5340/J XX.GP
ANFRAGE
der Abgeordneten Mag. Ewald Stadler und Kollegen
an den Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr
betreffend politische Propaganda im Internet mit amtlichem oder
zumindest halbamtlichen Anstrich der wissenschaftlichen Arbeit
eines Universitätsinstitutes der Universität Wien.
Im INTERNET findet sich unter http://www.geocities.com/CollegePark/3935/neox.html eine
Web - Seite mit dem Titel: “Neonationalsozialistische Tendenzen in der Ausdrucksweise der
Freiheitlichen”. - Über dem Titel stehen zwei Namen: Bernadette Krammer und Lothar
Ruttner. Hierbei ist unklar, ob es sich um die Verfasser oder die Inhaber der Web - Seite
handelt. Unter dem Titel wird angegeben: “Betreut durch Dr. Manfred Bobrowsky Institut für
Publizistik - und Kommunikationswissenschaften der Universität Wien.”
Auf zusätzlichen Seiten stellt sich Dr. Manfred Bobrowsky mit all seinen Ämtern, die er
an der Universität Wien und am Institut innehat, vor: Er ist demnach Assistenz - Professor,
Mittelbauvertreter, EDV - Beauftragter, Administrator, Technischer Direktor und Webmaster.
Die Art der Präsentation erweckt einen amtlichen oder zumindest halbamtlichen
Charakter, um so mehr als Dr. Bobrowsky auf der Web - Seite auch seine Zimmernummer im
Publizistikinstitut samt Sprechstunde bekannt gibt.
Den Hauptteil dieser Internet - Seite bildet eine 26 Seiten lange Arbeit mit dem bereits
erwähnten Titel ,,Neonationalsozialistische Tendenzen in der Ausdrucksweise der Frei -
heitlichen”.
Es geht aus dieser Arbeit nicht eindeutig hervor, ob Dr. Manfred Bobrowsky Verfasser,
oder Mitverfasser ist oder ob er lediglich für den Inhalt verantwortlich zeichnet.. Einerseits
heißt es eingangs “Betreut durch Dr. Manfred Bobrowsky - Institut für Publizistik - und
Kommunikationswissenschaften der Universität Wien”, anderer - seits sprechen der oder die
Verfasser im Vorwort in der Wir - Form, ohne daß aber ein Auto - renname genannt ist.
Es könnte sich also aus der Sicht eines Betrachters durchaus auch um eine Projekt - oder
Autorengruppe des erwähnten Publizistikinstitutes handeln.
Die Veröffentlichung hat ein erbärmliches wissenschaftliches Niveau, welche in einem
ordentlichen geisteswissenschaftlichen Universitätsinstitut nicht einmal bei Proseminararbei -
ten des ersten Semesters geduldet wird. Die genannte Arbeit verzichtet gänzlich auf
Primärquellen und schöpft aus Sekundärliteratur wie Zeitungsartikeln (wobei der oder die
Autoren in schöner Naivität erklären, daß es ihnen nicht einmal gelungen sei, eine
Originalrede Haiders zu erhalten, weshalb sie aus Zeitungen (in denen Haider - Reden nur
auszugsweise wiedergegeben wurden) zitieren mußten. In der Österreichischen National -
bibliothek liegt beispielsweise die “Neue Freie Zeitung” mit seitenlang abgedruckten Reden
des FPÖ - Obmannes auf, desgleichen
sind die “Stenographischen Protokolle des Nationalra -
tes” über das Internet abrufbar). Es geht auch nicht darum, daß in dieser Arbeit im Tone der
Ernsthaftigkeit folgender Schwachsinn von sich gegeben wird:
“Österreicher als Teil des deutschen Volkes zu betrachten, war ein
Charakteristikum nationalsozialistischer Ideologie.”
Der oder die Verfasser wissen offenbar nicht, daß nach dem 1. Weltkrieg die Republik
Deutschösterreich als Nationalstaat der im geschlossenen deutschen Siedlungsgebiet der
ehemaligen Monarchie wohnenden Deutschösterreicher gegründet wurde. Es ist dem oder den
Autoren auch unbekannt, daß vor dem 2. Weltkrieg sowohl die Sozialdemokratie als auch die
Christlichsozialen die Einwohner Österreichs selbstverständlich als Deutsche betrachteten und
dies auch publizistisch vielfach kund taten. Unabhängig davon widersetzten sie sich allerdings
aus grundsätzlichen und ideologischen Gründen einer Unterwerfung unter den Nationalsozia -
lismus. Dieses Bekenntnis zum Kulturdeutschtum haben auch nach dem Krieg noch
zahlreiche SPÖ - und ÖVP - Politiker betont wie beispielsweise die Bundeskanzler Dr. Alfons
Gorbach, Dr. Bruno Kreisky oder der langjährige Linzer Bürgermeister Dr. Ernst Koref, der
in der NS-Zeit selbst “rassischer Verteufelung” ausgesetzt war und dem man schwerlich auch
nur ansatzweise Sympathien für das NS - Gedankengut unterstellen kann.
Von all dem scheinen der oder die Autoren keine Ahnung zu haben. Nun ist das
Problem mangelnder Bildung zunächst deren eigenes, im gegenständlichen Fall wird aber im
Zuge einer pseudowissenschaftlichen Arbeit vor einem Millionenpublikum weltweit im
INTERNET ein demokratischer österreichischer Politiker als “Neonazi” hingestellt und durch
die Bezeichnung
“Betreut durch Dr. Manfred Bobrowsky Institut für Publizistik- und
Kommunikationswissenschaften der Universität Wien”
kann der Eindruck entstehen, hier handle es sich um eine seriöse wissenschaftliche Arbeit des
Publizistikinstitutes der Universität Wien.
In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundesmini -
ster für Wissenschaft und Verkehr daher folgende
Anfrage:
1.) Handelt es sich bei der genannten Web - Seite um Veröffentlichung des Publizistik -
institutes der Universität Wien ? -
Wenn ja, was werden Sie unternehmen, um solche unter dem Deckmantel der
Wissenschaft erscheinenden Machwerke künftig zu verhindern? -
Wenn nein, werden Sie es künftig unterbinden, daß Dr. Manfred Bobrowsky den
Namen des Universitätsinstitutes so mißverständlich verwendet, daß ein unbefange -
ner Betrachter zur Auffassung gelangen muß, es handle sich hier um eine offizielle
Publikation oder Präsentation des Universitätsinstitutes bzw. dürfen in Zukunft auch
alle anderen
Universitäts - Professoren oder - Assistenten politische
Äußerungen im
INTERNET mit den offiziellen Titeln der Universitätsinstitute versehen, an denen
sie wirken?
2.) Handelt es sich bei der zitierten Arbeit “Neonationalsozialistische Tendenzen in der
Ausdrucksweise der Freiheitlichen” um eine Publikation oder um ein Forschungs -
oder Arbeitsprojekt des “Institutes für Publizistik - und Kommunikationswissen -
schaften der Universität Wien”? -
Wenn nein, werden Sie es unterbinden, daß Dr. Bobrowsky den Namen des
Universitätsinstitutes weiterhin so mißverständlich verwendet, daß man zur
Auffassung kommen kann, es handle sich um eine wissenschaftliche Arbeit des
Universitätsinstitutes ?
3.) Hat Ihr Ministerium die Erstellung der genannten Arbeit ,,Neonationalsozialistische
Tendenzen in der Ausdrucksweise der Freiheitlichen” finanziell unterstützt ? –
Wenn ja, wann, in welcher Höhe und an wen wurden die Mittel ausgeschüttet und
was war die Begründung für die Zuerkennung der Zuwendung?