6394/J XX.GP

 

ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten G.Moser, Freundinnen und Freunde

 

an die Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten

 

betreffend Reform der Lehrlingsausbildung

 

Nach wie vor ist die Situation der Lehrlingsausbildung kritisch und bundesweit reform -

bedürftig. Wegen der gespannten Lage am Lehrstellenmarkt wird vor allem Jugendlichen

mit Handicaps eine adäquate Ausbildung vorenthalten, sodaß sie kaum in den regulären

Arbeitsmarkt einsteigen können und ihnen dadurch eine soziale Integration stark erschwert

wird. Jugendliche ohne österreichische Staatsbürgerschaft scheinen nicht einmal in der

Statistik der Lehrstellensuchenden auf und haben ebenfalls keine Chance, eine qualifizierte

Ausbildung zu absolvieren. Volljährigkeit verschärft ihre Situation durch eine drohende

Abschiebung noch zusätzlich.

 

Für Politik und Wirtschaft ist die Lösung des Lehrlingsproblems eine große

Herausforderung, für die betroffenen Jugendlichen und deren Familien wird dies zur

existentiellen Frage. Aufgrund ihres drastischen Strukturwandels wird die Wirtschaft alleine

die Lehrstellenkrise nicht mehr entschärfen können, weshalb es überlegenswert erscheint,

die Ausbildungsgarantie durch ein zweites Netz der Berufsfachschulen sicherzustellen.

Diese sollen ergänzend wirken und jenen Jugendlichen, die in der Wirtschaft keinen

Lehrplatz finden, aufnehmen.

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

ANFRAGE:

 

1. Werden Sie sich für die verfassungsmäßige Verankerung des Grundrechts auf eine

    Ausbildung bis zur Vollendung des 19. Lebensjahres einsetzen? Wenn nicht, warum

    nicht, wenn ja, in welcher Form und durch welche Vorstöße?

 

2. Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, um das duale Lehrlingsausbildungssystem

    zu erweitern und zu ergänzen? Wie stehen Sie zum Vorschlag eines flächendeckenden

    Netzes an Berufsfachschulen?

 

3. Durch welche Initiativen werden Sie zur Schaffung von Ausbildungsmodellen für

    Jugendliche mit Handicaps beitragen? Welche gibt es derzeit?

 

4. Wie beurteilen Sie den Vorschlag zur Einrichtung eines Ausbildungsfonds zur

    Finanzierung dieser Maßnahmen für benachteiligte Jugendliche, in den jene Betriebe

    einzahlen, die sich weigern, Lehrlinge auszubilden, obwohl sie dazu in der Lage

    wären?

 

5. Wie hoch ist die Anzahl der legal in Österreich lebenden ausländischen Jugendlichen,

    die keine Lehrstelle erhalten (bundesländerspezifisch)? Wie wirkt sich diese Tatsache

    auf die Zukunft dieser Jugendlichen aus?

 

6. Auf welche Weise werden Sie sich für die Integration jener Jugendlichen einsetzen,

    die legal in Österreich leben und aufgrund des Ausländerbeschäftigungsgesetzes keine

    Lehrstelle erhalten?

 

7. Wieviele Lehrstellensuchende (aufgegliedert nach Bundesländern und Geschlecht) gab

    es in den Jahren 1995 - 1998 in Österreich? Wieviele von ihnen haben eine Lehrstelle

    gefunden?

 

8. Welche positiven Auswirkungen der sogenannten „Lehrlingsoffensive“ sind seitens

    Ihres Ressorts feststellbar?