37/JPR XX.GP
ANFRAGE
der Abgeordneten Öllinger, Haidlmayr, Freundinnen und Freunde
an den Präsidenten des Nationalrats
betreffend Organisierung des Freiheitskommerses vom Parlament aus
Die Geschichte des österreichischen Rechtsextremismus nach 1945 ist undenkbar ohne das
vielfältige Wirken der Wiener Burschenschaft “Olympia”. Einer ihrer bekanntesten
Repräsentanten war der mittlerweile verstorbene Gründer des “Ringes Freiheitlicher
Studenten” (RFS), der langjährige Vorsitzende der (verbotenen) “Nationaldemokratischen
Partei” (NDP) und Südtirolterrorist Norbert Burger. Mitglieder der “Olympia” waren
sowohl in das “Bumser” - Unwesen der 60er Jahre in Südtirol als auch in die Aktivitäten der
neonazistischen NDP verstrickt. Ein anderes bekanntes Mitglied der Burschenschaft
“Olympia” ist der FPÖ - Abgeordnete zum Nationalrat Martin Graf, dessen
parlamentarischer Mitarbeiter im Jahr 1996 mit der Vorbereitung des “Festkommers des
Dritten Lagers” in Wien beschäftigt war. Die Vorbereitung des Festkommers wurde vom
Parlamentsklub der Freiheitlichen aus organisiert und die Telephonnummer 40110 - 5842 für
allfällige Rückfragen angegeben. Olympia - Sprecher Mathias Konschill solidarisierte sich
1993 in einem Brief an die rechtsextremen “Fakten” des Horst Jakob Rosenkranz, eines
früheren NDP - Aktivisten, mit dem wegen NS - Wiederbetätigung einsitzenden Gottfried
Küssel. Im Jahr 1989 stellte der Altherren - Vorsitzende der “Olympia” Friedrich Stefan, in
einer Festschrift fest:
“In Österreich stellt der Kampf gegen die sogenannte ‚österreichische Nation‘ eine neue
Form des Volkstumskampfes dar. Die nach 1945 neu propagierten ‚Nation‘ wird als
bewußter und gewollter Gegensatz zur Deutschen Nation verstanden, der mehr als 90 %
aller Österreicher trotz der Einbürgerung vieler fremdvölkischer Menschen in den letzten
Jahren nach wie vor angehören.”
Im Jahre 1991 brachte die Olympia beim Burschentag der Deutschen Burschenschaften in
Eisenach (BRD) einen Antrag ein, in dem es hieß:
“Die Unterwanderung des deutschen Volkes durch Angehörige von fremden Völkern
bedrohte biologische und kulturelle Substanz des deutschen Volkes ... . Das deutsche Volk
ist vor der Unterwanderung seines Volkskörpers durch Ausländer wirksam zu schützen.”
1993 gastierte der Neonazibarde Frank Rennicke auf der Bude der “Olympia” in Wien.
Rennickes Gesänge sind in ihrer Tendenz so eindeutig, daß die Mehrzahl seiner CDs in der
BRD als jugendgefährdet indiziert wurde. Rennicke ist außerdem Aktivist der verbotenen
neonazistischen “Wiking - Jugend”.
1996 übernahm die Olympia neuerlich den Vorsitz im großdeutschen Dachverband
“Deutsche Burschenschaften”, was zu einer Abspaltung gemäßigterer Gruppierungen führte.
Wer die in diesem Dachverband gepflogene Geisteshaltung kennt, weiß, daß es keine leichte
Aufgabe ist, in diesem Milieu - so wie die "Olympia” - als besonders rechtsextrem
aufzufallen.
In dem von D. Heither, M. Gehler, A. Kurth, G. Schäfer herausgegebenen Geschichte der
Burschenschaften unter dem Titel “Blut und Paukboden”, erschienen im Fischerverlag, ist
unter anderem auf Seite 264 festgehalten, daß die Wiener Burschenschaft “Olympia” im
Jahre 1961 wegen terroristischer Aktivitäten ihrer Mitglieder in Südtirol offiziell aufgelöst
wurde. Es ist nicht bekannt, daß diese Entscheidung rückgängig gemacht wurde.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende
ANFRAGE:
1. Ist Ihnen bekannt, daß der Freiheitskommers 1996 vom Parlament aus organisiert
wurde und die Parlamentsnummer 40110 - 5842 als Kontakttelephon angeführt wurde?
2. Halten Sie es für zulässig, daß derartige Aktivitäten rechter Burschenschaften wie der
“Olympia” vom Parlament aus gesetzt werden?
3. Was werden Sie dagegen unternehmen?