.GP
ANFRAGE
der Abgeordneten Scheibner, Mag. Haupt, Bgdr. Jung, Dr. Ofner, DI Schöggl
und Kollegen
an den Bundesminister für Landesverteidigung
betreffend die angespannte Situation bei den Hubschrauberstaffeln der Fliegerdivision
Die Situation bei den Luftfahrzeugen der Fliegerdivision des Bundesheeres ist seit längerem
äußerst angespannt. Fast alle in Verwendung befindlichen Hubschraubertypen sind seit vielen
Jahrzehnten im Dienst. Abgesehen von der Frage der Nachbeschaffung eines
Luftraumüberwachungsflugzeuges spitzt sich vor allem bei den Hubschraubern des Heeres,
nicht zuletzt auch aufgrund des letzten tragischen Unfalles, die Situation von Jahr zu Jahr
dramatisch zu.
Völlig aussichtslos scheint die Situation vor allem bei der 2. Staffel des Fliegerregimentes 3,
stationiert in LINZ - HÖRSCHING, zu sein. Diese Staffel verfügt über die seit 1963 im Dienst
stehenden Hubschrauber AGUSTA BELL 204 (AB 204). Bereits außer Dienst gestellt,
wurden insgesamt 8 dieser Hubschrauber 1985 wieder flugklar gemacht. Damals war eine
Nutzungsdauer von weiteren drei Jahren, also bis 1988, geplant. Heute, also 10 Jahre über
dieser Zeit fliegen diese Hubschrauber zum Glück noch immer unfallfrei. Da mit Jahresende
1998 diese Flugzeuge endgültig am absoluten Ende ihres Lebenszykluses stehen, ist fraglich,
wie die damit ausfallende Lufttransportkapazität ersetzt werden soll und was mit dem
Personal dieser Staffel geschehen soll.
Die adaptierte HG - NEU, auch “HG - NEU - NEU” genannt, sieht vor, daß insgesamt vier
Verbände des Einsatzheeres luftbeweglich zu sein haben (ein JgB/6.JgBrig; zwei JgB/7.
JgBrig sowie das Jagdkommando). Zusätzlich dazu fallen den Hubschraubern der
Fliegerdivision weitere wichtige Einsatzaufgaben zu. So sind (Transport - ) Hubschrauber
wichtiger Bestandteil der Verwundetenbergung und - versorgung, nicht weg zu Denken im
modernen Gebirgskampf und notwendig bei der Erfüllung von Versorgungsaufgaben und
als Führungs - , Aufklärungs - und Verbindungsmittel aller Truppen. Für diese Vielzahl an
Verwendungszwecken stehen dem Bundesheer insgesamt lediglich drei
Transporthubschrauberstaffeln zur Verfügung. Spätestens ab dem Jahr 2000 nur noch zwei. es
war bisher schon ein militärisches Rätsel, wie wenige Dutzend Hubschrauber all diese
Einsatzaufgaben erfüllen hätten können.
Es ist für jeden klar ersichtlich, daß es, bei ersatzloser Streichung einer dieser Staffeln,
unmöglich ist, die in diesem Bereich durch die adaptierte HG - NEU vorgegebenen Ziele zu
erreichen. Diese ist daher auch in diesem Bereich als gescheitert zu betrachten.
Die in letzter Zeit stattgefundenen Unfälle mit Hubschraubern des Bundesheeres lassen die
Frage zu, ob der eine oder andere Unfall nicht vermieden hätte werden können bzw. zu
vermeiden sein wird, würde das Bundesheer über zeitgemäße, den Anforderungen eines
modernen Flugbetriebes entsprechende Hubschrauber verfügen. Nicht zuletzt auch deswegen,
da die “Überalterung” des Fluggerätes immer wieder zu Verringerungen der Flugstunden
führt, was vor allem für jüngere Piloten von großem Nachteil ist und sie sowie die
Allgemeinheit gefährden kann. Eine Modernisierung der völlig überalterten
Hubschrauberflotte des Bundesheeres ist in Zukunft aber auch durch die, auf uns
zukommenden nationalen und internationalen Anforderungen dringend geboten.
Die unterfertigten Abgeordneten richten daher in diesem Zusammenhang an den
Bundesminister für Landesverteidigung folgende
Anfrage:
1. Durch welche konkreten Maßnahmen wird das BMLV dem laut Anfragebeantwortung
3305/AB (XX. GP) hohen Stellenwert der Lufttransportfähigkeit des Bundesheeres in der
Einsatzplanung gerecht?
2. Wie sieht der in der Anfragebeantwortung 3305/AB (XX. GP) erwähnte Bedarf an
Transporthubschraubern und Flächenflugzeugen im zehnjährigen Investitionsprogramm
konkret aus?
3. Welches Dispositiv sieht das Einsatzkonzept und die speziellen Konzepte für die
einzelnen Waffengattungen für die unterschiedlichen Einsatzformen als luftbewegliche
Elemente (Luftlandetruppe) vor?
4. Wie viele sogenannte “Lifts” benötigt die Fliegerdivision, um mit allen zur Verfügung
stehenden Hubschraubern eine Luftlandung der Kampfteile (drei JgKp, sKp und tle
StbKp) eines Jägerbataillons durchzuführen?
5. Wie viele sogenannte “Lifts” benötigt die Fliegerdivision, um nach Wegfall der
2.Staffel/Fliegerregiment 3 mit allen dann noch zur Verfügung stehenden Hubschraubern
eine Luftlandung der Kampfteile eines Jägerbataillons durchzuführen?
6. Was soll mit dem Personal der 2.Staffel/Fliegerregiment 3 nach Ausscheiden der AB 204
geschehen?
7. Wie viele Piloten, aufgeschlüsselt nach ihrer Verwendung, haben seit Einnahme der HG -
NEU im Jahre 1995 ihren Dienst quittiert und das Bundesheer verlassen?
8. Wie hoch belaufen sich die Gesamtkosten der Ausbildung dieser Soldaten?
9. Werden die mit spätestens Ende 2000 auszuscheidenden Hubschrauber 204AB ersetzt
werden?
10. Wenn ja, durch welches Fluggerät in welcher Stückzahl?
11. Wenn nein, warum nicht?
12. Bis wann kann, sollte in dieser Angelegenheit eine Entscheidung noch nicht getroffen
worden sein, mit einer solchen gerechnet werden?
13. Wie wird sich die Reduktion der Transporthubschrauberflotte um fast 1/3 des derzeitigen
Standes auf die Erfüllbarkeit der Friedensaufgaben, hier im speziellen auf die zahlreichen
Assistenzleistungen, auswirken?
14. Wie viele in den Bereich der Flugsicherheit gehenden flugbetrieblichen Vorfälle hat es seit
1988 mit den Hubschraubern AB 204 gegeben?
15. Was hat die teuerste Einzelreparatur einer AB 204 seit der Wiederinbetriebnahme im Jahre
1985 gekostet?
16. Was hat die teuerste Grundüberholung einer AB 204 gekostet?
17. Auf welche Summe belaufen sich die Systemkosten pro Stück für ein adäquates
Nachfolgemodel für die AB 204?
18. Auf welche Summe belaufen sich die Systemkosten pro Stück für Hubschrauber der Type
AB 212?
19. Auf welche Summe belaufen sich die Systemkosten pro Stück für Hubschrauber der Type
AB 412?