Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 116. Sitzung / 86

oberste Position zu stellen, die Kontrolle auszubauen, das Kontrollinstrument zur Hand zu haben und schlußendlich natürlich bei allen Entscheidungen, die anstehen, höchste Transparenz walten zu lassen.

Es ist wichtig, daß die Bevölkerung weiß, worum es geht. Mit Transparenz kann auch Vertrauen geschaffen werden. Denn nur, wo Vertrauen geschaffen werden kann, ist es möglich, daß Produkte, daß Erzeugnisse, daß wissenschaftlicher Kenntnisstand auch akzeptiert werden. (Beifall bei der SPÖ.) Ohne diese Akzeptanz hat Gentechnik oder auch eine andere Technologie keine Garantie - nicht in Österreich, nicht in Europa und auch nicht weltweit. Aber das wollen wir. Wir wollen einen Technologiefortschritt auf Basis von Sicherheit und Vertrauen und vor allen Dingen immer unter Einbeziehung der Bevölkerung. (Beifall bei der SPÖ.)

13.52

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Vielen Dank, Frau Bundesministerin.

Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Schrefel. Restredezeit Ihres Klubs: 5 Minuten. - Bitte, Herr Abgeordneter.

13.52

Abgeordneter Josef Schrefel (ÖVP): Hohes Haus! Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine geschätzten Damen und Herren! Eine neue österreichische Studie hat belegt, daß sich die Österreicherinnen und Österreicher als Zerrissene präsentieren, wenn es um wissenschaftlichen und technischen Fortschritt geht. Demnach ist zwar mehr als die Hälfte der Österreicher dafür, daß man den wissenschaftlichen Fortschritt noch stärker fördern sollte, um mit Hilfe der Wissenschaft die heutigen Probleme überwinden zu können, gleichzeitig aber unterschrieben fast neun von zehn Befragten, man dürfe nicht alles tun, was möglich ist. (Zwischenruf des Abg. Mag. Stadler.)

Die Einstellung der Befragten ist also höchst zwiespältig. Sie denken in dieser Beziehung gerne in Kategorien wie "ein bißchen schwanger". Überzogene Hoffnungen stehen dabei meist übertriebenen Ängsten gegenüber.

Meine Damen und Herren! Die Gentechnik ist ein solch umstrittener Bereich. Ähnlich wie seinerzeit in Deutschland und in der Schweiz hat die Diskussion um die Bio- und Gentechnologie in der Landwirtschaft und im Lebensmittelbereich zu einer starken Polarisierung und schlußendlich zum Gentechnik-Volksbegehren geführt. Sachliche Auseinandersetzungen auf einem der faszinierendsten, wenngleich auch umstrittensten Gebiete der Naturwissenschaften zu führen, ist hierzulande nur sehr schwer möglich.

Wie jede andere Technologie birgt auch die Bio- und Gentechnologie sowohl Chancen als auch Gefahren in sich. Mit den Regelungen, die vom Besonderen Ausschuß initiiert wurden, haben wir in Österreich Rahmenbedingungen geschaffen, die einen segensreichen und gegenüber dem Menschen und der Umwelt verantwortungsvollen Einsatz der Bio- und Gentechnologie ermöglichen.

Die Änderungen im Gentechnikgesetz, die wir heute beschließen werden, gewährleisten die Einhaltung höchstmöglicher Sicherheitsauflagen, die die von den Unterzeichnern des Volksbegehren befürchteten Risken, die jede neue Technologie - so auch diese - mit sich bringt, weitestgehend ausschließen.

Der frühere Wissenschaftsminister Hans Tuppy, ein international anerkannter Biochemiker, hat sich vor kurzem in einem bemerkenswerten Interview mit dem Magazin "Conturen" bemüht, die Relationen, die oft im Verborgenen liegen, auszuleuchten. Er sagt zum Beispiel, daß es das vielzitierte ökologische Gleichgewicht im Sinne von statischem Gleichgewicht, von dem dauernd geredet wird, in dieser Form gar nicht gibt. Vielmehr sei die Ökologie einem ständigen Wandel unterworfen. Fauna und Flora verändern sich Jahr für Jahr ganz erstaunlich. Hunderte neue Arten kommen zustande. Das statische Gleichgewicht - man könnte auch "Stillstand" sagen - ist der Punkt, an dem Entwicklungen enden. Wir wären gar keine Menschen geworden und geblieben - so Tuppy -, wenn wir nicht dauernd verändert hätten.


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