Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 128. Sitzung / 57

Die im Jugendausbildungs-Sicherungsgesetz vorgesehenen Lehrgänge und Lehrlingsstiftungen für Jugendliche, die trotz aller Bemühungen keinen Ausbildungsplatz finden können, können lediglich als das gesehen werden, was sie auch sind: als ein Auffangnetz, quasi als Ultima ratio für alle Fälle. Bei der Errichtung von Auffangnetzen hofft man aber, daß sie nie zum Einsatz kommen - man denke nur an ein Netz unter dem Hochseil. Ich warne daher vor jeder Euphorie. Man kann Lehrplätze auf Dauer nicht kaufen.

Sollten tatsächlich 6 000 der potentiell betroffenen Jugendlichen in zwei Jahren das Auffangnetz nutzen, so berechnen sich die Kosten pro Lehrling und Monat auf 12 000 S bis 18 000 S. Ich meine, daß man mit diesem Geld auch sehr viele echte Lehrplätze in Ausbildungsbetrieben schaffen könnte. Aufgrund der hohen Kosten müssen wir daher alles unternehmen, um doch noch zusätzliche Betriebe zur Ausbildung zu motivieren.

Es scheint mir ein guter Vorschlag der Bundeswirtschaftskammer zu sein, den Einsatz von sogenannten Lehrplatzentwicklern vorzusehen. (Beifall bei der ÖVP.) Diese sollen in die Betriebe gehen und versuchen, neue Lehrplätze zu entwickeln. Solche "lebende Lehrstellenbörsen" sollten der Wirtschaft beratend zur Seite stehen und den Betrieben die Vorteile einer Lehrlingsausbildung entsprechend erläutern.

Ein zweiter positiver Ansatz scheinen mir die Bemühungen des Wirtschaftsministers, neue Lehrberufe zu schaffen. Allein im letzten Jahr ist es gelungen, 31 neue Lehrberufe einzuführen. Berechnungen haben ergeben, daß diese 31 neuen Lehrberufe ungefähr 1 000 neue Lehrstellen schaffen können. Ich meine, das ist der richtige Weg. Er ist gescheit, und im übrigen kostet er nichts.

Die Einführung der Vorlehre bietet vor allem jenen Jugendlichen die Chance einer Ausbildung, die bisher keine Beschäftigung finden konnten. Vor allem lernschwächeren Jugendlichen soll die Chance geboten werden, im Rahmen der Vorlehre einen Abschluß zu erreichen.

Insgesamt ist die Bundesregierung sehr wohl gefordert, durch eine umfassende Informations- und Imagekampagne für die Schaffung von Lehrstellen in der Wirtschaft zu werben. Probleme auf dem Lehrstellenmarkt können auf Dauer - das hat eine Vorrednerin, Frau Kollegin Tichy-Schreder, schon gesagt - nur gemeinsam mit den Unternehmen gelöst werden. Wenn uns dies gelingt, so bleibt der heutige Beschluß das, was er sein soll: ein Fangnetz, das hoffentlich nie zum Tragen kommen wird. (Beifall bei der ÖVP.)

21.07

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Blünegger. 4 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. - Bitte, Herr Abgeordneter.

21.07

Abgeordneter Anton Blünegger (Freiheitliche): Geschätzter Herr Präsident! Hohes Haus! Werte Frau Bundesministerin! Geschätzte Damen und Herren Abgeordnete! Wir Freiheitlichen bekennen uns zum dualen Ausbildungssystem. Das kann ich Frau Kollegin Schaffenrath gegenüber nur immer wieder bestätigen. Auch im Ausschuß haben wir immer wieder gesagt, daß das unsere Linie ist.

Aber wenn wir heute über das Jugendausbildungs-Sicherungsgesetz diskutieren, so glauben wir, daß sich dieser Gesetzestext auf jene Regelungen beschränkt, die unbedingt notwendig sind, damit die zusätzlichen 500 Millionen Schilling zwischen 1998 und dem Jahre 2002 an Beihilfen für die Schaffung von Jugendausbildungsplätzen ausgeschüttet werden können.

Wir erwarten aber wieder rund 36 000 Lehrstellensuchende - und das bei einer Arbeitslosenrate im Ausmaß von 218 891 Arbeitslosen Ende Mai 1998. Das bedeutet gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg um 3,7 Prozent, und das sind um 7 898 Arbeitnehmer mehr, die arbeitslos geworden sind. Dazu kommen noch die Absolventen der berufs- und allgemeinbildenden Schulen sowie Schüler, die wegen des angespannten Arbeitsmarktes freiwillig eine weiterführende Schule besucht haben.


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