6643/J XX.GP

 

ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten Dr. Povysil, Dr. Pumberger, Mag. Haupt, Dr. Salzl, Dr. Kurzmann

und Kollegen

an den Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr

 

betreffend: Österreich als Schlußlicht im internationalen Vergleich bei studentischer Ausbildung

und Weiterbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin

 

„Was die studentische Ausbildung und die Weiterbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin anlangt, sind

wir wirklich ein häßliches Schlußlicht im internationalen Vergleich“, bedauert Prof. Dr. Manfred Maier,

Institut für Allgemeinmedizin, Universität Wien.

 

Das Studium ist praxisfern und theorieüberlastet. Die didaktischen Methoden sind völlig überaltert. Der

Student macht eine Prüfung nach der anderen, hakt sie ab und hat zwei Monate später das meiste

vergessen. Ein integriertes Lernen findet nicht statt, ein Verstehen von Zusammenhängen wird dadurch

verhindert. Bei uns ist jeder schon im Studium ein Einzelkämpfer und in der Praxis erst recht.

Effizienter wäre, wenn eine Ordination den ganzen Tag offen hätte und sich einige Ärzte die Aufgaben

teilen. Darüber hinaus ermöglicht eigentlich erst eine Gruppenpraxis sowohl die Teilnahme an

Lehraktivitäten - sprich die Lehrpraxis - als auch an Fortbildungsveranstaltungen. Länder wie z.B.

Holland und England haben auch Schwerpunkt - Forschungspraxen. In diesen Gruppenpraxen wird

vermehrt statistisch gearbeitet, und es laufen Forschungsprojekte, in denen sich zumindest einer der

Ärzte vermehrt engagiert. Das Universitätsstudiengesetz bietet sehr wohl Voraussetzungen, nicht nur

für die studentische Ausbildung. Das Gesetz sieht auch „universitäre Lehrgänge“ zur Weiter - und

Fortbildung der Absolventen vor. Es müssen die an die Universität angeschlossene Lehrpraxen

aufgewertet werden, um eine entsprechende Infrastruktur und ein Ausbildungssystem zu etablieren, wie

das in anderen Ländern schon der Fall ist.

 

Das Studium wird weiter gesetzlich ohne Einschränkung zugänglich sein. Aber später wird eine

Reduktion der Studentenzahlen notwendig. Die Frage ist nur das „Wie“ Das „Wann“ wird kontroversiell

diskutiert z.B. „nach dem 1. Studienjahr, mittels einer summativen Prüfung als Voraussetzung dafür, in

den nächsten Studienabschnitt aufzusteigen. Und hier werden wir uns wohl nach international üblichen

Kriterien richten und einen qualitätsorientierten Schlüssel finden müssen“.

Wir sind das einzige Land, wo überhaupt keine Art der Beschränkung existiert. Vor 10 bis 15 Jahren hat

diese Tatsache international Erstaunen ausgelöst. Mittlerweile ernten wir nur noch schallendes

Gelächter.

 

In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten

 

an den Bundesminister für Wissenschaft und Verkehr

die nachstehende

 

ANFRAGE:

 

1. Wie beurteilen Sie die Qualität des Medizinstudiums?

 

2. Wie beurteilen Sie den Umstand, daß es bei uns nach wie vor fast ausschließlich Einzelpraxen

    gibt?

 

3. Glauben Sie, daß Modelle wie Lehrpraxen, Schwerpunkt - Forschungspraxen je in Österreich

    Realität werden?

4. Wird das Medizinstudium weiter ohne Einschränkung zugänglich sein?

 

5. Wie viele Länder in Europa haben noch einen freien Zugang im Verhältnis Studenten/Universitäten?

 

6. Welche konkreten Vorstellungen haben Sie für eine praxisgerechtere und patientenbezogene

    Ausbildung der Mediziner?