6500/J XX.GP
der Abgeordneten Dr. Partik - Pablé
und Kollegen
an die Frau Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten
betreffend fragwürdige Unterrichtsunterlagen des Vereines „Helping Hands“
In Unterrichtsunterlagen des Vereines „Helping Hands" für österreichische Schulen, zu
welchen Sie das Vorwort mit besten Empfehlungen geschrieben haben, scheint u.a. der in der
Beilage als Anleitung für den Schulunterricht angeführte Dialog, mit der Anweisung an die
Unterrichtenden, derartige Rollenspiele auch mit den Schülern durchzuspielen, auf.
In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an die Frau
Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten nachstehende
ANFRAGE:
1) Haben Sie, bevor Sie das Vorwort verfaßt haben, diesen Lernbehelf überhaupt gelesen?
2) Mit welcher Begründung haben Sie diese Unterlage für den Schulunterricht empfohlen
und aus welchen Gründen lassen Sie Unterrichtsunterlagen für Schüler von einem privaten
Verein erstellen?
3) Gibt es mehrere Unterrichtsbehelfe, die von privaten Vereinen gestaltet werden?
Wenn ja, welche?
Nach welchen Kriterien werden die Vereine ausgewählt?
4) Finden Sie es richtig, daß in diesem Lernbehelf Österreicher, im Umgang mit Ausländern
generell als ablehnend und
herablassend dargestellt werden?
5) Finden Sie es richtig, daß österreichische Schulkinder, die im Unterricht eigentlich ihre
Muttersprache perfektionieren sollten, die in den aufgezeigten und zur Nachahmung
empfohlenen Rollenspielen in gebrochenem und schlechtem Deutsch sprechen sollen?
Wenn ja, aus welchem Grund?
Welche Absicht verfolgen Sie, daß sich Österreicher bewußt schlechter ausdrücken sollen
als es ihrem Sprachniveau entspricht?
6) Sind Sie nicht der Ansicht, daß gerade durch die im Lernbehelf gewählte Art der
Darstellung der Österreicher negative Gefühle bei Ausländern geweckt bzw. verstärkt
werden und somit einer friedlichen Integration zuwiderläuft?
Wenn nein, warum nicht?
7) Werden Sie diesen Unterrichtsbehelf weiterhin befürworten?
Wenn ja, warum?
Rollenspiel Wohnungssuche
Ziel: Sensibilität für die Besonderheiten der Kommunikation im Gegensatz zu den
Bedürfnissen des Bewerbers oder der Bewerberin zu entwickeln; sich in die Situa -
tion des anderen hinein versetzen.
Zeit: knapp zehn Minuten für das Rollenspiel, ca. dreißig Minuten für die ansch -
ließende Diskussion.
ROLLENSPIEL 1
Situation: Ein Ausländer/eine Ausländerin kommt zur Wohnungsvermittlung C, weil er/sie
dringend eine Wohnung braucht. Der Bearbeiter/die Bearbeiterin B versucht erst zu
erklären, dass er/sie erst einmal einen Antrag stellen muss.
Vorschlag für einen Text:
B sitzt über Papieren, die er/sie durchsieht. Es klopft an der Türe
6: Herein
Die Türe öffnet sich. Herein tritt vorsichtig der Ausländer, die Ausländerin A.
A: Gutten Tag!
B: (ohne aufzusehen): Grüß Gott!
A: Mein Haus ganz klein. Nix gutt. Ich Zeitung schauen. Telefonieren. Sagen, Wohnung
immer schon weg. Sagen: keine Ausländer.
6: Naja, die Situation ist halt schwer. Haben Sie schon das Formular XZ ausgefüllt?
A: Nix wissen.
6: Du Antrag für Wohnen schreiben? (zeigt auf ein Formular und macht Schreibbewe -
gungen)
A: Nein, nicht machen. Sagen immer keine Wohnung für Ausländer du mir geben?
Große Familie, vier Kinder. Frau immer schimpfen: Warum du nicht finden Wohnung? Ich
versuchen, aber nicht finden.
B: Schon gut. So was hör ich eh jeden Tag... Mir brauchen‘s das nicht alles erzählen, ich
kann eh nichts machen.
A: Du mir geben Haus?
6: Nehmen Sie den Antrag und füllen Sie den aus. Wir tragen Sie dann auf einer Warteli -
ste ein. Das kann aber sehr lange dauern. Vor allem bei so einer großen Familie...
A: Was machen mit Antrag? Meine Haus sehr schlecht. Ich schnell brauchen Haus. Meine
Kind krank. Miete egal. Ich arbeiten. Frau auch. Du mir schnell geben Haus.
B: (die Schriftsprache verlassend, leicht nachäffend) Du Dolmetscher mitbringen, dann
besser verstehen.
A: Wann neues Haus?
6: Erst Antrag stellen, dann warten.
A: Nicht warten! Sofort Haus brauchen! Kind krank. Meine Haus viel klein. Nicht warten!
6: Jaja, ich kann jetzt nichts für Sie tun. Nehmen Sie Ihren Antrag und gehen Sie. Draußen
warten noch andere Leute (wendet sich wieder den Papieren zu).
A: Aber warum nicht geben Haus? Ich immer fleißig arbeiten. Ich immer Zeitung schau -
en. Nicht finden. Du mir geben.
Der Ausländer/die Ausländerin gibt auf, als er/sie sieht, dass es keinen Sinn mehr hat weil
der Beamte /die Beamtin sich nicht mehr um ihn/sie kümmert.
ROLLENSPIEL 2
Eine Vermieterin, die Angst vor Ausländern hat und prinzipiell keine Ausländer mag,
erfährt beim Gespräch, daß Iphigenie, die sich um eine Wohnung bemüht, aus einer
Flüchtlingsfamilie kommt. Wie reagiert sie? Was kann Iphigenie tun?