6395/J XX.GP
der Abgeordneten G.Moser, Freundinnen und Freunde
an den Bundesminister für wirtschaftliche Angelegenheiten
betreffend Reform der Lehrlingsausbildung
Nach wie vor ist die Situation der Lehrlingsausbildung kritisch und bundesweit reform
bedürftig. Wegen der gespannten Lage am Lehrstellenmarkt wird vor allem Jugendlichen
mit Handicaps eine adäquate Ausbildung vorenthalten, sodaß sie kaum in den regulären
Arbeitsmarkt einsteigen können und ihnen dadurch eine soziale Integration stark erschwert
wird. Jugendliche ohne österreichische Staatsbürgerschaft scheinen nicht einmal in der
Statistik der Lehrstellensuchenden auf und haben ebenfalls keine Chance, eine qualifizierte
Ausbildung zu absolvieren. Volljährigkeit verschärft ihre Situation durch eine drohende
Abschiebung noch zusätzlich.
Für Politik und Wirtschaft ist die Lösung des Lehrlingsproblems eine große
Herausforderung, für die betroffenen Jugendlichen und deren Familien wird dies zur
existentiellen Frage. Aufgrund ihres drastischen Strukturwandels wird die Wirtschaft alleine
die Lehrstellenkrise nicht mehr entschärfen können, weshalb es überlegenswert erscheint,
die Ausbildungsgarantie durch ein zweites Netz der Berufsfachschulen sicherzustellen.
Diese sollen ergänzend wirken und jenen Jugendlichen, die in der Wirtschaft keinen
Lehrplatz finden, aufnehmen.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. Werden Sie sich für die verfassungsmäßige Verankerung des Grundrechts auf eine
Ausbildung bis zur Vollendung des 19. Lebensjahres einsetzen? Wenn nicht, warum
nicht, wenn ja, in welcher Form und durch welche Vorstöße?
2. Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, um das duale Lehrlingsausbildungssystem
zu erweitern und zu ergänzen? Wie stehen Sie zum Vorschlag eines flächendeckenden
Netzes an Berufsfachschulen?
3. Durch welche Initiativen werden Sie zur Schaffung von Ausbildungsmodellen für
Jugendliche mit Handicaps beitragen? Welche gibt es derzeit?
4. Wie beurteilen Sie den Vorschlag zur Einrichtung eines Ausbildungsfonds zur
Finanzierung dieser
Maßnahmen für benachteiligte Jugendliche, in den jene Betriebe
einzahlen, die sieh weigern, Lehrlinge auszubilden, obwohl sie dazu in der Lage
wären?
5. Wie hoch ist die Anzahl der legal in Österreich lebenden ausländischen Jugendlichen,
die keine Lehrstelle erhalten (bundesländerspezifisch)? Wie wirkt sich diese Tatsache
auf die Zukunft dieser Jugendlichen aus?
6. Auf welche Weise werden Sie sich für die Integration jener Jugendlichen einsetzen,
die legal in Österreich leben und aufgrund des Ausländerbeschäftigungsgesetzes keine
Lehrstelle erhalten?
7. Wieviele Lehrstellensuchende (aufgegliedert nach Bundesländern und Geschlecht) gab
es in den Jahren 1995 - 1998 in Osterreich? Wieviele von ihnen haben eine Lehrstelle
gefunden?
8. Welche positiven Auswirkungen der sogenannten "Lehrlingsoffensive" sind seitens
Ihres Ressorts feststellbar?